Nordhieser Schnurren: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 3. Februar 2013, 10:06 Uhr

Textdaten
Autor: Karl Meyer
Titel: Nordhieser Schnurren
Untertitel: heitere Geschichten und Gedichte in Nordhieser Mundoort
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: um 1900
Verlag:
Drucker:
Erscheinungsort: Nordhausen
Quelle:
Kurzbeschreibung:
Digitalisat: {{{DIGITALISAT}}}
Eintrag in der GND: [1]
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Editionsrichtlinien:
  • Als Grundlage dienen die NordhausenWiki:Editionsrichtlinien.
  • Zur Bearbeitung wurde auch die Neuausgabe Nordhieser Schnurren (1991, Wartberg-Verlag), hrsg. und bearb. von Fritz Schmalz, herangezogen.
  • Sperrschrift wird kursiv wiedergegeben. An einigen Stellen wird sie auch ignoriert.
  • Das lange s ( ſ ) wird zum runden s ( s ) transkribiert.

1. De Geschichte von Fraeßhann.

[5]      In Napperdorfe Nädderdingeskärchen hatte in Hungerjohre 1847 aen Buuer aen Knaecht, daer huß Hanne; das war aen färchterlicher Fraeßsack, un he diente sinn Härm mant ims liebe Brut. Genungsmools kaambs veer, daß Hanne nach d’n Schwinskartiffelchen gierte un sinn Muul dmooch schpitzte. Sin Maagen schpeel-te immer Solo un knurrte. Waenn Hanne Fraeßbares sahk, do laebberte he demooch, uns Wasser liefen in Mule zesammen. Magen und Schlunk waren bi Hann aen Linzchen zu grüß gerooten. M’ verzehlte sich, sinne Mutter hette ehn in sinn Kingerjohren aen Kluß ins Bettuch gewickelt und als Zullepen odder Nootsch gegaeben. - Do geschaks einstmools, daß der Buuer, Hannen sin Härre, nach Nord-huusen met aenner Ladunge Korne fuhr. Wie he bie sinn Brännhärm obgeladen hatte, fraaten daer, ob he au schunt von daen grüßen Haechte gehiert hette, daer bie dr Rudebricken gefangen wörre und dissen Oobend von aen Kunvievchen von Laeckerschnuußen waeggelaeckt waere sollte. Dr Buuer saate: Nei, von daen Un-getierze hah iche nach nischt gehiert; äbbrigens wärds jo woll au nich su grüß siee, wie der Wallfisch von Askelun, aber aangucke will ich mich das Beist dachemool. - Wie gesaat, su getonn. Wie dr Buuer in dn Lurbeerbaum kaamb un dn Fisch sahk, saate he: Das sali aen grußer Fisch siee? No, daen muffelt min Hanne, das äs min Knaecht, uffemool nunger un guckt sich au demoochten nach imme. Das hierten zwei dicke Schlepse, die derbie saßen, die fuuchten de Backen uff un kaakten dn Buuer aan un saaten: Das äs nich wohr, das glauben mie nich. Wullme daenn villichte im 50 Taler wette, die oolen Grußrachens? Jo, sahten die, un machten de Wette feste un plapperten’s Gaeld uff un dr Buuer machtes nooch. Dr Buuer preschte nune met sinn Himpels heime und fraate sinne Fraue: Du Rieke. was haht die daenn zun Mittagsbrute gehatt? - Tiewichen, saate se, su gruß wie aen [6-7] kleiner Kingerkopp; de meisten hät aber Hanne gefraessen; ich glaube ganz gewiß: aen schticker aachte. - Dr Buuer krehlte: Hanne, kumm mool haer un schpanne de Pfaere värdn Korbwagen un zick dich au en Meelichen aan un friß nischt meh; hiete Oobend satt de dich mool ganz omdig voll geschtoppe. Nu jo, saate Hanne, waenns mant wohr wärd. Noochdem satzten se sich alle zweibeide, dr Buuer un Hanne, uff dn Wagen un de Kracken mutten wädder nach Nordhuusen zu pussele. Hinger Krimderode hierte uffemool dr Buuer hinger sich was geschmaetze; su warsch, als waenn aen Fickelchen an Trooge schtenne. Hanne, du Prullemes, Schlappbanst, was koueste daenn do? Hanne saate: Härre, ich hah mich uus Feersorge nach dröi koole Tiewichen biegeschtackt, de frische Luft die zehrt su. Das hatte dr Buuer saelleber genungsmools behaupt, he war auch daesserwaegen schtille, he wußte jo au, daß he sich uff Hann’n verlooße kunnte. S Oobends ging nune in Lurbeerbaume de Fraesseröi lus; aenne ganze grüße Gesellschaft von daen aangesiehnsten nordhieschen Gaeldsecken hatte sich zun Zusiehn ingefungen. Hanne putzte ein Porzjeenichen nach dn annem waeg, su manierlich un so unverdrossen, daßes aenne wahre Lust war aanzesiehn. Daen Härms aber bläbb Muul un Nasen uffene schtieh und se warn ganz raagehart äbber Hann, dn Haifisch von Nädderdingeskärchen. Endlich traat aenne grüße Generalpause in; Hanne, der ganz uffgeriemet geworm war, kraakelte dn Kaellnaer aan, he sollte sinne Schpazierhelzerchens aen Lienzchen mieh in Linksim setze un nach was brenge. Dr Kaellnaer war aber au nich fuul un saate: Du ooler Waerwollef, dr Fisch äs jo schunt alle; s gitt nich aen Fiemichen mieh. - Siehte, Härre, ich hah dach Raecht gehatt, saate Hanne, un machte aen Gesichte, wie waenn ehn de Hinner das Brut genummen hetten. Sinne Freide uffs Vollschtoppen war in de Brichche gegangen. Einer von daen dicken Härms aber huul sich dn Buchch vär Lachen un saate: Hanne, was nach faehlt, bezahle iche; was witte daenn nachch? Do winschte sich Hanne nach aen raechten Runksen Brut un aen tichtges Schticke Magenzippel. Das satte hah. Un su geschahks. Wie Hanne das nach waeggepeekert un ninngewörget hatte, do mutte he, was bie sinn Laebzieten nach nich passiert war, dn ingerschten Knupp an sinner Westen uff 5 Minietchen uffgeknippe, weilsen aen ganz klein Meelichen drickte. Alle aber kaakten: Hanne, su was hahn mie nach nich gesiehn, su was kann kein Annerer geleiste, du bäst aen Mordskaerrel! Dr Buuer schträch fletschening sinne zwei mool 50 Taler in un saate: „Gute Nacht!“ un schtaebbel-te sich graetschening uff dn Treet, bis Hanne veergefahren kaamb. Noochdem fummelte dr Buur in sinner Westenficken rimm un broochte nach aenner Wielen endlich aen Zweigutesgreschending ruus und gabs Hann’n un saate su von ubenerunger: „Do, Hanne, tuck dich dissen Oobend au mool was ze gute!“

2. Das Därchundärchguckeglass.

     Bien Schliefenraat hatte aen Härre sinne Brilln zun Rampterieren gebroocht, weil he druus aen Guckeglass verloren hatte. S war korz väm Mittagesbrute, als he wädder kaamb un sin Naasenklemmer lange wullte. Do he aber nach nich fertig war saate der Schliefenmeister, he solle aen Linzchen woorte, he wulltes Glass gliech ninngesetze, s Obbschliefen duure jo nich lange. Nei, saate dr Härre, minne Frau hät hiete min Liebgerichte gekocht: Kartiffelchens, Purree un Grippchens -un do därf ich keine Minuten zu spiete kumme, sinsten nimmetses äbbel. Ich will libber noochdem s Maechen schicke. No, jo s äs gut, saate der Schliefenrat, se sali do färtig siee. Wie nune nach dn Mittagesbrute s Dienstmaechen kaamb, war de Brilln färtig. S schtand aber do uffen Tische aen schriege geschtelltes Mikroskop, un su aen Guckeglass hatte Karline nach nich gesiehn. Se fraate daesserwaegen, was daenn das fär aen Guckeglass wörre. Dr Meister saate: Maechen, das äs eins von dn nöiesten Glessem, wudermet me de Liete därch un därch gegucke kann. Karoline fung aan ze fletschen un saate su raecht unverschaemet drieste: Das glaube ich nich. Se machen gewiß au mant Schpaaß. Dr Schliefenrat machte aber aen siehre aemst-haftges Gesichte un saate: „Schlocke mool dn Mantel vonanner un schtiehk aen Meelichen schtille. Karline tats un dr Meister guckte därchs Glass, das he uff Karlin’n gerichtet hatte, un saate: „Kartuffeln - Purree - [8] Gruppen!“ Wie das Karline hierte, schluhkse schnaellichen dn Mantel zesammen, packte de Brilln und flitzte zr Teere nuus.

3. Menschenfrindlichkeit.

     Dr oole Gesellschaftsdiener H. war grüß, an greßten fiehlte he sich aber, waenn he dn Schwalwenschwanz (Frack) aane hatte un de Särwijetten ungern Orme un de Brootenschissel un s Sooßenteppchen in dn Hengen. Eimool äbbertraf he sich aber saelleber: s war grußes Faestaessen in dr Looschen un H. ging de Riege rim un pressentierte Brooten un Sooßen. Als he gerade zu aen Härm, daer hiete Oobend sin nöien Rock zum erschten Moole anne hatte, trat, quutschte de Sooßen ußen Teppchen un schprang uff dn Härm sinn noien Brootenrock. Wie dr Bequutschte nune das Muul uffräß un aen Donnerwaetter luslooße wullte, kloppte ehn H. uff de Schull’r un saate su raecht menschenfrindlich: s schadd jo nischt, gaehn se sich mant zefreeden, mie hahn jo nach miehe von daer Sorten Sooßen! Do bläbb dn Hräm dach s Muul uffene schtieh und he broochte kenn Mux ruus.

4. S Mällichmaechen von Himmelgoorten.

     S war aen raecht schiener Maimorgen, als das Mällichmaechen von Himmelgoorten met ehren Eselsfuhrwaerke zun Taschenbaerge nunger fuhr. Su Mitte Waeges begaegente ehr Härr Isenbaergk, daen se ganz gut kannte, weil he eftersch in de Suuremällich uff dn Himmelgoorten nuus un zun Biere uff de Kuckucksmilln kaamb. Wie nune Härr Isenbaergk su gaegen se kaamb, saate Guste su raecht frindlich un fletschte ehre wissen Zehne: Gun Morgen, Härr Isenbaergk! - Härr Isenbaergk antwortte: Sehen Dank, min hebsches Maechelchen. Du bäst jo hiete zu frindlich, du häst gewiß gestern Oobend su aen raecht faetten Kuß von dinn Schatze gaebe looße. Guste saate: Härr Isenbaergk, wärd me daenn von aenn Kusse fär den ganzen Tagk lustig? - Je fröilich, min Maechelchen! - Do meinte Guste un traat su aen paar Schritte naehcher un saate su raecht zutrouilich zu den Oolen: Härr Isenbaergk [9] do kinnten se mich mool su aen raecht grüßen Gefalln getue. Wörmse woll su gut? - Je fröilich, min hebsches Maechelchen, sacks mant drieste ruus. (Dr Oole doochte, se wullte von ehn aen tichtgen Kuß hah un ehn luuf schunts Wasser in Muule zesammen.) Do saate Guste: No, do gaehn se mool su aen raechten tichtgen Kuß minn Esel, daer äs schunt dn ganzen Tagk su truurig gewaesen. Waer aber do anfung ze fluchen un ze waettem äbber de Itschken un Schandhexen, das bruueht me woll nich nachch uusdricklich zu saan.

5. Von gehaerzten Wasserschtaender.

     Aen jungker Kichendraguner, daer erseht siet korzen in dr Schtadt war un nachch kenn raechten Bescheid met dr Wasserleitunge wußte, wullte Wasser lange De Leitunge war aber obgeschtellt. Wie nune das Maechen dn Hahn uff-schrobb, do bruustes woll, aber s kaamb kein Wasser. De Jungfer beguckte sich nune dn Schtaender von allen Sieten, kunnte aber nicht waeggekriee, wus faehlte, un schtand endlich ganz rootlus do. Das hatte Meister Kristjahn, das war aen schpaßger Mann, därch de Faensterschieben met aangesiehn. Dr Aebbermut kitzelte daen, un he wullte mool siehe, wie dumm dr kleine Dorftöibel wörre. He rief daesserwaegen das Dienstmaechen värsch Faenster un saates ehr ganz liese ins Uhr, wieses aanfange misste, waennse Wasser hah wullte. Das Maechen nahmb au guten Root un Liehre aan, ging hän un machtes genau su, wie ehr Meister Kristjahn gesaat hatte: se schtellte sich väm Wasserschtaender, schlugk ehre Orme immen, un wiesen su in Orme hatte, do dricktesen su inbrinstig un uus Liebeskreften, bis se ganz fieerrut in Gesichte geworm war - aber s kaamb dach nischt. Wie nune de Napperschliete luut fletschten un Meister Kristjahn sich dn Buchch vär Lachen hielt, do märkte das Maechen, was de Glocken geschlagen hatte un daß das Dricken vergaeblich wörre, un kratzte uus.

6. Von Naetern.

     Dr oole Aujust hatte grüße Hochachtunge vär aenner Magenworscht odder vär aen saftgen Brooten odder vär [10] aen paar Dotzend geschmoorter Veegelchens. S Muul war sinn veernaehmstes Schticke an Kerper. Eines schienen Morgens hatte sinne Frau ehn aen Maendelchen Krammetsveegelchen gebrott un met aenner tichtgen Buttaelligen voll Wuppdich uff dn Tisch gesatzt. S erschte Veegelchen hatte dr oole Aujust ins Muul geschtoppt un met kouenden Backen sahk he zun Faenster nuus, ob he au noochdem su aen klenn Schlenkerwaegk zur Verdauunge mache kinnte. Wie he su nuus luupte, do kaamb Fraeßpiekert, aen guter Bekannter, daenn he aber siet Johren nich gesiehn hatte, im de Ecken. S war zwischen un mang Beiden aen Meelichen wie Frindschaft, fröilich bezoogk sich die mant uffs Fraessen. Dr oole Aujust kaakte zun Faenster nuus: No, du oller Waerwollef, wu kämmest du daenn mool haer? Waenn de nach nich gefriehschtickt häst, do kannste rinn gekomme. Fraeßpiekert doochte, dr Himmel täte sich vär sinn sichtlichen Auen uff, grinste un fleschte un saate (he wullte sich raecht manierlich uusquetsche): Gefriehschtickt hah ich schunt, aber aen Meelichen genaetere kinnte ich woll nachch. He doochte derbie an sin Muhköiwichen derheime un meinte met den Naetem das Wädderkouen. Als Fraeßpiekert ninn in de Schtobben kammb, saate dr oole Aujust: No, do setze dich hän un naetere an dr Magenworscht rimm, von dn Veegelchens kannste nischt kriee; do schtieht au de Buttaelligen, do schenke inn un schpiehle de Naeteröi nunger. Nune saßen se alle Beide un schmaetzten sich aenanner was veer un guckten dobie aandaechtig uff ehre Taeller. Wie dr oole Aujust met sinn Maendelchen Veegelchens färtig war, hatte Fraeßpiekert de Magenworscht au alle gemacht un achchelte nachch an Worsch-tebanne rimm. Wie das dr oole Aujust sahk, gingsen dachch äbber de Huut-schnuum un he saate: Du, Piekert, aen annermool do ißte bie mich Friehschticke un naeterscht wu anderscht.

7. Wie de Zein de Kuh uffgefraessen hät.

In Napperderfchen Kleintrippsdrillingen uffen Harze hatte aen Buuer sin Köiwichen, weils ehn aen Linzchen zu oolt geworm war, an aen Fleischer fär 50 Taler verkauft. De Liete sin durten nach aen Meelichen abergleibisch [11] un su kaambs, daß dr Fleischer das Gaeld, s waren drissig schiene nöie Finefmarkschie-ne, uff aenne ganz nöie Gelten zehle mutte, doomet das Gaeld raecht veele Glicke brenge sollte. Naeben dr Kuhe, se huß Liese, hatte siet Johren aenne Zein als Napperschen geschtann. Wie nune dr Fleischer de oole Liese zun Toore nuusfiehr-te, gung de ganze Familje hingerhaer, un de Zein luuf au zun Schtalle nuus un wullte dr Liesen das letzte Geleite gaebe. Indaem nune de Buuerschliete dr Liese noochguckten, gung de Hippe an de Gelten, sahk de schienen hebschen Billrchen un doochte, s wörm trockene Kuhlbletter, un muffeltese nunger. Wie dr Buuer sich rimdriehte un das Gaeld waegnaehme wullte, war keins mieh do. Wie aber de Hippe nachch s Muul driehte, gung dr Buuerschfrauen aen Talleckliecht uff un se saate: Unse Zein hat de Schiene gefraessen! - No worte, du Laeckerschnuußen, ich wills dich aangeschtrieche, aenne Kuh uffzufraessen! saate dr Buuer, ging ninn, langetes Schlachtemaesser ruus un kiekelte dr Hippe dn Gorgelschtock obb un schlitzte ehr dn Buchch uff. Un richtig: in Magen hattes Schingeleich de Kassenschiene, aber se waren su zärrässen, su zesammengeklaebet, daßes dr Buuer nich färtig kreik, de Linzerchen und Haepperchens wädder zesammen ze flicken.

8. Wie dr Töibel in dn Widdenbaum kaamb un wädder ruus.

     Vär veelen Johren, genau uffen Tagk kann mersch nich mieh uusgeraechene, saße mool dr Töibel met sinner lieben Grußemotter hinger dr warmen Helln un aß sin Oobendbrut: aenne dicke Wassersuppen, geschmelzt met Elengesfaette, un hingerhaer Schwinsklaewichen. Es waam an daen Tage raecht suuer geworm, he hatte naemlich aen dröi Zaentnaer schwieren Rentmeister, daer immer in dr Raechenunge bie dr Innahme de Nulln vorne hän, bie dr Uusgaabe aber hingene hän gesatzt hatte, met sinn Karne gelanget, noochdaem he ehm erseht das Halsgenicke rimgedrieht hatte. Wie dr Töibel nune su muffelte, kaamb einer von dn Ungertöibeln, daer huß Spärrlefix, das war [12] su aenne Oort Schitze odder Uffsieher äbber de Gaegend von Nordhusen, un saate: Härre, uff dn Huhnschpie-gel bie Nordhusen, das muß ich uch vermaelle, do gieht des Naachts bie Nöimonde aen Schpiekenickel met aen fierigen Koppe schpatzsachte. Ich hahn schunt einige Mool fraae wulle, ob he au uffs Schpieken aen Jaagd- odder Gewaerbeschien hette, aber ich hahn immer nich gekriehe kinne. Dr Töibel schlugk gliech in dr Gewaer-belisten värsch Schpieken nooch, noochdem au in dr Jaagdlisten, aber he fung nischt äbber aen Schpiekenickel uffen Huhnschpiegel. Do saate he: säs gut, hiete Oobend, s paßt uffs Dienichen, äs graade Nöimoond, will ich saellber mool noochgesiehe. Noochdem, wie’s schtockduustem war, setzte sich dr Töibel uff aenne gruuße Ihln un floogk hän uffen Huhnschpiegel. Wie he sich uff enn von daen großen Schteinen setze wullte, floogk he zericke, als waenn ehn einer su aenne tichtge Damsei odder Backpfiefen geschenkt hette. He wußte gar nich, was das bediete sollte; wie he aber genauer hänluupte, sahk he, daß an daen Schtein aen Kritze gehaun war. No jo, saate he, das kunnte ich mich boolichen an Fingern obgefingere, daßes su was siee mutte. Dr Töibel machte nune aen grüßen Boogen un setzte sich hinger aen Duumbusch un schpitzte sinne langken Uhren un glotzte in de Duustrigkeit nuus. Indaem kamen zwei oole Wieber, die he schunt von Brocken haer kannte, die wullten heime kieh un hatten in Nordhuusen zun Märtensoobende säbben aacht Johr oole Zuchtgense fär ganz jungke Wullichen verkauft. Als se vär daen Duumbusche värbie gingen, saate Fieke met dn Kulle-rauen zu ehrer Kammeraedschen Nasenhann: Du, Hanne, passe mool uff, do laufen de wissen Miese rim, do kemmet gewiß au boolichen dr fierige Schpiekenickel uus Sohlze. Wie das Meister Urian hinger dn Duumbusche hierte, spärrte he sinne Glotzen uff, un richtig: von Sohlze haer kaamb aen Mann met aen ganz fierigen Koppe. Wie daer naehcher kaamb, s ging aen Linzchen sachte, sahk dr Töibel, daß der Fiermann aen siehre grüßen Graenzschtein uffgehuckt hatte, un hierte, daß he immer ungste un krungste: „Wu sallichen daenn hängesetze?“ „No woorte mool aen Meelichen, ich wills dr gliech saae“, kaakte der Töibel, schprang hinger dn Duurnbusche [13] veer un fuhr uff dn Fierkaerrel lus. Wie daer Meister Hans Urian sahk, warf he dn Graenzschtein hän un schprang hästenichgesiehn wie aen Aerrwisch zun Baerge nunger nach dr Sohlze zu un kroch, wie he dn Töibel ganz dichte hinger sich märkte, därch aen Loch ungene in aen Widdenbaum. Als dr Töibel ehn noochfuhr un zukrieschte: „Woorte mool, ich will dich mant frage, ob de aen Gewaerbeschien ufs Schpieken häst“ - fuhr dr Fiermann ubene därch aen Loch zun Baume wädder nuus un driehte sich schnaelle rim un schträch sinne Uusfahrt met dr schwarzen Kunst zu, un wie aen Blitz war he wädder ungene un värschmeerte au das ungerschte Loch. „Nune kannste do drinne aen Wielichen äbbers Krieensgeschpeele noochgedenke“, saate dr Fiermann un ging obb. Dr Töibel saß aber drinne in hohlen Widdenbaume un hatte sich siehre äbbel: he peekerte un bummerte, he wömmete un bullichte, he puuste sich uff wie aen Piesterich: s half aber alles nischt; he saß feste. Do saate: Värflöckt un zugebun-gen, do bän ich schiene aangekummen. S värging ein Jaehrichen nach dn annem; zuletzt saß he meistens, waenn he nich etwa mool met sich saelleber dischkerier-te ganz schtille; nur mettunger, waenn he an sinne schiene warme Helln un an sinne liebe Grußemotter doochte, do rumoorte he wädder im Buchche ds Widdenbau-mes. De Liete hatten das gar mannichesmol gehiert un ehre Hoore hatten sich vär Grussein uffgericht un se hatten dissen Widdenbaum „de Schpiekewidden“ genannt. Wies aber ungerdaessen in dr Helln uusgesiehn un was dr Töibel in dn Widdenbaume uusgeklissiert hät, das wullme aen annermool värzehle. Eimool, s war mitten in Winter un Oobends halb Ellewe, do hierte un fiehlte dr Töibel, daß einer an sinn Sarge rimbullichte. Vär Freide hippte he drinne in de Höchchte un schlugk aen Koppsgeikel: s hackte einer dn Baum imme. S war’n ormer Mann uus Sohlze, daer wullte sich Brännholz schtaehle. Wie daer nune su hackte, puuste sich dr Töibel uff, s tat aen Krach un dr Baum schtärzte. „Hurrah!“ krehlte dr Töibel, „huuch laebe de Fröiheit!“ un fuhr obb. Dr orme Mann fuul boole vär Schraecken imme, wie he daen schwarzen Kaerrel furtschpringe sahk. He doochte, s werre aen Schomschteinfaeger, [14] un su was muttes au siee, daenn wie he dn Baum heime broochte un ehn aanguckte, war he innewennek su schwarz wie Kienrußt. Aber he brannte siehre schiene.

9. Von Nordhieser Worschtinschpaekter.

     Aen Buuer hatte sich von Fleischer aen halbes Pfund Worscht gelanget un schtand dermeede uffen Kommarte un woogk s halbe Pfmdchen in dr Hand un schettelte derzu met dn Koppe; das sollte su veele heiße wie: es käme ehn s Gewichte nich su ganz richtig veer. Do traat aen Mann met aenner Schtriefen an dr Mitzen an dn Buuer raan un saate: Vetter, s schient uch woll nich richtig ze sien? Dr Buuer saate: Das kann unmeeglich aen halbes Pfund gesiee. Daer gepaspelierte Mitzenmann saate: Ich bän der Worschtinschpaekter von Nordhusen; kummense mool met uffs Roothus, do wullme de Worscht mool waege; waenn se nich ehr richtges Gewichte hät, do salls daen Fleischer triebe gieh. Nune schlumpten se alle Beide nach dn Roothuuse. Als se vär dn Treppentorm kamen, saate dr Worschtinschpaekter zun Buuer: No Vetter, do bliebet hier schtieh, ich will nuff giehe un de Worscht waege, un will uch noodem Bescheid saae. Dr Buuer bläbb nune schtiehe un dr Worschtinschpaekter ging aen paar Schtuufen nuff un schlengelte sich noochdem in dr Roothusflum an dr Sieten hän nach dn annem Uusgange zu un drickte sich un värzehrte de Worscht. Wie dn Buuer nune Ziet und Wielen lang geworm war, kraepelte he die Tormtreppen naan und fraate in allen Root-husschtobben, wu daenn dr Härr Worschtinschpaekter wörre? Aber immer jochten se ehn nuus un saaten, he sollte sich schnaelle dricke. Do klaagete dr Buuer aen Härm, daer hatte aene Faedder hingem Uhre schtaecke, sin Leid. Dr Härre saate: Vetter, mie hahn hier gar kenn Worschtinschpaekter; daer Kärrel met der Schtrie-fenmitzen hät uch nurt de Worscht uusfiehre wulle. Im de Worscht siehte rim. No, saate dr Buuer, ich gieh därch alle Schtrooßen und traeffe ich dn Worschtinschpaekter, do schlohe ichen de Beine änzwei. Doomet ging he von Roothuuse un fuchtelte met sinn Knippel in dr Luft imhaer. Wie he zun Schteinwaege nuff ging, kaamb ehn der Worschtinschpaekter entgaegen. [15] Wie daer dn Buuer sahk, doochte he, jetzt gilts! un zoogk sinne Schnuußen su scheib, daß se boolichen uff dr linken Halbe dn Uhrzippel fassen kunnte. Wie dr Buuer gaegen dn Mann kaamb un die scheibe Schnuußen un die daemesch-deesige Visaasche sahk, do war he dach nich ganz sicher, obs dr Worschtinschpaekter wörre odder nich. Dr Buuer fragte: Sin sie daenn dr Worschtinschpaekter? Dr Annere met dr Scheiben Fraessen antwortte: Nischt Worschtinschpaekter, nischt Worschtinschpaekter! Dr Buuer fragte: Hahn sie daenn die scheibe Schnuußen schunt lange? Dr Annere saate: All min Laebes-taage, all min Laebestaage. No, saate dr Buuer, do kinn sie au dr Worschtinschpaekter nicht gesiee, un ging furt.

10. Wie dr Märtensgast sinn Gevatter metbroochte.

     Zun Märtensoobende ziehn de Kunden haufenwiese nach Nordhusen bie ehre Brännhärms, se sorgen drveer, daß de Gastfrindschaft nich uusschtörwet. In dr Nöischtadt hatte aen Brännhärre sich uff aen Dotzder finnewe ingericht, un he un sinne Fraue hatten alles Menschenmeegliche zun Empfange un zur Bewärtunge dr lieben Schnapskunden uffgeschtellt. Sie hatte au von dn Dienstmaechen schpan-nehuch Haeckerling schtraue looße, doomet s keine Flaecker göbbe, waenn de Geste de Karpenkeppe in de Schtobben wörfen un hemoochten met dn Obsetzen druf träten. Zu Märtin schteckte nune He un Sie s allerfrindlichste Gesichte uff, doomet de Kunden glaube sollten, se wörm von Haerzen willkommen. De Kunden traten au raecht aartig an: se kamen von Haarze, wu's su billigen Wilpertsbrooten gitt un su höbsche schtaehleme Furaellichen, uus dn Riehte bie Sangerhuusen, wu de Frösche su schiene Fröikunzärte gaeben, von dr Hagelieten, wu der Hasengroßvater „gute Naacht“ saat, un uus dn Schwarzhischen, uus dr Graweschaft ubene, wu se singen „Haach, Dietschland, haach!“ un uus dr Graweschaft ungene, wu se saan „Aenne juut gebrootene Jans is aenne jute Jabe!“ - un au von katheelschen Eisfaelle. Uus dr letzten Gaegend kaamb au aen kleiner [16] Kniepjeh, daer broochte nach aen Adjetanten zur Begleitunge met, daen dr Brännhärre gar nich kannte. Dr Bränhärre fraate daesserwaegen, was daenn das fär aen Vetter wörre un was daenn daer wulle? Do traat der Kniepjeh naehcher un schtellte sinn Adjetanten veer met daen Worten: „Das äs min Gevatter, daer hät mich in vergangenen Friehjohre mit zu sinner Kindteifte als Schlunz- un Fraeßgevatter ingeladen. Do hah ich ehn ge-saat: Ich will das wädder gliech gemache und will dich derfeer met uff Märtin zu minn Brännhärm nach Nordhusen naehme. Bie mich gilt nune das schiene Schprichwort „Aen Mann, aen Wort!“ Un su hah ich min Värschpraechen gehooln un ehn metgebroocht.“ Dagaegen ließ sich nischt saae un der Brännhärre gab dn beiden Faeldkiekem de Patschhand un huße willkommen.

11. Wie dr Märtensgast sinn Gevatter metbroochte.

     In värgangenen Härweste kaam aen ooles Wiebichen, s war aenne fließige Scjjpiuncrschen, zu aen Buuchbinger un wullte sich aen raecht schien‘n Wockenbrief kaufe. Dr Buuchbinger kroomete sinn Veerroot uus un praetzelten uff un lobeten uus dn Draecke raus. Das oole Mitterchen suchte sich enn mit su raecht höbschen grüßen Rusen uus un saate: Daer gefeilt mich! Daen will ich naehme, waenn dr Riem draffe raecht schiene äs. Meister, was fär aen Vaersch schtieht daenn druffe? (De Ole hatte naemlich in ehrer Jugend s Laesen nich gelernt.) Dr Buuchbinger setzte sinne Brilln uff de Nasen un buschtawierte ehr veer:

Rusen und Naelleken
Bliehn un värwaelleken,
Aber wie das Immergrien
Sali au unse Frindschaft bliehn!“

     Daer Riem gefiel dr Oien un se saate: Das äs höbsch. Un se blaechte ehre saechs Groschen, luß sich dn Wockenbrief inwickele un tappelte obb. Uff dn Heimwaege fielser in, daß se auch kenn Kaffee mieh heime hatte, un se ging in aen Laden un kaufte sich aen halbes Vörtel Kaffeebonn un aen Paeckchen Dietschen. Dr Kaufmann war aen Meelichen nöigierig un he fraate: „Miemichen, was hahnse [17] daenn do in daen Pappiere?“ Sie wickeltes uff un wäss ehn daen höbschen Wockenbrief un fraate: „Gaelle, daer äs siehre schiene? Aber s Höbschte äs dr Riem.“ Dr Kaufmann, daer äen ganz verbrannter näddertraechtger Schtrick war, saate: Wiesen sen dache mool haer! De Oole gab ehren Wockenbrief hän und he las, s ging wie geschmeert:

„Waer langk hat, daer leßt langk henge,
Oole, wärre nich, sinsten verlierschte s Enge“.

     Das Frauechen krieschte: Was schtieht draffe? He laases nachemool veer. Do gieferte aber de Oole nicht schlaecht un baellewerte un saate: „Aenne Oole sali ich siee? Waer nich oolt waere will, mack sich jung an Galgen henge looße. Daer värfleckte Buuchbinger, daer mich su aangeschmeert hät, daer Hasselante, daer mich su värhohnaeckert hät, no daer Kaerrel, daer sali an mich denke.“ Un se schprang hän zun Buuchbinger un rääb ehn ganz omdlich de Miehre. Daer Buuchbinger war ganz raagehart un schprach von Verklaagen un laas ehr wädder von Rusen un Naelleken veer un aen Härr Kanter von Dorfe, daer sich Schriebe-pappier in Buuchbingerlaaden kaufte, laas au dn Rusen- un Naellekenriem un daer mutte s Laesen dach kinne. Do glaubetes de Oole dach un se merkte endlich, waer dr Hasselante, daer se aangeschmeert hatte, war.

12. Aen Sunntaagsnachmittagesvergniegen.

(Von aen Knieriemenalraate värzehlt.)

     Was mant de Liete immer in Geheege wulln? Ich kanns gar nich begriefe, was se met ehren oolen Geheege hahn. Ich giehe nich nin, daenn worim? Ich hah min Geheege derheime in minner Schtobben. Vorne schtiehts Griene: das sin minne Blimmichen in Faenster, un hingene äs minne Musike: minne Kamaalienhecken. S Sunntaagsnachmittages gieh ich in min Geheege: ich läe mich in de Schtobben uff de Schwoorten, un waenn ich mich uff dr enn Siete morsch gelaegen hah, wölzere ich mich uff de annere Siete. Naeben mich hah ich min’ Tellegraafen läe: das äs min Schusterhammer; met daen telegrafiere ich, waenn ich Dorscht kriee: do kemmet gliech min Kaellnaer, das äs [18] min Schusterjunge, geschprungen un fraat: „Meister, wie daenn?“ Do schmieße ich zwei grüße un aen klenn Nickel un looße mich aen Litter Bier lange un mache „Laeben schiene“ un tue mich was ze gute. Gestern Nachmittagk fierte ich mool wädder in min Geheege Sunntaagk, aber gestern zun erschten Moole hah ich in min Geheege Langewiele värschpiert. Ich tellegrafierte daesserwegen zun zweiten Moole un dr Junge kaamb geschprungen, un weils was ganz Ussergewehnliches war, tat he siehre värschichtert un fraate: „Meister, wie daenn?“ Ich saate: Ich ha hiete Langewielen un 'äs mich au su langkschteelig; ich hah gehiert, daß de riechen Liete plessierliche Biecher laesen, waenn se Langewiele krien; ich wills aumool versuche. Hier haste aen Groschen, lauf in de Leihbiweltheken un langk mich aen plessierliches Buch, hierschte, aen plessierliches, was sich korzwielig un höbsch laese leßt. Nach aenner Wielen broochte dr Junge aen Buch, su dicke wie aenn ooles nordhiesch Gesangbuch. Ich schluugs uff, s waren Rumaane von aen gewissen Cooper, un fung aan zu laesen: Uff dr erschten un zweiten Sieten war de Reede von Oobendwelkchen an Himmel, von Blimmichen, die de bliehten, un von Nachtigallen, die de sangen. No, saate ich, das looße ich mich als Anfang un Inleitunge gefalle. Das äs höbsch su. Wie ich nune witterlaas un mich därch die naechsten acht Sieten därchwörgete un immer nach nischt witter wie Welkchen, Blimmichen un Nachtigallen fung, do räss dr Fadden, de Geduld ging mich uus un ich schmäss de langkschteelige Schartaeken gaegen de Wand un saate zu min Jungen: Lauf un langk mich aen anneres Laesebuch, das gefeilt mich nich, un sagk: ich wullte aen plessierliches Buch hah. Dr Junge nahmbs Buch, machte langke Beine un kratzte obb Nei, saate ich, was de Biecherschriewer fär unnitzes Pappier värschmeem: aen Rumaan muß aenne höbsche Inleitunge hah, „dr Mond muß schiene un de Schtaeme finkele, un de Wolken missen sich schwarz im Hingergrunne uffterme un in dr Faeme muß aen Hund baelle odder aenne Ihln kriesche“, uff dr zweiten Sieten muß aen Liebespaar uftraete, das muß sich uff dr dritten Sieten met Hingerissen kriee; uff dr veerten muß aenne Hochziet sie, uff dr fmneften Kindteife un uff dr saechsten muß Kriegk siee un [19] Blut fließe. Su muß aen plessierliches Buch beschaffen siee. Wie ich nune su met mich saelleber dischkeriert hatte, kaamb dr Junge wädder un broochte aen anneres Buch; was saa ich, aen Buch? Nei, aen Biechelchen warsch, geraade su dicke, wie aen Waisenbiechelchen, aen klenn Finger schtark. Was, saate ich, das sali aen Buch fär aen Groschen siee? Nei, su looße ich mich nich anfiehre, tragks schnaelle wädder hän un loss dich dn Groschen wädder gaebe. Mich äs de Lust nach plessierlichen Biechem värgangen.

13. Aenne lustge Diebegeschichte.

     In unser Napperschaft läet aen frindliches Taelichen, dodrinne leift aen Baechelchen un dodraane läet aenne Klappermilln. Do warsche mool naachts halb Zwöllewe, un dr Miller met sinner Famieljen schluf schunt siet aen Schtunner dröie, un nur dr Meelknappe un aen Moolgast uus dn Napperdorfe waren ganz alleine nach uffe. Wie dr Letztere nune mool nuus uff dn Hof ging, um sich dn Mond aanzesiehn, hierte he in Schwienekowwen dn Miller sin faettes Schwien murkse; s hatte gerade aen raechten biesen Traum un hierte s Obgiekelmaesser wetze. Dn Moolgaste kaamb aber daer Schwienegesang höbscher wie Nachtigallngesang veer. Das Murksschwienichen, he hattes an Nachmittage gesiehn, war dicke, faett un schwier. (Das äs bie aen Millerschwiene nich ze verwunnem, das ward jo von Maehlschtaube faett, wie de Baeckerschwiene von Kuuchen- un Brutgerochche). Dr Mann doochte, waenn du mant gliech das Vieh hettest, uns Wasser •uufen in Muule zesammen. Un wie he su doochte un klissierte, kaamb ehn aen bieser Gedanke. Daen beschprach he, wie he in de Milln zurickekaamb, met dn Knappen, un se worm einig, daß se zesammen nach dn Schlachtefaeste dn Miller de Wörschte schtaehle wullten. Wie nune de Wörschte in schienen Riegen sin Rauche dr Fiermiim sich konserwierten, kaamb in aenner schtockduustem Naacht dr Schtrönzer; un wieses värobbredt hatten, su gings luus. He schteigk zur Letter nuff in de Fiermiim un schnätt de Worschtebenger därch un warf de Wörschte, eine nach dr annem, daen, daer ungene schtand, zu. Wie se ubene alle waam, klaetterte he de Letter runger [20] un wullte dn Sack met dn Wörschten in Empfang naehme. He hierte in sinn Uhren schunts Zischen un Preppeln dr Wörschte in Schaffen un roch schunt dn lieblichen Duft, un voll Freide fuul he sinn Haelfer im dn Hals un wullten aen tichtges Muul gaebe, do kaamb he aber vär aen Schnurr-boort; das nahmb ehn siehre Wunder, daenn dr Knappe hatte kenn sellichen. Do tott sich de Teer uff un dr Knappe kaamb zum Veerschien met aenner Laterne un broochte Licht in de dunkle Geschichte: dn Härm Wachmeister hatte dr Vetter de Wörschte zugeworfen, un daen hatte he aen Kuß gaebe wulle. Daer aber lachte nich schlaecht un dr Knappe un dr Miller un de Frau Millerschen lachten met. Aber daer Klaettervogel lachte nich, daer machte aen triebsaeliges Gesichte, wie ehn dr Härr Wachmeister de Henge zesammenknupelte un „Vorwaertsmarsch ins Loch“ kummandierte.

14. Wunderbare Bekenntschaft.

     S war großes Manneewer gewaesen un s Oobends zoogk aen ganzes Regimaent in aen Napperschtaedtchen in; alle Liete guckten zun Faenster nuus odder schtell-ten sich fär de Teer, domett se de Soldaaten omdlich siehe kunnten. Un dr Kaufmann Silberschtein schtand au in dr Teer un guckte sichs zweierlei Tuch aan; wie nune de Soldaatens inrickten un dr Härr General vär Härr Silberschtein värbie rätt un Härr Silberschtein s Kaeppchen obzoogk, do saaten dr Härr General: „Gun Oobend, Härr Silberschtein!“ Silberschtein schlugk vär Värwunderunge de Henge äbbem Koppe zesammen un saate: Potz Wunder, wu kennen mich dr Härr General? Do saaten de Nnapperschliete: „Härr Silberschtein, sie sölln gewiß Armeelieferante waeren?“ Wie das Silberschtein hierte, zoogk he sich schnaelli-gen höbsch aan un ging ins Hotaell un leeste sich aen Kuwärt zun Faestaessen, das ze Ehren dr Inquartierunge väranschtellt worm war. Su aenne Luxusuusgabe hatte he sich in sinn ganzen Laeben nach nich erlaubet un s brannte ehn wie Kolln uff dn Schtuhle. Wie me nune Laebehuuchs uusbroochte un se Alle hän zun Härm General gingen, Einer nach dn Annem, do machte sich Härr Silberschtein au uff de Schtrimpe un schtoß met dn Härm General an un wullte [21] gaeme hiere, waer ehn dn Härm General empfolln hette un welliche Lieferunge he kriee sollte, un fraate: „Härr General, saan Se mool, wuhaer kenn Se mich daenn, wuhaer wissen Se daenn minn Namen?“ Do lachten dr Härr General un saate: „Das äs keine Haexeröi; Ehr Namen schtand jo äwwer Sie uff dn Schille un Sie schtanden drunger in der Teer.“ Do fuul Härm Silberschtein de Botter von Bruute un he schläch sich schtille uff sinn Platz un s wullten dn ganzen Owend nich mieh schmecke.

15. Dr Meisterschuß.

     Meister Kunraad äs, wie bekannt, aen großer Schitze wie dr oole Nimrodt, un waenn he au manchesmool aen Loch in de Natur plauzt, su schmeertes dach au gliech wädder zu, he hät jo s Zick drzu: he arbeit jo met Pinsel un Farrewe. Eimool hat he awer aenn wohren Meisterschuß getonn un drmette aenn Schnieder s Laeben gerett. - S äs schade, daß he nich do drfeer de Rettungsmedalljen gekrein hät. Die Geschichte gung aber folgendermooßen zu: Meister K. schtand an Hässeleie hinger aen Duumbusche uff dn Aanstanne, un de Daemmerung kaamb sachtchen naehcher, daenn de Eisfaeller hatten schunt vär aenner Schtunne de Sunne nunger getrackt. Dr Meister schtand hinger dn Duumbusche mieschen-schtille, un de Dunkelheit kaamb, un in Holze luß sich nischt siehe un nischt hiere. Nooch un nooch warsch dn Meister aen Meelichen langkschteelig geworm un he guckte boolichen links, boolichen raechts, boolichen graade uus, aber s bläbb schtillichen. Uff einmool schpitzte dr Meister sinne Uhren: ganz hingene in Hässeleie knackten de Bischer, un s kaamb naehcher un naehcher, he schpannte dn Hahn an Kuhbeine un doochte: Do kämmet gewiß aen Riehbock! Aber wie s ganz nahe kaamb, do warsch - aen Schnieder uus aenn Napperdorfe. Dr Mann beguckte sich de Beimer, als waenn he Eichhemichensnaester suchte, un setzte sich zeletzte unger aenne Eichen, die so raecht breite Zacken hatte. Noochdern gräff he in de Ficken un langete s Karlienichen raus, do war aen tichtiger Wuppdich drinne, un machte kulk, kulk, kulkkulkkulk, bis's lier war. Nochdern faßte nachemool in [22] Seite:Nordhieser Schnurren-22.jpg [22] de Ficken un broochte aenn Schtrick raus, knöppten an aenn tichtgen Ast un machten sich im den Gorgelschtock un band sich aenne Krawatten, fuul in de Knie un hung an dn Zacken wie aen Appel, un verdriehte de Auen. Do saate sich Meister Kunraad: „Jetzt äs de hechste Ziet“ un drickte lus un schoß dn Schtrick därch un dr Schnieder plumpste uff de Aeren, schprang aber gliech wädder uff de Kricken un guckte sich nach allen Sieten imme, aber he sahk un hierte kein 'n Menschen. Do schtaebbelten sich bie dn Schnieder de Koppborschten in de Höchte, un s grasselte ehn un he kratzte uus. Meister Kunraad aber ging met dn frehlichen Gefiehle heime, aenn Menschen s Laeben gerett ze hahn. Un ich hah de Geschichte hier mant värzehlt, domett dr Meister noch noochtraeglich de Medalljen krieht.

16. Rußlands Suppelieken an dn huchen Magistrat un an de Härrns von huchen Rate dr Schtadtverordneten..

Huchvärehrte Härrns!

     Gestern Owend, als dr Mond su raecht haelle schänn, hah ich mich raecht siehre geschaemet. Ich guckte näwwer zu minn oolen Napper, dn Reesen an Reesenhuse, un saaten: „Gun Owend!“ Potz Dunnerschtagk, was äs daenn das geworm? Dr oole Junge äs jo uffgeklaviert worm wie aen Pfingestborsche, aenne ganz nöie, met lütter Klaebegold beschmeerte Westen, Alles uffgeputzt, sugar sin langker Kit-zelschtock äs uffgelackiert! - Jo, Schniekaß hät Moos. S' blitzte un glinzerte, daß mich de Auen ganz wiehe taten. Do beguckte ich mich auemool wädder, was ich siet Johren nich mieh getonn hah, weil ich immer dr Meinunge gewaesen bän, daß dr innere Waert höcher schtenne, als de issere Ufftakelunge - un wie ich mich nune su in Moonschiene besah k, do märkte ich, daß Raegen un Schnie un de liebe Sunne dach an minn Schtaate schlimm rimgeknabbert un daen siehre met-genummen hahn. De Schtäwweln hahn keine Solln mieh, se sinn au lange nich gewickst odder geschmeert, dr Rock hät aenne zweifelhaftge Kuleer, me weiß werksen nich, ob he rut odder bruune äs. Das Gaele an dr [23] Krune äs au värschossen un gritzegraue geworm, aen Linzchen Gaeles kinnte woll dran-geschmeert waere: liwwer sehk ichs nach, waenn aen Fiemichen Klaebegold dran kerne. Min linker Dumen mißte au mool gewaschen waere, de Kinger hahn ehn immer met ehren Puutchens angeklaeget. Min Schild äs au siehre värpumfaeget, schtatt dn Riechsadelaer hahn se dn pröischen Vogel druffgemoolt, das kinnte au endlich mool geendert un värbessert waere, fröilich därftes dr Mooler noochdem auch nich vergaesse un mißte den Schild met goldgaeler Farbe äwwerschtrieche. Siehre schiene werres au, waenn dr huche Magistrat dn Härm Lehrems saate, daßes dn Jungens saaten, se seilten noochdem jo nich wädder met dr Krieden wisse Raegenwörmer druff gemoole sinsten värsetzte ich ehnen eins met dn Daegen. Nochdaem ich nune su min Haerze uusgeschott hah, will ich de Härrens von Roothuse raecht siehre ersuche, aenn klenn Griff in dn Kasten „Insgemein“ ze tun un aenn Meister Pinselaer Ufftragk ze gaeben, daß he minne Muntirunge aen Meelichen uffrische sali. Daenn geschitt Nischt, do muß iche mich vär daen veelen Menschen, die nach Nordhusen zur Waeltusschtellunge kummen, färchterlich schaeme. Waegen daer 210 Pruzaentchen baettle ich au nich im aenne goldene Westen, wie se min huchgeschtellter Napper hät; ich will zefreeden un dankbar siee, waenn ich goldne Litzen un Knippe uff dn Rock kriee. Met dr Värsicherun-ge, daß ich die huchgeneigte Erfillunge minner Suppelieken därch getröie Bewa-chunge des Roothuses bie Tagk un Naacht wädder gliech mache waere, värbliewe ich

Nordhusen, in Johre 1880
Dr oole Ruland, Angeschtellter an Roothuse.

17. Dr haelle Aentenjaeger.

(Aus dn Jaegerlatienschen ins Nordhiesche äwwersetzt)

     Mie hahn hier in Nordhusen ganz gewaltige Jaeger; manniche drvoone sinn wiet un breit beriehmet: von Tille un Rossel bis nach Hawwerungen un Huchschtedt, un von dr Saegemilln un dr hanneeverschen Nöischtadt bis nach Bader und Hamme. Einer awer äs nach aenn Bicksenschoß witter beriehmet un bekannt geworm. Jenner Gute saate [24] immer, waenn he was värzehlte: „Namen tun nischt zer Sache!“ iche will daesserwaegen au de Namens alle waegklooße, met dr Inleitunge uffhiere un de Geschichte aanfange: Also, 's wäre mool aen Mann in Nordhusen, daen mannicher von Uch gekannt hät. Disser bekannte Mann besuchte mool aenn guten Frind, daer nach drzu aen lieblicher Vetter war, aen Schwaestertochterkind von sinn Grußvater saeliger. Wie nune unser Schtadtvetter, daer beriehmte Jaeger, daer au Latiensch kann, finnef Minuten bie sinn Vetter in dr Schtowwen gesaes-sen hatte, 'do guckte he zun Faenster nuus, un was sahk he? Aenn grüßen, maechtigen Tiech, dröimool gresser wie s grüße Seeloch; von daen Tieche hatte ehm sin Vetter nach nischt gesaat und nischt geschräwwen. „Aen Tiech!“ saate dr Schtadtvetter, „gitts daenn do keine Aenten druffe?“ - „Aenten?“ saate dr Vetter Buuer, „Aenten genung un satt!“ - „Kann me daenn do kenn Aentenbrooten gekrieh?“ fraate dr Jaeger uus dr Schtadt. Dr Buurenvetter zoogk de raechte Schüller in de Höchte, kratzte sich hingem Uhren un meinte! „Aenten und Aentenbrooten äs Zweierlei; Aenten gitts woll, aber Aentenbrooten nich, daenn worim? Unse Aenten giehn gliech schtickel zur Lift ninn, waenn se mant von Wieten aenn Mannsen met aenner Flinten siehn.“ - „Schnaack“, saate dr Schtadtvetter, „Aentenbrooten misse me hiete Owend hah“, un he saate zur Buuerschfrau, sinner Muhme, sie seilte mant dn Sollat un de Rawinzchen färtig mache un de Brootenschissel parat schtelle, he wullte Aenten schieße. Noochdem nahmb he de Flinten prowierte se hingene in Goorten und traf drmeete aenn hippeningen pustefrosch, was ehn uff de Meinunge broochte, daß se au Aenten träfe. Met dr eladdnen Flinten schtaapelte he nune uff dn Tiech zu. Als he nach nienhunnertun-dröinfufzig Schritte drvoone war, reckte uff einmool dr oole Aerpel dn Hals lang un de Aenten schwummen uffen zu un fraaten: „Ooler, was guckste daenn?“ Dr Aerpel saate: „Durt kaemmt su aen klenner Kaerrel, ich glaube, daer hät aenne Flinte uff dn Buckel.“ Patsch, klatsch, brrr, ging die ganze Bande zur Luft ninn! -Hae, hae“, saate dr Jaegersmann, „waenn die su geschöid sied, do muß ichs besser aanfange; draan un in de Brootpfanne mißte dach.“ He driehte sich rim un ging [25] wädder nach dn Dorfe zu un setzte sich hinger aen Zuun un tifftelte sich aenne Bosheit uus. Un de Aenten machten au gliech wädder kehrt, wie se sahen, daß de Luft reine war, un plumpsten uffs Wasser. Do kaamb aen tichtges Buuemmaechen uus dn Faelle, das hatte aenne huche Tracht Klie fär de Muhköiwichens gelanget. Dr Jaeger fraate: „Maechen, was witt de daenn drfeer hah. waenn de mich mool värr dn Tieche värbie tregest?“ Das Maechen saate: „No su aenn Haendschk, wie Sie sinn, trage ich fär finnef Groschen värbie.“ - „Nei, Maechen, du satt aenne Mark hah, awer du mußt mich raecht hebsch langsam trage,“ saate dr Jaeger. Das Maechen schmäß dn Klie ob un noochdem setzte he sich in dn Korb un das Maechen huckte dn Korb uff, un von dn Jaeger in Korbe guckte nach nichemool de Hutschpitzen raus. Nune ging de Reise uff dn Tiech lus. Dr Aerpel reckte dn Hals in de Höchte un saate zu sinner Gesellschaft: „’s äs mant aen Maechen, das hät keine Flinten un kann nich schieße, do äs keine Gefahr.“ Wie das de Aenten hierten, schteckten se de Köppe ins Wasser, daß nur dr Schwanz rausguckte, un schtaewwelten de Laatschen in de Luft un grindelten. „Maechen, schtick schtille“, saate dr Jaeger, un he trat uff de Ziehen un lähte aan un schoß mang de Aenten unzaehne lagener tut do uff dn Wasser. „Nune, Maechen, looß mich raus“; he kraepelte raus, blaechte sinne Mark, schprang an dn Wasserrand un fischte met dn Ladeschtocke de Aenten räwwer, band se an aenn Bindfadden, daen he uus Feersorge biegeschteckt hatte, un hing se sich im de Schüller. Wie he nune ins Dorf kaamb, do rässen de Buuem de Faenster uff un uus allen Gassen kamen se un beguckten sich s achte Waeltwunder un kunntens nich begriefe, uff welche Wiese dr Schtadtvetter de klugen Aenten äwwertäwwelt un geschossen hatte, un fraaten ehn dmooch. Daer tippte awer sich met dn Finger väm Kopp un saate: „Jae, haelle müsse me siee!“, ging bie sinn Vetter un luß de Aenten broote. Un s Owends gabbs nchtgen Aentenbrooten. - Un disse Geschichte die hätte hier in aenner Bierschtowwen ungern Fuchsschwanze verzählt, un wie he färtig war, do zockten de Annern an Fuchsschwanze, daß es klingelte. Ich hah se mant noochvärzehlt, domet se nich dr Värgaessenheit värfellt.

[26] ==
18. Aen Kärmes-Schtickchen.
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     De Härwesttage sinn efftersch schunt s morgens raecht koolt un ungemietlich un de Vettersch von Dorfe hahn, waenn se zun Marte kummen, rute Ruuchzinken un blitzblaue Patschpuuten von dr Kille, un den Muhmens un Waasens giehts nich besser. Waenn se do in Nordhusen von aenner guten Fraue su aen Paar Tassen schtiefen, heißen Kaffee kriehn, naehmen se’s met grüßen Danke aan. Dieß An-genaehme passierte vär aenner Wochener dröien aenn Vetter met sinner Oolen us-no, Namen tun jo nischt zur Sache! Wie se Alle zwei Beide 's Kaennechen lier genotscht hatten, do bedankten se sich au raecht schiene un hebsch un saaten zu daen Kaufmanne un sinner Fraue: „Sie sinn gar zu frindlich gewaesen gaegen uns; waenn Se uns nune aenn raecht grüßen Gefallen tue wulln, do besiechen Se uns naechsten Sunntagk zu unser Kärmesse; Sie selln uns do raecht aangenaehm gesiee!“ (‘S war awer de reine Hichchelöi.) De Kaufmannsliete antwortten: Su was kinnten se nich gewiß värschpraeche, sie wullten mool siehe. Domet gaben se aenander de Patschhenge un saaten Hattjehs.

     Wie de Buuerschliete uffen Heimwaege warn, fungk sie aan un meinte zu ehm Hanskristiffel: Du, 's äs dach schiene, daß me hebsche Worte mache kann, wu mes gar nich su meint. Das seilte mich passe, waenn die hungerigen Schtaedter minne faette Kärmesgans met ufffraesse seilten. Dodraane wulln me uns aen faettes Muul un aen Faettflaecke in Magen mache. Von daen schtarken Schtadtkaffee war der Fraun - sie huß Grietliese - s Muulwaerk geschmeert un de Baellewer war in Gangk gekummen un se värzehlte ehm Oolen: „Du, Hanskristiffel, nich wohr, schiene Reden kosten nischt, die sinn raecht wohlfeile; denke dich, gestern kaamb der Schuster uus dr Schtadt un broochte unser Gusten de Kärmeszickschtäwwelchens. De Schustersfraue hät mich au eftersch, waenn ich bie der grienen Waare uff dn Marte schtockeschtief gefrom war, aenne Tassen Kaffee gegaenn, un do mutte ich dach tue, als waenn ich ehm was aanbiete wullte, un lähten s Bruut veer un satzten aenne ganze Schieben Botter hän un saate, he seile zulange, aber witter nischt; bien Nuusgiehen awer, do mutte ich dach vär mich hän sae, ich kunnte’s [27] nich nunger geschlucke: Schnitt dr Kaerrel dr Botter aan do aergere ich mich tat! Glicklicherwiese hatte ichen s schtumpste Maesser hängeläht un do hatte he nischt obschniede lunne. Jae, geschöid müsse me sie.

     Dr Sunntagk kaamb, de Kärchen war uus. Dr Härr Paster hatte von „Zachäus-sen uffen Muulbeerbaume“ gepräddigt (fröilich aber värgaessen, ze saan, was daenn das fär aen Mann gewaesen äs; vär 50 Johren gabs annere Maenner, dr Paster von Bielen hät do daen Mann beschräwwen von Koppe bis uff de Schuckschnallen un dr Paster von Schwenge hät sogar gesaat: Zachäus wäre su aen Mann wie Meister Pampel uus Schtolbaergk gewaesen!). De Buuerschliete wullten sich nune an dn Kärmestisch setze, un de oole Grietliese hatte de gebrotte Gans in dr Brootpfanne uff dn Tisch geschtellt un Hanskristiffel hattes Maesser, aber nich das schtumpe, in dr Hand un wulltese zerläh, un Guste wullte de Teller rinlange. Do uff eimool schprang de Oole uff, packte de Pfanne met dr gebrotten Gans un schoppse unger’s Kanepee un guckte met aenner fürchterlichen Angest nach dn Faenster. Hanskristiffel wußte erseht gar nich, was das bediete seilte, aber wie he nach dn Faenster sahk, do märkte he au, was Grietliesen in Forcht setzte: Dr Kaufmann, sinne Frau un dröi Jungens segelten uff dn Buur sinn Hoff zu. Was nune? Wie de Kärmesgeste in dr Schtowwen waren, wu s su schiene nach Gensebrooten roch wie zu Märtin, saate Grietliese: „Ach, du minne Ziet, nei, kunnten se daenn nich aen kleines halewes Schtinnichen frieher gekumme, do kunnten se dach met aesse, mie sinn nune, ach ich beduures raecht siehre, schunt färtig met aessen. No, ich will awwer gliech dn Kaffee koche.“ Met den Kaufmannslieten war awer Hanskristif-feln sin Pudel, he hieß „Wiedu!“ met in de Schtowwen geschlächen un schniffelte, weils su noch Brooten roch, was he gar nich gewohnt war, uff de Riege an dn fremmeden Härrschaften rim, weil he daer dummen Meinunge war, eins von daen hetten in dr Rockficken drinne. Wie he awer die Finnewe därchgeschniffelt hatte, do merkte he, daß he ärre war, un ging dr Witterunge nooch, kroch ungers Kanepee un fand daen gebrotten Vogel, das hohle Waesen, un packten, weils ungern Kanepee zu enge un näddrig war, un trug ehn veer un fung an ze schmatzen. Wie das die [28] dröi Buurschliete sahn, do wurden se blaß un rut un gaele un schlugen vär Aerger un Värzweifelung de Henge äwwem Koppe zesammen. Grietliese packte hän un zogk „Wiedun“ de Gans us dn Zehnen un Hanskristiffel trat „Wiedun“ naeben dn Schwanz un Guste guckte zun Faenster nuus; awer die Finnewen die lachten un lachten un saaten nicht Hattjeh, gingen in de Schenke un lußen sich Gensebrooten gae un tranken au mool drzu. Uff dn Heimwaege saaten de Kaufmanns-liete zu aenander: Su hahn mie uns nach uff keiner Kärmesse amesiert. - Was woll Grietliese un Hanskristiffel zu aenander gesaat hahn?


19. Antwort uff das schäne Kärmesschtickchen.

Von änn Hohnschteinschen Buuer; met daen höbschen Mottochen:
„Worscht äwwem Zuun räwwer,
Worscht äwwem Zuun näwwer“.
Hachgeährter Härr Värzehler!

     Sie hahn do aen artiges Kärmes-Schtickchen in Ehren Schnurren, das mich veele Schpaaß gemacht hät; wie ichs därchgelaesen hotte, doochte ich, daß äs kenn Dummer gewaest, daer das geschräwwen hät, awer alles äs doch nich wohr, was drinne schtäht. Mettn Kaffee, das kann wohr gesiee, daenn sa n Tröppchen heiße Briehe tittn Wiebeslieten gut, waennse nach Nordhusen kummen bie kooln Wintertagen, un sinn schtief gefrom, awer daß daer sa schtief gekocht wärd, dovoone hah ich nach nischt gehahrt. Bie manchen Kauflieten do sali zwart in Winter furtwaehrend sa ne Glucke von Kaffeekanne uff dn Hingerawen schtähe, dasse nich koolt wärd, un waenn noochdem die ooln Botenwieber kummen un de Waasens, die bie uch inkeifen, do krieht jede ehr Tröppchen, wumeglich uus ein’r Tassen, wie die Fickel uus enn Troge. Daenn das hahn’r schunt mäh verzählt, waennse uusgetrunken hetten, do hettense an Köppchen d’n gaeln Rand nach gesiehn, wo dr oole Blimmechenskaffee aangetrockent war. Un sa tier kämmete uch au nich, daenn fär finnef Fennige Bönnichen, fäm Dröier Zickorigen un fäm Saeckser Mällich, do kämme aenn ganzen Emmer voll gekoche, un [XX] Seite:Nordhieser Schnurren-XX.jpg