Modehaus Schönbeck: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Modehaus Schönbeck Innen.jpg|thumb|Interieur in einer Anzeige von 1926]]
[[Datei:Modehaus Schönbeck Anzeige.jpg|thumb|Anzeige Anzeige Wilhelm Schönbeck, 1926]]
1834 gründeten die Gebrüder Grelling im „Haus zum Erbprinzen“ in Nordhausen ein Bankhaus und einen Manufakturwarenladen. Um sich ganz auf die Bankgeschäfte zu konzentrieren, übereigneten sie Eduard Schönbeck das Manufakturgeschäft an der Ecke [[Kranichstraße]]/[[Baltzerstraße]]. Nach seinem Tod am 7. November 1897 übernahm sein Bruder Friedrich-Wilhelm Schönbeck die Geschäftsleitung, der die Firma 1906 als „Firma Wilhelm Schönbeck“ umbenannte und zwei Jahre später an den Kaufmann Ernst Chr. Taeger verkaufte. Mit dem Ersten Weltkrieg setzte ein wirtschaftlicher Niedergang ein, und das Unternehmen wurde 1919 an den jüdischen Kaufhaus-Konzern „M. Conitzer & Söhne“ (1882–1938) verkauft.  
1834 gründeten die Gebrüder Grelling im „Haus zum Erbprinzen“ in Nordhausen ein Bankhaus und einen Manufakturwarenladen. Um sich ganz auf die Bankgeschäfte zu konzentrieren, übereigneten sie Eduard Schönbeck das Manufakturgeschäft an der Ecke [[Kranichstraße]]/[[Baltzerstraße]]. Nach seinem Tod am 7. November 1897 übernahm sein Bruder Friedrich-Wilhelm Schönbeck die Geschäftsleitung, der die Firma 1906 als „Firma Wilhelm Schönbeck“ umbenannte und zwei Jahre später an den Kaufmann Ernst Chr. Taeger verkaufte. Mit dem Ersten Weltkrieg setzte ein wirtschaftlicher Niedergang ein, und das Unternehmen wurde 1919 an den jüdischen Kaufhaus-Konzern „M. Conitzer & Söhne“ (1882–1938) verkauft.  


Neue Geschäftsführer wurden Hugo Weinbaum (geb. 28. September 1883; gest. 5. Juli 1957), der das Kaufhaus in den folgenden Jahren  zu einem modernen Betrieb ausbaute. Er wird als sehr engagiert, kompetent und gut begütert beschrieben. Sein Bruder Arno (geb. 5. Juli 1885) arbeitete ebenfalls als Angestellter im Geschäft. Für die Mitarbeiter wurden im Haus [[Rolandsweg]] 1a eigene Wohnungen geschaffen. Das neue Geschäfts- und Wohnhaus der Firma wurde durch [[Gustav Ricken]] errichtet. Die ''[[Nordhäuser Volkszeitung]]'' lobte in ihrer Ausgabe im März 1932 den „modernen Kundendienst“. 1932 arbeiteten zwischen 100 und 130 Angestellte im Modehaus.  
Neue Geschäftsführer wurden Hugo Weinbaum (geb. 28. September 1883; gest. 5. Juli 1957), der das Kaufhaus in den folgenden Jahren  zu einem modernen Betrieb ausbaute. Er wird als sehr engagiert, kompetent und gut begütert beschrieben. Sein Bruder Arno (geb. 5. Juli 1885) arbeitete ebenfalls als Angestellter im Geschäft. Für die Mitarbeiter wurden im Haus [[Rolandsweg]] 1a eigene Wohnungen geschaffen. Das neue Geschäfts- und Wohnhaus der Firma wurde durch [[Gustav Ricken]] errichtet. Die ''[[Nordhäuser Volkszeitung]]'' lobte in ihrer Ausgabe im März 1932 den „modernen Kundendienst“. 1932 arbeiteten zwischen 100 und 130 Angestellte im Modehaus.  
[[Datei:Modehaus Schönbeck Innen.jpg|thumb|Interieur in einer Anzeige von 1926]]


Im Zuge des reichsweiten Judenboykotts am 1. April 1933 wurden die Schaufenster durch Mitglieder von SA und SS mit Parolen beschmiert. Während der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden einige der 14 Schaufenster zerstört. Die SA verhaftete Arno Weinbaum und seine Frau Laura, die später nach Berlin-Charlottenburg verzogen. Am 18. Oktober 1941 wurden beide in das Ghetto Litzmannstadt deportiert, wo sie umkamen. Hugo Weinbaum und seine Frau Hildegard Alice Goldstein (geb. 5. September 1902; gest. 1999) reisten 1933 in die Niederlande aus und überlebten unbehelligt den Zweiten Weltkrieg. 1934 wurde in Amsterdam Tochter Stephani (Steffie) Weinbaum geboren (gest. 2017). Nach dem Krieg wurde durch die Familie kein Rückübertragungsanspruch gestellt. Ende der 1940er Jahre erhielten sie die niederländische Staatsangehörigkeit.
Im Zuge des reichsweiten Judenboykotts am 1. April 1933 wurden die Schaufenster durch Mitglieder von SA und SS mit Parolen beschmiert. Während der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden einige der 14 Schaufenster zerstört. Die SA verhaftete Arno Weinbaum und seine Frau Laura, die später nach Berlin-Charlottenburg verzogen. Am 18. Oktober 1941 wurden beide in das Ghetto Litzmannstadt deportiert, wo sie umkamen. Hugo Weinbaum und seine Frau Hildegard Alice Goldstein (geb. 5. September 1902; gest. 1999) reisten 1933 in die Niederlande aus und überlebten unbehelligt den Zweiten Weltkrieg. 1934 wurde in Amsterdam Tochter Stephani (Steffie) Weinbaum geboren (gest. 2017). Nach dem Krieg wurde durch die Familie kein Rückübertragungsanspruch gestellt. Ende der 1940er Jahre erhielten sie die niederländische Staatsangehörigkeit.
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Datei:Modehaus Schönbeck Anzeige.jpg|Anzeige Anzeige Wilhelm Schönbeck, 1926
Datei:Modehaus Wilhelm Schönbeck Nordhausen.jpg|Anzeige Wilhelm Schönbeck, ca. 1930
Datei:Modehaus Wilhelm Schönbeck Nordhausen.jpg|Anzeige Wilhelm Schönbeck, ca. 1930
Datei:Anzeige Modehaus Kramer Nordhausen.jpg|Anzeige Modehaus Kramer, 1938
Datei:Anzeige Modehaus Kramer Nordhausen.jpg|Anzeige Modehaus Kramer, 1938

Aktuelle Version vom 23. Juni 2022, 22:19 Uhr

Modehaus Schönbeck mit Neptunbrunnen und Hotel Römischer Kaiser

Das Modehaus Schönbeck befand sich an der Ecke Kranichstraße/Baltzerstraße und war ein modernes Kaufhaus in Nordhausen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anzeige Anzeige Wilhelm Schönbeck, 1926

1834 gründeten die Gebrüder Grelling im „Haus zum Erbprinzen“ in Nordhausen ein Bankhaus und einen Manufakturwarenladen. Um sich ganz auf die Bankgeschäfte zu konzentrieren, übereigneten sie Eduard Schönbeck das Manufakturgeschäft an der Ecke Kranichstraße/Baltzerstraße. Nach seinem Tod am 7. November 1897 übernahm sein Bruder Friedrich-Wilhelm Schönbeck die Geschäftsleitung, der die Firma 1906 als „Firma Wilhelm Schönbeck“ umbenannte und zwei Jahre später an den Kaufmann Ernst Chr. Taeger verkaufte. Mit dem Ersten Weltkrieg setzte ein wirtschaftlicher Niedergang ein, und das Unternehmen wurde 1919 an den jüdischen Kaufhaus-Konzern „M. Conitzer & Söhne“ (1882–1938) verkauft.

Neue Geschäftsführer wurden Hugo Weinbaum (geb. 28. September 1883; gest. 5. Juli 1957), der das Kaufhaus in den folgenden Jahren zu einem modernen Betrieb ausbaute. Er wird als sehr engagiert, kompetent und gut begütert beschrieben. Sein Bruder Arno (geb. 5. Juli 1885) arbeitete ebenfalls als Angestellter im Geschäft. Für die Mitarbeiter wurden im Haus Rolandsweg 1a eigene Wohnungen geschaffen. Das neue Geschäfts- und Wohnhaus der Firma wurde durch Gustav Ricken errichtet. Die Nordhäuser Volkszeitung lobte in ihrer Ausgabe im März 1932 den „modernen Kundendienst“. 1932 arbeiteten zwischen 100 und 130 Angestellte im Modehaus.

Interieur in einer Anzeige von 1926

Im Zuge des reichsweiten Judenboykotts am 1. April 1933 wurden die Schaufenster durch Mitglieder von SA und SS mit Parolen beschmiert. Während der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden einige der 14 Schaufenster zerstört. Die SA verhaftete Arno Weinbaum und seine Frau Laura, die später nach Berlin-Charlottenburg verzogen. Am 18. Oktober 1941 wurden beide in das Ghetto Litzmannstadt deportiert, wo sie umkamen. Hugo Weinbaum und seine Frau Hildegard Alice Goldstein (geb. 5. September 1902; gest. 1999) reisten 1933 in die Niederlande aus und überlebten unbehelligt den Zweiten Weltkrieg. 1934 wurde in Amsterdam Tochter Stephani (Steffie) Weinbaum geboren (gest. 2017). Nach dem Krieg wurde durch die Familie kein Rückübertragungsanspruch gestellt. Ende der 1940er Jahre erhielten sie die niederländische Staatsangehörigkeit.

Am 23. August 1938 wurde das Modehaus von der Wäschefabrik Kramer aus Niedergebra gekauft (Inhaber Hermann Kramer) und am 1. September 1938 unter dem Namen „Modehaus Kramer“ neu eröffnet. Max Fleischner, der zuvor schon Gesellschafter war, übernahm zum 29. April 1939 den kompletten Firmenbesitz (Modehaus und Grundstück Rolandsweg 1a). Das Haus am Rolandsweg wurde am 25. April 1939 für 19.500 ℛℳ an den Dachdecker August Neumeyer verkauft.

Bei den Luftangriffen auf Nordhausen im April 1945 wurde das Modehaus komplett zerstört. 1952 wurde das Grundstück enteignet und war fortan „Volkseigentum“.

Externe Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]