Nordhäuser Kautabakarbeiter-Genossenschaft
Die Nordhäuser Kautabakarbeiter-Genossenschaft E.GmbH wurde im Juli 1901 gegründet.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 14. Juli 1901 gründeten 58 Tabakarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, in ihrem Versammlungslokal „Stadt Berlin“ eine Kautabakarbeiter-Genossenschaft. Die gerichtliche Eintragung wurde am 6. August vorgenommen. Den Tabakarbeiter wurde gekündigt, da sie sich an einem Streik beteiligt hatten. 10.000 Mark brachte man von Seiten der Sozialdemokraten und der Gewerkschaften in Stadt und Kreis als Betriebskapital zusammen. 58 Mitglieder, die Anteile von mindestens 50,- Mark hielten, beteiligten sich direkt. Der Tabakspinner Emil Prophet leitete den Betrieb als Geschäftsführer. Hermann Schmidt von der SPD gehörte dem Vorstand als Beisitzer an.
Die Nordhäuser Fabrikanten bemühten sich, die neue Konkurrenz klein zu halten. Sie setzten Druck auf die Arbeiter aus, indem sie ihnen drohten, sie zu entlassen, wenn sie ihre Anteile nicht aufgaben, was in 17 Fällen tatsächlich geschah. Sie veranlassten auch die Tabakhändler dazu, einen Rohstoffboykott durchzuführen. Die Genossenschaft verdankte ihr Überleben jedoch den Konsumvereinen, indem sie 1903 in den Mitteldeutschen Verband und 1913 in die Großeinkaufsgemeinschaft deutscher Konsumvereine eintrat.
Ab 1909 besaß sie eine eigene Fabrik. Der Gewinn lag knapp über dem anderer Betriebe in Nordhausen. 1910 schloss die Genossenschaft mit dem TAV, dem Tabakarbeiterverband, den ersten Tarifvertrag im Kautabakgewerbe, der den Achtstundentag, mehrere Tage Urlaub und günstige Lohnsätze festlegte. Dennoch kam es 1911 zu einem Konflikt, als die Gewerkschaft der Genossenschaft vorwarf, die Gesundheit ihrer Arbeiter durch den Einsatz von schlechtem Material zu gefährden und damit den Tarifvertrag zu untergraben. Der Genossenschaftsvorstand wies dagegen mit Erfolg nach, daß die Arbeiter jetzt wesentlich mehr verdienten als zuvor. 1912 konnte ein Tarifvertrag in der Privatwirtschaft durchgesetzt werden.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Franz Walter, Tobias Dürr, Klaus Schmidtke: Die SPD in Sachsen und Thüringen zwischen Hochburg und Diaspora : Untersuchungen auf lokaler Ebene vom Kaiserreich bis zur Gegenwart. Bonn, 1993. S. 190 f.