Das Triptychon im städtischen Museum zu Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen
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{{idt2|25}}Im städtischen Museum zu Nordhausen ist ein sehenswerter Ueberrest mittelalterlicher Holztechnik aufgestellt, welcher früher an der Westwand des nördlichen Seitenschiffes der Petrikirche angebracht war, ein Triptychon oder Flügelaltar. Er besteht aus einem Mittelschrein und zwei Seitenflügeln und ist 1,80 m hoch, der Mittelschrein 1,24 m, die Flügel je 0,62 m breit, | {{idt2|25}}Im städtischen Museum zu Nordhausen ist ein sehenswerter Ueberrest mittelalterlicher Holztechnik aufgestellt, welcher früher an der Westwand des nördlichen Seitenschiffes der Petrikirche angebracht war, ein Triptychon oder Flügelaltar. Er besteht aus einem Mittelschrein und zwei Seitenflügeln und ist 1,80 m hoch, der Mittelschrein 1,24 m, die Flügel je 0,62 m breit, über die Technik derartiger Bildwerke sei nur kurz mitgeteilt, daß die Figuren in Holz roh geschnitzt werden, dann wird ein Ueberzug aus Leinwand direkt auf das Holz geleimt, auf diesen Ueberzug kommt eine Schicht feinsten Gipses, in welche dann erst die Feinheiten der Ausführung gearbeitet werden. Nach Schaffung eines derartigen Untergrundes beginnt die Bemalung bezw. Vergoldung. Die bei unserem Bilde angewandten Hauptfarben sind gold und blau. Gehen wir nun zur Darstellung selbst über: Der Mittelschrein birgt die Jungfrau Maria, das Christkind steht auf ihrem Schoße, über ihrem Haupte wölbt sich ein prächtiger, gotischer Baldachin, dessen schönes Maßwerk noch recht gut erhalten ist. Um diese Mittelfigur herum befinden sich oben links — vom Beschauer aus zu verstehen — ein unbekannter Heiliger in Bischofstracht, rechts der heilige Jacobus der Aeltere mit Pilgerhut, unten links Paulus (?), unten rechts der Apostel Petrus. Die Attribute der zuletzt genannten Figuren sind jetzt verloren, doch waren sie zu Lessers Zeit (1740) noch vorhanden. Die Flügel tragen je zwei Darstellungen. Oben links ist die Geburt Christi, auf den Feldern lagern Hirten bei ihren (für Nordhausen charakteristischen) Schweineherden, der eine bläst auf dem Dudelsack. Eine Frau steht am Wasser, mit Kinderwäsche beschäftigt. Links unten erscheint der Engel Gabriel, der am Gebetpult knieenden Marin. Oben rechts bringen die drei Könige aus dem Morgenlande ihre Gaben dar. Der heilige Joseph aber ist außerhalb dargestellt, mit einem Löffel nach einer großen Ratte schlagend, die an einem von ihm in der Hand getragenen, mit Speisen gefüllten Schaffen oder Tiegel nascht. Unten rechts sehen wir die Darstellung im Tempel, Simeon und Hanna Gott lobpreisend, selbst die beiden Turteltauben, von denen die Schrift, Lukas 2, 24, redet, sind nicht vergessen. | ||
[[Datei:Triptychon St Petri Nordhausen.jpg|center|thumb|Triptychon aus der Kirche St. Petri.]] | [[Datei:Triptychon St Petri Nordhausen.jpg|center|thumb|Triptychon aus der Kirche St. Petri.]] | ||
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Aktuelle Version vom 9. November 2019, 20:54 Uhr
Das Triptychon im städtischen Museum zu Nordhausen.
Was nun das Alter dieses schönen Werkes angeht, so wird es jeder Kenner derartiger Schnitzwerke unbedingt um das Jahr 1400 setzen. Wenn wir nun wissen, daß der Petersberger Turm 1377 beendet ist, daß aber in einer Urkunde des Nordhäuser Stadt-Archivs, welche noch nicht veröffentlicht ist, der Senior und Scholaster des Kreuzstiftes Werner Kahle dem Pleban der Petrikirche Mitteilung macht von der Präsentation eines Joh. Schidung als Vikar des Altars der Jungfrau Maria, so ist damit dieser unser Altar gemeint, welcher bis zum Jahre 1751 als Hochaltar in der Petrikirche diente. Die oben erwähnte Urkunde ist ausgestellt am 7. Mai 1408 (feria II proxima post diem Inventionis S. Crucis); wir wissen dadurch den Endtermin, vor dem der Flügelaltar gefertigt sein muß. Dank der sachkundigen Reinigung und vorsichtigen Renovierung durch die Herren Möbelfabrikanten Gebr. Aurin, welche unter Anleitung des Konservators Herrn Hermann Arnold die Aufstellung des schönen Werkes ausführen ließen, ist das Triptychon vor dem Untergange, dem es in dem feuchten Winkel der Petersberger Kirche früher oder später unausbleiblich ausgesetzt war, gerettet worden und dürfte nun noch Jahrhunderte eine Augenweide des Kunstfreundes sein. K. |