Saarländer in Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen
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Zunächst kamen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges westdeutsche Mitbürger von der Mosel und dem Saarland in die Stadt und auf das Land, um Schutz vor kriegerischen Handlungen zu finden. Bereits 1939 nach der Kriegserklärung zogen "Evakuierte" aus Oberbillig/Mosel von der Deutsch-Luxemburgischen Grenze und dem Saarland nach Nordhausen. Mehrere Frauen mit Kindern wurden in beschlagnahmte Zimmer in Wohnungen der Meyenburgstraße und der Osterstraße (heute A.-Puschkinstraße) einquartiert. Mit dem Ende des "Sitzkrieges (Drole de Guerre)" und der schnellen Eroberung Frankreichs kehrten sie 1940 in die Heimat zurück. Mit Beginn der Bombardierungen Berlins und Peenemündes 1943 belegten "Ausgebombte" und "Evakuierte" Zimmer in Stadt und Land Nordhausen. Mit dem Vorrücken der Sowjets seit 1944 kamen immer mehr "Ost-Flüchtlinge". Die Karteien der Wohnraum-Bewirtschaftung in der Nordhäuser Stadtverwaltung überlebten eine Vernichtung auf Befehl des Oberbürgermeisters Herbert Meyer und die Bombenangriffe im April 1945. Die Karteien erlaubten pflichtbewussten Verwaltungs-Kräften ab dem 4. April 1945 Wohnraumzuweisungen an Ausgebombte, KZ-Häftlinge, Alliierte Kriegsgefangene und Ost-Flüchtlinge nach folgenden Richtlinien: Pro Zimmer mehrere verwandte Erwachsene mit verwandten Minderjährigen oder mehrere nicht verwandte Erwachsene ohne Minderjährige. In einer 5-Zimmer-Wohnung in der Meyenburgstraße 13 lebten etwa ab 7. April 1945 fünf Erwachsene der Obsthändler - Familie Rätsch, die Postbetriebs-Assistentin Fräulein Beckhof, ein Fräulein Stöhr, zwei Erwachsene der Familie Rudloff mit ihrem minderjährigen Sohn sowie in der Dachkammer der Rüstungsforscher Dr. Rudolf Hermann aus Peenmünde, insgesamt 11 Personen. Sie benutzten gemeinsam die mit Kohle-Grus beheizte Küche, ein Badezimmer mit Kaltwasser-Dusche und WC sowie ein WC am Wohnungseingang. | Zunächst kamen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges westdeutsche Mitbürger von der Mosel und dem Saarland in die Stadt und auf das Land, um Schutz vor kriegerischen Handlungen zu finden. Bereits 1939 nach der Kriegserklärung zogen "Evakuierte" aus Oberbillig/Mosel von der Deutsch-Luxemburgischen Grenze und dem Saarland nach Nordhausen. Mehrere Frauen mit Kindern wurden in beschlagnahmte Zimmer in Wohnungen der Meyenburgstraße und der Osterstraße (heute A.-Puschkinstraße) einquartiert. Mit dem Ende des "Sitzkrieges (Drole de Guerre)" und der schnellen Eroberung Frankreichs kehrten sie 1940 in die Heimat zurück. Mit Beginn der Bombardierungen Berlins und Peenemündes 1943 belegten "Ausgebombte" und "Evakuierte" Zimmer in Stadt und Land Nordhausen. Mit dem Vorrücken der Sowjets seit 1944 kamen immer mehr "Ost-Flüchtlinge". Die Karteien der Wohnraum-Bewirtschaftung in der Nordhäuser Stadtverwaltung überlebten eine Vernichtung auf Befehl des Oberbürgermeisters Herbert Meyer und die Bombenangriffe im April 1945. Die Karteien erlaubten pflichtbewussten Verwaltungs-Kräften ab dem 4. April 1945 Wohnraumzuweisungen an Ausgebombte, KZ-Häftlinge, Alliierte Kriegsgefangene und Ost-Flüchtlinge nach folgenden Richtlinien: Pro Zimmer mehrere verwandte Erwachsene mit verwandten Minderjährigen oder mehrere nicht verwandte Erwachsene ohne Minderjährige. In einer 5-Zimmer-Wohnung in der Meyenburgstraße 13 lebten etwa ab 7. April 1945 fünf Erwachsene der Obsthändler - Familie Rätsch, die Postbetriebs-Assistentin Fräulein Beckhof, ein Fräulein Stöhr, zwei Erwachsene der Familie Rudloff mit ihrem minderjährigen Sohn sowie in der Dachkammer der Rüstungsforscher Dr. Rudolf Hermann aus Peenmünde, insgesamt 11 Personen. Sie benutzten gemeinsam die mit Kohle-Grus beheizte Küche, ein Badezimmer mit Kaltwasser-Dusche und WC sowie ein WC mit Kaltwasser- Handwaschbecken am Wohnungseingang. | ||
Regionalgeschichte''. In: ''[[Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (3/2013)]]'', ''[[Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (4/2013)|(4/2013)]]'', ''[[Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (1/2014)|(1/2014)]]'',''[[jost-Dieter Rudloff, Erinnerungen an die Meyenburgstraße in Nordhausen - 1938 bis 1945'' | Regionalgeschichte''. In: ''[[Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (3/2013)]]'', ''[[Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (4/2013)|(4/2013)]]'', ''[[Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (1/2014)|(1/2014)]]'',''[[jost-Dieter Rudloff, Erinnerungen an die Meyenburgstraße in Nordhausen - 1938 bis 1945'' |
Version vom 16. Juni 2024, 11:21 Uhr
Zunächst kamen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges westdeutsche Mitbürger von der Mosel und dem Saarland in die Stadt und auf das Land, um Schutz vor kriegerischen Handlungen zu finden. Bereits 1939 nach der Kriegserklärung zogen "Evakuierte" aus Oberbillig/Mosel von der Deutsch-Luxemburgischen Grenze und dem Saarland nach Nordhausen. Mehrere Frauen mit Kindern wurden in beschlagnahmte Zimmer in Wohnungen der Meyenburgstraße und der Osterstraße (heute A.-Puschkinstraße) einquartiert. Mit dem Ende des "Sitzkrieges (Drole de Guerre)" und der schnellen Eroberung Frankreichs kehrten sie 1940 in die Heimat zurück. Mit Beginn der Bombardierungen Berlins und Peenemündes 1943 belegten "Ausgebombte" und "Evakuierte" Zimmer in Stadt und Land Nordhausen. Mit dem Vorrücken der Sowjets seit 1944 kamen immer mehr "Ost-Flüchtlinge". Die Karteien der Wohnraum-Bewirtschaftung in der Nordhäuser Stadtverwaltung überlebten eine Vernichtung auf Befehl des Oberbürgermeisters Herbert Meyer und die Bombenangriffe im April 1945. Die Karteien erlaubten pflichtbewussten Verwaltungs-Kräften ab dem 4. April 1945 Wohnraumzuweisungen an Ausgebombte, KZ-Häftlinge, Alliierte Kriegsgefangene und Ost-Flüchtlinge nach folgenden Richtlinien: Pro Zimmer mehrere verwandte Erwachsene mit verwandten Minderjährigen oder mehrere nicht verwandte Erwachsene ohne Minderjährige. In einer 5-Zimmer-Wohnung in der Meyenburgstraße 13 lebten etwa ab 7. April 1945 fünf Erwachsene der Obsthändler - Familie Rätsch, die Postbetriebs-Assistentin Fräulein Beckhof, ein Fräulein Stöhr, zwei Erwachsene der Familie Rudloff mit ihrem minderjährigen Sohn sowie in der Dachkammer der Rüstungsforscher Dr. Rudolf Hermann aus Peenmünde, insgesamt 11 Personen. Sie benutzten gemeinsam die mit Kohle-Grus beheizte Küche, ein Badezimmer mit Kaltwasser-Dusche und WC sowie ein WC mit Kaltwasser- Handwaschbecken am Wohnungseingang.
Regionalgeschichte. In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (3/2013), (4/2013), (1/2014),[[jost-Dieter Rudloff, Erinnerungen an die Meyenburgstraße in Nordhausen - 1938 bis 1945
Literatur
- Hans-Jürgen Grönke, Albert Schönwetter: Saarländer in Nordhausen – ein fast vergessenes Kapitel der Regionalgeschichte. In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (3/2013), (4/2013), (1/2014).