Wissenschaftlicher Verein Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Wissenschaftlicher Verein''' wurde 1854 gegründet und bestand in dieser Form bis 1945. Heute wird er als Förderverein der [[Hochschule Nordhausen]] geführt.  
Der '''Wissenschaftliche Verein Nordhausen''' wurde 1854 gegründet und bestand in dieser Form, mit wechselnden Namen, bis 1945. Heute wird er als Förderverein der [[Hochschule Nordhausen]] geführt.  


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Aktuelle Version vom 31. Mai 2024, 08:05 Uhr

Der Wissenschaftliche Verein Nordhausen wurde 1854 gegründet und bestand in dieser Form, mit wechselnden Namen, bis 1945. Heute wird er als Förderverein der Hochschule Nordhausen geführt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 12. November 1854 erfolgte eine Einladung zur Gründung einer „Literarischen Gesellschaft“ in Nordhausen durch ein Rundschreiben, das von 23 Personen unterzeichnet wurde, darunter hauptsächlich Lehrer und Ärzte wie die Gymnasiallehrer Friedrich Traugott Kützing, Christian Krenzlin sowie die Ärzte Ludwig Bloedau und Carl Friedrich Riecke.

Die Gründungsversammlung fand am 20. Dezember 1854 im Lokal „Dom“ von Schneegass statt. Dabei wurden ein Statut mit 11 Paragraphen verabschiedet und ein Vorstand gewählt, bestehend aus Riecke, von Reuss und Kützing. Der Verein erhielt den Namen „Wissenschaftlicher Verein“. Bei der ersten offiziellen Versammlung am 4. Januar 1855 wurde ein anthropologisch-physiologischer Vortrag über die Entstehung des Menschen gehalten. Am 6. Januar 1855 forderte Riecke zur Teilnahme am Verein auf, woraufhin 41 Mitglieder beitraten, darunter 13 Lehrer, 6 Juristen, 5 Theologen, 4 Ärzte, 5 Chemiker und Apotheker, 3 Künstler, 1 Beamter und 4 Fabrikanten.

Am 17. Januar 1855 wurden erweiterte Statuten beraten und angenommen. Ein gewählte Vorstand, bestehend aus Karl August Schirlitz als Vorsitzenden, Riecke als Stellvertreter und Kreisgerichtsrat Bader als Kassierer. Dieses Datum gilt als offizieller Gründungstag des Vereins.

Ein Auszug aus den Statuten vom 17. Januar 1855 zeigt die Zielsetzung des Vereins: Förderung wissenschaftlicher Vorträge in allen Bereichen des menschlichen Wissens und Diskussion über diese Themen, wobei politische Themen ausgeschlossen bleiben. Die Versammlungen des Vereins finden zweimal monatlich statt, und im Laufe des Winters werden mindestens zwei Vorträge gehalten, die auch für Damen interessant sein sollen. Zudem ist vierteljährlich ein gemeinschaftliches Abendessen vorgesehen.

Im Januar 1857 trat der Wissenschaftliche Verein dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg bei. Im November 1857 initiierte der Verein die Anbringung einer Gedenktafel am Geburtshaus des Philologen und Homerforschers Friedrich August Wolf, welche am 13. Februar 1859, zum 100. Geburtstag von Wolf, enthüllt wurde.

1859 schloss sich der Verein einem Komitee für die Schillerfeier an, zusammen mit der Singakademie und dem Leseverein. Die Feier fand am 8. November 1859 im Schauspielhaus „Berliner Hof“ statt, und August Heinrich Petermann trat als Festredner auf. 1860 spendete der Verein 25 Taler und 25 Silbergroschen für die Humboldtstiftung und 1865 weitere 10 Taler für das Hermannsdenkmal.

1866 beschloss der Verein, zwei Gedenktafeln zu stiften: eine für den Pianoforte-Erfinder Schröter und eine für den Orientalisten Wilhelm Gesenius. Die offizielle Enthüllung der Tafel für Gesenius fand 1874 statt, finanziert vom Bankier Frenkel. Im gleichen Jahr wurde beschlossen, eine Vereinsbibliothek zu gründen, und am 24. Januar 1867 fand eine gesellige Versammlung statt, bei der eine Champagner-Bowle vom Eigentümer des Hauses, an dem die Gedenktafel für Schröter angebracht wurde, gereicht wurde.

Perschmann wurde am 13. März 1873 zum Vereinsvorsitzenden gewählt. Schirlitz war ab 5. Februar 1874 Ehrenmitglied, und im Oktober desselben Jahres wurden neue Statuten beschlossen und an die Mitglieder verteilt. Am 3. Dezember 1874 gründeten Mitglieder einen Lesezirkel, dessen Bücher im Vereinseigentum verblieben und im „Riesenhaus“ aufbewahrt wurden.

Die Stiftungsfeste in den Jahren 1875 und 1884 waren gut besucht, mit etwa 200 bzw. 230 Teilnehmern. Seit den späten 1870er Jahren lud der Verein vornehmlich externe Wissenschaftler als Vortragsredner ein, denen ein zuvor vereinbartes Honorar gezahlt wurde.

Das 75-jährige Jubiläum des Wissenschaftlichen Vereins wurde am 5. Januar 1930 mit einem Festakt im Theater Nordhausen gefeiert. Der Festakt begann mit einer Aufführung des Früh'scher Gesangvereins. Studienrat Hans Silberborth hielt den Festvortrag zum Thema „Der Wissenschaftliche Verein und der Geist unserer Zeit”. Anschließend fand ein Festessen in der Weinschänke „Zum Ritter“ statt, an dem etwa 70 Personen teilnahmen. Landgerichtspräsident Peipers erörterte die 75-jährige Geschichte des Vereins, während Oberbürgermeister Curt Baller dem Verein für die nächsten 25 Jahre weiteren Erfolg wünschte.

1933 fusionierte der Wissenschaftliche Verein mit dem Bildungsverein und trug fortan den Namen Verein für Wissenschaft und Bildung e.V. (28. September 1933 in das Vereinsregister eingetragen). Der Vorsitz wechselte 1936 von Direktor Otto Ploetz zu Studienrat Hermann Engelhardt und später zu Roloff.

In den Jahren bis 1945 fanden verschiedene bedeutende Vorträge statt. Am 22. Oktober 1935 gab der Dichter Felix Timmermann eine Lesung. Am 2. Dezember 1935 sprach Oskar Schürer über „Deutsche Städte als Künder unseres Volkstums“, und am 29. November 1937 referierte Heinrich Schnee, ehemaliger Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, über „Deutsche Kolonialprobleme“.

1940 änderte der Verein seinen Namen in Reichswerk Buch und Volk – Verein für Wissenschaft und Bildung. Eine neue Satzung wurde am 2. September 1940 von der Mitgliederversammlung beschlossen und am 4. Dezember 1940 von der Reichsschrifttumskammer genehmigt. Eine Auflösung des Vereins bedurfte der Zustimmung dieser Institution. Die Luftangriffe auf Nordhausen und das Kriegsende führten dazu, dass die Arbeit aller Nordhäuser Vereine eingestellt wurde, ohne dass eine formelle Auflösung stattfand.

1945 bis 1989[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der DDR zeichnete sich die Periode nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine Ruhephase der wissenschaftlichen Vereine aus. Die wissenschaftliche Tätigkeit in Nordhausen setzte sich jedoch fort, insbesondere mit der Gründung der Ingenieurschule für Landtechnik auf dem Weinberg im Jahr 1952. Im Jahr 1956 erhielten die ersten 62 Ingenieure ihr Diplom von dieser Einrichtung. Ab 1961 öffnete die Schule ihre Türen auch für internationale Studierende. 1979 wurde zudem ein Studienkolleg etabliert, um ausländische Studenten auf ein Hochschulstudium in Deutschland vorzubereiten.

Nach 1990[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Wiedervereinigung überdauerte die Fachschule die politischen Veränderungen und wurde 1990 Teil des Interessenverbandes „Fachhochschule Thüringen“. Trotz der ungewissen Zukunft in den frühen 1990er Jahren, als noch diskutiert wurde, ob die Schule geschlossen oder zu einer Fachhochschule ausgebaut werden sollte, kam es zur Wiederbelebung des „Wissenschaftlichen Vereins“ am 16. Januar 1995. Am 5. November 1997 wurde die Fachhochschule Nordhausen gegründet.

Heute dient der Wissenschaftliche Verein als Schnittstelle zwischen der Hochschule und der lokalen Wirtschaft sowie der Gesellschaft in Nordhausen und Umgebung. Der Verein fördert den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen akademischen, wirtschaftlichen und sozialen Akteuren und stärkt somit die regionale Entwicklung.

Mitgliederzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1855: 59
  • 1890: 186
  • 1897: 171
  • 1900: 163
  • 1907: 147
  • 1933: 341 (nach Fusion mit Bildungsverein)
  • 1934: 353
  • 1935: 294

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Externe Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]