Amtshaus (Woffleben)

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Amtshaus in Woffleben (2003)

Das ehemalige Amtshaus in Woffleben ist ein zentral gelegener Fackwerbau. Der Platz war wahrscheinlich von Anfang an Sitz eines Gutsbezirks oder Ritterguts und somit ein wichtiger Ort für die Verwaltung und Organisation des landwirtschaftlich geprägten Dorfes.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste belegte Besitzergeneration war die Familie von Oppershausen. Wilhelm von Oppershausen, ein fürstlich lüneburgischer Land- und Schatzrat, besaß das Gut bis zu seinem Tod im Jahr 1651. Nach seinem Tod und mangels direkter Erben fiel der Besitz an den Grafen Johann von Sayn-Wittgenstein, der es später an Bodo von Gladebeck verkaufte. Dieser war Geheimrat und Hofpräsident zu Berlin und spielte eine bedeutende Rolle in der Verwaltung seiner Zeit.

Unter der Leitung von Bodo von Gladebeck und seiner Frau, einer geborenen Münchhausen, wurde das heutige Amtshaus zwischen 1683 und 1686 erbaut. Der Neubau ersetzte einen älteren Vorgängerbau, der vermutlich im Dreißigjährigen Krieg beschädigt worden war. Das neue Gebäude wurde als zweigeschossiger Fachwerkbau mit Krüppelwalmdach und einem Sockel aus Bruchsteinen errichtet. Die Fassade des Gebäudes wies typische barocke Stilelemente auf, darunter eine Thüringer Leiterbrüstung, K-Streben und reich verzierte Schwellen im Obergeschoss. Über dem Haupteingang des Gebäudes sind das Wappen des Erbauerpaares und die Jahreszahl 1686 bis heute erhalten geblieben.

Die Raumaufteilung entsprach den Anforderungen an ein repräsentatives Gutshaus des 17. Jahrhunderts. Ein großes Vestibül im Erdgeschoss bildete den Eingangsbereich, von dem symmetrisch angelegte Wohnräume abgingen. Im Obergeschoss befand sich ein repräsentativer Saal. Wirtschaftsräume, wie die Küche mit großem Kamin, waren im südlichen Teil des Erdgeschosses untergebracht. Zudem wurde ein angeschlossenes Stallgebäude errichtet, das zunächst einstöckig war und später um ein Fachwerkobergeschoss erweitert wurde.

Besitzerwechsel und Nutzung im 18. und 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tod von Bodo von Gladebeck fiel der Besitz an Friedrich I., König von Preußen, da die männliche Erblinie der Familie ausgestorben war. Das Gut wurde zur preußischen Domäne und von wechselnden Amtmännern verwaltet. Zu diesen zählten bedeutende Personen wie Johann Gottfried Schomer, der zwischen 1752 und 1754 die Dorfkirche bauen ließ, und August Friedrich Balentin Diedrichs, dessen Witwe das Gut bis 1806 verwaltete.

Im 19. Jahrhundert wurden zahlreiche bauliche Veränderungen am Amtshaus vorgenommen. Aufgrund von Holzschäden mussten Teile der Fachwerkkonstruktion ausgetauscht werden. Dabei wurden einige Elemente vereinfacht, wie die fehlenden Leiterbrüstungen zeigen. Auch die Fenster wurden ausgetauscht, und die barocken Kreuzstockfenster wichen Holzfenstern mit Kämpfern und Oberlicht. Im Laufe der Zeit wurde das Gebäude stärker an die Bedürfnisse eines modernen landwirtschaftlichen Betriebs angepasst, wobei die ursprüngliche barocke Gestaltung teilweise verloren ging.

Umnutzung im 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlor das Amtshaus seine Funktion als Verwaltungssitz der Domäne. Stattdessen wurde es in Wohnungen umgewandelt. Zwischen 1921 und 1944 diente ein Teil des Obergeschosses als Klassenräume für die Dorfschule. Auch das angeschlossene Wirtschaftsgebäude wurde in dieser Zeit zu Wohnzwecken umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden weitere Umbauten vorgenommen, bei denen der historische Charakter des Gebäudes stark verändert wurde. Im südlichen Wirtschaftsgebäude wurden größere Fensteröffnungen geschaffen, um die Innenräume besser belichten zu können. Das Bruchsteinmauerwerk wurde teilweise durch Ziegelsteine ersetzt, und die einstige barocke Freitreppe des Hauptgebäudes wurde durch eine schlichte Betontreppe ersetzt.

Durch den Abriss baufälliger Nebengebäude und den Brand einer großen Scheune im Jahr 1939 verlor der Domänenhof weitgehend seinen ursprünglichen Charakter. Vor dem Amtshaus entstand stattdessen ein freier Platz. Dennoch blieb das Hauptgebäude als markantes Element des Dorfzentrums erhalten.

Sanierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands begannen umfassende Bemühungen, das Amtshaus denkmalgerecht zu sanieren und seinen historischen Wert wieder sichtbar zu machen. 1996 wurden die Ostfassade und der Nordgiebel restauriert. Dabei erhielt die Fachwerkkonstruktion einen neuen Anstrich nach historischem Befund, und die barocke Freitreppe wurde rekonstruiert. Seither wird daran gearbeitet, das Gebäude in seiner ursprünglichen Pracht zu erhalten und gleichzeitig modernen Anforderungen anzupassen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]