Rotleimwiese
Die Rotleimwiese, auch bekannt als „Die Wiese“ oder „Eiswiese“, befindet sich an der Rothleimmühle. Die ursprüngliche Fläche der Wiese betrug 13.147 Quadratmeter, von denen heute nur noch ein Teil erhalten ist.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Wiese erstreckte sich zwischen dem Fußweg östlich der Rotleimmühle bis nahe den Gebäuden am Bingerhof und dem Altentor 7 (Firma Rulf & Friese). Begrenzt wurde sie von der Parkallee, dem Mühlgraben und der Stadtgärtnerei.
Die Nutzung der Eisfläche auf der Wiese lässt sich bis zum Winter 1864/65 zurückverfolgen. Der Pächter der städtischen Rotleimmühle errichtete hier eine Eisbahn. Diese Tradition setzte sich bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs fort.
Der Eintritt zur Wiese betrug 10 Pfennig und trotz der finanziellen Herausforderungen, denen einige Familien gegenüberstanden, war mindestens ein Paar Schlittschuhe in jedem Haushalt vorhanden. Die meisten Menschen lernten schnell das Schlittschuhlaufen, und die ausgelassene Stimmung auf der Wiese war weit in die Stadt hinein hörbar.
Um die Eisfläche von Schnee zu befreien, wurden Schneebretter, Reisigbesen oder Schaufeln verwendet. Am Eingang gab es eine Holzbude, in der sich die Besucher hinsetzen konnten, um ihre Schlittschuhe anzulegen. Zum Befestigen der Schlittschuhe diente ein Vierkantschlüssel, den die Nordhäuser „Kreckel“ nannten. Dieser wurde normalerweise an einer Schnur um den Hals getragen, konnte aber auch in der Bude ausgeliehen werden, falls er verloren ging.
Im Sommer fanden auf der Rotleimwiese vereinzelt Zirkusveranstaltungen statt, und Vereine und Organisationen trafen sich auf dem weitläufigen Platz. Während des Ersten Weltkriegs wurden Feldgottesdienste auf der Wiese abgehalten.
Am Nachmittag des 13. Juni 1937 besichtigte Reichsführer-SS Heinrich Himmler die 67. SS-Standarte, deren Angehörige auf der Rotleimwiese antraten. Auch Gauleiter Sauckel war anwesend. Mit Besetzung von Nordhausen durch US-amerikanische Truppen Anfang April 1945 wurden etwa 200 deutsche Soldaten und verdächtige Personen im Stadtgebiet gefangen genommen und im Sammellager Rothleimmühle bzw. auf der Wiese zusammengeführt.
Die Querstraße, die nun als Parkplatz dient, entstand nach 1945 durch die Ablagerung von Trümmerschutt.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Rainer Hellberg: Der Mühlgraben von Nordhausen – Legende und Wirklichkeit, überarbeitete und erweiterte Neuauflage, Nordhausen: lepetit, 2011. ISBN 978-3-9812078-6-6