Der Deutsche Gruß: Unterschied zwischen den Versionen

Aus NordhausenWiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(8 dazwischenliegende Versionen von 4 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{SEITENTITEL:''Der Deutsche Gruß''}}  
{{SEITENTITEL:''Der Deutsche Gruß''}}  
{{Buch
{{Buch
|Titel=Der Deutsche Gruß
|Titel= Der Deutsche Gruß
|Untertitel=Eine Kindheit und Jugend zwischen Ideologie und Idylle
|Untertitel=Eine Kindheit und Jugend zwischen Ideologie und Idylle
|Bild=
|Bild=
|Reihe=
|Reihe=
|BandNr=
|Band bv Nr=
|Autor=[[Ulrich H. K. Hesse]]
|Autor=[[Ulrich H. K. Hesse]]
|Herausgeber=
|Herausgeber=
|Verlag=Norderstedt : Books on Demand  
|Verlag=Norderstedt : Books on Demand  
|Auflage=
|Auflage=
|Umfang=
|Umfang= 216 Seiten
|Preis=
|Preis=
|Erscheinungsjahr=2015
|Erscheinungsjahr=2015
|Bibliothek=
|Bibliothek=
|ISBN=
|ISBN= 978-3-7347-9030-0
|Homepage=
|Homepage=
|erfasst=13. April 2017
|erfasst=13. April 2017
}}
}}
'''''Der Deutsche Gruß''''' von [[Ulrich H. K. Hesse]] erschien im April 2015 und behandelt die Marine-Hitler-Jugend, Reichsarbeitsdienst, Marine-Schule Mürwik, britische Kriegsgefangenschaft zurück zum Abitur in dem späteren Humboldt-Gymnasium Nordhausen.
{{Stub}}
 
'''''Der Deutsche Gruß''''' von [[Ulrich H. K. Hesse]] erschien im April 2015 und behandelt die Marine-Hitler-Jugend, Reichsarbeitsdienst, Marine-Schule Mürwik, britische Kriegsgefangenschaft und  zurück zum Abitur in dem späteren Humboldt-Gymnasium Nordhausen.
== Besprechung ==
===  Erinnerungen eines Nordhäuser Gymnasiasten an Uli Hesse, Neumarkt 13. ===
: ''von Jost-Dieter Rudloff''
Der Titel "Der Deutsche Gruß" von Ulrich K. H. Hesse  weckt Argwohn. Schreibt da ein ewig-gestriger Nordhäuser Bildungsbürger? Der  Lehrersohn Uli Hesse alias Kurt erzählt von einer Kindheit in einer Weinhandlung Ecke Grimmelallee/Am Altentor, an der Rotleim-Mühle und in Krimderode.  Seine Mutter Elisabeth geb. Vahlbruch darf ihren Beruf als Lehrerin nicht ausüben, weil  sein Vater Max Hesse Lehrer ist und das Doppelverdienen aus beamtenrechtlichen Gründen verboten ist. In den Kindergarten geht Kurt  nicht. Er findet es albern, eine vorgezeichnete Tulpe mit roten Fäden für die Blume und grünen Fäden für den Stengel zu besticken.
Höhepunkte des Jahres sind für ihn Weihnachten und der Martini-Umzug. Sein Vater Max macht sich Sorgen um den Verbleib der jüdischen Vereinsmitglieder im Nordhäuser Schwimmverein. Bei einem Spaziergang mit einem gleichgesinnten Lehrer- Kollegen lässt Vater am abgetragenen Friedrich-Ebert-Denkmal am Eingang des  Stadtparks Kurt den "Deutschen Gruss" ausführen als Protest gegen die jüngst eingeführte Grussordnung mit erhobenem rechten Arm und "Heil Hitler". Sie gehen vorbei an dem Reporter und Leichtathleten Rudolf Hagelstange, der im Stadtpark mit seiner Bambus- Hochsprungstange vom Ufer zu einer kleinen Insel übersetzt, um Fotos von Entchen schiessen zu können.
Bei einem Besuch des Onkels Dr. Hermann Hesse in Leipzig fahren sie in Rechtsanwalts Herrmann grossem offenem Auto an auf die Ankunft Hitlers wartenden Zuschauern vorbei.  Onkel Herrmann erhebt sich von seinem Sitz. Er schaut  nach Art Hitlers mit starrem Blick über die Menschen hinweg und hebt  den rechten Arm , abwechselnd gestreckt und gewinkelt. Die Menge hält inne mit Fähnchenschwenken. Der Chauffeur gibt Gas und braust davon.
Konsequenzen hat es nicht für Hermanns Clownerie gegeben. 
Kurt besucht das altsprachliche Gymnasium in der Morgenröte. Musiklehrer Treichel schlägt ihn wegen seines Knabensoprans zur Aufnahme in den Thomaner-Chor vor. Das lehnt Vater Max Hesse ab.
Im Schwimmverein wird Kurt  einer der erfolgreichsten Thüringer  Leistungs- Schwimmer.
In der Hitlerjugend rückt er auf zum Jungenschafts-Führer.
Sein Vater ist ein Nationalpatriot. Er hasst die Nazis. Im Familienkreis verurteilt er den Überfall Hitlers  auf die Sowjetunion. Ein Fähnleinführer schneidet Kurt mit der Nagelschere Haare aus dem Gesicht.
Körperliche Berührungen der Hitlerjungen sind streng verboten.
Kurts Vater sieht das vom Haus Neumarkt 13 aus, schlägt dem Fähnleinführer eine Backpfeife und holt Kurt aus dem Glied. Auch das blieb im immer noch rechtsbewussten Nordhausen ohne Konsequenzen.
Kurt verlässt die stumpfsinnige Allgemeine Hitlerjugend.
Er tritt der Marine-HJ bei und rudert in einem Marine-Kutter mit Klassenkamerad Ernst Rudloff auf  dem Kiesschacht herum. Beide beschäftigen sich intensiv mit Morsen und See-Funk.
Nach Reicharbeitsdienst  und Flakhilfe wird Kurt Offiziersanwärter bei der Marine.
Nach Kriegsende kann er sich in Niedersachswerfen  sowjetischer Bewachung entziehen, als er die Iwans mit einer parodistischen Vorführung des deutschen Gewehr- Exerzierens amüsiert.
Das war sein letzter Deutscher Gruß.
Kurt war ein sehr empfindsamer Mensch.
Er hat es nie übers Herz gebracht, der Mutter seines im April 1945 an der Elbe gefallenen Schulfreundes Ernst Rudloff zu kondolieren.
Sein Gewissen hat ihm keine Ruhe gelassen.
Fast 60 Jahre später, kurz vor seinem Tod, hat er sich dafür entschuldigt.
 
=== Erinnerungen an die Kindheit in Nordhausen während des Krieges ===
: ''von Manfred Neuber''
„Wie konnte das alles bloß geschehen?“, werden heute noch ratlose Großeltern
von ihren Enkeln zum Dritten Reich befragt. An tief schürfenden Erklärungen
der NS-Diktatur fehlt es nicht; die braune Vergangenheit ist in allen Facetten
„aufgearbeitet“. Unbegreiflich bleibt Nachgeborenen aber, wie ein ganzes Volk
von einer verbrecherischen Ideologie durchdrungen werden konnte. „Der
Deutsche Gruß“ gibt darauf in überschaubarem Rahmen eine Antwort.
 
Der Autor (Jahrgang 1927) erlebte in seiner Heimatstadt Nordhausen am Harz,
wie sich das Nazi-Gift in den dreißiger Jahren in der bürgerlichen Gesellschaft
ausbreitete – allmählich in der Familie, zwangsläufig in Schule und Vereinen
sowie lähmend im öffentlichen Leben. In seinen Erinnerungen wird der historisch widersprüchliche Eindruck deutlich, wie trotz Bedrohungen und des
Krieges die junge Generation ein vermeintlich „normales Leben“ hatte.
Zum Buchtitel erläutert Ulrich H. K. Hesse: „Der Deutsche Gruß war die verbindliche `Ehrenbezeigung` im NS-Regime . . . Er stand für die ideologischen
Verpflichtungen des Einzelnen gegenüber Staat und Partei. Weil er als allgegenwärtige Geste der Unterordnung das tägliche Leben der Diktatur bestimmte,
signalisierte er jedoch auch Zustimmung oder Ablehnung seitens derer, die ihn
ausführten. Wer aufmerksam darauf achtete, erkannte auf diese Weise, wie er
jemanden politisch einzuordnen hatte.“
 
Anfangs ist die Familie bei Tisch empört, wie schnell manche „politisch die
Seiten wechseln“, auch Sozialdemokraten und Gewerkschaftler. Lehrer werden
aus dem Schuldienst gedrängt, antisemitische Schikanen gipfeln im Boykott
jüdischer Läden. Als Pädagoge, der als verlässlicher Diener des neuen Staates
zu gelten hat, und aus Sorge seiner Frau um die Familie tritt der Vater 1937 der
NSDAP bei. Er trägt weiter das Abzeichen des Schwimmvereins am Revers,
jenes der Partei liegt „im Nachtschränkchen neben den Kondomen“.
Über die Pogrom-Nacht im November 1938 berichtet Hesse, wie der Vater als
Angehöriger der Technischen Nothilfe zur brennenden Synagoge gerufen, aber
von der SA am Löschen gehindert wird. Unverständlich findet er auch, wie eine
grölende Menge den Rabbiner auf einem Klavier zu „Freut Euch des Lebens“ zu
tanzen zwingt und der kinderfreundliche Zahnarzt, mit dem seine Familie
befreundet ist, eine Meute Randalierer gegen jüdische Bürger anführt.
„Im Sog der militärischen Erfolge“ findet das NS-Regime zu Kriegsbeginn
zunehmend Rückhalt in der „Volksgemeinschaft“, bis der Vater nach dem
Überfall auf die Sowjetunion warnt: „Die sind wohl wahnsinnig! Das ist der
Anfang vom Ende. Schon für Napoleon begann der Abstieg in Russland!“ Die
Reaktion unter Sportlern: „Alle sind geschockt. Kein prahlerisches `Das schafft
unsere Wehrmacht auch noch!` oder Ähnliches ist zu hören.“ Die konservativ
geprägten Bürger der ehemals Freien Reichsstadt bleiben jedoch in einem
preußisch-heroischen Weltbild befangen.
 
Am Ende des NS-Regimes wird dem Protagonisten vom „Führer“-Nachfolger im Befehl zur Kapitulation in dem „aussichtslos gewordenen Kampf“ bescheinigt, dass er „getreu seinem Eid, im höchsten Einsatz für sein Volk für immer
Unvergessliches geleistet“ habe. Die Sieger verbieten den „Deutschen Gruß“.
Als er höheren Dienstgraden reflexartig mit erhobenem Arm begegnet, führt ein
Offizier seine Hand an die Mütze und erklärt, jetzt werde wieder „anständig“
gegrüßt, der „Zirkus mit der Partei“ sei vorbei.
Anschaulich und differenziert schildert Hesse seinen Werdegang als Pimpf,
Hitler-Junge, Flak-Helfer, Arbeitsdienst-Leistender sowie Marinekadett, der
wie andere um ihre Jugend betrogene Deutsche als Überlebende des Zweiten
Weltkriegs nach 1945 noch mal auf der Schulbank landet, um das Abitur
nachzuholen. Obwohl es sich um ein Einzelschicksal handelt, kommt der
Chronik exemplarische Bedeutung zu. Sie ist flüssig und packend verfasst
und enthält auch heitere Anekdoten aus bedrückender Zeit.

Aktuelle Version vom 4. Juni 2024, 17:34 Uhr

Der Deutsche Gruß
Untertitel Eine Kindheit und Jugend zwischen Ideologie und Idylle
Autor Ulrich H. K. Hesse
Verlag Norderstedt : Books on Demand
Erscheinungsjahr 2015
Umfang 216 Seiten
ISBN 978-3-7347-9030-0
Stand: 13. April 2017
Dieser Artikel ist noch sehr kurz oder unvollständig. Du kannst helfen, indem du ihn überarbeitest und fehlende Angaben einfügst.
(→ mehr kurze Artikel)

Der Deutsche Gruß von Ulrich H. K. Hesse erschien im April 2015 und behandelt die Marine-Hitler-Jugend, Reichsarbeitsdienst, Marine-Schule Mürwik, britische Kriegsgefangenschaft und zurück zum Abitur in dem späteren Humboldt-Gymnasium Nordhausen.