Flugplatz Nordhausen
Der Flugplatz Nordhausen ist ein Sonderlandeplatz, der sich zwischen Nordhausen und Bielen befindet. Es gab in der Geschichte noch weitere Standortn in und um Nordhausen:
- Der erste Flugplatz (1911-1913) lag nördlich von Sundhausen, östlich der heutigen B4.
- Der zweite Flugplatz (1913/14-1945) befand sich auf einem Gelände zwischen der B4, dem Darrweg, dem späteren Stadion und der Helme (Fliegerhorst Nordhausen).
- Der dritte und heutige Flugplatz (seit 1956) ist auf einem kleinen Höhenzug, dem Kiesberg, etwa 500 m östlich vom Stadtrand Nordhausens und 400 m nördlich der B 80 angesiedelt.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Erster Flugplatz (1911-1913)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der erste Flugplatz Nordhausens wurde bereits in der Pionierzeit der Luftfahrt eröffnet. Er erlebte seinen Höhepunkt beim ersten Deutschland-Rundflug und dem ersten Harzüberflug vom 3. bis 5. Juli 1911. Das Gelände befand sich nördlich von Sundhausen, östlich der heutigen B4, zwischen dem Uthleber Weg und der Verbindungsstraße Sundhausen-Bielen. Die südliche Spitze des Platzes mit der Flugleitung lag im Gebiet des heutigen Scheunenhofes. Heute befindet sich auf dem Großteil des ehemaligen Flugplatzgeländes ein Kiesteich.
Zweiter Flugplatz (1913/14-1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In den Jahren 1913/14 wurde der zweite Flugplatz Nordhausens eröffnet. Er lag auf einem Gelände, das von der B4, dem Darrweg, dem späteren Stadion und der Helme begrenzt wurde. Im Laufe der Zeit wurde die Ost-West-Ausdehnung des Platzes von ursprünglich 500 m auf über 1000 m erweitert.
1917 wurden an der Westseite des Platzes die Condor-Flugzeugwerke errichtet, wodurch der Flugplatz auch zum Werkflugplatz wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg fielen die Condor-Werke, der Flugplatz und die Flugzeuge dem Versailler Vertrag zum Opfer, der die Fliegerei in Deutschland stark einschränkte. Mit der schrittweisen Lockerung des Flugverbots in den 1920er Jahren wurde das Gelände wieder verstärkt für die Nordhäuser Sportfliegerei genutzt. Es fanden öffentliche Veranstaltungen mit Kunstflug statt. Ein Höhepunkt war die Ankunft des ersten Nordhäuser Motorfliegers, Hans Werther, im August 1931.
1932/33 bauten die Nordhäuser Flugsportler in Eigenleistung und mit Hilfe von Sponsoren die erste Flugzeughalle. In den folgenden Jahren erwarben weitere Nordhäuser Bürger Sportflugzeuge, darunter H. Schreiber aus Sundhausen und Kreuzmann aus Ilfeld.
Mit der Wiederaufrüstung wurde der Flugplatz ab 1934 zum militärischen Fliegerhorst Nordhausen umfunktioniert. Die Nordhäuser Segelflieger mussten daraufhin nach Ellrich ausweichen. Die erste Flugzeughalle („Boelcke-Halle“) wurde 1934 auf Staatskosten von Nordhausen nach Ellrich umgesetzt, eine zweite Halle gleichen Typs („Richthofen-Halle“) kam in Ellrich hinzu. Nach Kriegsende 1945 wurden sowohl die Anlagen in Nordhausen als auch die Segelflughallen und -flugzeuge in Ellrich zerstört.
Neubeginn nach 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ab 1950 wurde das Fliegen in Deutschland in bestimmten Grenzen wieder erlaubt. In Nordhausen bildeten sich daraufhin mehrere Flugmodell- und Segelfluggruppen:
Am 13. Februar 1950 gründete Karl-Heinz Bosse in der Abus (später Nobas) die erste, für alle Interessenten offene Flugmodell- und Segelfluggruppe. Zu den Mitbegründern gehörten A. Schulacks, Adelbert Schröter, Gerhard Krämer, Walter Lütche und Willi Schellhas. Im April 1950 folgte eine Gründung im Stadtbad durch Kurt Kohlhause und die Gebrüder Kromann als stadtoffene Gruppe. Im Herbst 1950 entstand eine weitere Gruppe im Schlepperwerk mit Martin Lehmann, Oswald Kubatschka und Kurt Philipp.
Bereits im Sommer 1950 fanden die ersten Wettbewerbe auf dem „Elefantenarsch“ an der Kuckucksmühle bzw. im Nordhäuser Stadion statt. Dieter Schaar gelang dort ein Schleppflug mit einem Motorflugmodell „Goldhahn“ und einem selbstkonstruierten Segelflugmodell Typ „Nordhausen“. Später wurden auch auf dem Gelände der Numburg bei Auleben Flugmodellwettbewerbe durchgeführt.
Dritter Flugplatz (ab 1956)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Da der alte Fliegerhorst als Industriegelände vorgesehen war, suchten die Nordhäuser Flieger nach einem neuen geeigneten Gelände in der Umgebung. Nach Versuchen an der Numburg, die sich aufgrund zu hoher Bodenfeuchtigkeit als ungeeignet erwies, und einer vorübergehenden Zusammenarbeit mit der Fluggruppe in Bad Frankenhausen, fand man Anfang 1955 ein passendes Gelände: einen kleinen Höhenzug, den Kiesberg, etwa 500 m östlich vom Stadtrand Nordhausens und 400 m nördlich der B 80.
Bei der Suche nach einem neuen Fluggelände und der Leitung der Nordhäuser Fluggruppe spielte Kurt Kohlhause eine wichtige Rolle. Als erster Stützpunktleiter führte er die Gruppe bis zu seinem Weggang Anfang der 1960er Jahre.
Karl-Heinz Bosse, einer der Gründer des dritten Flugplatzes, führte die Verhandlungen mit dem Volksgut Himmelgarten, dem Landwirtschaftsministerium in Erfurt und dem Vorsitzenden der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) in Berlin. Als Ergebnis dieser Bemühungen erhielt die Gruppe einen Doppelsitzer "Pionyr", zwei Baby 2b, zwei SG38, eine Schleppwinde und zwei Planstellen für den Stützpunktleiter und einen Techniker als seinen Vertreter.
Im Herbst 1955 und Frühjahr 1956 bauten die Flieger in fast vollständiger Eigenleistung ihre erste Flugzeughalle aus Barackenteilen. Unterstützung erhielten sie dabei vom Werkdirektor Luck der Nobas sowie von anderen Volkseigenen Betrieben wie Schachtbau und dem Schlepperwerk Nordhausen.
Am 8. Mai 1955 fanden die ersten Versuchsstarts statt. Die offizielle Eröffnung des neuen Flugplatzes Nordhausen erfolgte am 8. Mai 1956 im Beisein von Vertretern der Nordhäuser Industrie, der Stadt, der Partei, der GST und des Rolands von Nordhausen (dargestellt vom Malermeister Andreas). Der Roland verlas eine in Nordhäuser Mundart verfasste Eröffnungsurkunde, die Karl-Heinz Bosse in der Nacht zuvor angefertigt hatte und die noch heute im Fliegerclubraum hängt.
1957 wurde mit Hilfe einer Sundhäuser Baufirma eine zweite Halle errichtet, die eine Werkstatt sowie eine darüber liegende Flugleitung mit Fallschirmpack- und Unterrichtsraum beherbergte.
Flugbetrieb in der DDR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Flugbetrieb in Nordhausen war, wie in der gesamten DDR, von den politischen Rahmenbedingungen geprägt. Die Nähe zur innerdeutschen Grenze brachte Einschränkungen mit sich. Dennoch konnte bis August 1979 ein erfolgreicher Flugbetrieb mit vielen Überlandflügen durchgeführt werden.
Die westliche Grenze für den Flugbetrieb über Nordhausen war die Stolberger Straße/Taschenberg. Die Flughöhe war oft auf 800 m beschränkt, und es mussten zahlreiche Flugsperrzonen beachtet werden. Trotz dieser Einschränkungen kam es gelegentlich zu Grenzverletzungen, die jedoch meist ohne Konsequenzen blieben.
Die Fliegerei in der DDR war für die Teilnehmer kostenfrei, da sie in erster Linie der Ausbildung von Armeepiloten diente. Der Leistungsflug war, wie schon in früheren Zeiten, nur wenigen vorbehalten. Trotzdem gelang es vielen Piloten, das Leistungsabzeichen "Silber-C" zu erreichen. Höhere Leistungsabzeichen waren meist nur beruflich beschäftigten Piloten vorbehalten. Nach Kurt Kohlhause übernahm Werner Kraft aus Bielen die Leitung des Flugplatzes. Er führte die Gruppe bis etwa 1975. Sein Nachfolger wurde Peter Kettner, der dieses Amt über die Wende hinaus bis etwa 2002 innehatte.
Im August 1979 wurde der Flugbetrieb auf allen GST-Flugstützpunkten der DDR zunächst vorübergehend eingestellt. Grund dafür war eine Republikflucht mit einem Flugzeug in die Bundesrepublik. Im Januar 1980 kam dann die endgültige Nachricht, dass der Flugplatz Nordhausen, wie 52 Prozent aller GST-Flugplätze, vor allem in Grenznähe, für immer geschlossen wird. Proteste gegen diese Entscheidung blieben erfolglos.
Eine Gruppe unermüdlicher Segelflieger unter der Leitung von Peter Kettner setzte den Flugbetrieb in Sömmerda fort. Viele erfahrene Segelflieger und Fluglehrer gaben jedoch auf. Der Flugplatz Nordhausen mit seinen Gebäuden blieb erhalten und diente fortan als Behelfsplatz für militärische Zwecke im Rahmen des Warschauer Pakts. Er wurde weiterhin von Agrarfliegern und Modellfliegern genutzt.
Wiedereröffnung nach 1990[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mit der Wiedervereinigung ergaben sich neue Möglichkeiten für die Nordhäuser Flieger. Am 3. Januar 1990 trafen sich fast alle Segelflieger im ehemaligen GST-Haus und legten den Grundstein für einen neuen demokratischen Fliegerclub.
Am 23. Juni 1990 wurde der Flugplatz Nordhausen offiziell wiedereröffnet. Es entstanden zwei Büroräume, Toiletten, ein Clubraum mit Küche und zwei große Garagen wurden in einem südlichen Anbau an die vorhandene Halle errichtet. Eine als Gärtnerhalle genutzte "Netzwerktonne" wurde geschenkt, umgesetzt, umgebaut und mit neuen Toren versehen. Durch das Aufstellen von Containern wurde zusätzlicher Raum geschaffen, unter anderem für eine Ultraleichtflugschule. Eine weitere Halle wurde privat durch das Mitglied und ehemaligen Fliegerarzt Lothar Braune errichtet.
Die Baumaßnahmen wurden größtenteils im Rahmen von ABM-Maßnahmen bis 1992 durchgeführt. Als Fachleute standen Mitglieder des Clubs zur Verfügung: Dr. Quellmalz als Statiker, Rudolf Matthay als Bauingenieur und Karl-Heinz Bosse als Konstrukteur.
Flugbetrieb nach 1990[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach der Wiedereröffnung des Flugplatzes konnten wieder Dauer- und Streckenflüge durchgeführt werden. Einige Piloten sammelten Erfahrungen im Alpenflug, darunter Harald Bernhardt, Dr. Matthias Predel, Thomas Barth sowie die jüngeren Segelflieger Matthias Weissel und Ronja-Lisa Möckel. Der Verein bemühte sich, durch eine entsprechende Preisgestaltung das Fliegen und die Ausbildung erschwinglich zu machen. Gleichzeitig musste an die Erhaltung und den Ersatz der Ausrüstung gedacht werden.
Am 20. Mai 2006 feierte der Flugplatz Nordhausen sein 50-jähriges Jubiläum.
Technische Daten und Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Kennung: EDAO
- Koordinaten: 51° 29' 40" N, 10° 50' 16" O
- Höhe: 185 m (607 ft) über NN
- Verkehrsfreigabe: Sonderlandeplatz
- Betriebszeiten: 1. April bis 31. Oktober nur an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 9:00 bis SS+30 (Sonnenuntergang plus 30 Minuten)
- Runway: 07/25, Gras, 850 × 30 m
- Funkfrequenz: 122,480 MHz
- Platzrunde: 1000 ft AGL (Above Ground Level)
Der Flugplatz ist für Segelflugzeuge, Motorsegler, Ultraleichtflugzeuge und Motorflugzeuge mit einem Höchstabfluggewicht bis 2000 kg zugelassen. Zusätzlich gelten folgende Besonderheiten und Einschränkungen:
- Landungen sind nur nach vorheriger Genehmigung (PPR - Prior Permission Required) möglich
- Der Flugplatz verfügt über eine Tankmöglichkeit für AVGAS 100LL
- Es besteht eine Windenstart-Einrichtung für Segelflugzeuge
- Für Segelflugzeuge ist auch Flugzeugschlepp möglich
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Karl-Heinz Bosse: 50 Jahre Flugplatz zwischen Nordhausen und Bielen. In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (2/2006).