Sigurd Rudloff: Unterschied zwischen den Versionen

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Sigurd Rudloff war ein Oberstudienrat und kommissarischer Schulleiter an der Königin-Luise-Schule in Nordhausen. Als Kommandeur des Volkssturms und Kampfkommandant von Nordhausen übergab er am 11. April 1945 die Stadt den amerikanischen Truppen
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'''Ernst Friedrich Sigurd Rudloff''' (geb. 14. Oktober 1891 in Niedergebra; gest. 1961 in Großburgwedel) war Oberstudienrat und ab 1941 kommissarischer Schulleiter an der [[Königin-Luise-Schule]] in Nordhausen. Als Kommandeur des [[Volkssturm]]s und Kampfkommandant von Nordhausen übergab er am 11. April 1945 die Stadt kampflos den US-amerikanischen Truppen.


Sigurd Rudloff wurde 1891 in Nordhausen geboren und wuchs dort auf. Sein Vater Fritz Rudloff war stellvertretender Schulleiter der Gewerbeschule an der Wiedigsburg. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. Er wurde zweimal verwundet und erhielt das Eiserne Kreuz erster Klasse. Im Jahr 1926 wurde er in den preußischen Schuldienst eingestellt. Zuvor hatte er als Assistent an der Bergakademie in Clausthal-Zellerfeld gearbeitet. Politisch stand er in der Weimarer Republik der DNVP (Deutsch-Nationalen Volks-Partei) nahe. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten trat er, wohl auch aus Karrieregründen, der NSDAP bei. Seit 1938 war er Hauptmann der Reserve. Im Jahr 1937 zog er mit seiner Familie von Halberstadt nach Nordhausen und war dort ab dem 21. April 1937 als Oberstudienrat am Lyzeum tätig. Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde er zur Wehrmacht einberufen und beim Ersatz-Bataillon in Gera stationiert. Wegen eines Herzfehlers musste er 1941 den Dienst quittieren. Er kehrte nach Nordhausen zurück und vertrat als kommissarischer Schulleiter den erkrankten Oberstudiendirektor Kammer. Nach Gründung der Volkssturms in Nordhausen im Oktober 1944 wurde er dessen stellvertretender Kommandeur. Nachdem der Kommandeur des Volkssturms, Kreisschulrat Dr. Paul Koch, beim britischen Bombenangriff verletzt worden war, übernahm er am 4. April 1945 die Leitung des Volkssturms und wurde Kampfkommandant von Nordhausen. Am 11. April 1945 übergab er mit der weißen Fahne in der Hand die Stadt den amerikanischen Truppen. Nachdem Nordhausen im Juli 1945 Teil der sowjetischen Besatzungszone geworden war, wurde er von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet und im GPU-Keller der Karolingerstraße 18 inhaftiert. Von Herbst 1945 bis 1948 war er im sowjetischen Sicherheitslager Nr. 2 Buchenwald im Gewahrsam. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Hilfskatechet und gab Nachhilfestunden. Im Jahr 1955 verließ er die DDR und siedelte er nach Großburgwedel bei Hannover über. Dort arbeitete er bis zu seiner Pensionierung an einem Gymnasium als Mathematik- und Biologielehrer. Er starb im Jahr 1961.
== Leben ==
Sigurd Rudloff wurde in Niedergebra geboren und wuchs in Nordhausen auf. Sein Vater Friedrich Rudloff war stellvertretender Schulleiter der Gewerbeschule an der [[Wiedigsburg]]. 1910 legte er das Abitur am [[Liste der Abiturienten des Realgymnasiums Nordhausen von 1885 bis 1935|Nordhäuser Realgymnasium]] ab. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. Er wurde zweimal verwundet und erhielt das Eiserne Kreuz I. Klasse.  


Literatur:
1926 wurde er in den preußischen Schuldienst eingestellt. Zuvor hatte er als Assistent an der Bergakademie in Clausthal-Zellerfeld gearbeitet. Politisch stand er in der Weimarer Republik der [[DNVP]] (Deutsch-Nationalen Volks-Partei) nahe. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten trat er, wohl auch aus Karrieregründen, der [[NSDAP]] bei. Seit 1938 war er Hauptmann der Reserve.


Peter Kuhlbrodt (Hrsg.): Schicksalsjahr 1945. Inferno Nordhausen. Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 84
Im Jahr 1937 zog er mit seiner Familie von Halberstadt nach Nordhausen und war dort ab dem 21. April 1937 als Oberstudienrat und stellvertretender Schulleiter an der [[Königin-Luise-Schule]] tätig. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er zur Wehrmacht einberufen und bei einem Ersatz-Bataillon in Gera stationiert. Wegen eines Herzfehlers musste er 1941 den Dienst quittieren. Er kehrte nach Nordhausen an die Königin-Luise-Schule zurück und vertrat als kommissarischer Schulleiter den erkrankten Oberstudiendirektor Kammer.
Jost-Dieter Rudloff: Erinnerungen an die Meyenburgstrasse. In: Das Nordhäuser Geschichtenbuch. Nordhausen: le petit, 2011. S. 180 ff.
Jürgen Möller: Die Eroberung der unterirdischen Raketenfabrik im April 1945 und die Besetzung von Nordhausen. Bad Langensalza: Verlag Rockstuhl, 2018. S. 34


Externe Verweise:
Nach Gründung der [[Volkssturm]]s in Nordhausen im Oktober 1944 wurde er dessen stellvertretender Kommandeur. Nachdem der Kommandeur des Volkssturms, Kreisschulrat Dr. [[Paul Koch]], beim britischen Bombenangriff verletzt worden war, übernahm er am 4. April 1945 die Leitung des Volkssturms und wurde Kampfkommandant von Nordhausen. Am 11. April 1945 übergab er in dieser Funktion mit der weißen Fahne in der Hand die Stadt an die 104. US-Infanterie-Division (1. US-Armee).


Berichte über die Schuljahre 1925 bis 1939
Nachdem Nordhausen im Juli 1945 Teil der sowjetischen Besatzungszone geworden war, wurde er von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet und im GPU-Keller in der [[Karolingerstraße]] 18 inhaftiert. Von Herbst 1945 bis 1948 war er im sowjetischen „Speziallager Nr. 2“, dem ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar, ohne Anklage und ohne Verurteilung im Gewahrsam. Nach seiner Rückkehr ernährte er seine Familie als Hilfskatechet und gab Nachhilfestunden. Im Jahr 1955 verließ er die DDR und siedelte nach Großburgwedel bei Hannover über. Dort arbeitete er bis zu seiner Pensionierung an einem Gymnasium als Mathematik- und Biologielehrer. Er starb im Jahr 1961.
 
== Familie ==
[[Datei:Ernst Rudloff.jpg|thumb|200px|Ernst Friedrich Rudloff]]
[[Hilmar Rudloff]] war sein Bruder. [[Jost-Dieter Rudloff]] und Ernst Friedrich Rudloff (geb. 8. September 1927, gefallen 13. April 1945) sind seine Söhne.
 
== Literatur ==
*[[Peter Kuhlbrodt]] (Hrsg.): ''[[Inferno Nordhausen – Schicksalsjahr 1945]]''. Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 84
*[[Jost-Dieter Rudloff]]: ''Erinnerungen an die Meyenburgstrasse''. In: ''[[Das Nordhäuser Geschichtenbuch]]''. Nordhausen: le petit, 2011. S. 180 ff.
*Jürgen Möller: ''Die Eroberung der unterirdischen Raketenfabrik im April 1945 und die Besetzung von Nordhausen''. Bad Langensalza: Verlag Rockstuhl, 2018. S. 34
 
== Externe Verweise ==
* [https://scripta.bbf.dipf.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:0111-bbf-spo-14973029 Berichte über die Schuljahre 1925 bis 1939]
* [https://archivdatenbank.bbf.dipf.de/actaproweb/archive.xhtml?id=Vz++++++422ab719-286d-4a8c-a647-4264291e04d7#Vz______422ab719-286d-4a8c-a647-4264291e04d7 Archivdatenbank der BBF - Tektonik]
 
[[Kategorie:Militärperson]]
[[Kategorie:Pädagoge]]
[[Kategorie:NSDAP-Mitglied]]
[[Kategorie:Geboren 1891]]
[[Kategorie:Gestorben 1961]]
[[Kategorie:Mann]]

Aktuelle Version vom 10. Oktober 2024, 14:35 Uhr

Sigurd Rudloff
Sigurd RudloffSigurd Rudloff als Hauptmann d. Reserve nach der Mobilmachung 1939 vor Privatquartier in Bad Blankenburg
'
geb. 14. Oktober 1891 in Niedergebra
gest. 1961 in Großburgwedel
Pädagoge
Bilder und Medien bei Commons

Ernst Friedrich Sigurd Rudloff (geb. 14. Oktober 1891 in Niedergebra; gest. 1961 in Großburgwedel) war Oberstudienrat und ab 1941 kommissarischer Schulleiter an der Königin-Luise-Schule in Nordhausen. Als Kommandeur des Volkssturms und Kampfkommandant von Nordhausen übergab er am 11. April 1945 die Stadt kampflos den US-amerikanischen Truppen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sigurd Rudloff wurde in Niedergebra geboren und wuchs in Nordhausen auf. Sein Vater Friedrich Rudloff war stellvertretender Schulleiter der Gewerbeschule an der Wiedigsburg. 1910 legte er das Abitur am Nordhäuser Realgymnasium ab. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. Er wurde zweimal verwundet und erhielt das Eiserne Kreuz I. Klasse.

1926 wurde er in den preußischen Schuldienst eingestellt. Zuvor hatte er als Assistent an der Bergakademie in Clausthal-Zellerfeld gearbeitet. Politisch stand er in der Weimarer Republik der DNVP (Deutsch-Nationalen Volks-Partei) nahe. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten trat er, wohl auch aus Karrieregründen, der NSDAP bei. Seit 1938 war er Hauptmann der Reserve.

Im Jahr 1937 zog er mit seiner Familie von Halberstadt nach Nordhausen und war dort ab dem 21. April 1937 als Oberstudienrat und stellvertretender Schulleiter an der Königin-Luise-Schule tätig. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er zur Wehrmacht einberufen und bei einem Ersatz-Bataillon in Gera stationiert. Wegen eines Herzfehlers musste er 1941 den Dienst quittieren. Er kehrte nach Nordhausen an die Königin-Luise-Schule zurück und vertrat als kommissarischer Schulleiter den erkrankten Oberstudiendirektor Kammer.

Nach Gründung der Volkssturms in Nordhausen im Oktober 1944 wurde er dessen stellvertretender Kommandeur. Nachdem der Kommandeur des Volkssturms, Kreisschulrat Dr. Paul Koch, beim britischen Bombenangriff verletzt worden war, übernahm er am 4. April 1945 die Leitung des Volkssturms und wurde Kampfkommandant von Nordhausen. Am 11. April 1945 übergab er in dieser Funktion mit der weißen Fahne in der Hand die Stadt an die 104. US-Infanterie-Division (1. US-Armee).

Nachdem Nordhausen im Juli 1945 Teil der sowjetischen Besatzungszone geworden war, wurde er von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet und im GPU-Keller in der Karolingerstraße 18 inhaftiert. Von Herbst 1945 bis 1948 war er im sowjetischen „Speziallager Nr. 2“, dem ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar, ohne Anklage und ohne Verurteilung im Gewahrsam. Nach seiner Rückkehr ernährte er seine Familie als Hilfskatechet und gab Nachhilfestunden. Im Jahr 1955 verließ er die DDR und siedelte nach Großburgwedel bei Hannover über. Dort arbeitete er bis zu seiner Pensionierung an einem Gymnasium als Mathematik- und Biologielehrer. Er starb im Jahr 1961.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ernst Friedrich Rudloff

Hilmar Rudloff war sein Bruder. Jost-Dieter Rudloff und Ernst Friedrich Rudloff (geb. 8. September 1927, gefallen 13. April 1945) sind seine Söhne.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Externe Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]