Geschichte des Buchdrucks und des Buchhandels in Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen

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{{center|<big>'''Geschichte des Buchdrucks<br>und des Buchhandels in Nordhausen'''</big>}}
{{center|Von ''Heinrich Heine''}}
Es ist eine eigentümliche Erscheinung, daß die Buchdruckerkunst, die von 1450 an durch Gutenberg in Mainz ausgeübt wurde, in unserer Nachbarstadt Erfurt schon 1479, in Magdeburg 1483 — ganz zu schweigen vom Auslande, z. B. von Ungarn, wo sie bereits 1473, oder von Schweden, wo sie 1483 schon betrieben wurde —, in den Harzgegenden aber erst viel später auftrat. Und doch blühte hier bereits vom 10. Jahrhundert, von der Zeit der sächsischen Könige an, ein reiches Kulturleben. Die alten Klöster Gandersheim, Ilsenburg und Drübeck am Nordrande des Harzes, Walkenried und Ilfeld am Südrande, die Königshöfe Nordhausen, Goslar und Quedlinburg wie auch der Bischofssitz Halberstadt sind dafür ein Beweis. Und doch finden wir selbst im 16. Jahrhundert, dessen wissenschaftliche, besonders kirchliche Kämpfe unsere Harzgegend stark berührten, nur in Halberstadt und Eisleben Druckereien. In Halberstadt war eine solche schon von 1520 bis 1524, in der hochbedeutsame Werke gedruckt wurden, wie z. B. eine niederdeutsche Bibel; dann aber ruhte auch hier die Presse wieder fast 60 Jahre, bis sie von 1580 an hier einen ständigen Sitz bekam. In Eisleben entstand 1554 eine Druckerei. Im 17. Jahrhundert folgte dann erst Goslar 1604, Quedlinburg 1619 und Nordhausen 1628.
Es ist eine eigentümliche Erscheinung, daß die Buchdruckerkunst, die von 1450 an durch Gutenberg in Mainz ausgeübt wurde, in unserer Nachbarstadt Erfurt schon 1479, in Magdeburg 1483 — ganz zu schweigen vom Auslande, z. B. von Ungarn, wo sie bereits 1473, oder von Schweden, wo sie 1483 schon betrieben wurde —, in den Harzgegenden aber erst viel später auftrat. Und doch blühte hier bereits vom 10. Jahrhundert, von der Zeit der sächsischen Könige an, ein reiches Kulturleben. Die alten Klöster Gandersheim, Ilsenburg und Drübeck am Nordrande des Harzes, Walkenried und Ilfeld am Südrande, die Königshöfe Nordhausen, Goslar und Quedlinburg wie auch der Bischofssitz Halberstadt sind dafür ein Beweis. Und doch finden wir selbst im 16. Jahrhundert, dessen wissenschaftliche, besonders kirchliche Kämpfe unsere Harzgegend stark berührten, nur in Halberstadt und Eisleben Druckereien. In Halberstadt war eine solche schon von 1520 bis 1524, in der hochbedeutsame Werke gedruckt wurden, wie z. B. eine niederdeutsche Bibel; dann aber ruhte auch hier die Presse wieder fast 60 Jahre, bis sie von 1580 an hier einen ständigen Sitz bekam. In Eisleben entstand 1554 eine Druckerei. Im 17. Jahrhundert folgte dann erst Goslar 1604, Quedlinburg 1619 und Nordhausen 1628.


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:Hochzeitpredigt von Lukas Martini (Pred. an S. Nicolai 1581—1590) für den Stadtschreiber Joh. Pfeiffer und seine Frau. 1588. (Ohne Ort.)
:Hochzeitpredigt von Lukas Martini (Pred. an S. Nicolai 1581—1590) für den Stadtschreiber Joh. Pfeiffer und seine Frau. 1588. (Ohne Ort.)
:Sylva Hercynia v. Joh. Thal (Arzt und Botaniker in Stolberg und zuletzt in Nordhausen 1524—1583). Frankfurt 1588
:Sylva Hercynia v. Joh. Thal (Arzt und Botaniker in Stolberg und zuletzt in Nordhausen 1524—1583). Frankfurt 1588
:Wahrhaftiger Gegenbericht auf M. Joh. Pandocheus, Pfarrherrn zu S. Niclas in Nordhausen, in Druck ausgesprengtc Schmachschriften vom Streit der Predican- ten in der Kirchen zu S. Niclas daselbst. Gedruckt im Jahre 1596 zu Erfordt durch Esaini Mechlcrn.
:Wahrhaftiger Gegenbericht auf M. Joh. Pandocheus, Pfarrherrn zu S. Niclas in Nordhausen, in Druck ausgesprengte Schmachschriften vom Streit der Predicanten in der Kirchen zu S. Niclas daselbst. Gedruckt im Jahre 1596 zu Erfordt durch Esaini Mechlcrn.
:Drei christliche Predigten von der Praedestinatiou, gehalten v. I. Pandocheus 1597. (Ohne Ort.) —(Pandocheus, Pred. v. 1590—16M, neigte dem Calvinismus zu und geriet mit seinen Amtsbrüdern in theologische Streitigkeiten.)
:Drei christliche Predigten von der Praedestinatiou, gehalten v. I. Pandocheus 1597. (Ohne Ort.) —(Pandocheus, Pred. v. 1590—16M, neigte dem Calvinismus zu und geriet mit seinen Amtsbrüdern in theologische Streitigkeiten.)
:Leichen predigt auf Frau Marg. Thal, gehalten von Erasm. Nothmaler, Prediger zu 'S. Petri. Gedruckt zu Jena durch Donat Richtzenhan 1597.
:Leichen predigt auf Frau Marg. Thal, gehalten von Erasm. Nothmaler, Prediger zu 'S. Petri. Gedruckt zu Jena durch Donat Richtzenhan 1597.
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der Nordhäuser Lateinschule, Bachmann, dem Bürgermeister
der Nordhäuser Lateinschule, Bachmann, dem Bürgermeister
Wilde zu der Geburt einer Tochter darbringt. Das Blatt ist
Wilde zu der Geburt einer Tochter darbringt. Das Blatt ist
sauber gedruckt uud rings mit einer schönen Randleiste eingefaßt. Oben auf dem Blatte steht die lateinische Widmung in der schwülstigen Sprache der Zeit, darunter ein Gedicht in lateinischer und weiter unten ein Gedicht in deutscher Sprache. Unter dein Ganzen steht: Nordhausen, gedruckt durch Johann Erasmus Hynitzsch im Jahr 1628.
sauber gedruckt und rings mit einer schönen Randleiste eingefaßt. Oben auf dem Blatte steht die lateinische Widmung in der schwülstigen Sprache der Zeit, darunter ein Gedicht in lateinischer und weiter unten ein Gedicht in deutscher Sprache. Unter dem Ganzen steht: Nordhausen, gedruckt durch Johann Erasmus Hynitzsch im Jahr 1628.


Dieses Blatt ist das erste uns bekannte Erzeugnis des Nordhäuser Druckereigewerbes, das also jetzt, 1928, sein dreihundertjähriges Jubiläum feiern kann.
Dieses Blatt ist das erste uns bekannte Erzeugnis des Nordhäuser Druckereigewerbes, das also jetzt, 1928, sein dreihundertjähriges Jubiläum feiern kann.
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war also der erste Buchdrucker in Nordhausen.
war also der erste Buchdrucker in Nordhausen.


Er gehörte einer alten ans Schlesien stammenden Druckerfamilie an. Sein Pater Erasmus Hynitzsch war über Wurzen nach Halle gekommen, wo er in der Zeit zwischen 1602 und 1611 druckte. Im Jahre l628 erscheint unser Johann Erasmus Hynitzsch in Nordhansen. Bon seinem Vorleben, seiner Lehr- und Wanderzeit ist nichts bekannt. Das Jahr 1628 läßt sich aus einem Briefe feststellen, den er im Jahre 1661 an den Rat richtet und der so lautet:
Er gehörte einer alten aus Schlesien stammenden Druckerfamilie an. Sein Vater Erasmus Hynitzsch war über Wurzen nach Halle gekommen, wo er in der Zeit zwischen 1602 und 1611 druckte. Im Jahre l628 erscheint unser Johann Erasmus Hynitzsch in Nordhansen. Von seinem Vorleben, seiner Lehr- und Wanderzeit ist nichts bekannt. Das Jahr 1628 läßt sich aus einem Briefe feststellen, den er im Jahre 1661 an den Rat richtet und der so lautet:
 
:„WohlEhrenbeste, GroßAchtbare, Hochweise, auch Hochgelahrte Herren Bürgermeister, wolverordnete Herren Scholarchen und insonders hochgeEhrte Herren Patronen! Denenselben kan ich nicht verhalten, weil mir Vorkommen, daß E. WohlE. Hw. Rath eine Perenderung der Lectionen in der Schule zu machen Vorhabens seye. Wann dann hierunter auch mein mercklich interesse begriffen, in deme E. WolE. Hw. Rath vor unterschiedlichen Jahren etliche Schulbücher aus meine Kosten zu drucken mir anbefohlen und vergünstigt »ebenst promm«, daß solche Bücher in der Schule sollen gebraucht, solange ich Exemplaria zu verkauften hette, und keine andern dergleichen sollen ein- geführet werden. Denn eben damals ich diese Klage anführte, daß bei Girberti Zeiten Bachmanni Janua ausgemustert wurde, derer in 500 Exemplaria seind zu maculatur worden, welches mir den unvergeßlichen schaden gebracht, weil ich solche Bücher nicht umbeschmeltzen und weiß Papier widerumb darauß machen lassen kann. So wird doch ietzo berichtet, als daß Emdenii Catechismus, derer noch in 600 Stück vorhanden, auf dißmal auch solte abgeschaffet werden,  da  doch  meine  hochgeEhrte  Herren  zum  theil  sich
noch  großgünstig  erinnern,  daß  gemeldter  Catechismus
auf  vorgangene  approkution  und  Lensnr  als  ein  nützlich
und  beständiges  Schulbuch,  auf  meinen  Verlag  zu  drucken,
mir  ist  zugeschickt  und  anbefohlen  worden,  welchem  Be­fehl  ich  auch  schuldige Folge  geleistet  und bischer  diesen Cathechismum  allmählich  verkaufst,  weil  selbiger  sonst  nir­gend  als  hier  gebrauchet  wird.
 
Will derowegen E. WolEhrenV. hochW. demütigst fleisses  bitten,  Sie  wollen  doch  bey  so  steten  Verenderungen
meinen  grossen  Schaden  bedenken,  weil  ohne  das  hier  keine  Nahrung  mit  Druckerey,  und  den  Cathechismum  Emdenii  bey  seinen  Würden,  wie  auch  meine andere  gedruckte  Schulbücher  im  gebrauch  erhalten  und
was  sonst  meiner  Druckerey  zu  aufnehmen  und  Verbesse­rung  ersprießlich  sehn  mag,
 
wie  von  E.  E.  Rate  vor 33 Jahren bey meinem Anzuge viel  versprochen  wurde,  großgünstig,  auch  als
Liebhaber  dieser  Kunst,  rühmlich  befördern  helssen.
 
Solches  wird  mich  erfreven,  im  gegentheil  aber  würde
in  meinem  Alter  über  solch  verderbendes  Drucken  offte
seuffzeu  und  klagen  müssen,  hoffe  iedoch  noch  einer  behag­
lichen  Antwort  und  bin  E.  WohlEhrenv.  Großachtb.  Hw.
auch  hochgelahrten  Dienstwilligster
 
Johann Erasmus Hynitzsch,  Buchdrucker mpp.
Nordhausen am 29.  Julii ao 1661.
 
Aus  dem  Briefe  geht  hervor,  daß  Hynitzsch  die  Druckerei
im  Jahre  1628  hier  einrichtete,  daß  er  das  auf  Veranlassung,
jedenfalls  aber  mit  Zustimmung  des  Rats  getan  und  daß
dieser  ihm  gewisse  Versprechungen  gemacht  hat.
 
Es  ist  bemerkenswert,  daß  gerade  in  den  Jahren,  als  der
30jährige  Krieg  nach  Nordhausen  seine  ersten  Schatten  warf,
hier  eine  Druckerei  errichtet wurde.  Das  geistige  Schaffen,  das
eine  Voraussetzung  für  sie  ist,  war  durch  die  Kriegswirren
also  nicht  gelähmt.
 
Im  Jahre  1632  vermählte  sich  Joh.  Erasmus  Hynitzsch mit  einer  Tochter  des  Nordhäuser  Arztes Dr. Oswald.  Die
Ehe  hat  nicht  lange  gedauert;  schon  im  folgenden  Jahre  kam
die  junge  Frau  durch  Spielerei  ihres  Gesellen  mit  einem  Ge­wehr  ums  Leben.  Hynitzsch  ging  dann  1637  eine  neue  Ehe
ein,  aus  der 8  Kinder  entsprossen  sind, 4  Söhne  und  4  Töchter.
Der  älteste  Sohn Johann  Joachim  war  später  Stadt-Leutnant
in  Leipzig;  der  zweite,  August Martin,  ward Buchdrucker  und übernahm  später  des  Vaters  Geschäft;  der  dritte,  auch  Jo hann Erasmus  genannt, ward  ebenfalls  Buchdrucker, heiratete
die  Tochter  des  Buchdruckers  Kohlwald  in  Halberstadt  und
wurde  Besitzer  von  dessen  Buchdruckerei.  Nachkommen  dieses
Halberstädter  Hynitsch  leben  noch  heute  in  Halberstadt  wie
auch  in  Nordhausen.  Der  vierte  Sohn  ist  als  dänischer  Oberförster  in  Jütland  gestorben.  Von  den  4  Töchtern  heiratete
die  eine  den  Buchdrucker  Hertz  in  Erfurt;  die  anderen  drei
scheinen  früh  verstorben  zu  sein.
 
Von  den  Erzeugnissen  seiner  Presse  finden  sich  in  dem
städtischen  Archiv  zu  Nordhausen  und  in  den  Fürstlich-Stolbergschen  Bibliotheken  zu  Wernigerode  und  Stolberg  etwa
80  Drucke;  wenn  man  dazu  noch  seine  Schulbücher,  von  denen
er  in  dem  milgeteilten  Briefe  spricht,  und  andere  Werke  rech­net,  die  vielleicht  anderswo  oder  gar  nicht  mehr  vorhanden
sind,  so  dürfte  die  Zahl  sich  wohl  auf  100  vermehren.  Meist
sind  es  kleinere  Sachen,  Glückwünsche  zu  den  verschiedensten
Gelegenheiten  in  poetischer  und  prosaischer  Form,  deutsch  und
lateinisch,  ferner  Erlasse  des  Rats,  Predigten,  besonders Leichenpredigten.  Das  17.  und  zum  Teil  auch  noch  das  18.
Jahrhundert  war ja  die  Zeit  der  unsagbar  langweiligen  und
schwülstigen  Leichenreden,  die,  wenn  sie  wohlhabenden  Per­sonen  galten,  gedruckt  und  an  die  trauernden  Hinterbliebenen
verteilt  wurden.  Wertvoll  sind  sie  für  Familienforschungen,
da  sie  meist  auch  eine  Lebensbeschreibung  des  Verstorbenen
enthalten.  Daher  leisten  die  Leichenpredigtsammlungen,  die
bei manchen Bibliotheken bestehen,  für diese Arbeit  ausgezeich­nete  Dienste.  Die  größte  Leichenpredigtsammlung  besitzt  die
Fürstlich Stolbergsche Bibliothek in Stolberg,  wo etwa  20 000
dieser seltsamen Literaturerzeugnisse  vorhanden sind,  darunter
auch  viele  Nordhäuser  Drucke.
 
Neben  solchen  Gelegenheitsdrucken  gingen  aber  auch
größere,  zum  Teil  bedeutende  Werke  aus  der  Presse  des  ersten
Nordhäuser  Druckers  hervor.  Da  die  Bücher  oft  mehrere  hun­dert  Seiten  umfassen,  muß  er  schon  ein  umfangreiches  Typenmaterial besessen  haben.  Meist  benutzte  er  die  Schwabacher
Type,  aber  auch  Antiqua  in  den  verschiedensten  Formen,  so­
gar  griechische  und  hebräische  Lettern  sind  genügend  vorhan­den.  Die  Titel  sind  vielfach  im  Zweifarbendruck  gehalten;
nach  der  Mode  der  Zeit  wechseln  schwarze  und  rote  Zeilen
hier ab.  Die Ausstattung  der Drucke  durch Leisten  und  Schluß­bilder  ist  durchweg  recht  gut.  Aus  dem  Titelblatte  mancher
seiner  Drucke  sieht  man  das  Bild  eines  Pelikans,  der  seine
Zungen  mit  seinem  eigenen  Blut  füttert;  dieses  alte  Wahrzeichen  der  Stadt  Nordhausen  kann  als  sein  Signet,  sein
Druckerzeichen  angesehen  werden,  wie  damals  auch  andere
Trucker  ihr  Geschäftszeichen  hatten.
 
Während  die  Gelegenheitsarbeiten,  wie  Ratserlasse,
Glückwünsche  und  dergl.  meist  in  Folio  oder  Quart  gedruckt
wurden,  haben  die  Bücher  meist  Quart-,  Oktav-  oder  Duodez­format.  Einige  davon  sollen  hier  genannt  werden.
Schon  im  2.  Jahre  seiner  Tätigkeit,  im  Jahre  1629,
erschien  bei  ihm  ein  Buch  von  Bachmann:  Divini Platonis,
cum  Aristotele  parallelo  in  Queroktavformat.  Es  ist  sehr
selten;  hier  besitzt  es  ein  Sammler.  Das  Titelblatt  sieht  so
aus:
 
BILDER
 
Eigenartig  sind  die  beiden  gegeneinanderstehenden  und
sich anhauchenden  Köpfe  mit  der  danebenstehenden  Inschrift.
Die  Bezeichnung  „In  Imperiali“  vor  Nordhausen  ist  ebenfalls
eine  Seltenheit,  die  sonst  bei  seinen  Drucken  nicht  vorkommt.
Auch  das  „Aera  C“  („Zeitalter  Christi,  nach  Christo“)  kommt
nicht  oft  vor.
 
:1630.  Zwo  sonderbare  Predigten  vom  Ursprung  des  Gotteshauses  vnd  von  papistischer  Einweihung  der  Glocken,  gehalten  am 30.  August  1630  als  zwo  newe  Glocken  auf  der  Kirche  S. Nikolai  zmu  erstenmale  geläutet  wurden  von  Joachim Emdenius.
 
:1634. Casus tragici,  d.  i.  christlicher  Bericht  von unverhofften geschwinden  und  traurigen  Todesfällen  von Joachim  Emdenius.
 
Das  Buch  enthält 8  Predigten,  wie  z.  B.  vom  Begräb­nis  Mosis,  vom  Tode  Gustav  Adolfs,  von  plötzlichen
Todesfällen  älterer  und  jüngerer  Personen.
 
Im  Jahre  1651  gibt  Hynitzsch,  nachdem  Emdenius  im
Jahre  vorher  gestorben  war,  eine  neue  vermehrte  Auflage
dieses  Buches  heraus  und  widmet  es  „denen  Edlen,  Ehren­vesten,  Großachtbaren,  Hoch- und  Wohlgelahrten  Herren  Bür­
germeistern,  Rathen  und  Eltesten  dieser  uhralten  Freien
Reichsstadt  Nordhausen“.  Welchen  Zweck  er  mit  dieser  Wid­
mung  verfolgte, sagt  er deutlich genug  in der Vorrede.  „Weil“,
heißt  es  dort,  „dieses  Orts  dergleichen  Bücher  noch  nie  ausgefertiget worden,  so  hat  sichs  allermaßen  gebühren  wollen,
dasselbe  ihrem  ruhnwürdigen  Namen  zuzuschreiben,  ob  sie
etwa  in  anschawung  dieses  möchten  bewogen  werden,  noch
ferner  mich  und  die  meinigen  sowohl  meine  Buchdruckerei
und  Handlung  nach  gelegenheit,  so  inen  nicht  mangelt,  zu
schätzen,  zu befördern  und  in  besseres Aufnehmen  zu bringen“.
 
Sein  Geschäft  scheint  demnach  nicht  besonders  geblüht
zu  haben.


:„WohlEhrenbeste, GroßAchtbare, Hochweise, auch Hochgelahrte Herren Bürgermeister, wolverordnete Herren Scholarchen und insonders hochgeEhrte Herren Patronen! Denenselben kan ich nicht verhalten, weil mir Vorkommen, daß E. WohlE. Hw. Rath eine Perenderung der Lectionen in der Schule zu machen Vorhabens seye. Wann dann hierunter auch mein mercklich interesse begriffen, in deme E. WolE. Hw. Rath vor unterschiedlichen Jahren etliche Schulbücher aus meine Kosten zu drucken mir anbefohlen und vergünstigt »ebenst promm«, daß solche Bücher in der Schule sollen gebraucht, solange ich Exemplaria zu verkauften hette, und keine andern dergleichen sollen ein- geführet werden. Denn eben damals ich diese Klage anführte, daß bei Girberti Zeiten Bachmanni Janua ausgemustert wurde, derer in 500 Exemplaria seind zu maculatur worden, welches mir den unvergeßlichen schaden gebracht, weil ich solche Bücher nicht u m b s ch m e l H e n u n d w e i ß Papier widerumb darauß machen lassen kann. So wird doch ietzo berichtet, als daß Emdenii Catechismus, derer noch in 600 Stück vorhanden, auf dißmal auch solte abgeschaffet
Außerdem  sehen  wir  aus  diesen  Worten, wenn  er  von
seiner  „Buchdruckerei  und  Handlung"  redet, daß  er, wie  es
damals  üblich  war, nicht nur  der  Drucker, sondern  auch  der  
Verleger  und Verkäufer  seiner  Bücher ist;  eine  Arbeitsteilung
war  damals hier  noch  nicht eingetreten.

Aktuelle Version vom 29. Dezember 2018, 15:31 Uhr

Textdaten
Autor: Heinrich Heine
Titel: Geschichte des Buchdrucks und des Buchhandels in Nordhausen
Untertitel:
aus: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde, Bd. 62.1919, S. 23-57
Herausgeber: Harzverein
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1919
Verlag:
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Wernigerode ; Quedlinburg
Quelle: Scan
Kurzbeschreibung:
Digitalisat: PDF (13 MB)
S p e r r s c h r i f t im Text wurde ignoriert und/oder kursiv gesetzt
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
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Geschichte des Buchdrucks
und des Buchhandels in Nordhausen
Von Heinrich Heine

Es ist eine eigentümliche Erscheinung, daß die Buchdruckerkunst, die von 1450 an durch Gutenberg in Mainz ausgeübt wurde, in unserer Nachbarstadt Erfurt schon 1479, in Magdeburg 1483 — ganz zu schweigen vom Auslande, z. B. von Ungarn, wo sie bereits 1473, oder von Schweden, wo sie 1483 schon betrieben wurde —, in den Harzgegenden aber erst viel später auftrat. Und doch blühte hier bereits vom 10. Jahrhundert, von der Zeit der sächsischen Könige an, ein reiches Kulturleben. Die alten Klöster Gandersheim, Ilsenburg und Drübeck am Nordrande des Harzes, Walkenried und Ilfeld am Südrande, die Königshöfe Nordhausen, Goslar und Quedlinburg wie auch der Bischofssitz Halberstadt sind dafür ein Beweis. Und doch finden wir selbst im 16. Jahrhundert, dessen wissenschaftliche, besonders kirchliche Kämpfe unsere Harzgegend stark berührten, nur in Halberstadt und Eisleben Druckereien. In Halberstadt war eine solche schon von 1520 bis 1524, in der hochbedeutsame Werke gedruckt wurden, wie z. B. eine niederdeutsche Bibel; dann aber ruhte auch hier die Presse wieder fast 60 Jahre, bis sie von 1580 an hier einen ständigen Sitz bekam. In Eisleben entstand 1554 eine Druckerei. Im 17. Jahrhundert folgte dann erst Goslar 1604, Quedlinburg 1619 und Nordhausen 1628.

Es muß auffallen, daß in Nordhausen, wo Humanismus und Reformation so geistig rege Vertreter fanden, wie den Bürgermeister Meyenburg, den Prediger Joh. Spangenberg, den Schulmann Michael Neander, den Rektor der Lateinschule Basilius Faber, den gelehrten Prior des Klosters Himmelgarten Joh. Hüter, den Arzt und Botaniker Joh. Thal, daß hier nicht schon im 16. Jahrhundert eine Druckerei entstand, und man hat Wohl gemeint, Nordhausen müsse schon damals eine solche gehabt haben. Dem steht aber entgegen, daß bisher kein einziger Nordhäuser Druck aus dem 16. Jahrhundert bekannt geworden ist, obgleich von Nordhäuser gelehrten Männern aus dieser Zeit eine Reihe bemerkenswerter Schriften größeren und kleineren Umfangs ausgegangen und auf uns gekommen ist, wie

J. Spangenberg, Postille oder Auslegung der Sonntagsevangelien. Nürnberg 1542.
— Postille für die jungen Christen. Erfurt 1544. (St. Blasii-Bibl. in Nordhausen.)
— Plattdeutsche Postille. Magdeburg 1556 (das.)
Eines Ehrb. Radts der Stadt Nord Hausen wahrhaftiger kurtzer bericht aufs das bübisch Schand vnd lasterbuch so im Namen Jobst und Heinrich Büschs in Truck ausgegangen. 1543. (Ohne Ort. Wahrscheinlich von Meyenburg verfaßt. Die Brüder Busch hatten in einer Schrift den Rat beschuldigt, er habe ihnen mancherlei Unrecht zugefügt und machten Meyenburg als die Seele der Stadtverwaltung verantwortlich.)
Etliche Prophezeysprüche. Martini Lutheri von Antonius Otho, Pred. zu Nordhs. 1552. (Ohne Ort.)
Hochzeitpredigt von Lukas Martini (Pred. an S. Nicolai 1581—1590) für den Stadtschreiber Joh. Pfeiffer und seine Frau. 1588. (Ohne Ort.)
Sylva Hercynia v. Joh. Thal (Arzt und Botaniker in Stolberg und zuletzt in Nordhausen 1524—1583). Frankfurt 1588
Wahrhaftiger Gegenbericht auf M. Joh. Pandocheus, Pfarrherrn zu S. Niclas in Nordhausen, in Druck ausgesprengte Schmachschriften vom Streit der Predicanten in der Kirchen zu S. Niclas daselbst. Gedruckt im Jahre 1596 zu Erfordt durch Esaini Mechlcrn.
Drei christliche Predigten von der Praedestinatiou, gehalten v. I. Pandocheus 1597. (Ohne Ort.) —(Pandocheus, Pred. v. 1590—16M, neigte dem Calvinismus zu und geriet mit seinen Amtsbrüdern in theologische Streitigkeiten.)
Leichen predigt auf Frau Marg. Thal, gehalten von Erasm. Nothmaler, Prediger zu 'S. Petri. Gedruckt zu Jena durch Donat Richtzenhan 1597.
Dialog zwischen Gott, Adam, Eva, Abel und Cainv. Bernhardt Jacobi, Pfarrer zu Calbe (geborener Nordhäuser). Gedruckt zu Jena durch Christoph Lippold im Jahre 1604.
Leichen predigt auf Bürgermeister Eilhardt, gehalten von Joachim Emdeuius (Pred. an S. Nicolai 1626—1650). Gedruckt in Leipzig bei Friedr. Lanckisch. 1627.

Dann aber, im Jahre 1628, treffen wir auf den ersten Nordhäuser Druck. Er besteht nur aus einem Blatt in Folioformat und enthält einen Glückwunsch, den der Rektor der Nordhäuser Lateinschule, Bachmann, dem Bürgermeister Wilde zu der Geburt einer Tochter darbringt. Das Blatt ist sauber gedruckt und rings mit einer schönen Randleiste eingefaßt. Oben auf dem Blatte steht die lateinische Widmung in der schwülstigen Sprache der Zeit, darunter ein Gedicht in lateinischer und weiter unten ein Gedicht in deutscher Sprache. Unter dem Ganzen steht: Nordhausen, gedruckt durch Johann Erasmus Hynitzsch im Jahr 1628.

Dieses Blatt ist das erste uns bekannte Erzeugnis des Nordhäuser Druckereigewerbes, das also jetzt, 1928, sein dreihundertjähriges Jubiläum feiern kann.

Johann Erasmus Hynitzsch

war also der erste Buchdrucker in Nordhausen.

Er gehörte einer alten aus Schlesien stammenden Druckerfamilie an. Sein Vater Erasmus Hynitzsch war über Wurzen nach Halle gekommen, wo er in der Zeit zwischen 1602 und 1611 druckte. Im Jahre l628 erscheint unser Johann Erasmus Hynitzsch in Nordhansen. Von seinem Vorleben, seiner Lehr- und Wanderzeit ist nichts bekannt. Das Jahr 1628 läßt sich aus einem Briefe feststellen, den er im Jahre 1661 an den Rat richtet und der so lautet:

„WohlEhrenbeste, GroßAchtbare, Hochweise, auch Hochgelahrte Herren Bürgermeister, wolverordnete Herren Scholarchen und insonders hochgeEhrte Herren Patronen! Denenselben kan ich nicht verhalten, weil mir Vorkommen, daß E. WohlE. Hw. Rath eine Perenderung der Lectionen in der Schule zu machen Vorhabens seye. Wann dann hierunter auch mein mercklich interesse begriffen, in deme E. WolE. Hw. Rath vor unterschiedlichen Jahren etliche Schulbücher aus meine Kosten zu drucken mir anbefohlen und vergünstigt »ebenst promm«, daß solche Bücher in der Schule sollen gebraucht, solange ich Exemplaria zu verkauften hette, und keine andern dergleichen sollen ein- geführet werden. Denn eben damals ich diese Klage anführte, daß bei Girberti Zeiten Bachmanni Janua ausgemustert wurde, derer in 500 Exemplaria seind zu maculatur worden, welches mir den unvergeßlichen schaden gebracht, weil ich solche Bücher nicht umbeschmeltzen und weiß Papier widerumb darauß machen lassen kann. So wird doch ietzo berichtet, als daß Emdenii Catechismus, derer noch in 600 Stück vorhanden, auf dißmal auch solte abgeschaffet werden, da doch meine hochgeEhrte Herren zum theil sich

noch großgünstig erinnern, daß gemeldter Catechismus auf vorgangene approkution und Lensnr als ein nützlich und beständiges Schulbuch, auf meinen Verlag zu drucken, mir ist zugeschickt und anbefohlen worden, welchem Be­fehl ich auch schuldige Folge geleistet und bischer diesen Cathechismum allmählich verkaufst, weil selbiger sonst nir­gend als hier gebrauchet wird.

Will derowegen E. WolEhrenV. hochW. demütigst fleisses bitten, Sie wollen doch bey so steten Verenderungen meinen grossen Schaden bedenken, weil ohne das hier keine Nahrung mit Druckerey, und den Cathechismum Emdenii bey seinen Würden, wie auch meine andere gedruckte Schulbücher im gebrauch erhalten und was sonst meiner Druckerey zu aufnehmen und Verbesse­rung ersprießlich sehn mag,

wie von E. E. Rate vor 33 Jahren bey meinem Anzuge viel versprochen wurde, großgünstig, auch als Liebhaber dieser Kunst, rühmlich befördern helssen.

Solches wird mich erfreven, im gegentheil aber würde in meinem Alter über solch verderbendes Drucken offte seuffzeu und klagen müssen, hoffe iedoch noch einer behag­ lichen Antwort und bin E. WohlEhrenv. Großachtb. Hw. auch hochgelahrten Dienstwilligster

Johann Erasmus Hynitzsch, Buchdrucker mpp. Nordhausen am 29. Julii ao 1661.

Aus dem Briefe geht hervor, daß Hynitzsch die Druckerei im Jahre 1628 hier einrichtete, daß er das auf Veranlassung, jedenfalls aber mit Zustimmung des Rats getan und daß dieser ihm gewisse Versprechungen gemacht hat.

Es ist bemerkenswert, daß gerade in den Jahren, als der 30jährige Krieg nach Nordhausen seine ersten Schatten warf, hier eine Druckerei errichtet wurde. Das geistige Schaffen, das eine Voraussetzung für sie ist, war durch die Kriegswirren also nicht gelähmt.

Im Jahre 1632 vermählte sich Joh. Erasmus Hynitzsch mit einer Tochter des Nordhäuser Arztes Dr. Oswald. Die Ehe hat nicht lange gedauert; schon im folgenden Jahre kam die junge Frau durch Spielerei ihres Gesellen mit einem Ge­wehr ums Leben. Hynitzsch ging dann 1637 eine neue Ehe ein, aus der 8 Kinder entsprossen sind, 4 Söhne und 4 Töchter. Der älteste Sohn Johann Joachim war später Stadt-Leutnant in Leipzig; der zweite, August Martin, ward Buchdrucker und übernahm später des Vaters Geschäft; der dritte, auch Jo hann Erasmus genannt, ward ebenfalls Buchdrucker, heiratete die Tochter des Buchdruckers Kohlwald in Halberstadt und wurde Besitzer von dessen Buchdruckerei. Nachkommen dieses Halberstädter Hynitsch leben noch heute in Halberstadt wie auch in Nordhausen. Der vierte Sohn ist als dänischer Oberförster in Jütland gestorben. Von den 4 Töchtern heiratete die eine den Buchdrucker Hertz in Erfurt; die anderen drei scheinen früh verstorben zu sein.

Von den Erzeugnissen seiner Presse finden sich in dem städtischen Archiv zu Nordhausen und in den Fürstlich-Stolbergschen Bibliotheken zu Wernigerode und Stolberg etwa 80 Drucke; wenn man dazu noch seine Schulbücher, von denen er in dem milgeteilten Briefe spricht, und andere Werke rech­net, die vielleicht anderswo oder gar nicht mehr vorhanden sind, so dürfte die Zahl sich wohl auf 100 vermehren. Meist sind es kleinere Sachen, Glückwünsche zu den verschiedensten Gelegenheiten in poetischer und prosaischer Form, deutsch und lateinisch, ferner Erlasse des Rats, Predigten, besonders Leichenpredigten. Das 17. und zum Teil auch noch das 18. Jahrhundert war ja die Zeit der unsagbar langweiligen und schwülstigen Leichenreden, die, wenn sie wohlhabenden Per­sonen galten, gedruckt und an die trauernden Hinterbliebenen verteilt wurden. Wertvoll sind sie für Familienforschungen, da sie meist auch eine Lebensbeschreibung des Verstorbenen enthalten. Daher leisten die Leichenpredigtsammlungen, die bei manchen Bibliotheken bestehen, für diese Arbeit ausgezeich­nete Dienste. Die größte Leichenpredigtsammlung besitzt die Fürstlich Stolbergsche Bibliothek in Stolberg, wo etwa 20 000 dieser seltsamen Literaturerzeugnisse vorhanden sind, darunter auch viele Nordhäuser Drucke.

Neben solchen Gelegenheitsdrucken gingen aber auch größere, zum Teil bedeutende Werke aus der Presse des ersten Nordhäuser Druckers hervor. Da die Bücher oft mehrere hun­dert Seiten umfassen, muß er schon ein umfangreiches Typenmaterial besessen haben. Meist benutzte er die Schwabacher Type, aber auch Antiqua in den verschiedensten Formen, so­ gar griechische und hebräische Lettern sind genügend vorhan­den. Die Titel sind vielfach im Zweifarbendruck gehalten; nach der Mode der Zeit wechseln schwarze und rote Zeilen hier ab. Die Ausstattung der Drucke durch Leisten und Schluß­bilder ist durchweg recht gut. Aus dem Titelblatte mancher seiner Drucke sieht man das Bild eines Pelikans, der seine Zungen mit seinem eigenen Blut füttert; dieses alte Wahrzeichen der Stadt Nordhausen kann als sein Signet, sein Druckerzeichen angesehen werden, wie damals auch andere Trucker ihr Geschäftszeichen hatten.

Während die Gelegenheitsarbeiten, wie Ratserlasse, Glückwünsche und dergl. meist in Folio oder Quart gedruckt wurden, haben die Bücher meist Quart-, Oktav- oder Duodez­format. Einige davon sollen hier genannt werden. Schon im 2. Jahre seiner Tätigkeit, im Jahre 1629, erschien bei ihm ein Buch von Bachmann: Divini Platonis, cum Aristotele parallelo in Queroktavformat. Es ist sehr selten; hier besitzt es ein Sammler. Das Titelblatt sieht so aus:

BILDER

Eigenartig sind die beiden gegeneinanderstehenden und sich anhauchenden Köpfe mit der danebenstehenden Inschrift. Die Bezeichnung „In Imperiali“ vor Nordhausen ist ebenfalls eine Seltenheit, die sonst bei seinen Drucken nicht vorkommt. Auch das „Aera C“ („Zeitalter Christi, nach Christo“) kommt nicht oft vor.

1630. Zwo sonderbare Predigten vom Ursprung des Gotteshauses vnd von papistischer Einweihung der Glocken, gehalten am 30. August 1630 als zwo newe Glocken auf der Kirche S. Nikolai zmu erstenmale geläutet wurden von Joachim Emdenius.
1634. Casus tragici, d. i. christlicher Bericht von unverhofften geschwinden und traurigen Todesfällen von Joachim Emdenius.

Das Buch enthält 8 Predigten, wie z. B. vom Begräb­nis Mosis, vom Tode Gustav Adolfs, von plötzlichen Todesfällen älterer und jüngerer Personen.

Im Jahre 1651 gibt Hynitzsch, nachdem Emdenius im Jahre vorher gestorben war, eine neue vermehrte Auflage dieses Buches heraus und widmet es „denen Edlen, Ehren­vesten, Großachtbaren, Hoch- und Wohlgelahrten Herren Bür­ germeistern, Rathen und Eltesten dieser uhralten Freien Reichsstadt Nordhausen“. Welchen Zweck er mit dieser Wid­ mung verfolgte, sagt er deutlich genug in der Vorrede. „Weil“, heißt es dort, „dieses Orts dergleichen Bücher noch nie ausgefertiget worden, so hat sichs allermaßen gebühren wollen, dasselbe ihrem ruhnwürdigen Namen zuzuschreiben, ob sie etwa in anschawung dieses möchten bewogen werden, noch ferner mich und die meinigen sowohl meine Buchdruckerei und Handlung nach gelegenheit, so inen nicht mangelt, zu schätzen, zu befördern und in besseres Aufnehmen zu bringen“.

Sein Geschäft scheint demnach nicht besonders geblüht zu haben.

Außerdem sehen wir aus diesen Worten, wenn er von seiner „Buchdruckerei und Handlung" redet, daß er, wie es damals üblich war, nicht nur der Drucker, sondern auch der Verleger und Verkäufer seiner Bücher ist; eine Arbeitsteilung war damals hier noch nicht eingetreten.