Nordhäuser Tageblatt
Das Nordhäuser Tageblatt war eine Tageszeitung, die von 1897 bis 1905 in Nordhausen erschien. Sie bezeichnete sich im Untertitel als „Unparteiliches Organ für amtliche und private Bekanntmachungen“. Die Zeitung wurde 1897 von den Göttinger Buchdruckern Schüffel und Gustav Wurm gegründet, wobei Wurm bereits Erfahrung mit der Gründung sogenannter Unabhängiger Tageszeitungen in Göttingen und Hildesheim hatte. Die Expedition des Tageblatts befand sich in der Töpferstraße 25 in Nordhausen, während die Redaktion anfänglich von Max Bräuer geleitet wurde.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Neben der Hauptausgabe bot das Nordhäuser Tageblatt seinen Lesern zusätzliche Inhalte: eine achtseitige Unterhaltungsbeilage mit dem Titel „Nordhäuser Hausfreund“ sowie ein „Illustriertes Sonntagsblatt“. Der Bezugspreis für die Zeitung betrug im Postbezug 1,15 Mark, unter Streifband 1,40 Mark. Eine einzelne Anzeige kostete 10 Pfennig, während der monatliche Abonnementpreis bei 40 Pfennig lag.
In seiner äußeren Erscheinung unterschied sich das Tageblatt kaum von anderen zeitgenössischen Zeitungen. Unter der Leitung von Bräuer nahm es zunächst eine bürgerlich-soziale Ausrichtung ein, was ihm Leser auch in linksgerichteten Kreisen einbrachte. Im Laufe der Zeit setzten sich jedoch zunehmend nationale Tendenzen durch.
Die Geschichte des Nordhäuser Tageblatts war geprägt von häufigen Besitzerwechseln, die letztlich zu seinem Untergang beitrugen. Bereits im April 1898 wurde Schüffel von Scholz abgelöst, wodurch die neue Firma Scholz & Wurm für Druck und Verlag verantwortlich zeichnete, mit Wurm zusätzlich in der Rolle des Redakteurs. Zum 1. Januar 1900 übernahm Richard Keil nicht nur die Redaktion, sondern gemeinsam mit einem neuen Gesellschafter namens Wilhelm auch Druck und Verlag. Wilhelm wurde am 8. August 1900 durch H. Ripphoff ersetzt. Am 1. Mai 1901 gingen Druck, Verlag und Redaktion vollständig an Ripphoff über, der jedoch am 20. Januar 1903 Konkurs anmeldete. Daraufhin führten seine Hauptgläubiger Wilhelm und Wurm das Geschäft weiter.
Nach Abfindung Wilhelms verkaufte Wurm am 10. November 1903 den gesamten Betrieb an die Firma "Freytag und Knappe", die ihn kurze Zeit später an den Buchdrucker G. Petzold weitergab. Es gibt Hinweise darauf, dass möglicherweise ein weiterer Besitzerwechsel zu Hermann Brennecke stattfand.
Das Nordhäuser Tageblatt warb damit, die günstigste Zeitung am Ort zu sein, was jedoch zu Kontroversen führte. Am 28. März 1898 kritisierte die konkurrierende Nordhäuser Zeitung, dass das Tageblatt bei der Angabe der Abonnentenzahl nicht immer wahrheitsgemäß war. Infolgedessen wurde Verleger Wurm wegen unlauteren Wettbewerbs verklagt. Er hatte in seinem Blatt 6000 Abonnenten angegeben, während die Vernehmung seines Expedienten nur 4000 ergab. Das Gericht verurteilte Wurm zu einer Strafe von 100 Mark pro zukünftigem Übertretungsfall.
Eine bemerkenswerte Innovation des Nordhäuser Tageblatts war die Einführung einer Abonnentenversicherung – ein Novum für Nordhausen. Jeder Bezieher der Zeitung war automatisch mit 250 Mark gegen Unfälle versichert. Diese Marketingstrategie markierte den Eintritt Nordhausens in die moderne Ära der Massenpresse.
Im März 1905 stellte die Zeitung schließlich ihr Erscheinen ein und ging in der Nordhäuser Allgemeinen Zeitung auf.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Thomas Müller: Nordhäuser Pressegeschichte (= Schriftenreihe der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung; Bd. 26). Nordhausen 2012. S. 106–109.