Das Martinsfest in Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen
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Überall im weiten Erzbistum Mainz herrschte am Martinsabende Freude und Jubel. Zu Ehren des Heiligen erschollen Loblieder, die heute noch nicht verklungen sind. Noch heute singt die Jugend in mehreren Orten des Thüringerlandes, wie schon in alter Zeit: | Überall im weiten Erzbistum Mainz herrschte am Martinsabende Freude und Jubel. Zu Ehren des Heiligen erschollen Loblieder, die heute noch nicht verklungen sind. Noch heute singt die Jugend in mehreren Orten des Thüringerlandes, wie schon in alter Zeit: |
Version vom 9. November 2018, 17:43 Uhr
Das Martinsfest in Nordhausen
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Der Schutzpatron des Erzbistums Mainz, der fromme Reitersmann aus Pannonia (Ungarn) und Bischof Martinus von Tours, ist nach der Ansicht der Mythologen bei Einführung des Christentums an die Stelle Wodans, des Götterkönigs der heidnischen Deutschen, getreten. Zu Ehren Wodans und seiner Gemahlin Freia (Holda) wurde im November das große Herbstdankopfer für den Segen der Viehzucht dargebracht. Bei diesem altheidnischen Opferfest wurde ein Gebäck, welches die Form des heiligen, glückbringenden Hufeisens des Wodansrosses Sleipnir hatte, sowie der gebratene Lieblingsvogel Holdas, die Gans, verzehrt. Nach Einführung des Christentums wurde das attheidnische Herbstdankfest zum Martinsfeste; das Gebäck hieß nun „Martinshorn“ und der Braten der frischen Hollegans (Wullegans) wurde am Martinsfeste angeblich deshalb verzehrt, weil nach der Legende die Schnattergänse das Versteck des heiligen Martins verraten hatten, als dieser Heilige sich verkrochen und versteckt hatte, um seienr Wahl und Weihe zum Bischof zu entgehen. Überall im weiten Erzbistum Mainz herrschte am Martinsabende Freude und Jubel. Zu Ehren des Heiligen erschollen Loblieder, die heute noch nicht verklungen sind. Noch heute singt die Jugend in mehreren Orten des Thüringerlandes, wie schon in alter Zeit: Martin, Martin ist ein braver Mann! Überall im Erzbistum Mainz, aber besonders auch in dem zu ihm gehörigen Thüringen, wurde am Martinsabend (d. h. am Vorabende des Festes) die gebratene Martinsgans beim Scheine der Martinslichter verzehrt, auch in unserer Stadt. Nach dem im Jahre 1322 geschriebenen Zins- und Lehensbuche des Nordhäuser Domstifts aßen die Domherren die Martinsgans beim Scheine der Martinslichter, zu welchen der Domküster von seiner in der Nordhäuser Stadtflur (im Töpferfelde nach der Windlücke hin liegenden Küsterhufe 2 Pund Wachs zu liefern hatte („„lI talent. cere ad Candelas apud Aucam“), wovon später die Hufe den Namen „die Lichthufe“ trug. Aber nicht nur die Domherren ergötzten sich am Martinsgänsebraten; auch für die Chorsänger (Chorschüler), und Getreuen (Diener) des Domstifts wurde eine Martinsfeier mit Gänsebraten veranstaltet, und auch bei diesem Festmahle brannten auf der Festtafel 2 Martinslichter, die gewiß nicht klein waren, da zu ihnen der Erlös von 1 Marktscheffel (= 12 Scheffel) Gerste zu verwenden war (ad II candelas compararıdas, que stant propc Aucam). Dieser Marktscheffel Gerste war zu liefern von 2 in der Flur der Nachbarstadt Frankenhausen gelegenen Domstiftshufen. Es ist als sicher anzunehmen, daß auch die Bürger der Stadt Nordhausen damals schon die Martinsgans beim festlichen Scheine der Martinslichter verzehrt haben, wie sie es noch heute tun. Weil die Martinsgans beim Scheine der Martinslichter gegessen wurde, hieß dieselbe auch „die Lichtgans " . Nach dem Innungsbriefe der Nordhäuser Schneidergesellen vom Jahr 1654 aßen die Schneidergesellen und -jungen „die Lichtgans" am Martinsabende in fröhlicher Zusammenkunft. Der Martinsgansfestschmaus findet heute noch wie in alter Zeit am Heiligenabende (d. h. am Vorabende) des auf den 11. November fallenden Martinsfestes statt. Seit Einführung der Reformation wird das uralte Martinsfest als Geburtstag Dr. Martin Luthers gefeiert, der seinen Vornamen Martin deshalb erhalten hat, weil er am Martinstage (11. November) 1483 in der St. Petrikirche zu Eisleben getauft worden ist. |