Das Martinsfest in Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen

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diesem  altheidnischen  Opferfest  wurde  ein  Gebäck,  welches  die  Form  des heiligen,  glückbringenden Hufeisens  des  Wodansrosses  Sleipnir  hatte,  sowie der  gebratene  Lieblingsvogel  Holdas,  die  Gans,  verzehrt.
diesem  altheidnischen  Opferfest  wurde  ein  Gebäck,  welches  die  Form  des heiligen,  glückbringenden Hufeisens  des  Wodansrosses  Sleipnir  hatte,  sowie der  gebratene  Lieblingsvogel  Holdas,  die  Gans,  verzehrt.


Nach  Einführung  des  Cstristentums wurde  das  attheidnische  Herbstdankfest  zum  Martinsfeste;  das  Gebäck  hieß  nun  „Martinshorn“  und  der Braten  der  frischen Hollegans  (Wullegans)  wurde  am  Martinsfeste  angeblich  deshalb verzehrt,  weil  nach  der Legende  die  Schnattergänse  das  Versteck des  heiligen  Martins  verraten  hatten,  als  dieser  Heilige  sich  verkrochen und  versteckt  hatte,  um seienr Wahl und  Weihe  zum  Bischof zu  entgehen.
Nach  Einführung  des  Christentums wurde  das  attheidnische  Herbstdankfest  zum  Martinsfeste;  das  Gebäck  hieß  nun  „Martinshorn“  und  der Braten  der  frischen Hollegans  (Wullegans)  wurde  am  Martinsfeste  angeblich  deshalb verzehrt,  weil  nach  der Legende  die  Schnattergänse  das  Versteck des  heiligen  Martins  verraten  hatten,  als  dieser  Heilige  sich  verkrochen und  versteckt  hatte,  um seienr Wahl und  Weihe  zum  Bischof zu  entgehen.


Überall  im  weiten Erzbistum  Mainz  herrschte  am  Martinsabende Freude  und  Jubel. Zu Ehren  des  Heiligen  erschollen  Loblieder,  die heute  noch nicht  verklungen  sind.  Noch  heute  singt  die Jugend  in  mehreren Orten  des  Thüringerlandes,  wie  schon  in  alter  Zeit:
Überall  im  weiten Erzbistum  Mainz  herrschte  am  Martinsabende Freude  und  Jubel. Zu Ehren  des  Heiligen  erschollen  Loblieder,  die heute  noch nicht  verklungen  sind.  Noch  heute  singt  die Jugend  in  mehreren Orten  des  Thüringerlandes,  wie  schon  in  alter  Zeit:

Version vom 9. November 2018, 17:43 Uhr

Textdaten
Autor: Karl Meyer
Titel: Das Martinsfest in Nordhausen
Untertitel:
aus: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde, 36. Jahrgang
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Erscheinungsdatum: 1903
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Das Martinsfest in Nordhausen
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Das Martinsfest ist schon in alter Zeit in der Stadt Nordhausen gefeiert worden und zwar als das hohe Fest des Schutzheiligen des Erzbistums Mainz, weil Nordhausen wie das ganze Thüringerland zu dieser Erzdiözese gehörte.

Der Schutzpatron des Erzbistums Mainz, der fromme Reitersmann aus Pannonia (Ungarn) und Bischof Martinus von Tours, ist nach der Ansicht der Mythologen bei Einführung des Christentums an die Stelle Wodans, des Götterkönigs der heidnischen Deutschen, getreten. Zu Ehren Wodans und seiner Gemahlin Freia (Holda) wurde im November das große Herbstdankopfer für den Segen der Viehzucht dargebracht. Bei diesem altheidnischen Opferfest wurde ein Gebäck, welches die Form des heiligen, glückbringenden Hufeisens des Wodansrosses Sleipnir hatte, sowie der gebratene Lieblingsvogel Holdas, die Gans, verzehrt.

Nach Einführung des Christentums wurde das attheidnische Herbstdankfest zum Martinsfeste; das Gebäck hieß nun „Martinshorn“ und der Braten der frischen Hollegans (Wullegans) wurde am Martinsfeste angeblich deshalb verzehrt, weil nach der Legende die Schnattergänse das Versteck des heiligen Martins verraten hatten, als dieser Heilige sich verkrochen und versteckt hatte, um seienr Wahl und Weihe zum Bischof zu entgehen.

Überall im weiten Erzbistum Mainz herrschte am Martinsabende Freude und Jubel. Zu Ehren des Heiligen erschollen Loblieder, die heute noch nicht verklungen sind. Noch heute singt die Jugend in mehreren Orten des Thüringerlandes, wie schon in alter Zeit:

Martin, Martin ist ein braver Mann!
Zündet hunderttausend Lichter an,
Damit er im Himmel sehen kann,
Was er auf Erden hat getan!“

Überall im Erzbistum Mainz, aber besonders auch in dem zu ihm gehörigen Thüringen, wurde am Martinsabend (d. h. am Vorabende des Festes) die gebratene Martinsgans beim Scheine der Martinslichter verzehrt, auch in unserer Stadt. Nach dem im Jahre 1322 geschriebenen Zins- und Lehensbuche des Nordhäuser Domstifts aßen die Domherren die Martinsgans beim Scheine der Martinslichter, zu welchen der Domküster von seiner in der Nordhäuser Stadtflur (im Töpferfelde nach der Windlücke hin liegenden Küsterhufe 2 Pund Wachs zu liefern hatte („„lI talent. cere ad Candelas apud Aucam“), wovon später die Hufe den Namen „die Lichthufe“ trug. Aber nicht nur die Domherren ergötzten sich am Martinsgänsebraten; auch für die Chorsänger (Chorschüler), und Getreuen (Diener) des Domstifts wurde eine Martinsfeier mit Gänsebraten veranstaltet, und auch bei diesem Festmahle brannten auf der Festtafel 2 Martinslichter, die gewiß nicht klein waren, da zu ihnen der Erlös von 1 Marktscheffel (= 12 Scheffel) Gerste zu verwenden war (ad II candelas compararıdas, que stant propc Aucam). Dieser Marktscheffel Gerste war zu liefern von 2 in der Flur der Nachbarstadt Frankenhausen gelegenen Domstiftshufen. Es ist als sicher anzunehmen, daß auch die Bürger der Stadt Nordhausen damals schon die Martinsgans beim festlichen Scheine der Martinslichter verzehrt haben, wie sie es noch heute tun. Weil die Martinsgans beim Scheine der Martinslichter gegessen wurde, hieß dieselbe auch „die Lichtgans " . Nach dem Innungsbriefe der Nordhäuser Schneidergesellen vom Jahr 1654 aßen die Schneidergesellen und -jungen „die Lichtgans" am Martinsabende in fröhlicher Zusammenkunft. Der Martinsgansfestschmaus findet heute noch wie in alter Zeit am Heiligenabende (d. h. am Vorabende) des auf den 11. November fallenden Martinsfestes statt. Seit Einführung der Reformation wird das uralte Martinsfest als Geburtstag Dr. Martin Luthers gefeiert, der seinen Vornamen Martin deshalb erhalten hat, weil er am Martinstage (11. November) 1483 in der St. Petrikirche zu Eisleben getauft worden ist.