Gasanstalt Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen
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Während eines orkanartigen Sturms am 6. Juli 1881 wurde der neuerbauten, 26 Meter hohen Schornstein eingerissen. Der im Gaswerk 1857 in Betrieb genommene Gasbehälter wurde 1896 auf eine größere Speicherfähigkeit umgebaut. 1911 folgte ein dritter Gasbehälter, dessen Fassungsvermögen größer war als das des erste und zweite zusammen. | Während eines orkanartigen Sturms am 6. Juli 1881 wurde der neuerbauten, 26 Meter hohen Schornstein eingerissen. Der im Gaswerk 1857 in Betrieb genommene Gasbehälter wurde 1896 auf eine größere Speicherfähigkeit umgebaut. 1911 folgte ein dritter Gasbehälter, dessen Fassungsvermögen größer war als das des erste und zweite zusammen. | ||
Am 11. Februar 1927 verstarb der Direktor Hans Buhe. Sein Sohn war der NSDAP-Funktionär [[Klaus Buhe]], der ebenfalls in dem Betrieb tätig war. Am 18. Mai 1938 feierte das Gaswerk sein 80-jähriges Bestehen. | Am 11. Februar 1927 verstarb der Direktor Hans Buhe. Sein Sohn war der NSDAP-Funktionär [[Klaus Buhe]], der ebenfalls in dem Betrieb tätig war. Am 18. Mai 1938 feierte das Gaswerk sein 80-jähriges Bestehen. Der Nordhäuser [[Gerhard Florin]], erster Nordhäuser Ritterkreuzträger, war bis zu seiner Einberufung Direktor des Nordhäuser Gaswerkes. Im Juli 1941 kam er als Hauptmann und Bataillons-Kommandeur an die Ostfront. | ||
In vielen Nordhäuser Haushalten stand in der Küche bis nach 1945 eine [[Wikipedia:Grude (Herd)|Grude]]. Dieser Kochherd wurde mit Grus (grobkörniger Kohlestaub) befeuert. Die glühende Asche hielt vorgekochte Speisen warm (wie die Kochkiste unter dem Federbett in den Kriegsjahren). Hergestellt wurden Gruden von der Nordhäuser [[Mabag]]. Kohlengrus konnte sackweise mit dem Bollerwagen von der Gasanstalt abgeholt werden. | In vielen Nordhäuser Haushalten stand in der Küche bis nach 1945 eine [[Wikipedia:Grude (Herd)|Grude]]. Dieser Kochherd wurde mit Grus (grobkörniger Kohlestaub) befeuert. Die glühende Asche hielt vorgekochte Speisen warm (wie die Kochkiste unter dem Federbett in den Kriegsjahren). Hergestellt wurden Gruden von der Nordhäuser [[Mabag]]. Kohlengrus konnte sackweise mit dem Bollerwagen von der Gasanstalt abgeholt werden. |
Version vom 9. April 2021, 06:12 Uhr
Die Gasanstalt Nordhausen befand sich an der Geseniusstraße am Zorgeufer und produzierte zwischen 1856 und 1971.
Geschichte
Im Februar 1856 beabsichtigten einige Bürger, darunter Stadtverordneter Carl Arens, die Bankiers Heinemann Bach und Samuel Frenkel, die Kaufleute Ludwig Salfeldt und Arnold, eine Gasanstalt in Nordhausen zu erbauen. Doch der Plan zerschlug sich zunächst. Am 14. März 1857 schloss die Stadt schließlich einen Vertrag mit der Deutschen Continental-Gasgesellschaft zu Dessau über den Bau einer solchen Anlage. Von Juni bis Dezember wurde die Gasanstalt am rechten Zorgeufer vor dem Siechentor errichtet. Während der Bauarbeiten kam es Anfang Juli 1857 zu Arbeitsniederlegungen und damit zum ersten Streik in der Nordhäuser Geschichte. Innenminister von Westphalen ordnete an: „Gegen die angezeigte Arbeitseinstellung ist mit aller Strenge nach meinem Circular-Erlasse einzuschreiten. Die sofortige Entlassung sämtlicher Schuldigen ist herbeizuführen und mit Ausweisung aller nicht Einheimischen, nicht zur Haft und Anklage gezogenen Teilnehmer zu verfahren.“ (Berlin, 3. Juli 1857)
In der Stadt wurden seit dem 13. Juni 1857 Gasrohre verlegt.
Am 24. September 1867 kam es zur ersten Verlängerung des Vertrages zwischen der Gasanstalt und der Stadtverwaltung auf Lieferung von Gas. 1871 errichtete man einen zweiten Gasbehälter.
Während eines orkanartigen Sturms am 6. Juli 1881 wurde der neuerbauten, 26 Meter hohen Schornstein eingerissen. Der im Gaswerk 1857 in Betrieb genommene Gasbehälter wurde 1896 auf eine größere Speicherfähigkeit umgebaut. 1911 folgte ein dritter Gasbehälter, dessen Fassungsvermögen größer war als das des erste und zweite zusammen.
Am 11. Februar 1927 verstarb der Direktor Hans Buhe. Sein Sohn war der NSDAP-Funktionär Klaus Buhe, der ebenfalls in dem Betrieb tätig war. Am 18. Mai 1938 feierte das Gaswerk sein 80-jähriges Bestehen. Der Nordhäuser Gerhard Florin, erster Nordhäuser Ritterkreuzträger, war bis zu seiner Einberufung Direktor des Nordhäuser Gaswerkes. Im Juli 1941 kam er als Hauptmann und Bataillons-Kommandeur an die Ostfront.
In vielen Nordhäuser Haushalten stand in der Küche bis nach 1945 eine Grude. Dieser Kochherd wurde mit Grus (grobkörniger Kohlestaub) befeuert. Die glühende Asche hielt vorgekochte Speisen warm (wie die Kochkiste unter dem Federbett in den Kriegsjahren). Hergestellt wurden Gruden von der Nordhäuser Mabag. Kohlengrus konnte sackweise mit dem Bollerwagen von der Gasanstalt abgeholt werden.
Während der Luftangriffe auf Nordhausen 1945 wurden das Areal und das Rohrnetz getroffen; die Produktion begann ein Jahr später wieder in beschränktem Umfang.
Im Mai 1958 wurde das 100-jährige Bestehen gefeiert. Das Werk erzeugte allerdings nur noch einen Teil der benötigten Gasmenge. Der Hauptanteil kam durch Fernleitungen aus Mühlhausen.
Am 30. April 1971 kam es zur Einstellung der Gaserzeugung, da Nordhausen ein Jahr zuvor an die Gasfernleitung angeschlossen wurde. Der Ofenblock wurde am 19. Februar 1972 gesprengt, der Schornstein fiel am 13. März.