Das feurige Buch im Kohnstein
Vor Zeiten hatte der Teufel im Kohnstein eine Schatzkammer. Wer mit ihm im Bunde war oder sich ihm verschreiben wollte, der konnte die Tür des Gemaches mit den Reichttümern öffnen und zu ihnen gelangen.
In der Schatzkammer lag das feurige Buch, in dem auch die Namen sehr vieler Herren und Damen aus Nordhausen verzeichnet waren. Es gab in der Stadt einen Mann, der hatte soviel Schulden wie Haare auf dem Kopfe. Seine Gläubiger drängten ihn unbarmherzig zu zahlen; ja, zwei von ihnen wollten ihm bereits das Haus samt seiner ganzen Habe pfänden und verkaufen lassen. In solcher argen Notlage begegnete ihm der Teufel. Der fragte, was ihm fehle. Als der Gehörnte gehört hatte, worum es ging, versprach er dem Mann seine Hilfe und beredete ihn, mit in die Schatzkammer zu gehen. Dort solle er sich in das feurige Buch einschreiben; dann würde er alsbald die ihm fehlende Geldsumme erhalten. Der Mann bedachte sich und sagte: So will ich morgen wiederkommen und mich einzeichnen. Damit war der Teufel zufrieden. Indes hatte der Schuldner bereits einen Blick in das brennende Buch geworfen und die Namen seiner beiden Gläubiger darin entdeckt.
Wie der Mann nach Nordhausen zurückkam, ging er sogleich zu ihnen und sagte: Nun kann ich das Geld erhalten, das ich euch schulde; aber da ihr euch einmal dem Teufel verschrieben habt, so laßt es euch doch gleich von ihm selber geben. Da erschraken die Gläubiger nicht schlecht, flehten den Mann angstschlotternd an, sie doch um alles in der Welt nicht zu verraten und schenktem ihm noch Geld und Gut dazu.