Die Finkenburg zu Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 4. Dezember 2015, 12:41 Uhr
Die Finkenburg zu Nordhausen
Aber nein: die Finkenburg, die auf der Stelle der alten Königsburg Heinrich des Finklers um 1440 herum errichtet wurde, stand durch dien Jahrhunderte als charaktervolles Nordhäuser Fachwerk-Wohnhaus, in engster Nachbarschaft mit dem noch um ein paar Jahrhunderte älteren Dom zum heiligen Kreuz. Die Pfosten reichten bei dem Fachwerkbau Finkenburg, da er zu einer Zeit entstand, als das mehrgeschossige Haus noch zu den Seltenheiten in Mitteldeutschland zählte, vom Erdgeschoß durchgehend bis zum Dachgeschoß. Die Stockwerkscheidung der späteren Bauzeiten kannte man noch nicht. In dieser Besonderheit: ein hohes, stattliches, mehrgeschossiges Fachwerkhaus, dem der Urtyp des deutschen Wohnhauses eigentümlich war, ragte die Finkenburg als einer der ersten weltlichen Sehenswürdigkeiten Nordhausens und ganz Mitteldeutschlands aus dem Gassenwinkel der Südharzstadt auf. Allein der Zahn der Zeit nagte seit einem Menschenalter immer merklicher an dem alten stillen Bau. Als er, halb baufällig, im Inflationsjahr 1923 von deinem Deutsch-Amerikaner, Ulrich König aus Milwaukee, der Stadt Nordhausen zum Geschenk gemacht worden war, tauchte der Plan der Wiederherstellung auf. Er wurde bekämpft und verteidigt und schließlich mit einer für die Nordhäuser Bürgerschaft eigentümlichen Zähigkeit verfolgt und mit der Unterstützung der Provinz Sachsen zur Jahrtausendfeier – bei hingebender Mitarbeit des Nordhäuser Handwerkes – der Verwirklichung entgegengeführt. Heute steht die Finkenburg mit ihrem dunklen Gebälk, das zu einem erheblichen Teil noch die alte Finkenburg trug und stützte, als Gildehaus des Nordhäuser Handwerks an der alten Stelle in seiner stolzen Schlichtheit. Das Erdgeschoß enthält behagliche Wirtsstuben. Im Dämmern der im altdeutschen Stile eingerichteten Räume findet jetzt das eingangs erwähnte fröhliche Pokulieren statt. In den oberen Geschossen verfügt die Finkenburg über Gildezimmer verschiedener Größe und Ausstattung, meist mit bunten Glasfenstern, die das Handwerk, Gildewappen, Stadtwappen usw. zeigen. Im zweiten Stock streckt sich der große Gildesaal, der doe ganze Weite des Geschosses einnimmt. Eine schöne Balkendecke in alter Bauart schwingt sich über dem Raum. Von drei Seiten dringt Helle in das flachgedeckte Geviert. Sprüche ziehen sich an den Wänden hin. Die meisten sind die üblichen Handwerker-Sprüche. Ein paar erfreuen durch ihren biederen Ernst:
Auch der Humor kommt hier zur Geltung, besonders in zwei Sprüchen:
In der kurzen Eingangshalle, gegenüber der schweren, niederen Holztür, ist die vom Oberbürgermeister von Nordhausen, Dr. Baller, der Finkenburg übergebene Widmung angebracht: „Um 1400 wurde dieses Haus, die Finkenburg, erbaut. Der Stadt geschenkt 1923 von Ulrich König aus Milwaukee in Amerika. Mit Hilfe des Nordhäuser Handwerks, der Provinz Sachsen und des großen Bürgermeister Michael Meyenburgs Nachkommen Dr. Ottomar Heincius von Mayenburg im Jahre der Jahrtausendfeier 1927 von der Stadt als Gildehaus der Handwerker wiederhergestellt.“ Endlich ziert auch die Finkenburg der von der Stadt Nordhausen gestiftete rötliche Baustein (mit dem alten Stadtwappen), den alle im Jubeljahre von Nordhausen entstandenen Bauten tragen. Wie die Nordhäuser Jubiläumstaler, so hat auch der Baustein Professor Maximilian Dasio-München entworfen. Heute ist die Finkenburg nicht allein mehr das sehenswerte Fachwerkhaus, das uns eine längst verklungene Zeit in ihrem Baustil zeigt. Sie ist über die stille, entlegene Sehenswürdigkeit hinaus zu einer Heimstätte des bodenständigen regen Handwerks der alten, durch sechs jahrhunderte freien Stadt gesteltet worden und öffnet jedermann gastlich seine Pforte und läßt im Dämmern ihrer Stuben Zeit und Streit unserer nüchternen Welt vergessen… |