Madeheim Konditorei
Die Madeheim Konditorei und Honigkuchenfabrik war ein traditionsreiches Familienunternehmen der Bäckerhandwerks- und Konditorenkunst, das von 1878 bis zu seiner Zerstörung 1945 in Nordhausen bestand und überregional für seine Erzeugnisse bekannt war.
Gründung und frühe Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Bäckermeister August Facius aus Verna gründete 1878 in der Barfüßerstraße 33 in Nordhausen eine Bäckerei mit angegliedertem Cafe, spezialisiert auf die Fertigung von Honigkuchen in diversen Variationen sowie Süßwaren. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadt durch ihre jahrhundertealte Bäckertradition bereits einen Ruf auf diesem Gebiet. Facius' Geschäft lief von Anfang an sehr gut, auch das Cafe fand Anklang bei den Nordhäusern. 1886 verstarb Facius unerwartet. Sein Schwiegersohn Theodor Madeheim, der aus Bollstedt stammende und mit Facius' Tochter Luise verheiratete Fotograf, übernahm die Leitung und verlegte 1893 den Betrieb in die Engelsburg 6. Hier führte er die Honigkuchenfabrik über 50 Jahre höchst erfolgreich fort.
Produktsortiment und Vertrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zu den Spezialitäten der Madeheim Konditorei zählten Spritzkuchen, Pfefferkuchentorten, Apfelstrudel sowie die weit über Nordhausen hinaus bekannten und begehrten "Heißen Kräpfelchen" und "Storchennester". Ebenfalls angeboten wurden nach Kundenwunsch gefertigte Torten. Im Sommer vertrieben drei saisonal angestellte Eisverkäufer die Eissorten der Konditorei ambulant auf der Straße. Auf Jahrmärkten und Volksfesten war die Honigkuchenfabrik regelmäßig mit einem meterlangen Stand vertreten. Die Stände wurden bis spät in die Nacht hinein betrieben, weshalb Theodor Madeheim aus Furcht vor Diebstahl oft unter seinem Stand nächtigte. Neben seiner Tätigkeit als Konditoreiunternehmer war Madeheim auch als Fotograf aktiv und hielt beispielsweise Familienfeste im Bild fest. In seiner Abwesenheit führte Sohn Erich das Geschäft.
Expansion und Tanzcafe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach dem Ersten Weltkrieg machte sich Erich Madeheim 1924 mit einer Konditorei in der Kranichstraße selbstständig. Zwei Jahre später erwarb er ein weiteres Ladenlokal Vor dem Vogel 17 und richtete dort eine moderne Konditorei sowie ein gemütliches Tanzcafe mit Live-Musikkapelle und Bühnenunterhaltung ein. Das Tanzcafe mit seiner intimen Atmosphäre und die hauseigenen Produktionen in nordhessischer Mundart erfreuten sich bei den Nordhäusern großer Beliebtheit. Es entwickelte sich zu einer der ersten Adressen der städtischen Amüsierkultur.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges endete der lange Erfolg der beiden Madeheim-Betriebe. Die Luftangriffe auf Nordhausen Anfang April 1945 zerstörten sowohl die Traditionskonditorei in der Engelsburg als auch die Konfiserie mit dem modernen Tanzcafe Vor dem Vogel.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Rainer Hellberg: Die Familienunternehmen Madeheim in Nordhausen 1878 - 1945. In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (4/2012).