Templer (Nordhausen)

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Der Orden der Tempelritter wurde 1118/19 von Kreuzrittern ins Leben gerufen. Ihr ursprüngliches Ziel war es, das Heilige Grab in Jerusalem und die Pilger auf ihrem Weg dorthin zu schützen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Orden zu einer mächtigen internationalen Institution mit einem weit verzweigten Netz von Niederlassungen in der gesamten christlichen Welt. Die Existenz einer Templerniederlassung in Nordhausen wurde jedoch erst im Zuge des Untergangs des Ordens Anfang des 14. Jahrhunderts bekannt.

Ein wichtiges Zeugnis für die Präsenz der Templer in der Region ist eine Urkunde vom 1. Januar 1295, ausgestellt in Nordhausen. In dieser bestätigte König Adolf von Nassau dem Tempelorden alle seine Besitzungen in Polen, Kassuben, Krakau und dem Wendenland. Dies deutet darauf hin, dass die Templer zu diesem Zeitpunkt bereits fest in Nordhausen etabliert waren und von hier aus möglicherweise auch Aktivitäten in den genannten Gebieten koordinierten.

Die Templer waren leicht an ihrer charakteristischen Ordenstracht zu erkennen: einem weißen Mantel mit einem roten Kreuz auf der linken Schulter. Zudem trugen sie ihr Haar kurz geschoren und einen Bart. Der Orden war in Provinzen organisiert, beispielsweise in England oder Deutschland, die jeweils mehrere Komtureien umfassten. Eine Komturei bestand aus einem Mutterhaus mit einer Anzahl zugehöriger Häuser in Städten sowie Landgütern und Dörfern.

Strategisch wählten die Templer für ihre Niederlassungen oft Standorte an wichtigen Verkehrsadern. Dort kümmerten sie sich um den Transport von Pilgern, Kreuzfahrern, Pferden, Waren und Geld zu den Mittelmeerhäfen, von wo aus alles nach Syrien und Palästina verschifft wurde. In Nordhausen befand sich die St. Jakobikirche in der Neustadt an einem Knotenpunkt mehrerer bedeutender Fernstraßen, wie der Talstraße aus Richtung Heiligenstadt, Straßen aus Duderstadt, Mühlhausen und Erfurt sowie den Pfalzenstraßen aus Richtung Tilleda, Wallhausen und Merseburg. Das Patrozinium des heiligen Jakobus des Älteren, Apostel, Märtyrer und Schutzpatron der Pilger, deutet auf eine Verbindung der Kirche zu den sogenannten "Jakobswegen" hin, an denen die Templer bevorzugt siedelten.

Der mächtige Nordhäuser Ordenshof vor dem Hagen dürfte wie die meisten Templerniederlassungen durch Schenkungen entstanden sein. Gläubige stifteten dem Orden oft Grundbesitz, um ihr Seelenheil zu sichern und Sündenablass zu erlangen. Als Gegenleistung erbaten sie "Seelgeräte" wie Gebete und Messen. Auch eine Bestattung auf einem Templerfriedhof, möglichst sogar im Habit des Ordens, galt als erstrebenswert. Leider ist heute nicht mehr im Detail nachvollziehbar, wie der Nordhäuser Templerhof entstanden ist, welche Güter zu ihm gehörten und wie diese bewirtschaftet wurden. Lediglich für das Gut Utterode bei Rehungen ist die Zugehörigkeit zum Templerhof belegt.

Das Ende des Templerordens kam unerwartet und war von Grausamkeit geprägt. Ab Herbst 1307 wurden auf Betreiben des französischen Königs Phillip IV. Templer verfolgt, eingekerkert und gefoltert. Viele hochrangige Ordensmitglieder, darunter der letzte Großmeister Jacques de Molay, starben auf dem Scheiterhaufen. 1312 verfügte Papst Clemens V. schließlich die Übertragung aller Templergüter an den Johanniterorden. Während andernorts Templer erschlagen oder verbrannt wurden, wie etwa auf den Templerhöfen zu Mücheln an der Saale oder Schlanstedt bei Halberstadt, verlief die Auflösung des Ordens in Nordhausen und Umgebung glimpflich. Die Ritter kehrten zumeist in das weltliche Leben zurück und erhielten die zuvor an die Johanniter gefallenen Güter oft zur lebenslangen Nutzung.

Eine als Kopie erhaltene Urkunde vom 24. Dezember 1316 dokumentiert, dass die Johanniter zu Weißensee ihren ehemaligen Templerhof in Nordhausen mitsamt dem zugehörigen Gut Utterode dem Grafen Dietrich von Honstein und seinen Erben übereigneten. In einer weiteren Urkunde vom 5. August 1321 übertrugen die Brüder Heinrich, Dietrich und Albert von Honstein den Hof der Kirche in Ilfeld. Der an der Ecke Pferdemarkt/Vor dem Hagentor gelegene Gebäudekomplex, der durch Verschmelzung mit zwei benachbarten Höfen entstand, verblieb bis 1853 im Besitz des Klosters bzw. späteren Stiftsamtes Ilfeld, bevor er in Privatbesitz überging.

Das massive Keller- und Erdgeschoss des Ilfelder Klosterhofs waren aus mächtigen Dolomitquadern errichtet, darüber erhoben sich zwei mit Schiefer verkleidete Fachwerkstockwerke. Ein 1945 entstandenes Foto aus der Straße "Vor dem Hagentor" zeigt noch Überreste dieser Bausubstanz. Das Ende des einstigen Tempelhofs kam schließlich mit den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und dem folgenden Abriss der Ruine in der Nachkriegszeit. Heute erinnert nichts mehr an die einstige Präsenz des Ordens in Nordhausen.