Wer wandern will. 84 Ausflüge in die Umgebung Nordhausens

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Textdaten
Autor: Hans Silberborth
Titel: Wer wandern will
Untertitel: 84 Ausflüge in die Umgebung Nordhausens ; Südharz, Kyffhäuser, Hainleite, Bleicheröder Berge u. nahes Eichsfeld
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Erscheinungsdatum: 1921
Verlag: Nordhausen: B. Wimmer's Buchhandlung, C. Sünderhauf.
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Wer wandern will.
84 Ausflüge in die
Umgebung Nordhausens:


Südharz, Kyffhäuser, Hainleite,
Bleicheröder Berge u. nahes Eichsfeld


Von
Dr. H. Silberborth


Nordhausen 1921.
G. Wimmer's Buchhandlung
C. Sünderhauf.


Inhaltsverzeichnis
Vorwort
I. Nordhausen
II. Die nähere Umgebung der Stadt Nordhausen
Der Alte Stolberg
III. Der Südharz in der Umgebung Nordhausens (Westlich des Behretals)
Der Südharz in der Umgebung Nordhausens (Östlich des Behretals)
Bleicherode und das Eichsfeld
Die Hainleite
Der Kyffhäuser

Vorwort

Zwei Gründe vornehmlich haben den Verfasser und Verleger veranlaßt, mit einem neuen Führer für Nordhausen und Umgebung hervorzutreten: 1) Der nach dem Kriege nunmehr wieder langsam erwachenden Freude am Wandern weiterhin Anregung zu geben, am Wandern, das wie nichts anderes jung und alt kräftig, lebensfroh und gesund erhält; 2) die Liebe zur heimatlichen Scholle zu festigen und zu stärken durch die Vermittlung der Erkenntnis, daß im kleinen, beschränkten Kreise der Heimat doch die Geschichte der ganzen Menschheit lebendig ist und daß in den Wundern der engen heimatlichen Natur doch die Schönheit der ganzen weiten, großen Gottesnatur gesehen und begriffen werden kann.

Mit Rücksicht auf diese Ziele durfte das Büchlein keine Wegbeschreibung bis ins einzelne enthalten, sondern es soll nur eine Anregung zur Auswahl der Wanderungen geben. Zugleich ist dem Verfasser wohl bewußt, daß jede gute Karte besser als die eingehendste Auseinandersetzung orientiert, und es war deshalb gerade sein Bestreben, auf das hinzuweisen, was aus einer Karte nicht ersehen werden kann. Wenn der Leser aber bei der Angabe der Wege eine gewisse ungleichmäßige Behandlung in der Ausführlichkeit bemerkt, so wird er das nicht als einen Mangel ansehen, sondern diese verschiedene Bearbeitung darin begründet finden, daß für den trefflich mit Wegweisern ausgezeichneten Harz nicht die sorgfältige Beschreibung nötig war wie für das Eichsfeld und die Hainleite, wo eine Bezeichnung der Wege durch Wegweiser nur selten vorgesehen ist. Gerade aber auf die Schönheiten auch dieser oft mit Unrecht vernachlässigten Gegenden aufmerksam zu machen, ist als eine weitere Aufgabe des Buches anzusehen.

Dem ganzen Charakter des Führers entsprechend mußte fernerhin abgesehen werden von jeder Empfehlung alles dessen, was mehr zufällig als unbedingt mit dem Boden verwachsen erscheint. Der Wirtshäuser ist deshalb nicht gedacht, auf die Einrichtungen für den Fremdenverkehr und den Kurbetrieb ist nur beiläufig hingewiesen, die Erwähnung moderner Verkehrsmittel erscheint nur da, wo sie für die Wanderung unbedingt nötig ist Auch sonst ist allem Unwesentlichen am Bilde unserer Landschaft möglichst geringe Beachtung geschenkt; historische Daten, Zahlenangaben von Höhen über dem Meeresspiegel, Einwohnerzahlen und dergl. sollen unser Gedächtnis so wenig wie möglich belasten. Auch mit Ortsnamen ist deshalb möglichst sparsam umgegangen, und mancher Bergrücken, den wir ersteigen, und manches Waldtal, das wir durchwandern, ist ohne Namen geblieben. Ja, selbst kleine Richtungsveränderungen im Wege sind in diesem Führer nicht immer aufgenommen worden, da es schien, daß eine zu ausführliche Wegbeschreibung zu stark Wichtigeres in den Hintergrund treten lassen müßte. Zudem mußte, um den Preis des Buches möglichst billig zu gestalten, mit dem Worte gekargt werden.

Bei gewissen Daten hat dem Verfasser die Literatur der Heimat gute Dienste geleistet; besonders sind für historische Fakta die verdienstvollen Schriften K. Meyers und H. Heines unentbehrlich. Im allgemeinen hat der Verfasser aber keinen anderen Rat zu Hülfe genommen als den seiner eigenen Augen. Jede der von ihm aufgeführten Touren ist von ihm nicht einmal, sondern mehrfach abgeschritten, allerdings zunächst nicht zu dem Zwecke, ein Büchlein darüber zu schreiben. Deshalb haben ihm bei Inangriffnahme des Werkes selten eigene Aufzeichnungen vorgelegen; das Gedächtnis aber mag zuweilen irren. Sollten sich durch diese Arbeitsweise gar Fehler eingeschlichen haben, so wird gebeten, dem Verfasser alsbald Mitteilung zu machen. — Ob aber in der ganzen Auffassung und Behandlung des Stoffes dieser Führer überhaupt etwas Neues und nur ihm Eigentümliches bringt, mag der geneigte Leser beurteilen.

Zur Benutzung des Führers sei gesagt: Es wird in den ersten Wanderungen die nähere Umgebung Nordhausens behandelt. Bei den Ausflügen in den Harz bedingt, wenigstens für Nordhausen, das Ilfelder Tal einen so bedeutsamen Einschnitt, daß es tunlich schien, zunächst den Südharz westlich und dann östlich dieses Tales abzuwandern. Eichsfeld, Hainleite, Kyffhäuser schließen sich an. Die Touren sind nur so weit aufgezeichnet, als man Nordhausen noch als besten Ausgangspunkt für die Wanderungen bezeichnen kann. Deshalb ist auch nur eine zweitägige Wanderung (Sachsenburg) aufgenommen. Im übrigen findet man im Inhaltsverzeichnisse die Stichwörter.— Bei Bezeichnung der Wegrichtungen sind möglichst die Himmelsrichtungen herangezogen worden; wo aber mit „rechts“ und „links“ gearbeitet wird, bedeutet die Anweisung stets die Seite, die sich von der bisher verfolgten Marschrichtung aus ergibt. — Die Länge des Weges nach Kilometern anzugeben, war bei den vielfach verschlungenen, selten mit Maßsteinen ausgezeichneten Pfaden ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist deshalb die Marschdauer in Stunden angegeben. (1 km = etwa 12 Minuten.) Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß für Ruhepausen und Besichtigungen keine Zeit eingesetzt ist. Die jedesmal angegebene Zahl schließt allein die Marschstunden ein.

Nordhausen, im April 1921.
Dr. Silberborth.

Nordhausen

Auf zwei Rundgängen durch die Stadt Nordhausen soll der Wanderer zunächst das Wesentliche der Stadt kennen lernen, die der Ausgangspunkt aller der in diesem Buche erwähnten Wanderungen und Reisen ist. Gerade bei der Wahl dieser Rundgänge muß aber darauf hingewiesen werden, daß dieselben nur einen Vorschlag unter vielen anderen darstellen sollen. Wer als Fremdling in unsere Stadt kommt und in ihr gute Freunde und Bekannte wohnen hat, wird sich durch diese leiten lassen. Je nach seinem Interesse, der Länge seines Aufenthaltes, der Lage seines Wohnortes innerhalb der Stadt wird er bald diese, bald jene Sehenswürdigkeit bevorzugen. Wem aber jede Unterstützung fehlt, dem mag hier eine Handhabe geboten sein, das Wichtigste und Sehenswerte Nordhausens kennen zu lernen.

1.

Bahnhof, Bahnhofstraße, auf dieser über die Zorge, Neustadtstraße, Lesserstiege, Neue Straße, Primariusgraben, Kutteltreppe, Königshof, Lutherplatz, Marktplatz, Kornmarkt, Kranichstraße, Domstraße mit dem katholischen Dome, Wassertreppe, Grimmel, Grimmelallee, auf dieser nordwärts bis zum Anfang der Kastanienallee, am Altentore, Barfüßerstraße, Kranichstraße, Kornmarkt, Rautenstraße, Vor dem Vogel, Neustadtstraße, Bahnhofstraße, Bahnhof.

Die Lesserstiege vermittelt als eine der vielen Stiegen und Treppen Nordhausens den Fußgängerverkehr zwischen der in der Talsohle gelegenen Unterstadt und der Oberstadt. An ihrer Westseite bemerkt man die 1749 aus Steinen der Walkenrieder Klosterruine (s. unten Wanderung 32) erbaute Jakobikirche. — Am Primariusgraben berührt man eins der schönsten Fleckchen auf Nordhäuser Boden. Die von Türmen gekrönten Ueberreste der Stadtmauer zeigen dem Beschauer ein Stück Nordhäuser Geschichte, und der wunderherrliche Blick auf die Unterstadt und darüber hinaus in die Fluren der Zorge- und Helmeaue erschließt ihm ein selten schönes Landschaftsbild. — Mit dem Königshofe betritt der Wanderer die älteste Burganlage Nordhausens, da sie schon Heinrich I. 920 gegründet hat. Die Nordfront des Königshofes bildet heute das Reichspostamt. — Auf dem Lutherplatz erhebt sich das 1855 errichtete Lutherdenkmal. Hier findet alljährlich am Martinstage eine Reformationsfeier statt. An der Adlerapotheke auf diesem Platze ist eine Gedenktafel für den in Nordhausen geborenen Reformator Justus Jonas angebracht. An der Südfront des Platzes erhebt sich das uralte Gesellschaftshaus „Zu dem Riesen“, das Riesenhaus. — An und in der Nähe des Marktplatzes fesselt zunächst das Rathaus den Blick. Die älteste Anlage dieses Gebäudes stammt aus dem Jahre 1360; doch ist dieses Rathaus größtenteils ein Raub der Flammen geworden. Der jetzige Bau stammt aus den Jahren 1609 und 1710. Vor der Südwestecke bemerkt man ein stattliches Rolandbild, das 1609 neu aufgestellt und 1717 wieder hergerichtet wurde. Hinter dem Rathause liegt die Markt- oder Nikolaikirche. Ihre Türme hat sie bei der großen Feuersbrunst im Jahre 1710 verloren. Das Sehenswürdigste in dieser Kirche ist ihr Alabasteraltar aus dem 17. Jahrhundert. Am Ostrande des Marktplatzes zieht die Rautenstraße hin, und an ihr ist ein neues stattliches Rathaus erbaut worden. Man versäume nicht, einen Blick in das Innere dieses Gebäudes zu tun und sich vielleicht von dem Wärter auch einen der nach Südosten hin liegenden Räume des zweiten Stockwerkes aufschließen zu lassen. Man genießt von hier aus ein Straßen- und Städtebild, das seinesgleichen sucht. — Auf dem Kornmarkte steht der Neptunsbrunnen, ein Kunstwerk Riteschels. — Im katholischen Dome fesseln vor allem die im hohen Chore aufgestellten Chorstühle, die durch ihre figürlichen Darstellungen aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts von hohem Interesse und Wert sind. — Während wir in der Grimmelallee die neuen Gebäude des Elektrizitätswerkes und der Badeanstalt im Westen, des Landratsamtes im Osten bemerken, versäumen wir am Ende der Barfüßerstraße nicht, einen Abstecher östlich nach der Blasiikirche zu machen. Ihr wertvollster Schmuck sind zwei Bilder des 16. Jahrhunderts: Ein ecce homo-Bildnis des älteren Kranach aus dem Jahre 1529 und ein noch bedeutend wertvolleres Werk des jüngeren Kranach vom Jahre 1555, die Erweckung des Lazarus darstellend, ein Epitaphium des berühmten Bürgermeisters Meyenburg.

2.

Bahnhof, Bahnhofstraße, Neustadtstraße ostwärts, Vor dem Vogel, Schlunztreppe, Petri-Kirchplatz, Sedanstraße mit Landgericht und Kriegerdenkmal, Friedrich-Wilhelm-Platz, Töpferstraße bis zum Kornmarkt, Baltzerstraße mit Vereinshaus, Hagen, Wallrothstraße mit dem Bismarckdenkmal, westwärts zum Geiersberg, Geiersberg bis zur Merwigslinde, die Straße wieder abwärts, Parkstraße, Riemannstraße, Alleestraße, Promenade, Töpferstraße, Rautenstraße, NeueStraße, Lesserstiege, Bahnhofstraße, Bahnhof.

Der Gang durch Teile des östlichen Nordhausens führt uns mehr in moderne städtische Anlagen als die erste Wanderung. — Auf dem Petrikirchplatze steht die Petri-Kirche, die aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt. Ihren Turm, den höchsten Nordhausens, hat sie nach 1362 erhalten. Übrigens steht dieser Turm ebenso wie die meisten anderen alten Türme und höheren Gebäude der Stadt nicht senkrecht, sondern ist nach Westen geneigt. Das rührt daher, daß die obersten Gesteinsschichten, das Gekriech, allmählich mit dem Absickern des Wassers nach Westen und Süden in die Talauen wandern. Sehenswert in der Kirche sind die Kanzel und das Taufbecken, jene mit sieben Reliefdarstellungen aus der Zeit um 1600, dieses ein Bronzebecken aus dem Jahre 1429, das von vier männlichen Gestalten getragen wird. Vom Kirchturme aus wundervolle Fernsicht. — Auf dem Friedrich-Wilhelm-Platze bemerkt der Beschauer das Standbild Friedrichs III. und das städtische Museum mit vielen vorzüglichen Altertümern und Sammlungen, mit dem städtischen Archiv und einer Lesehalle. — Am Hagen fällt der hübsche Baltzerbrunnen auf, der dem Gedächtnis des einstigen Predigers der freireligiösen Gemeinde Baltzer geweiht ist. Übrigens lasse man sich nicht den Blick vom Westende des Baltzerplatzes die Blasii-Straße hinab entgehen; das Auge genießt hier wiederum den Ausschnitt eines prächtigen Stadtbildes. — Am Geiersberge befindet man sich nun schon in dem jüngst angelegten Viertel der Stadt. Auf der einen Seite hat man den Park und Wald des Geheges, das die Westabdachung des Hügels bedeckt, auf der anderen befinden sich schöne Villen und Häuser mit gepflegten Vorgärten. Die Merwigslinde an der Nordostecke des Geheges ist eine uralte, vielleicht tausendjährige Linde, deren Stammumfang 8 m beträgt. An dieser Stätte haben in früheren Jahrhunderten die Nordhäuser Bürger ihre Volksfeste gefeiert, als hier sonst noch kein Baum stand. — Die Promenade ist die schönste Gartenanlage Nordhausens innerhalb der Stadt. Das Gelände vor der alten Stadtmauer, die allenthalben noch zu bemerken ist, ist hier zu einer Zierde für die ganze Stadt geworden. Besonders herrlich ist das Plätzchen am Springbrunnen zur Maienzeit. Am Ausgange der Promenade nach dem Friedrich-Wilhelm-Platze hin steht das neue Stadttheater, das seit 1914 errichtet und 1917 eröffnet worden ist.

Die nähere Umgebung der Stadt Nordhausen

Was die Ausflüge in die nächste Umgebung Nordhausens so reizvoll macht, ist die Abwechselung zwischen Feld und Wald, Ebene und Hügelland, fruchtbarstem Ackerboden und dürrstem Heidelande. Dazu kommen die vielen prächtigen Ausblicke sowohl nach Süden hin in die Goldene Aue hinein, nach der Hainleite und dem Kyffhäuser als auch nach Norden hin, wo der ansteigende Harz das wundervolle Landschaftsbild abschließt. An Schönheit der nächsten Umgebung überhaupt mögen wohl einige Städte der Provinz Sachsen, etwa Wernigerode und Schleusingen, mit Nordhausen wetteifern, an Mannigfaltigkeit der landschaftlichen Formen, der Kultur, der Ausblicke dürfte Nordhausen in unserer Provinz einzig dastehen. Das nimmt nicht Wunder, wenn man bedenkt, welche Kräfte im Laufe der Erdgeschichte unser Gebiet aufgebaut und weiterhin umgebildet haben. Da sind der uralte Horst des Kyffhäusers und die harten Muschelkalkbänke der Hainleite, da besteht die tiefe Senke der Aue mit ihren jugendlichen fruchtbaren Ablagerungen, da ziehen sich die bunten Sandsteine, die ersten Wellen des Harzvorlandes empor, da gelangen wir in das breite Band der Zechsteinformation, die Gipse und Dolomite abgelagert hat, und an diesem Kalke sind alle jene eigenartigen Erscheinungen zu beobachten, die man überall auf ausgesprochenen Kalkgebieten findet, die Wasserarmut und davon abhängig eine seltsame Flora, die Zerrissenheit der Berghänge, die Einsturzbecken und Löcher auf der Oberfläche. Da breitet sich endlich das alte Rumpfgebirge des Harzes aus, und die Linie dieses Gebirgsrandes, an dem hübsche Dörfer und stolze Ruinen liegen, gewährt dem entzückten Auge immer neue Reize.

3a.

Stolbergerstraße, Gasthaus „zur schönen Aussicht“, Präsidentenweg, Hermann-Schmidtweg, Weg am Mühlgraben südwärts zur Stadt hin, Wallrothstraße, Promenade. (1½ Stunden)

3b.

Stolbergerstraße, Gasthaus „zur schönen Aussicht“, Präsidentenweg, vom „Warttürmchen“ nordwärts durch „Wildes Hölzchen“, am Fuße von Wildes Hölzchen durch eine Obstplantage südwestwärts der Stadt zu und weiter wie bei 3a. (2 Stunden)

Kurz vor dem Erholungsorte der „schönen Aussicht“ biegt man nach Westen in eine mit Kirschbäumen bestandene Allee ein. Dieser Fußweg bietet einen prachtvollen Rundblick, da er immer oberhalb der Stadt Nordhausen entlang führt: Der Harzrand, die Gipsfelsen des Kohnsteins, die Bleicheröder Berge im Westen, die Aue, die Hainleite und der Kyffhäuser liegen ausgebreitet da. Nach 10 Minuten hat man das Warttürmchen, einen Rest der einstigen Außensicherung Nordhausens, erreicht. Das Türmchen mag um 1400 erbaut sein; 1883 ließ es der Nordhäuser Altertumsverein ausbessern. Geht man vom Wartturm sogleich den Hermann-Schmidtweg hinab, so erhält man von diesem aus einen reizvollen Ausblick in das Zorgetal mit seinen gut angebauten Feldern, mit dem Stadtparke, dem Dörfchen Crimderode und weiterhin dem Flecken Niedersachswerfen. — Der zweite Weg (3b) führt von der Warte nordwärts in das Gehölz hin, in das „Wilde Hölzchen“, das seinen Namen nach einer alten Nordhäuser Familie Wilde führt. Auch dieser Weg bietet schöne, wenn auch nicht so umfassende Talblicke wie der Hermann-Schmidtweg.

4a.

Kaiser-Friedrich-Platz, Promenade, Gehege, Gehegeplatz, abwärts nach dem Mühlgraben, Kastanienallee, Kurhaus, Hartmannsdamm, Stadtpark. (1½ Stunden)

4b.

Kaiser-Friedrich-Platz, Promenade, Geiersberg, nach etwa 30 Schritten von der Ecke Wallrothstraße—Geiersberg in das Gehege hinein, Gehegeplatz und weiterhin wie bei 4a. (1 ½ Stunden)

Das Gehege kann man auf einer ganzen Reihe schöner Promenadenwege durchstreifen. Es bildet den westlichen Abfall des Geiersberges, war einstmals kahl und diente als Viehweide. Seit 1738 wurden aber Baumpflanzungen auf ihm angelegt, und zwar war es Sitte, daß jeder neue Bürger Nordhausens sechs junge Bäumchen dort pflanzte. So wurde allmählich das Gehege ein Wäldchen, das jetzt die besuchteste Erholungsstätte der Nordhäuser ist. Am Eingange in das Wäldchen steht das Kützingdenkmal, dem weiland Professor und Botaniker am Realgymnasium Kützing von einem dankbaren Schüler gesetzt. Der Gehegeplatz ist heute ein von einer ganzen Reihe Gastwirtschaften eingerahmter Vergnügungsort; einstmals hat er den Nordhäuser Gymnasiasten als Turnplatz gedient. Im Sommer finden jetzt auf diesem Platze mehrere Male in der Woche Künstlerkonzerte der Stadtkapelle statt, die auch die Ohren verwöhnterer Musikfreunde befriedigen. Wenn man von diesem Platze in die Talsohle hinabgestiegen ist und den Mühlgraben überschritten hat, wandert man in der Kastanienallee dahin und gelangt endlich zum Kurhause am Nordende des Stadtparks. Den Rückweg tritt man durch den wohlgepflegten Stadtpark an, den die Stadt zwischen der Zorge und dem Mühlgraben angelegt hat.

5.

Gehege, der Weg am Mühlgraben, Obstplantage unter „Wildes Hölzchen“, Kuhberg, Kuhberg am Nordabhange hinab zum Gesundbrunnen, am Fuße des Kuhberges herum, Pflaumenallee, Kurhaus, Stadtpark. (2 Stunden)

Den Weg bis an den Fuß des Kuhberges kennen wir schon von unserem dritten Spaziergange her (3b.); nur hat er uns damals als Rückmarsch gedient, jetzt machen wir ihn umgekehrt. — Der Kuhberg ist eine Anhöhe aus jungen, diluvialen Schottern aufgebaut und größtenteils mit Kiefernwald bestanden. Ein idyllischer Pfad leitet den Wanderer innerhalb des Waldes aufwärts. Auf der Höhe hat man vom Südrande des Waldes aus, wo mehrere Bänke zur Rast einladen, einen schönen Überblick über Nordhausen und seine Umgebung. Aus dem am Süd- und Ostrande des Waldes hinziehenden, fast gänzlich abgetragenen Walle und eingeebneten Graben mag sich die Phantasie des Wanderers eine ehemalige Außenbefestigung der Stadt Nordhausen wiederherstellen. Durchquert man den Wald nach Norden hin und eilt die steile Nordlehne hinab, so gelangt man an den Gesundbrunnen.

6.

Stolbergerstraße, Fortsetzung derselben, Harzrigi. (2 bis 2½ Stunden)

Zunächst verfolgen wir dieselben Straßen wie auf der dritten Wanderung (3a). Am Gasthause „Zur schönen Aussicht“ bleiben wir aber auf der Stolberger Landstraße. Auf ihr schreiten wir in das Tal des Gumpe-Bächleins hinab mit seinen Ziegeleien, wo aus den lakustrischen Tonen der Tertiärzeit das Material zum Ziegelbrennen gewonnen wird. — Den Harzrigi hat man schon ständig zur Linken der Landstraße aufragen sehen. Dieser aus Buntsandstein bestehende, unbewaldete Hügel bildet in der nächsten Umgebung Nordhausens mit 327 m die höchste Erhebung. Von seinem Gipfel bietet sich dem Wanderer ein wundervolles Panorama. Im Westen erblickt man die Bleicheröder Berge, die Hasenburg, das Ohmgebirge mit den seltsamen Formen, welche durch die Muschelkalke jener Anhöhen bedingt sind. Im Süden liegt die Aue mit ihren Dörfern und lachenden Fluren. Auf dem langen Zuge der Hainleite erblickt man den Aussichtsturm auf dem Possen. Im Südosten, steil nach Ost und Nord abfallend, erhebt sich der sagenumwobene Kyffhäuser, dessen Denkmal zumeist deutlich erscheint; sogar die Rotenburg und das Bismarckdenkmal neben ihr ist bei guter Fernsicht sichtbar. Im Osten steht man über die Felder und Wälder des Vorharzes, und im Norden erscheint der Rand des Harzes von dem Ravensberge im Westen bis über die Josephshöhe im Osten hinaus. Besonders der nahe Poppenberg und die vor ihm liegende Ruine des Hohnsteins fesseln den Blick. — Am schönsten ist der Rundblick bei halbbedecktem Himmel gegen Abend. Wenn die Wolkenschatten über die rötlichen Felder der Goldenen Aue spielen und die Sonne ihre Strahlen im Kegel auf die Bleicheröder Berge hinabsendet, genießt man ein unvergleichliches Bild.

7.

Kuhberg, Gesundbrunnen, Antiquars Eiche, Einmündung des Feldweges in einen aus dem nördlichen (Rüdigsdorfer) Tale kommenden Weg, Höhenzug des Harzrigi, auf diesem ostwärts zum Gasthause Harzrigi, Stolberger Landstraße, Nordhausen. (3 Stunden)

Der Weg bis zum Gesundbrunnen ist bekannt. (Wanderung 5). Kurz vor dem Gesundbrunnen führt ein Feldweg linker Hand, also den nördlich gelegenen Hügel, aufwärts. Die Wanderung auf diesem Pfade ist besonders im Frühjahre, wenn die Dornsträucher in Blüte stehen, oder im Herbste, nachdem die Laubfärbung eingesetzt hat, zu empfehlen. Nach etwa 15 Minuten vom Gesundbrunnen hat man die am Rande eines Gehölzes stehende „Antiquars Eiche“ erreicht. Etwa 200 m weiterhin bietet sich dem Wanderer ein hübsches Echo dar. Auf dem weiteren Wege wird dem Auge, das Landschaftsformen aufmerksam betrachten gelernt hat, eine vom Wasser tief eingerissene Schlucht auffallen, die leider von Gestrüpp und Bäumen versteckt daliegt, sich aber unmittelbar am Wegrande dicht unterhalb des Harzrigirückens hinzieht. Auf dem Rücken der Anhöhe wandert man dann nach Osten und erreicht in 15 Minuten das Gasthaus des Harzrigi.

8.

Stolberger Landstraße, Petersdorf, auf der Heerstraße durch das Dorf, kurz hinter dem letzten Hause gegen Norden, Gibichenhagen, durch den Wald nach Westen hin, Rüdigsdorf, Landstraße Rüdigsdorf-Crimderode, über den Harzrigirücken, Gumpe, aufwärts nach der Albert-Träger- straße. (4 Stunden)

Wenn der Mai die Buchen mit hellem Laube schmückt und die Maiglöckchen im schattigen Walde duften, muß man den Gibichenhagen aufsuchen.

Dort wo zur Rechten des Harzrigi die Stolbergerheerstraße ihren höchsten Punkt erreicht hat, vergesse man nicht, einen Augenblick zu halten und die Fernsicht zu bewundern. Aber auch der Blick in das nahe Petersdorf hinab ist wunderschön, besonders wenn im Dorfe alle Obstbäume blühen und die roten Dächer der Häuser aus dem bunten Grün herauslugen. Innerhalb des Dorfes an der Landstraße liegt das wundersame Kirchlein des Ortes. Ein mit Fruchtbäumen eingerahmter Feldweg führt dann in den Buchenwald hinein, in den Gibichenhagen. Dieser Name stammt aus der germanischen Vorzeit. Sibicho oder Gibicho ist der schlimme Ratgeber König Ermanarichs; doch ist Sibich ursprünglich eine mythische Gestalt, ein Unhold der altgermanischen Götterwelt. In dem Buchenwalde des Gibichenhagen kann man sich nach Herzenslust ergehen, und wer Lust hat, Maiglöckchen oder Waldmeister, im Vorfrühlinge auch die schönen Schlangenblumen zu suchen, wird auf seine Rechnung kommen. Auch geologisch ist der Wald interessant mit seinen vielen Erdfällen, kleinen Dohnen im Gipsgestein und mit seinen Stinkschieferablagerungen. — An der äußersten Westspitze des Waldes leiten ein Pfad hinab nach dem Orte Rüdigsdorf. Von hier aus verfolgt man die tief in die Gipswände der Harzvorberge eingebettete Landstraße nach Crimderode. Zur linken besonders, also im Südosten, treten steile Gipsfelsen dicht an die Heerstraße heran. Sie sind teilweise völlig kahl und öde. Die von den herabströmenden Wässern geschaffenen Mulden hören häufig weit oberhalb des Talbodens auf. Nach etwa 10 Minuten von Rüdigsdorf führt ein Feldweg südwärts auf die Talwand. Vom Grate dieser Wand, dun Harzrigihöhenzuge, kann man schon Nordhausen erschauen, und so lenkt man durch die Felder der freundlichen Stadt die Schritte zu.

9.

Nordhausen-Neumarkt, Kützingstraße, Leimbacher Chaussee, Feldweg der hinter dem Centralfriedhofe abbiegt, nach 5 Minuten bei einer Brücke Feldweg nach Osten, Windlücke, Feldweg nach Westen hin, Petersdorf, Stolberger-Landstraße. (3 Stunden)

Der Weg führt zunächst durch die Felder dahin und kann nicht verfehlt werden, wenn man auf den Taleinschnitt zuwandert, den man schon von Nordhausen aus in 2 km Entfernung im Nordosten erblickt. Diese „Windlücke“ ist ein hübsches Tal, das sich der Roßmannsbach in den Gypshöhen geschaffen hat. Trotz seiner Nähe wird es verhältnismäßig selten aufgesucht, muß aber gerade den Wanderer, der in der Einsamkeit Ruhe und Erholung sucht, anlocken. Die ziemlich steilen Gipswände des Tales waren ursprünglich unbewaldet, werden in letzter Zeit aber immer mehr aufgeforstet. Nur ein Teil im Nordosten der Windlücke, die sogenannten Steinberge zwischen der Heerstraße nach Buchholz-Stolberg und dem Orte Steigertal, tragen noch ihre ursprüngliche Vegetation, Gräser und bedürfnislose Steppenblumen (s. Wanderung 10). Das Abrutschen der steilen Hänge verhinderten hier und da vereinzelte Grasbüschel. Wir aber wandern langsam im Tale neben dem plätschernden Roßmannsbach hin, der wie viele im Kalke entspringenden Flüsse gleich an der Quelle ziemlich viel Wasser führt. Im übrigen gibt es Plätzchen genug, die zur Rast in der Taleinsamkeit einladen. — Etwa 500 m vom nördlichen Endpunkte der Pflaumenpflanzung, die auf der Talsohle steht, trifft man dann auf einen Wiesenweg, der linker Hand aufwärts gegen Petersdorf hin führt.

10a.

Leimbacher Landstraße, am Steinkreuze Feldweg nach Norden, nach 150 Schritt nach Osten zur Kuckucksmühle, Steigertal, aus der Nordwestecke des Dorfes auf einem Feldwege in die Steinberge, Windlücke, Nordhausen. (4 Stunden)

10 b.

Steigertal, zurück auf dem Anmarschwege bis zum Mordkreuze, westwärts zur Schirmeiche, durch den Wald abwärts in die Windlücke, Nordhausen. (3½ Stunden)

Der Feldweg nach der Kuckucksmühle führt am Vorwerke Himmelgarten vorbei. Vormals hat hier ein Kloster bestanden, das 1295 angelegt, 1525 im Bauernkriege aber zerstört und ausgeplündert worden ist. Hinter der Kuckucksmühle steigt man dann auf Feldwegen auf die Höhe, die sogenannte Haardt, und sieht nach weiteren 20 Minuten Steigertal unten im Grunde vor dem fast senkrecht ansteigenden Alten Stolberg liegen. Der Blick hinab in das. Dörflein ist immer wunderbar schön, besonders aber im Abendfrieden, wenn die rote Sonne vom Westen her über die Felder leuchtet und ihren Glanz auf die weißen Gipswände des Alten Stolbergs legt. Im Norden türmt sich der dunkle Harzrand mit dem Kreuz der Josephshöhe auf. Vom Dorfe geht man durch die Steinberge zurück nach Nordhausen. In diesem unfruchtbaren Gipsgebiete kann man wieder alle Eigentümlichkeiten einer echten Karsthochfläche erkennen, die Einsturztrichter, die Wasserarmut, die dürftige Vegetation. Dennoch fehlt es zu allen Jahreszeiten nicht an schönen Blumen; besonders der Frühherbst bringt mehrere Arten Enzian. Von den Steinbergen steigt man in die Windlücke hinab und wandert von da nach Nordhausen. (s. Wanderung 9).

Der zweite Weg führt uns von Steigertal die Landstraße wieder empor bis zu dem Porphyrstein am Wege. Dieser Stein ist wahrscheinlich ein Mordkreuz. Dann geht man auf die hohe, einsam ragende Schirmeiche im Westen zu und findet hier einen Weg, der durch das Tännicht an den Talhängen der Windlücke langsam in diese hinabführt. Dieser Abstieg bietet mancherlei Reize.

11.

Steigertal, Krummbachtal, obere Grasmühle, am westlichen Hange dicht bei der Grasmühle aufwärts, Leimbach, Leimbacher Landstraße, Nordhausen. (3½ bis 4 Stunden)

Die Steigertaler Landstraße geht ostwärts durch das Dorf und macht an seinem östlichen Ausgange einen scharfen Knick nach Süden, da die steilen Hänge des Alten Stolbergs ihr verbieten, den Weg nach Osten fortzusetzen. Nach einer knappen halben Stunde auf dieser Landstraße von Steigertal aus ist die Grasmühle erreicht. Schattige Obstbäume laden hier zur Rast ein, und man läßt sich den durch das aus dem Kalk kommende Wasser trefflich mundenden Kaffee schmecken. Das Mühlrad rauscht im stillen Wiesengrunde, die Vögel schlagen in den Wäldern der Umgebung, und der Turm des Poppenberges schaut schweigsam aus der Ferne in das Tal herein. Ein Fußpfad führt uns von der Grasmühle durch das Leimbacherholz steil hinan. Nach 5 Minuten Anstieg befinden wir uns auf der Hochfläche, die sich sanft nach Leimbach hin neigt. Ein schöner Rundblick über die ganze Aue von Bleicherode bis zum Kyffhäuser belohnt die kurze Mühe des Aufstiegs. — Auf der Leimbacher Heerstraße kehrt man nach Nordhausen zurück.

12.

Leimbacher Landstraße, an der Nordwestecke Leimbachs einen Fußpfad steil hinan, durch das Feld nordwärts auf eine vorspringende Waldecke der „Haselei“ zu, ostwärts hinab ins Krummbachtal, Grasmühle, Leimbach, Nordhausen. (3 Stunden)

Will man nicht auf der Leimbacher Landstraße bleiben, so kann man dicht hinter dem Gute Himmelgarten einen Wiesenpfad benutzen, um nach Leimbach zu gelangen. Gleich am äußersten Hause Leimbachs geht von der Dorfstraße linker Hand ein Fußpfad durch Obstanpflanzungen und Felder. Nach 10 Minuten vom Orte aus gewährt dieser Weg einen hübschen Blick auf das friedliche Leimbach im Grunde; die Fernsicht ist noch umfassender als die in der vorhergehenden Wanderung (s. 11.) geschilderte. Am Waldrande geht man nicht in das Holz, die Haselei, hinein, sondern verfolgt den Randweg ostwärts. Dieser tritt nach 100 Schritten von der Stelle ab, wo wir zuerst das Gehölz berührt haben, in den Wald ein und führt in das Grasmühlental hinab. Rückweg wie bei Wanderung 11.

13.

Nordhausen, Kurhaus, Schurzfell, Zorgetal an der Kleinbahn entlang, Schnabelsburg. (2½ Stunden)

Die nächsten fünf Ausflüge sollen dem etwa 4 km nördlich von Nordhausen gelegenen Kohnstein gewidmet sein. Dieser ist eine mit prächtigem Buchenwalde bestandene Erhebung innerhalb der südlichen Harzvorberge. Er besteht aus Dolomit und Gips, deshalb sind Höhlenbildungen, Dolinen, unterirdische Flußläufe, oft beinahe senkrecht abfallende Steilränder an ihm zu bemerken. Recht beachtlich ist auch die reiche Flora unseres Höhenzuges. Eine ganze Reihe seltener Orchideen und der prächtige Türkenbund kommen auf ihm vor, dem Botaniker ist er noch interessanter dadurch, daß er einige Arten der pontischen Flora enthält. Endlich zieht er auch noch den Prähistoriker an, da er an seiner Nordostseite zwischen dem Birkenkopf bei dem Gasthause „Schnabelsburg“ und den Mönchsklippen eine Wallburg aufzuweisen hat. Der Graben und der durch Feuer hart gebrannte Kalk- und Lehmwall dieser einstigen menschlichen Zufluchtsstätte sind z. T. noch erhalten. —

Hinter dem Kurhause überschreitet man die Zorge und geht am „Schurzfell“ vorüber, einer alten Schenke an der Heerstraße Nordhausen-Ellrich. Eine schattenspendende Kastanienallee nimmt den Wanderer dann auf. Auf dieser erreicht man in 25 Minuten vom Kurhause aus die Schnabelsburg, ein Gasthaus, das auf der Stelle steht, wo für kurze Zeit von den Honsteiner Grafen ein Wartturm angelegt war, von dem aus die Reisigen des Grafen die Nordhäuser Kaufmannszüge belästigen sollten. Von der Veranda des Gasthauses genießt man einen schönen Blick in das Zorgetal, auf Nordhausen und über Nordhausen hinfort in die Aue hinein.

14.

Nordhausen, Haltestelle Crimderode, durch die Schnabelsburg auf den nordöstlichm Steilhang des Kohnsteins, durch den Wald bis zur Wegscheide, Wegweiser nach den Mönchsklippen, nach Westen am Abhang entlang, nach dem Ausgangswege zurück, von der Schnabelsburg an der Kleinbahn entlang nach Nordhausen. (3 Stunden)

Um den etwas eintönigen Weg vom Kurhause nach der Schnabelsburg zu vermeiden, fährt man mit der Harzquerbahn bis zum Haltepunkt Crimderode. Über dem Gasthause Schnabelsburg hat man sogleich einen trefflichen Blick auf die ganze Gegend zwischen Kohnstein und Harzrand. Dann umhüllt den Wanderer der Buchenwald des Kohnsteins. Der Blick von den Mönchsklippen ist noch umfassender als der erste. Ihren Namen sollen sie davon tragen, daß sich einstmals drei Mönche von ihnen herabgestürzt haben. Die Klippen sind heute durch die in Niedersachswerfen am Kohnstein gelegenen Gipswerke stark abgetragen. Dieser Eingriff in den Berg zerstört teilweise den Eindruck. Immerhin ist der Blick besonders auf das vor einem im Grunde liegende Niedersachswerfen köstlich. Von den Klippen aus muß man heute den Anmarschweg zurückgehen, da heute das Gelände an dem Saumpfade, der einst zur Rechten des Höllentals entlangführte, leider der Zerstörung anheim gefallen ist.

15.

Haltestelle Crimderode, Wegscheide im Kohnstein (s. 14), Kohnstein-Südweg, Komedienplatz, vom Komedienplatz aus Südweg, an der Wegkreuzung Fußpfad südwärts zu den Herreder Fichten, bis zum Komedienplatz auf demselben Wege zurück, Nordweg durch den Wald nach der Schnabelsburg und Nordhausen. (3 Stunden)

Diese Wanderung führt durch wunderschöne, einsame Buchenwälder. Zunächst hat man eine geringe Steigung zu überwinden, geht dann aber dauernd am Berghange dahin. Am Komedienplatze schneidet man die Waldstraße Salza-Woffleben, die an ihren Telegraphenstangen kenntlich ist, verfolgt selbst aber den Weg, der dem bisherigen seiner ganzen Natur nach am ähnlichsten ist, gegen Südwesten. Nach 10 Minuten vom Komedienplatze erscheint ein links aus dem Tale ansteigender Weg. An der Wegkreuzung biegt man ein wenig absteigend südwärts auf einen Fußpfad ein. Er führt in 2 Minuten an einen Fichtenwaldrand, die Herreder Fichten. Hier hat den Wanderer eine einzigartig idyllische Gegend aufgenommen. Im heißen Juni muß man hier im Grase liegen, und träumen, die Fichten strömen ihren Harzduft aus, zu Füßen breitet sich das grüne Laubdach des südlichen Kohnsteins aus, das Hirschental zieht unter uns entlang, der große Katzenstein wölbt sich vor uns auf, darüber weg erblickt man Nordhausen, die Aue, den Kyffhäuser.

16.

Haltestelle Crimderode, Komedienplatz, Fußpfad zwischen Südweg (s. 15) und der Wofflebener Landstraße, westliche Rand des Kohnsteins, nordwärts auf dem Grat der unbewaldeten Anhöhe, Komedienplatz und zurück. (4 Stunden)

Den Fußpfad vom Komedienplatze aus wird man leicht finden. In 10 Minuten führt er an den Ausgang des Waldes, unfern davon sieht man Hörningen liegern. In den Ort selbst hineinzugehen, ist nicht nötig. Will man sich aber einen schönen Blick auf das Tal von Woffleben und den Harzrand nicht entgehen lassen, so wendet man sich von der Waldecke genau nordwärts auf Ackerrainen entlang, bis man vor dem Steilabfall steht. Eine überraschende Aussicht in das Zorgetal lohnt den kleinen Abstecher. Am allerschönsten ist der Blick an einem klaren Wintertage, wenn womöglich Raureif seine Märchenpracht über die Gegend gezaubert hat.

17a.

Nordhausen, Salza, Salzaquelle, Saugrube, Komedienplatz, Woffleben. Zurück mit der Staatsbahn. (2½ Stunden). Rückmarsch zu Fuß über die Schnabelsburg. (4½ Stunden).

An einem Frühlings- oder Herbsttage — im Sommer empfiehlt sich der Feldweg nicht — macht man sich auf, biegt am „Schurzfell“ nach Westen ab, überschreitet auch noch die Landstraße, die von Salza kommt, und geht an dem Wässerlein der Salza einen Fußweg parallel zur Landstraße dahin. Bald steht man an der Salzaquelle, einem großen Wasserbecken, dem die Salza gleich als ansehnlicher Bach entströmt. Wie so häufig in Gips und Kalk werden die Wasseradern zunächst unterirdisch, also hier im Kohnsteine, geführt, bis sie an einer Stelle als Schichtquelle gleich recht wasserreich zu Tage treten. Etwa 500 m nördlich der Quelle gelangt man dann auf die Wofflebener Straße. Auf dieser wandert man nach Woffleben.

17b.

Will man nicht den etwas eintönigen Weg durch die Saugrube auf der Wofflebener Straße einschlagen, so kann man sich von der Salzaquelle auch sogleich westwärts wenden ins Hirschental hinein. Man verfolgt dann diesen Weg bis vor die Herreder Fichten, (s. Wanderung 15) geht von hier aus zum Komedienplatz zurück und von da auf der Landstraße nach Woffleben. Der Weg ist wenige Minuten weiter als der vorhergehende.

18.

Wanderung durch die ganze nähere Umgebung Nordhausens in einem Tage. — Nordhausen, Salza, Salzaquelle, Hirschental, Herreder Fichten, Komedienplatz Kohnstein-Nordweg, Mönchsklippen, Schnabelsburg, Crimderode, Ostausgang des Dorfes, Landstraße nach Rüdigsdorf, ostwärts durch den Gibichenhagen, Petersdorf, Windlücke, Steinberge, Steigertal, Krummbachstal, Grasmühle, Leimbach, Nordhausen (8 Stunden — Tagestur).

Für Wanderer, die sich vielleicht nur zwei Tage in Nordhausen aufhalten und dennoch möglichst viel besichtigen wollen, sei die vorstehende Tur angegeben. Dann wäre am 1. Tage morgens die Stadt zu besichtigen und am Nachmittage ein Ausflug nach dem Gehege, dem Kurhause und dem Stadtparke zu machen, am zweiten Tage diese tüchtige Wanderung rund im Norden um Nordhausen herum. Einzelheiten bedürfen nicht der weiteren Ausführung, da sie bei den vorstehenden Wanderungen, gebracht sind.

Der Alte Stolberg

Eine gute Wegstunde östlich von Nordhausen erhebt sich ein zerklüftetes, meist mit Wald bedecktes Gipsmassiv, der sogenannte Alte Stolberg. Vielleicht trägt er seinen Namen daher, daß man einst geglaubt hat, in ihm habe die Stammburg der Stolberger Grafen, denen der Wald größtenteils gehört, gestanden. Der Alte Stolberg ist ein herrlicher, urwüchsiger Bergwald, doch finden sich auch Teile in ihm, die nur mit dürftigem Graswerke oder verkrüppelten Kiefern bestanden sind. An seinem Südhange aber, soweit die Zone des Buntsandsteins an ihm hinaufreicht, finden sich auch wohlbestellte Felder. Ein kleines Gebirge stellt unser Gebiet dadurch dar, daß das atmosphärische Wasser, das von dem Anhydrit sehr schnell aufgesogen wird, eine Volumenvergrößerung des Gesteins bedingt hat. Dieses hat sich infolgedessen wie ein gewaltiger aufgepusteter Ballon aufgebäumt, hat sich über der Umgebung erhoben und fällt nunmehr mit Steilrändern nach Westen, Norden und Osten hinab. Die Bäche, ja selbst schon starke Regengüsse, die ihren Weg über die Steilränder suchten, haben diese bald arg zerrissen und klüfte- und schluchtenreich stellen sie sich dem Wanderer dar. In der Abgeschiedenheit unseres Waldgebietes hat sich eine reiche Flora erhalten, die z. T. ausgeprägten Steppencharakter trägt. Die seltene Astranzia blüht hier im Mai, fleischfressende Pflanzen, das Fettkraut und der Sonntau, kommen am Nordrande beim Orte Stempeda vor, dagegen begegnet uns die salix hastata, ein Eiszeitrelikt, an dem kein Pflanzensucher im Alten Stolberg vorübergeht, nur noch in zwei ganz kümmerlichen Exemplaren westlich von Stempeda. Jeden Naturfreund aber erfreuen im ersten Frühling der Seidelbast und die Kühchenschelle (auch Kuhschelle, Pulsatilla), und im Herbste überziehen die Berghänge Astern und blaue Enzianen. Von Wegbezeichnungen ist im Alten Stolberg bisher noch nicht viel die Rede, und der Besucher tut gut, bei bedecktem Himmel einen Kompaß beizustecken. Arg kann das Verlaufen aber niemals werden; dazu ist der Wald zu gering an Umfang.

19.

Nordhausen, Kuckucksmühle, Steigertal, bei der Gastwirtschaft „Felsenkeller“ ostwärts in den Alten Stolberg hinein, Stein 100 südwärts nach der Kalkhütte, Grasmühle, Leimbach, Nordhausen. (4½ Stunden).

Bis Steigertal ist der Weg bekannt, (s. Wanderung 10). Im Orte Steigertal biegt man dicht hinter dem Dorfteiche nach Nordwesten ab und findet sogleich die angegebene Gastwirtschaft. Dicht hinter diesem Hause haben wir schon zur Linken steile Felskegel, an deren Hängen zahllose auskristallisierte Gipssteine, das Marienglas, Vorkommen, und bald wandern wir in einem tiefen Hohlweg bergan. Im Sonnenglanze schimmern die Gipse so weiß und grell, daß fast die Augen schmerzen. Doch bald sind wir auf der Hochfläche und damit im schattigen Walde. Am Stein 100 befindet sich eine Wegkreuzung. Der linke, nord- ostwärts gerichtete Weg führt nach Stempeda, der Weg geradeaus nach Osten bringt uns zur Grasburg und nach Rottleberode, der rechte, südliche Pfad ist der unserige; dieser geleitet uns in zwanzig Minuten nach der Kalkhütte. Diese liegt im friedlichen Wiesengrunde des Teichtales, und unter den hohen Linden vor dem Gasthause läßt es sich herrlich rasten. In diese Waldeinsamkeit dringt kein Laut „der aufgeregten Zeit.“ Von der Kalkhütte aus wählt man den Weg, der genau westwärts geht. Weiße Striche an den Bäumen führen sicher in das Krummbachtal und zur Grasmühle. Von hier geht’s auf bekannten Pfaden heimwärts (s. Wanderung 11).

20.

Grasmühle, Goldbornchen, Försterhöhle, ostwärts in den Wald, nordwärts nach Steigertal, Nordhausen. (3½ Stunden).

Auch diese Wanderung soll uns mit dem Westrande des Alten Stolbergs bekannt machen. Von der Grasmühle aus geht man erst auf der Landstraße nach Steigertal, bis man drüben am Felshange eine große einsame Pappel gerade dort findet, wo sich eine breitere Schlucht nach dem Krummbache hin öffnet. Wenige Schritte taleinwärts ist das Goldbornchen, und wandert man zur Rechten, also am südlichen Hange, steil hinan, so befindet man sich alsbald an der Försterhöhle. Viel Sehenswertes ist an dieser Höhlung im Gipssteine nicht; doch schlagen wir nun dem Naturfreunde vor, ganz auf die Höhe des Alten Stolbergs zu klettern und mutig ostwärts ohne Weg in den Wald hineinzugehen. Da kommt er an zahllosen Einsturzbecken, alten und noch ganz jugendlichen, vorüber; jeden Augenblick muß man solch eine kleine Doline umwandern. Nach vielleicht 15 Minuten von der Försterhöhle, wenn man sich streng östlich gehalten hat, trifft man auf gute Waldwege. Diese verfolge man nordwärts; dann kommt man in kurzer Zeit nach Steigertal.

21.

Steigertal, Stein 100, Stempeda, Rottleberode, Grasburg, Kalkhütte, Nordhausen. (7 Stunden; Tagestur).

Von Stein 100 kann man zwei Wege nach Stempeda wählen. Entweder man wandert den am weitesten links führenden Weg weiter, dann gelangt man nach 35 Minuten südöstlich Stempeda auf eine Talaue, wendet sich hier am Gebirgsrande nordwärts und befindet sich in wenigen Minuten in Stempeda; oder man verläßt wenige Schritte vom Stein 100 abwärts den eben geschilderten Weg, indem man einen Pfad einschlägt, der nochmals links abzweigt. Dieser führt, mehrfach auf und ab führend, westlich Stempeda aus dem Alten Stolberg heraus. Stempeda selbst hat wahrscheinlich seinen Namen von einer alten Opferstätte der Frau Stempe, einer germanischen Winter- und Nachtgöttin (= Frau Holle, vergl. Hai, Hölle, Hülle, Helm, Hehlen). — In Rottleberode verfolgen wir von der Südwestecke des Schloßteiches einen Pfad. Wegweiser bezeichnen dann den Weg nach der Grasburg. Nachdem wir wieder die Höhe des Alten Stolbergs erklommen naben, nehmen wir die paar Trümmer einer alten Waldkapelle in Augenschein, die Überreste der sogenannten Grasburg. Da die ältesten Überlieferungen von dieser Kapelle Graftysburg schreiben, so scheint der ursprüngliche Name des Gotteshauses nichts mit „Gras“ zu tun zu haben, vielmehr wird man ihn wohl richtiger mit „Graft“-Gruft zusammenbringen müssen. — Von der Grasburg aus umschreiten wir eine Einbuchtung, wobei wir den Steilabfall im Osten haben. Nach kaum 5 Minuten treffen wir auf eine Wegkreuzung; ein hier angebrachter Wegweiser ist uns herzlich willkommen; doch fortan ist von Wegbezeichnung nichts mehr zu finden. Man verfolge deshalb den eingeschlagenen Weg nicht allzu lange, sonst gelangt man schließlich nach Forsthaus Rodeberg, sondern biege nach spätestens 10 Minuten von der Wegscheide in einen der nach Westen führenden Waldwege ein und halte sich stets in dieser Richtung. — Eine genauere Wegbeschreibung schien für diese Wanderung von nöten zu sein, da man auf ihr sehr leicht irren kann.

22.

Bahnfahrt Nordhausen - Berga, Kleinbahn bis Uftrungen, vom Bahnhofe nach der Pulvermühle durch das Feld, Heimkehle, Totenweg, Forsthaus Rodeberg, Kalkhütte, Nordhausen. (4½ Stunden ohne Besichtigung der Höhle).

Früher fand der Ortsunkundige die Heimkehle nur schwer. Sie ist aber garnicht zu verfehlen für einen, der mit den Gesteinsarten und ihren Eigenschaften bekannt ist. Bei der Pulvermühle schaue man den aufragenden Gebirgsrand an. Man nennt den südlichen Höhenzug, der sich bis gegen Görsbach erstreckt, die Schableite. Diese geht dann in den Alten Stolberg im Norden über. Ihre Berge bildet zunächst der rote Buntsandstein. In diesem kann sich unmöglich die Höhle der Heimkehle befinden; denn im Sandsteine gibt es keine Höhlen. Sobald man aber unter dem roten Sandsteine weiße Flecken wahrnimmt, ist das ein Zeichen für auftretenden Gips, und hier muß sich die Höhlung befinden. Man gehe auf die Stelle zu, wo neben dem roten das weiße Gestein auftritt. Ein Pfad führt hier etwas aufwärts in wenigen Minuten zum Munde der Höhle, der Heimkehle. Durch die Erschließung der Höhle im Jahre 1920 hat sich an der einstigen Urwüchsigkeit leider manches geändert. Diese Heimkehle wird schon im 14. Jhdt. als Heimkehle genannt. Die Heimeln oder Heimchen (vergl. auch Heinzelmännchen) haben der Höhle den Namen gegeben. Senkrechte Wände streben überall aufwärts, Wasser hört man herabtropfen, und auf dem Eingangsgrunde der Höhle bemerkt man abgestürzte und zertrümmerte Gipsfelsen liegen. Über ein großes Trümmerfeld hinweg gelangt der Besucher in die erste Ausweitung, die von dem jüngsten Erforscher der Höhle, Herrn Dipl.-Ing. Stolberg, Nordhausen, Tyrahalle genannt ist. Durch einen langen Tunnel gelangt man dann in den „großen Dom“, eine gewaltige unterirdische Kuppelhalle. Auch die weiteren Gänge sind heute gut erschlossen. — Von der Höhle aus kann man zwei Wege einschlagen. Man wende sich über eine Wiese an den Krebsbach. Auf dessen östlichen Seite führt ein schmaler Fußsteig immer am Saume des Alten Stolbergs dahin bis zu einer Landstraße, die, von Rottleberode kommend, in den Gebirgswald hineinführt. Diese wandert man hinauf und überschreitet nun das Gebirge im sogenannten Totenwege. Die Grafen von Schwarzburg und Hohnstein haben hier 1437 den Bischof Burkhard von Halberstadt, mit dem sie in Fehde lagen, überfallen und seine Schar fast gänzlich vernichtet. — Nach einer kleinen halben Stunde sieht man im Westen das Forsthaus Rodeberg liegen. — Die zweite Möglichkeit nach Rodeberg zu kommen, besteht für jugendfrische Bergsteiger darin, direkt südlich der Heimkehle die Höhe des Alten Stolbergs auf einem Zickzackwege zu erklimmen. Oben trifft man auf gute Waldpfade, die man zunächst nordwärts, dann westwärts verfolgt. Auf diese Weise gelangt man schneller, in einer guten halben Stunde von der Heimkehle aus, ans Ziel. Vom Forsthause aus wandert man genau nordwärts auf der nach Stempeda führenden Straße. Gleich nach Eintritt in den Wald wendet man sich aber links ab. Man gelangt durch junges Holz wiederum auf die Höhe des Alten Stolbergs und genießt eine wundervolle Rundsicht nicht bloß über diesen, sondern bis nach der Josephshöhe hin. In wenigen Minuten sieht man dann westlich vor sich das Teichtal mit der Kalkhütte. Im Abendsonnenschein wandert man nach Nordhausen zurück und kann, wenn man zu den übrigen Türen durch den Alten Stolberg auch diese gemacht hat, behaupten, den wundervollen Wald wenigstens oberflächlich zu kennen.

Der Südharz in der Umgebung Nordhausens (Westlich des Behretals)

23.

Nordhausen, Ilfeld, Talbrauerei, Netzkater, zurück nach Ilfeld. (2 Stunden.)

Die Harzquerbahn führt uns von Nordhausen nach Ilfeld am Rande des Südharzes. Der Flecken liegt wunderschön da, eingebettet in die grünen Kuppen des Harzes. Auf der ersten alleinstehenden Porphyritkuppe am Behretale stand die alte Burg Ilfeld Hildefeld, die um 1100 angelegt sein mag. Einer der Grafen von Ilfeld, Adalgar II., ist es gewesen, der 1189 das Prämonstratenser Kloster Ilfeld gegründet hat. Michael Neander ist dann der erste Rektor der während der Reformationszeit 1546 gegründeten Klosterschule geworden, aus der eine ganze Reihe namhafter Männer, unter anderen August Wolf, hervorgegangen ist. Von dem alten Kloster steht nichts mehr; dafür erhebt sich jetzt eine stattliche Klosterschule dicht nördlich der Ilfelder Kirche an der östlichen Seite der Landstraße. Auf dieser durchwandert man die Ortschaft bis an ihren nördlichen Ausgang und biegt dann links in einen Fußweg ein. Zahlreiche Wegweiser zeigen den rechten Weg über die Papiermühle nach der Talbrauerei und weiterhin zum Netzkater. Die Behre hat sich hier durch den Porphyrit, ein hartes Eruptivgestein des jüngsten Paläozoikums bahnen müssen und dabei nicht Zeit gehabt, eine breite Talaue zu schaffen. Eng treten die Talwände aneinander; zerklüftet stehen die Felsen da, oft seltsame und steil aufragende Formen bildend, die aus dem Grün des Waldes herausschauen. Diesen Teil des Behretales kann man mit dem unteren Oker- oder Bodetale vergleichen. Was ihm diesen beiden Tälern gegenüber an Großartigkeit abgeht, ersetzt das Ilfelder Tal durch die Mannigfaltigkeit seiner Gestaltung. Aus der Enge des schroffen und gewundenen Tales tritt man an der Talbrauerei in einen weiten Talkessel hinaus. Der Blick, der sich dem Wanderer etwas nördlich der Haltestelle Talbrauerei vom Bahndamm aus darbietet, ist köstlich. Im Frühjahr, wenn sich soeben das junge Buchengrün entfaltet hat, oder im Herbst, wenn die Talbrauerei in einem Meere von bunten Tinten eingebettet liegt, ist es hier einzigartig schön. Und gleich oberhalb der Talbrauerei, nachdem man durch eine Unterführung der Harzquerbahn geschritten ist, wandert man an den Behrefällen dahin. Wild schäumt der Fluß über die mächtigen Felsblöcke mit denen ein Bergsturz den Fluß einzudämmen versucht hat. Am Ufer wuchern die Riesenblätter der Pestwurz, und das Dunkel des üppigen Laubwaldes umfängt den Wanderer. Dann tritt man hinaus in die Talweitung, in der der Netzkater liegt, und wieder hat man ein ganz anderes Landschaftsbild vor sich. Die weichen Steine des Rotliegenden haben dem Flusse erlaubt, ein breites Bett zu bilden. Vom Osten her vereinigt sich am Netzkater der Brandesbach, vom Westen her das Kalte Tal mit der Behre. Saftiges Grün der Wiesen breitet sich aus und zieht die Berghänge hinan. Bei den Bergen selbst aber haben sich wiederum ganz verschiedene Formen ausgebildet. Da springt in den Talkessel zwischen Behre und Kalte Tal der Bergrücken hervor, der zum Nonnen forste führt, und auf der Ostseite erhebt sich der Steilabfall des Sandlünz, einer Melaphyrerhebung, in deren Gestein man Achate und andere Halbedelsteine gefunden hat. In dieser herrlichen Umgebung ruhe man aus, wandere wohl auch den Brandesbach oder das Kalte Tal noch ein Stücklein aufwärts und genieße dieses Fleckchen Schönheit deutscher Mittelgebirge. Vom Netzkater selbst oder von Ilfeld kehrt man mit der Bahn nach Nordhausen zurück.

24.

Ilfeld, südlich oder nördlich des Burgberges nach Westen, Harzstrecke 34 k, am Waldrande hin, Braunsteinhaus, ostwärts durch die Wiesen an den Wegweiser Talbrauerei, diesem folgend nach der Brauerei, Ilfeld. (2½ Stunden).

Unser Weg führt uns nach dem idyllisch gelegenen Braunsteinhause. Wie einstmals im Ilfelder Tale, so gewinnt man hier noch heute Brauneisenerze. Dicht bei den Tagebauten befindet sich an dieser Stelle, zwischen hohen Bergen eingebettet, eine gastliche Försterei, und hinter dem Hause im hohen Buchenwalde sind Tische und Bänke für die müden und durstigen Gäste aufgeschlagen. So ist das Braunsteinhaus ein Lieblingsausflugsort für die Nordhäuser geworden. Im Osten über dem Braunsteinhause erhebt sich ein bewaldeter Berg, der auf sein Kuppe eine alte Wallburg, die Harzburg, getragen hat. — Schöner noch als der Hinweg ist der Rückweg nach der Talbrauerei. Laub- und Nadelwald, uralter Bestand und junges Holz wechseln ab, und immer wieder gewähren die sanften Kuppen zur Rechten und Linken ein anmutiges Bild. Schließlich geht man an einem oftmals aufgestauten Bächlein entlang und an der Badeanstalt der Ilfelder Klosterschüler vorbei hinein in den Talkessel, in dem die Talbrauerei liegt.

25.

Talbrauerei, Braunsteinhaus, Netzkater. (2 Stunden).

Zunächst verfolgt man den in der Wanderung 24 beschriebenen Weg umgekehrt. In dieser Richtung bietet sein Auffinden vielleicht ein wenig mehr Schwierigkeiten, weil mehrfach Wege abzweigen, die zu begehen man vom Braunsteinhaus her nicht in Versuchung gerät. Es sei deshalb bemerkt: Nach einem Marsche von einer guten halben Stunde, nachdem der Weg eben durch eine Senke geführt hat und man dann ansteigend an kleinen Porphyrklippen vorbeigekommen ist, versäume man nicht, auf die weißen Striche an den Buchen zu achten und rechts einzubiegen, Dann wird man in fünf Minuten, eingebettet in das Gewirr der Berge, das Braunsteinhaus vor sich liegen sehen. Vom Braunsteinhause geht man zunächst auf demselben Wege zurück, biegt aber dort, wo eine Bank am Wege steht, links, also nordwärts ab. Der Weg führt an einen Teich. An dessen südöstlichen Rande wandert man entlang und gelangt auf einen Weg, der auf halber Bergeshöhe, prächtige Ausblicke in den Talkessel der Talbrauerei bietend, dahinführt. Am Rand des Weges wuchert der gelblich blühende Besenstrauch, auch falscher Ginster genannt. Dieser Weg biegt schließlich ganz nach Norden um und führt zum Netzkater hinab.

26.

Talbrauerei, Braunsteinhaus, Steinmühlental, dieses nordwärts empor, Kaltes Tal, Netzkater. (3½—4 Stunden).

Auf dieser Wanderung kann man wie kaum auf einer zweiten in Nordhausens Umgebung die Schönheit des Südharzes kennen lernen. Die Tur sei ganz besonders empfohlen, besonders da sie selbst Einheimischen noch lange nicht genug bekannt ist.

Vom Braunsteinhause aus taucht man in die tiefen Wälder unseres Südharzes hinein. — Wenn man vom Försterhause aus durch die Wiesen geschritten ist, biegt man 100 Schritte vom Försterhause entfernt, links, nach Norden hin, ab. Ein Wegweiser weist hier nach dem Giersberge und dem Steinmühlentale. Fünf Minuten lang wandert man zunächst einem Wässerlein nach, biegt dann aber linker Hand ab und steigt auf einem Saumpfade den Berg hinan. Irren kann man nicht mehr, da der Weg mit weißen Strichen ausgezeichnet ist. Besonders wird die Umgebung unseres Pfades kurz vor dem Abstiege ins Steinmühlental hervorragend schön. Der schmale Steig führt über Porphyrklippen bergan und auf der Höhe blickt man in ein weites, mit hohen Buchen bestandenes, am Grunde mit der Dentaria völlig überzogenes Amphitheater zurück. Im Steinmühlentale ist es dann Zeit, nach weiter Waldwanderung einmal Rast zu machen. Zwischen hohen Porphyrfelsen hindurch schäumt der Steinmühlenbach, muntere Forellen spielen in seinem klaren Wasser, Himbeeren wuchern an seinen Rändern, und aus dem Grase leuchten rote Erdbeeren hervor. Das Steinmühlental führt hinab nach dem Orte Appenrode. Wir aber wandern aufwärts und bewundern weiterhin die prächtige Felsbildung. Man halte sich bei der weiteren Wanderung zunächst immer rechts, auch dort, wo man, schon wieder ziemlich hoch, aus dem Walde heraus auf Lichtungen und Wiesen gelangt. Die Wege zur Linken führen sämtlich nach Rotesütte. Nach einer halben Stunde, nachdem wir das Tal erreicht hatten, befinden wir uns auf dem höchsten Punkte des Weges und blicken nun gen Osten zum Netzkater hinab. Diesen selbst sieht man nicht, aber man sieht gegenüber die grünen Matten des Brandesbachtales und rechts davon die wuchtige Höhe des Poppenberges. Ein wenig rechts zur Seite steht hier am Wege, der vom Braunsteinhause um den Giersberg herumführt, eine Bank. An schönen Sommertagen versäume man es nicht, von hier aus die ruhigen Linien des Poppenberges auf sich wirken zu lassen. Im Kalten Tale steigt man dann nach dem Netzkater hinab.

27.

Woffleben, auf der Landstraße durch das Dörfchen bis zu seinem westlichen Ausgange, an der Zorge entlang nach Bischofferode, am Ellerbach entlang nach Appenrode, durch das Dorf an den Harzrand, nordwestlich durch den Wald nach dem Braunsteinhause, Ilfeld. (3 Stunden).

Der durch Wiesen und Felder am murmelnden Bache hin- führende Weg bietet mancherlei Reiz; besonders ist auch immer die Aussicht auf die sich vor dem Wanderer aufwölbenden Ketten des Harzrandes erfreulich. Innerhalb Appenrodes geht man zunächst fünf Minuten lang der von Niedersachswerfen kommenden Heerstraße nach, biegt dann aber ostwärts ab in eine unseren Weg schneidende Landstraße. Nach 100 Schritt wendet man sich von diesem Wege nordwärts einem Fußsteige zu. der alsbald Appenrode verläßt. Durch Felder wandernd trifft man nach 10 Minuten auf einen Fahrweg, der sich sanft ins Tal hinabzieht. Prachtvoll ist das Wandern auf diesem zwischen sanften Hügeln im Wiesengrunde sich hinziehenden Wege. Ausgang Juni, wenn der Landmann beim Heumachen ist, wenn Sonnenglanz über dem Tale liegt und doch die Buchen des Waldrandes Schatten und Kühle spenden, muß man hier weilen. Dort wo die Straße aus der nördlichen in die nordwestliche Richtung einbiegt, verläßt man sie und folgt einem Pfade, der durch Wiesen, dann durch Buchenwald zum Braunsteinhause führt.

28.

Netzkater, Kaltes Tal, auf der Höhe rechts ab durch4 den Wald nach Rotesütte, Talweg zum Netzkater. (4 Stunden).

Bei dem Hinwege versäume man nicht, etwa 10 Minuten vom Netzkater entfernt von der Heerstraße abzubiegen; ebenso muß man oben auf der Wasserscheide in den Wald einbiegen und darf nicht ins Steinmühlental hineinwandern. Von Rotesütte aus vergesse man nicht, einen Abstecher nach dem nur wenigen bekannten Großen Steierberg zu machen. Zu diesem Zwecke wandert man westwärts durch das Dorf und gelangt auf die Sülzhayner Fahrstraße. Unfern des letzten Hauses biegt man rechts ein und gelangt nach wenigen Minuten auf den Steierberg. Da dieser unbewaldet ist, bietet sich dem Beschauer eine wundervolle Aussicht nach Süden in die Ebene hinab. — Schöner noch als der Aufstieg nach Rotesütte ist der Abstieg. Bald verengt sich das Tal, in welchem sich die vortreffliche Landstraße nach dem Netzkater hinabzieht. Für jeden wird es eine genußreiche Wanderung sein.

29.

Netzkater, Rotesütte, Sülzhayn, Ellrich. (4½ Stunden).

Der Weg von Rotesütte nach Sülzhayn bietet besonders in seinem unteren Teile, in der Nähe der Lungenheilstätten, große Naturschönheiten. Der Weg mündet dann in die große Heerstraße Benneckenstein-Ellrich ein, und diese geleitet uns nach Sülzhayn, einem Orte, der wegen seiner geschützten Lage die Zufluchtstätte vieler Brustkranker geworden ist. Auch der Weg von Sülzhayn nach Ellrich durch die Felder ist nicht ohne Reize; wandert man doch, sich noch immer in ziemlich beträchtlicher Höhe befindend, aus den Waldungen des Harzes heraus und hat vor sich die weite Landschaft zwischen Harz und Hainleite. Von Ellrich aus benutzt man die Staatsbahn, um nach Nordhausen zurückzugelangen.

30.

Ellrich, Ellricher Stadtwald, Sülzhayn, Ellrich. (3 Stunden ohne Besichtigung der Stadt, mit ihrer Besichtigung 5 Stunden).

Ellrich (Stadt des Adalrich) ist ein freundliches Südharzstädtchen von 5000 Einwohnern, das noch lange nicht genug von Naturfreunden gekannt und aufgesucht wird. Huf der Grenze zwischen dem Gipse des Vorharzes, dem Ellrich eine Reihe Gipswerke und Steinbrüche verdankt, und den alten Gesteinen des eigentlichen Gebirges gelegen, bietet es dem Geographen und Naturforscher gar mancherlei Beachtliches. Wenn ihm auch höhere Berge und größere Waldungen in nächster Nähe fehlen, so finden sich doch Aussichtspunkte mit prächtigster Fernsicht, und die Stadt selbst mit den Überresten alter Bauwerke und Befestigungen, mit ihrer Frauenbergkirche und mit dem schönen Marktplatze ist wohl der Besichtigung wert. — Zunächst ersteigen wir den westlich vom Bahnhofe gelegenen Burgberg. Ob er seinen Namen mit Recht verdient, ob ihn einst eine Befestigung gekrönt hat, lassen wir dahingestellt; heute ist jedenfalls auch nichts mehr von Wall und Graben einer alten Wallburg zu sehen, die er getragen haben soll. Statt dessen steht heute ein freundliches Gasthaus auf der Höhe, von wo aus dem Wanderer ein köstlicher Überblick über Ellrich und seine nähere Umgebung gewährt ist. Vom Burgberge wendet man sich nordwärts und befindet sich alsbald auf dem Marktplatz, mit seiner Johanneskirche. Das Gebäude ist neu erbaut, da es mehrfach von großen Bränden heimgesucht worden ist, so daß nur wenige alte Teile, z. B. untere Teile des hohen Chores in den neuen Bau eingefügt sind. Ein Kriegerdenkmal, ein Kaiser-Friedrich-Denkmal und eine 1883 gepflanzte Luthereiche sind weitere Zierden des Platzes. Vom Marktplatze verfolgt man nach Norden hin die Salzstraße. Gegen Ende dieser Straße versäume man nicht, einen Augenblick nach rechts abzubiegen, über den Salzmarkt zu schreiten und die alten Mauern und Tore des Städtchens in Augenschein zu nehmen. Man befindet sich hier vor dem hochgiebeligen Wer- naer Tore, einem Stück alter Befestigung, das sich auch heute noch hübsch in die alten, kleinen, sauberen Straßen und Häuschen dieses Stadtteils einfügt. Unfern des Wernaer Tores liegt dann der Frauenberg, ein Porphyrkegel, den die Frauenbergkirche krönt, ein uraltes Wallfahrtskirchlein. Sein Inneres zeigt kaum Bemerkenswertes ; dagegen ist der Anblick des alten Bauwerkes selbst und der Blick in die Natur hinaus vom Frauenberge von großer Schönheit. Am Fuße des Frauenberges, nordöstlich von ihm, liegt der Frauenbergteich, und von diesem aus geht es nun nordwärts in die Berge hinein. Wir verfolgen nicht die rechts abbiegende Heerstraße, sondern wandern schnurstracks nach Norden gegen den Harzrand hin. Die Ellricher Badeanstalt, ein Freibad, wie es das ungleich größere Nordhausen nicht aufzuweisen hat, lassen wir rechts liegen, und nach 20 Minuten haben wir die Waldungen erreicht, wenden uns links den Berg hinauf und befinden uns nunmehr am Waldwirtshause Bellevue. Von hier aus besuchen wir den Limbachsteich, verfolgen che Landstraße bis zum Westende des Wasserspiegels, umwandern den Teich an seinem Westende und gelangen nun auf einen andern Weg, der zum Roten Schuß (505 m) hinaufführt. Dieser ist ein nach Süden steil abfallender Porphyritkegel, dessen Gipfel aber nur eine beschränkte Rundsicht bietet. Vom Roten Schußausführen zwar verschiedene Waldpfade direkt nach Sülzhayn; sie sind aber für den Unkundigen so schwer zu finden, bieten zum Teil auch solche Hindernisse, daß es sich empfiehlt, denselben Weg bis zum Rande des Waldes zurückzuwandern. Hier biegt man nach Osten ein, hält sich immer am Waldrande und gelangt nach 30 Minuten ins Dorf Sülzhayn hinab. Auf der Heerstraße geht es nach Ellrich zurück.

31.

Ellrich, Ellricher Stadtwald, Großer Staufenberg, Zorge, Walkenried. (4½ Stunden.)

Am Ellricher Stadtwalde biegen wir auf dieser Wanderung nicht nach dem Gasthause Bellevue ein, fondern umschreiten den Limbachsdeich sogleich am Nordrande. Von da aus geht es gerades Wegs auf den Staufenberg zu. Dicht unter dem Gipfel treten wir auf Wiesen hinaus, die Hundert-Morgen-Wiesen. Danach besteigen wir den steilen Bergkegel zur Linken. Ein wenig unterhalb des Gipfelpunktes (554 m) liegt der Zorge-Blick, der allerdings nicht mehr völlig ungehindert einen Blick in das tief unten im Tale liegende Zorge gewährt. Danach geht man am besten über die Kuppe nach dem Ausgangspunkte zurück, umwandert den Bergkegel und gelangt in das Tal des Eisbaches. An der Endhaltestelle der Kleinbahn kommt man heraus, und der Ermüdete kann von hier nach Ellrich zurückfahren. — Zorge selbst ist eine lang im Tale hingestreckte Ortschaft, berühmt seit Jahrhunderten durch seine Eisenschmelzen. Noch heute bestehen zwei große Gießereien. Will man Zorge selbst und die Walkenrieder Forsten kennen lernen, so wandert man im Tale abwärts. Kurz vor der Eisengießerei Unterzorge folgt man bei einer Wegegabelung der Bezeichnung nach Wieda, wendet sich aber 200 m weiter von der Wiedaer Landstraße ab dem Fußwege nach Walkenried zu. Beim Austritte aus dem Walde führt der Pfad auf die Heerstraße zurück, und dieser folgend, gelangt man im Breitenbachtale nach Walkenried.

32.

Ellrich, Rainberg, Himmelreich, Walkenried. (1½ Stunden ohne Besichtigung der Klosterruine).

Vom Ellricher Marktplatze den Straßen „Zwischen den Toren“ und der „Töpferstraße“ folgend, erreicht man den Zorger Kleinbahnhof. Hier sieht man schon den unbewaldeten Rainberg auf steigen. Von dem Rücken dieses Höhenzuges erblickt man ein wunderschönes Stückchen Erde. Besonders der Blick gegen den Harz hin ist garnicht genug zu bewundern. Danach steigt man den Südabhang des Berges hinab und wendet sich dem Walde zu. Alsbald nimmt den Wanderer das „Himmelreich“ auf. Dieser Gipsfelsen ist für die Bahn Nordhausen-Northeim durchtunnelt. Auf einsamen Waldpfaden durchschreitet man den Wald. Dem Botaniker sei er besonders empfohlen wegen seiner reichhaltigen Flora; im Mai und Juni wird er hier wunderseltene Orchideen finden. Jeden Naturfreund erfreuen die prachtvollen Buchen, so prachtvoll, wie man sie selbst in den buchenreichen Wäldern des Südharzes kaum wiederfindet, und die vielgerühmten Buchen der Ostsee lassen sich garnicht mit diesen Exemplaren vergleichen. — In Walkenried ist die Besichtigung der alten Klosterruine unbedingt nötig. Das Kloster wurde in den zwanziger Jahren des 12. Jahrhunderts als Zisterzienser Kloster gegründet. Historisch interessant ist, daß 1194, also im Jahr vor seinem Tode, der greise Braunschweiger, Heinrich der Löwe, welcher sich bei Bodfeld ein Bein gebrochen hatte, längere Zeit hier weilte, und daß ein anderer, der seinen Kaiser auch verraten hatte, Moritz von Sachsen, 1553 kurz vor seinem Tode bei Sievershausen hier Aufenthalt nahm. 1525 wurde das Kloster von den aufständischen Bauern zerstört; doch zeugen dieRuinen noch heute von der Schönheit des gotischen Baus. Kreuzgang und Kapitelsaal, der jetzt den Walkenriedern als Gotteshaus dient, sind noch vollkommen erhalten. Letzterer enthält das Denkmal des letzten Hohensteiner Grafen, Ernsts VII.

33.

Ellrich, Himmelreich, Walkenried, Sachsenstein, Sachsenburg, Blumenberg, Walkenried. (3 Stunden).

Östlich vom Bahnhof Walkenried geht man auf der Landstraße, die nach Neuhof führt, über die Bahn. Sobald man die Teiche, zwischen denen der Weg hindurchführt, hinter sich hat, steigt man bergan und genießt nun vom Höllenstein einen schönen Ausblick auf die Teiche im Grunde und auf Walkenried. Mehrere Wege führen dann westwärts zum Sachsenstein. Nach einer kleinen halben Stunde steht man an den steilen Gehänge des Westabfalls. Das ist der Sachsenstein. Besonders nach Sachsa und dem Ravensberge hinüber wird der Wanderer durch eine schöne Aussicht für den kurzen Marsch belohnt; aber auch der Blick nach dem Dörfern Neuhof und Tettenborn ist reizvoll. Am Bergrande wandert man gen Norden, überschreitet die Bahn und trifft sogleich jenseit derselben im sogenannten Blumenberg auf die dürftigen Mauerreste der alten Sachsenburg, die Heinrich IV. 1073 als Zwingburg gegen die Sachsen hat anlegen lassen. 100 Schritte durch den Wald nach Norden führen den Wanderer auf den Turistenweg Sachsa-Walkenried. Dieser geleitet uns ostwärts am Priorteiche mit einem Badeplatze vorbei nach Walkenried zurück.

34a.

Eisfelder Talmühle, Sophienhof, durch die Lindenhöhle, Netzkater. (2½ Stunden.)

Schon die Bahnfahrt durch das Behretal mit seiner wechselvollen Gestaltung ist köstlich. Gleich am Bahnhofe Eisfelder Talmühle öffnet sich das Große Schumannstal, und in diesem führt unser Weg nach Sophienhof in dreiviertel Stunden bequem hinauf. Bald zeigen sich die Wiesen der einsamen Ansiedlung, die inmitten von Waldungen auf der Rumpfhochfläche des Harzes gelegen ist. Dicht hinter dem Gasthause, wenn man die Straße nach Norden hin verfolgt, hat man einen guten Brockenblick. Doch der Wanderer bedarf hier oben garnicht des Blickes in die Ferne. Wenn er auf der Wiese lagert im Angesicht des hohen Poppenberges, dann kann er die herrliche Gottesnatur in vollen Zügen genießen. — Vom Sophienhofe nach dem Netzkater kann man mehrere Wege benutzen. Der eine führt südöstlich des Dorfes an einem dort in den Wiesen eingebetteten Teiche vorüber immer an dem Abflusse dieses Wassers entlang durch die Lindenhöhle hinab in das Behretal und in diesem abwärts nach dem Netzkater.

34b.

Eisfelder Talmühle, Sophienhof, durch den Nonnenforst, Netzkater. (2½ Stunden).

Bei diesem Wege geht man über die Wiesen Sophienhofs nach der Südostecke der Sophienhofer Feldmark. Hier an der Waldecke führt ein schmaler Fußweg in den Wald hinein, und auf diesem findet man sich, obgleich er unbezeichnet ist, ohne weiteres dann zum Netzkater hin. Dieser Waldweg durch den Nonnenforst ist voller Reize. Bald nach dem Verlassen Sophienhofs führt er an einem Abhange hin, von wo der Blick über Täler, Wälder und Höhen hin schweifen kann. Nach weiteren 30 Minuten durch den Hochwald nähern wir uns dem Ilfelder Tale. Der bisher ungepflegte Weg wird ein schöner Fußgängersteig, der am Westhange des Tales entlang führt und nicht selten die schönsten Ausblicke in das Tal zu Füßen gewährt. Dicht vor dem Wirtshause „Netzkater“ kommt unser Weg auf die Heerstraße des Haupttales.

35.

Eisfelder Talmühle, Sophienhof, Rotesütte, Netzkater. (4 Stunden).

Wem es nicht auf besondere Sehenswürdigkeiten ankommt, sondern wer bequem im Walde wandern und reine Höhenluft genießen will, der schlage diese Wege ein. — Von Sophienhof wandert man auf guter, bezeichneter Fahrstraße nach Rotesütte. Von hier im schönen Tale nach dem Netzkater. (s. Wanderung 28).

36.

Eisfelder Talmühle, Sophienhof, Trautenstein, Benneckenstein. (4 Stunden).

In Sophienhof geht man am Gasthause vorbei nach Norden zu und erreicht in 15 Minuten die Harzquerbahn. Diese wird überschritten, und auf der anderen Seite führt den Wanderer an einem Bache entlang ein Steig flußaufwärts. Nach höchstens 100 Schritten geht aber ein neuer Pfad aufwärts durch den Häherhorst. Nach 10 Minuten muß man nochmals ein wenig abwärts; dann aber steigt der Weg dauernd langsam an zum Karlshause. Dicht unter dem Gipfel dieser Erhebung erreichen wir eine kleine Wiese, von wo aus Wegweiser den Weitermarsch anzeigen. Den Karlshausturm lassen wir für diesmal liegen, da wir noch mancherlei vor uns haben. Dort wo unser Weg, die sogenannte Sophienhofer Stiege, in der Nähe des Dammbaches auf Wiesen hinaustritt, folgen wir diesem Bache dauernd aufwärts. So gelangen wir nach Trautenstein. Der Ursprung des Namens dieser Ortschaft ist nicht mit Bestimmtheit festzulegen. Entweder hat der Ort nach den Un- holdinnen, den Druden, die hier auf der rauhen Hochfläche ihr Wesen treiben, seinen Namen erhalten oder nach einer Anwohnerin Gertrud. Das letztere scheint uns das Wahrscheinlichere, da die Ortschaft eine ziemlich junge Gründung des 15. Jahrhunderts ist. Eine gute Waldstraße führt von Trautenstein nach Benneckenstein. Durch die Mühlenstraße geht man zunächst der Tanner Heerstraße nach bis an einen Dreikant. Hier biegt man dann links ein, und bald darauf empfiehlt es sich nordwärts einen schönen Waldweg einzuschlagen, der über Forsthaus Grüntal führt.

37.

Tiefenbachmühle, Karlshaus, Sophienhof, Netzkater.

Die Harzquerbahn läßt uns noch tiefer als auf den vorhergehenden Wanderungen in den Harz hineingelangen. Sie bringt uns über die Talmühle hinaus bis zur Tiefenbachmühle. Von hier aus führen mehrere Wege nach dem Karlshausturme. Wir verfolgen zunächst die Hasselfelder Landstraße und gelangen nach 20 Minuten Marsch an einen breiteren Waldweg, der links hinaufführt und zum Karlshaus geleitet. Ein anderer Weg, ein Richteweg, geht vorher von unserer Schaussee ab. Man gehe, nachdem man den Schienenstrang verlassen und eine Brücke überschritten hat, nur etwa 200 Schritt auf der Hasselfelder Heerstraße dahin. Beim ersten Wässerchen, das von links herabströmt, biege man ein und steige auf etwas vernachlässigtem Pfade bergan. Nach kurzem, starkem Anstiege befindet man sich auf dem Kupferberge und kann nun nicht mehr irren. Vom Bismarckturme des Karlshauses (600 m) hat man einen wundervollen Rundblick über die weiten Wälder des Südharzes. Alle bekannten Höhenrücken, der Ravensberg, der Poppenberg, die Josephshöhe, wölben sich vor uns auf. Schöner noch ist der Blick nach Norden hin. Im Vordergründe sieht man Benneckenstein liegen, dahinter aber, fern im Norden, steigen Achtermann, Wurmberg und Brocken auf. Vom Karlshause führt ein gut bezeichneter Weg nach Sophienhof. (Im übrigen s. Wanderung 36 und 34).

38.

Tiefenbachmühle, Karlshaus, Benneckenstein. (3 Stunden.)

Vom Karlshause (vergl. Wanderung 37) wandern wir zunächst auf dem Wege, der nach Trautenstein führt, dahin, biegen aber nach 10 Minuten am Rande des Dammbaches westwärts ein, gehen also talabwärts. Nach weiteren 10 Minuten überschreiten wir den Dammbach auf einer Brücke, und auf der rechten Seite des Baches treffen wir sogleich eine Waldfahrstraße, der wir uns bis Benneckenstein anvertrauen. Nach Überschreiten der Rappbode lasse man sich nicht verleiten, an die Bahn zu gehen, sondern verfolge den Weg, der aus dem Rappbodetale ein wenig hinansteigt.

39.

Benneckenstein, Rotesütte, Netzkater (3½ Stunden.)

Für einige der nächsten Wanderungen soll das von Nordhausen aus leicht erreichbare Benneckenstein der Ausgangspunkt sein. (Benneckenstein vgl. Benno; Verkleinerung: Bennecke). Benneckenstein liegt in durchschnittlich 500 m Höhe auf der Rumpffläche des Harzes. Tief eingeschnittene Täler wie am Rande des Harzes haben wir hier im weiten Umkreise nicht, da inmitten der Hochfläche die Zertalung noch nicht begonnen hat, vielmehr die Bäche in vielfachen Windungen (Mäandern) durch die weiten Wiesen unseres Gebietes fließen. Groteske Bergformen und gewaltig rauschende Flüsse in engen Klammen wird also der Wanderer bei Benneckenstein vergeblich suchen. Was er hier aber findet, ist eine köstliche Höhenluft und herrliche, unabsehbare Tannenwälder. Wer also Ruhe, Erholung, gesunde Luft haben will, wird Benneckenstein aufsuchen; wer vielfache Abwechslung der Natur beansprucht, wird es meiden. Der Ort selbst weist gute, saubere Straßen auf, mehrere Schulen sind vorhanden, und ein Badehaus steht zur Verfügung. Besonders erwähnenswert sind eine ganze Reihe Erholungsheime in der Nähe des Städtchens; die Besitzung des Baurats Dr. Schmidt gegenüber dem Bahnhofe, die ein stattliches Jugendheim aufweist, das Georg-Zeidler-Haus im Süden Benneckensteins und mitten in Fichtenwäldern, schon näher Sorge und Hohegeiß als Benneckenstein, die Lungenheilstätte des Johanniterordens. — Bei unserer Wanderung durcheilen wir den Ort; allenthalben finden wir gute Wegbezeichnungen. Noch innerhalb der Straßenzeilen geht die Wanderung bergan, und bald hinter den letzten Häusern können wir die Fahrstraße verlassen und linker Hand einen Fußweg einschlagen. Beim Waldschlößchen geht man westwärts der Gastwirtschaft, also rechts herum, weiter nach Rotesütte (weiterhin s. Wanderung 28).

40.

Benneckenstein, Johanniter-Heilstätte, Hohegeiß, Jägerfleck, Rotesütte, Netzkater. (5 Stunden; Tagestur).

Bis zur Johanneser Heilstätte kann man nicht fehlgehen. An der Heilstätte wendet man sich westwärts (rechts herum) und kommt auf einem Fußwege sogleich an den Ochsenbach. Diesen überschreitet man und gelangt nach 10 Minuten, immer die westliche Richtung, also bachaufwärts einhaltend, auf eine Waldstraße, welche nach Hohegeiß führt. Eine hochgelegene Harzsiedelung haben wir hier vor uns (630 m). Das Dorf ist sehr früh als Bergbauort entstanden, indem schon ums Jahr 1200 Walkenrieder Zisterzienser Mönche hier oben im wilden Waldgebirge eine Kapelle „zum heiligen Geist“ erbaut haben. Um sie herum legte sich dann die Ortschaft „Hohegeist“ an. Die Anziehungskraft, die Hohegeiß immer wieder ausübt, besteht darin, daß der Wanderer von der waldfreien Umgebung des Ortes überall hin eine wundervolle Aussicht genießt, besonders gegen den Oberharz hin. Im Winter eignet sich das Gelände zu allen Arten Schneesport; berühmt ist die Landstraße von Hohegeiß nach Zorge hinab, die bei ihrem gleichmäßigen Fall eine prachtvolle Rodelbahn abgibt, berühmter noch die Bobsleighbahn, welche am Hotel „Dicke Tannen“ ansetzt und links vom Wolfbachstale nach Zorge hinabführt. — Am Ostrande der Ortschaft müssen wir den Weg einschlagen, der langsam abwärts führt, während die auf der Höhe bleibende, linke Landstraße der Ortschaft Benneckenstein zustrebt. Von Hohegeiß aus bleibt man dann bis zum Netzkater auf einem Wege, der bald weite Wälder, bald kahle Blößen durchschneidend, noch mancherlei Schönheiten aufzuweisen hat.

41.

Benneckenstein, Hohegeiß, Wolfbachsmühle, Dicke Tannen, Zorge. (3½ Stunden).

Mehrere Glanzpunkte unseres Harzgebirges werden auf dieser Wanderung berührt. Vom Bahnhof Benneckenstein aus haben wir bald die Landstraße, welche nach Hohegeiß führt, erreicht. Am Waldrande liegt noch die Gastwirtschaft „Waldhaus“, und dann treten wir, langsam bergan steigend, in den Tannenwald ein. In Hohegeiß nehmen wir dieses Mal keinen Aufenthalt, sondern verfolgen die Dorfstraßen bis zum Nordende des Dorfes. Hier führt über die unbewaldeten Höhen von Hohegeiß ein Pfad nach dem Wolfbachstale hinab. Herrliche Aussicht auf die Bergformen des Oberharzes bietet sich dem Wanderer. Am Wolfsbache schreitet man dann abwärts bis zur Wolfbachsmühle. Recht lange Rast muß man an diesem Fleckchen schöner Erde nehmen. Von hier talabwärts gelangen wir bald an einen Fußsteg, der links das Talufer hinaufweist und die „Dicken Tannen“ anzeigt. Wir müssen uns schon die Mühe machen, für 10 Minuten von der Talsohle abzubiegen und die Tallehne emporzuklimmen. Da durchschreiten wir einen Waldbestand, der Fichten aufzuweisen hat, wie sie sonst in unserem Vaterlande kaum wieder Vorkommen. Die Bäume, die in dem engen, düsteren Tale schnell nach oben streben, dennoch aber von guter Humuserde genährt werden, haben frühzeitig durch ihren Edelwuchs das Auge der Sachverständigen auf sich gelenkt, so daß sie seit mehr als 250 Jahren geschont sind und nun eine Höhe und Stärke erreicht haben, die ihresgleichen sucht. Die stattlichen Waldriesen sind durch Angabe von Höhe und Dicke ausgezeichnet. Nach Besichtigung dieses Naturwunders gehen wir auf der Landstraße im Wolfbachstale zurück, erreichen in diesem die Zorger Heerstraße und wandern in lieblichem Tal hinab nach Zorge (s. Wanderung 31).

42.

Benneckenstein, Hohegeiß; Ebersberg, Wolfbachsmühle, Dicke Tannen, Neuer Teich, Zorge. (5 Stunden. Tagestur.)

Inmitten von Hohegeiß wenden wir uns nordwärts, dem Wegweiser, der „Braunlage“ anzeigt, folgend. Dort wo dieser Weg zum ersten Male den Waldrand streift, biegen wir westwärts auf einen Fußweg ein und können den weiteren Weg zum Ebersberg nicht mehr verfehlen. Der Ebersberg (684 m) wird deshalb seltener bestiegen, weil er auch keine schönere Aussicht bietet als die Hochfläche von Hohegeiß, seitdem sein Turm zerfallen ist; doch lohnt es immerhin, durch die schönen Fichtenbestände einmal sein Haupt zu besteigen. Von der Kuppe wenden wir uns zunächst bis zum Bechlerstein zurück, bei dem wir auf dem Anmarsche die Landstraße, die ins Wolfbachstal führt, gekreuzt haben. Nun geht es diese Straße abwärts (Wolfbachsmühle, Dicke Tannen: s. Wanderung 41). Dicht unterhalb der Dicken Tannen geht von dem Talwege rechts ein Waldweg ab, der am rechten Talhange etwas ansteigt. Dieser führt an die Ostseite des Neuen Teiches, eines einsam und prächtig gelegenen Wassers, hinüber. Von hier aus erreichen wir auf der Hauptlandstraße abwärts wandernd in 20 Minuten die ersten Anwesen von Zorge. — Die Wanderungen 41 und 42 lassen sich auch sehr gut so ausführen, daß man Zorge als Ausgangspunkt nimmt. Wenn man dann Zeit hat, kann man womöglich von Hohegeiß über Rotesütte nach dem Netzkater hinabwandern. Doch sind die Wanderungen hier in umgekehrter Richtung vorgeschlagen worden, weil man von Zorge aus steilere und längere Anstiege zu überwinden hat. Übrigens wird sich der Ausflügler bei diesen Wanderungen auch nach den Zugverbindungen zu richten haben.

43.

Wieda, Bahnhof Wiedaer Hütte, Kaiserweg, Haltestelle Kaiserweg, Nullpunkt, Ebersberg, Hohegeiß, Benneckenstein. (4½ Stunden.)

Die vorgeschlagene Wanderung auf die Höhe der Rumpffläche des Harzgebirges ist eine prachtvolle Waldwanderung ohne hervorstechende Naturschönheiten, aber voll Harzduft und Höhenschönheit. Für den September, bei beginnendem Herbste sei sie Wanderern, welche die Waldeinsamkeit suchen, empfohlen. — Vom 3. der Wiedaer Bahnhöfe, der Wiedaer Hütte, aus wendet man sich sogleich ostwärts bergan und gelangt in kurzem, steilem Aufstiege auf den Kaiserweg, die uralte Heerstraße über das unwegsame Harzgebirge, auf der schon Heinrich IV. einst vor den erzürnten Sachsen von der Harzburg nach Walkenried geflohen ist. Der Kaiserweg hält sich immer auf der Kammlinie, ähnlich wie der Rennstieg in Thüringen, er folgt nie den Flußläufen, wie unsere modernen Chausseen und Eisenbahnen; denn einstmals waren die Schwierigkeiten, die der Anlage von Wegen neben den rauschenden, leicht übertretenden Flüssen entgegenstanden, viel größer als die von Straßen auf der Bergrücken entlang, wo meist nur das Dickicht des Waldes zu überwinden war. — Auf dem Kaiserwege erreicht man dann bald die Bahnstrecke Wieda-Braunlage und an dieser die Haltestelle Kaiserweg. Von hier führt die Landstraße über den Nullpunkt nach dem Ebersberg. Neben dem chaussierten Wege laufen Fußpfade her. Von der Landstraße bieten sich nicht selten Blicke auf die Pracht des Oberharzes. (Die weitere Wanderung s. 42).

44.

Walkenried, Sachsa, Katzenstein, Sachsa, Sachsaer Bahnhof. (3 Stunden).

Von Walkenried geht man durch den Blumenberg (s. Wanderung 33) in 45 Minuten nach Sachsa. Die Ansiedlungen mit der Beifügung „Sachs“ zeigen in unserer Gegend stets an, daß wir uns auf der Grenze zwischen Thüringen und Sachsen befinden (Niedersachswerfen, Sachsenburg). Unser Sachsa ist der größte Badeort am ganzen Südharzrande. Es besitzt aber auch eine prächtige Lage. Jeder Erholungsuchende kommt hier auf seine Rechnung. Liebliche Täler laden den schon Ergreisten, Siechen oder körperlich Schwachen zu bequemen Spaziergängen ein; aber auch der rüstige Wandersmann, der sich tüchtig auslaufen will, findet hier alles nach seinem Begehr. Besonders drei wunderhübsche Täler, das Kuckanstal, das Katzental und das Ostertal öffnen sich bei Sachsa und gestatten ungehinderten Eintritt in die Wunder der Harzwelt. Dann wölbt sich über Sachsa der Quarzporphyrgipfel des Ravensberges, der Höhenrücken des Stöberhai u. a.m. und fordern zu weiten Bergtouren heraus. So ist denn Sachsa mit seinen 3000 Einwohnern ein vielbesuchter Kuraufenthalt geworden, in dem auch verwöhnteren Sommergästen alle Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation, wie Kurkapelle, Bäder aller Art, Promenaden geboten werden. — Wir wandern durch den Ort an der schmucken Kirche vorbei und dann weiter durch das Villenviertel nach dem Schmelzteiche, der in den Wiesen des Westertales eingebettet liegt. An seinem Nordrande führt ein bequemer Waldweg zum Wirtshause Katzenstein, neben Eulingswiese dem beliebtesten Ausflugsorte der Sachsaer Kurgäste. Einen schönen Blick genießt man vor allem auf Sachsa und die weißen Gipsfelsen des Sachsensteins. Vom Katzenstein ostwärts führt ein Pfad auf den Weg, der vom Ravensberg herabführt. In wenigen Minuten ist dieser erreicht; man wandert ihn nach der Stadt zurück und nach dem ½ km südlich Sachsa gelegenen Bahnhof.

45a.

Wiedaer Hütte, Stöberhai, Ravensberg, Sachsa. (3½ Stunden.)

Eine der schönsten Wanderungen im Südharze überhaupt! Man führe sie dann aus, wenn die Jahreszeit gestattet, auf dem Stöberhai im Freien zu sitzen und die Aussicht zu genießen. Von der Wiedaer Hütte aus biegt man alsbald links ein und geht bergan. Ohne daß man irren könnte, bringt dieser Weg den Wanderer in knapper Stunde auf den Rücken des Stöberhais. Wem der Anstieg zu lang ist, kann auch bis Bahnhof Stöberhai fahren; er genießt dabei noch eine interessante Bahnfahrt im schönen Tale aufwärts und bewundert die Schleifen, welche zur Anlage des Schienenstranges nötig waren. Vom Bahnhof Stöberhai geht man in ½ Stunde hinauf, zuletzt allerdings ziemlich steil. — Der Stöberhai (Hai-Brandstelle) ist ein über 700 m hoher Bergrücken, der eine einzig schöne Aussicht auf den Oberharz gewährt. Kaum irgendwo bekommt man das Dreigestirn Achtermann, Wurmberg, Brocken wieder so gut zu sehen. Doch auch nach Süden hinab lohnt der Blick. Das Ohmgebirge und die Bleicheröder Berge (s. Wanderung 67 ff.) liegen gerade südwärts; weit aus dem Südosten grüßen Nordhausen und der Kohn stein herüber. — Vom Stöberhai führt ein gut bezeichneter Weg nach dem Ravensberge; man achte nur darauf, daß man nach 7-10 Minuten vom Wirtshause nicht ins Steinatal hinabgeht, sondern sich ostwärts davon stets auf der Höhe hält. Kurz vor dem Ravensbergkopfe lädt eine hübsche Wiese zur Rast ein; doch scheue man auch nicht die kleine Mühe des Aufstiegs auf den Gipfel, der, da er aus hartem Quarzporphyr besteht, aus der Umgebung hervorragt (660 m). Vom Ravensberge kann man auf mehreren Wegen nach Sachsa gelangen. Am besten ist der von der eben bezeichneten Wiese aus neben dem Katzentale her. Von diesem aus führt auch eine prächtige Rodelbahn nach Sachsa hinab.

45b.

Stöberhai, Steinatal, Sachsa. (3½ Stunden).

Am Wegkreuze unterhalb des Stöberhais führt dieser Weg von dem eben beschriebenen ab ins Steinatal hinein. Nach 1½ Stunden Wanderung ist man am Wohnhause im Steinatale angelangt; wenige Minuten davon geht es links ab über den Junkernkopf nach Sachsa.

46.

Scharzfeld, Ruine Scharzfels, Einhornhöhle, Ruine Scharzfels, Lauterberg, Philosophenweg, Scharzfeld. (4 Stunden ohne Besichtigung der Höhle.)

Unsere Wanderung führt uns in ein Gebiet, das neben Wäldern und Bergen denjenigen, der das Schicksal des Menschengeschlechts und seine Entwicklung von den Anfängen an durch die Jahrtausende liebevoll an seinem Blicke vorüberziehen läßt, stets anziehen wird. — Sogleich am Bahnhofe Scharzfeld werden wir durch mancherlei Hinweise auf die Sehenswürdigkeiten der Gegend aufmerksam gemacht. — Um zu der Einhornhöhle zu gelangen, benutzen wir nicht den kürzesten, sondern den schönsten Pfad, indem wir gegenüber dem Bahnhofe Scharzfeld durch herrlichen Buchenwald nach der Ruine aufsteigen. Dicht unterhalb der Ruine bemerken wir einen Wegweiser, der nach der Einhornhöhle weist. Man versäume nicht, diese Höhle zu besuchen. Sie ist eine Tropfsteinhöhle der Zechsteinformation und berühmt durch ihre Funde an tierischen Überresten der Diluvialzeit. Man glaubt, die Höhle sei zu gleicher Zeit vom Eiszeitmenschen, dem Höhlenbären, dem Wolfe und dem Fischotter bewohnt gewesen. Ungezwungener scheint uns die Erklärung, daß der vorgeschichtliche Höhlenmensch seine Beute an Wild in diese seine Zufluchtstätte gebracht, verzehrt und die Knochenreste achtlos liegen gelassen hat. Im Jahre 1905 hat die Höhle einen neuen, bequemen Eingang erhalten, von dem aus man zunächst in den weißen Saal, dann in den Schillersaal und endlich durch den Bärengang in die Leibnitzhalle Zutritt erhält. — Von der Höhle aus wendet man sich der Ruine Scharzfels zu, einer uralten Burg, die erst durch die Franzosen im Siebenjährigen Kriege 1761 zerstört worden ist, eine Heldentat, der sich die Grande Nation über Gebühr gerühmt hat. Wunderschön ist die Wiese, die zwischen der Burg und dem Frauensteine liegt. Die deutschen Turner von Nordhausen bis Göttingen kommen alljährlich im August herbei und feiern auf diesem Platze ein Turnfest, wahrlich eine Festwiese, wie man sie so leicht nicht wiederfindet. Ueber die Wiese hinweg führt der wohlbezeichnete Weg nach Lauterberg. Im unteren Luttertale tritt er heraus. Dieses wandert man abwärts und erreicht in wenigen Minuten Lauterberg. Lauterberg ist ein bekannter, herrlich gelegener Kurort im Südharze von 6000 Einwohnern. Das Städtchen besitzt treffliche Anlagen, einen schönen Kurpark, in dem 1908 ein Wißmannstein errichtet ist, weil der Afrikaforscher sich gern hier aufgehalten hat, und hervorragende Badeeinrichtungen. Nach Besichtigung der Ortschaft wenden wir uns dem Bahnhofe zu. Östlich von diesem gehen wir über den Schienenstrang, biegen von der Heerstraße ab und gelangen an der Eisengießerei Königshütte vorbei in den lauschigen Philosophenweg. Mühelos gelangen wir auf dieser Promenade nach Scharzfeld zurück.

47.

Lauterberg, Großer Knollen, Gerade Luttertal, Lauterberg. (4 Stunden.)

Mit dieser Wanderung erreichen wir den westlichsten Punkt am Südharzrande, den man am besten von Nordhausen aufsucht. Vom Bahnhofe aus empfiehlt es sich zunächst den Hausberg zu besuchen, den wir auf der vorhergehenden TOur noch nicht erstiegen haben. Auf ihm hat die alte Lutterburg gestanden, die schon um 1200 erbaut ist und in deren Nähe sich dann die Ansiedelung gebildet hat. Vom Hausberge bietet sich dem Wanderer ein wunderhübsches Bildchen auf das im Oder- und Luttertale sich hinstreckende Lauterberg, auf den Kummel mit dem Bismarckturm und all die anderen Höhen um Lauterberg herum. Vom Hausberge gelangen wir ins Luttertal hinab, das wir bis zur Flußgabelung aufwärts verfolgen. Hier liegt das Forsthaus Knollen, und hier wenden wir uns am westlichen Talhang der Geraden Lutter hinauf dem Knollen zu. Nach einer guten Stunde vom Tale aus ist der Gipfel erreicht (687 m). Vom Turme des Großen Knollen bietet sich einmal auf das Eichsfeld im Süden und zum anderen auf den Oberharz, vor allem auf den Quarzrücken des Ackers mit der Hanskühnenburg eine wundervolle Aussicht. Aber auch nach Norden hin, wo der Blick über das hochgelegene Andreasberg hinweg dem Brocken zueilt, lohnt sich die Aussicht. Vom Knollenturme aus geht man den Anmarschweg den letzten Steilaufstieg hinab bis zur Wegkreuzung. Hier wendet man sich genau ostwärts und gelangt nach 10 Minuten ins Tal der Geraden Lutter. Am rauschenden Bache geht es dann abwärts Lauterberg zu.

48.

Lauterberg, Kirchberg, Wiesenbeeker Teich, Steinatal, Sachsa. (3 Stunden).

Südöstlich von Lauterberg liegt der Kirchberg, auf den eine ganze Reihe von Promenadenwegen führt. Der Kirchberg bietet eine ähnlich schöne Äussicht auf den Badeort wie der Hausberg. Auf wohlbezeichneten Wegen gelangt man dann an das Staubecken des Wiesenbeeker Teiches. Diese Wasserfläche ist schon 1738 von der Eisengießerei Königshütte für ihren Bedarf geschaffen worden. Doch was interessieren den Wanderer diese Daten in der Herrlichkeit der Natur? Umrahmt von mit Buchenwald gekrönten Höhen liegt der Weiher im weiten Wiesengrunde da. Von allen Seiten bietet er dem Beschauer immer neue Schönheiten. Die prächtigsten Ausblicke erhält man aber auf das Wasser und in die Berge hinein, wenn man von der Gastwirtschaft aus über den Staudamm geht und dann hart am See bergan steigt. Zugleich ist man auf diesem Wege auf dem schönsten ins Steinatal hinein. Ein steiler Abstieg führt zu diesem hinab. Hat man hier Lust, so kann man noch den Ravensberg ersteigen. Im allgemeinen wird man aber vom Steinaer Weghause aus auf dem früher (s. Wanderung 45b) beschriebenen Wege Sachsa zuwandern.

Der Südharz in der Umgebung Nordhausens (Östlich des Behretals)

49.

Nordhausen, Rüdigsdorf, Neustadt, Giebichenhagen, Petersdorf, Nordhausen. (4 Stunden).

Die beliebtesten Ausflüge von Nordhausen nach dem Harze, ohne die Bahn zu benutzen, gehen nach dem Flecken Neustadt. Deshalb mögen die nächsten fünf Wanderungen besonders diesem freundlichen Harzstädtchen und seiner Umgebung gewidmet sein. — Man wandert die Promenade und die Riemannstraße aufwärts und folgt auf freiem Felde den zahlreichen Schildern, die nach Rüdigsdorf und Neustadt weisen. Der Weg durch die schmucken, roten Felder und unter alten Obstbäumen hin ist anziehend genug, zumal da der Blick dauernd den weiten Harzrand vor Augen hat. Nach mehrfachem Auf und Ab hat man die Landstraße Crimderode-Rüdigsdorf erreicht. Rechter Hand dieser Fahrstraße erblicken wir die kahlen Gipsberge der „Rüdigsdorfer Schweiz“, deren Berge nach unserem Wege hin steil abfallende Wände zeigen. Die kleinen, von den Gipfeln herabkommenden, nur nach Regengüssen fließenden Bäche haben noch nicht die Kraft besessen, die Erosionstäler bis zur Haupttalsohle, in der wir marschieren, zu vertiefen, so daß sie oft 10 und mehr Meter über dieser Talsohle endigen. Kurz vor Rüdigsdorf biegen wir auf einem Feldwege links ein, berühren den äußersten Westzipfel des Giebichenhagens und ersteigen dann eine neue, letzte Welle der Harz vorberge. Von ihrer Höhe aus genießen wir den anziehendsten Blick auf Neustadt unten im Tale und auf die Burg Hohnstein dahinter. Auch andere Harzdörfer wie Wiegersdorf, Osterode, Harzungen sehen wir vor uns ausgebreitet. Das ganze aber schließt das Massiv des Poppenbergs mit seinen grünen, unendlichen Buchenwäldern ab.

Neustadt selbst bietet dem Beschauer mehrere Sehenswürdigkeiten. Es ist von keiner Mauer umgeben; dennoch steht an seiner Südseite, durch die wir einmarschieren, ein hohes, altertümliches Tor. Auf dem Markte vor dem Gasthause „zum Ratskeller“ befindet sich ein Rolandstandbild, das 1730 errichtet worden ist. Ein Kurhaus und ein Sanatorium im Osten des Ortes bieten Leidenden Erholung.

Den Rückweg treten wir durch den Giebichenhagen an. Wir überschreiten zunächst die Vorharzwelle, halten uns aber östlich von unserer Anmarschstraße, schreiten wieder in die Senke hinab, wo einstmals unweit unseres Weges die 1412 im sogenannten Fleglerkriege untergegangenen Dörfer Harzfeld und Günsdorf lagen, und dann nimmt uns das Buchengrün des Giebichenhagen auf. Nach 45 Minuten ist Petersdorf erreicht und von der Anhöhe des Harz-Rigi aus sehen wir Nordhausen wieder vor uns liegen.

50.

Nordhausen, Petersdorf, östlich des Dorfes durch den Giebichenhagen, Landstraße Buchholz-Neustadt, Neustadt, Umgebung Neustadts, Nordhausen. (5-6 Stunden, Tagestur).

Auf dieser Tur wollen wir eingehend die lieblichel Umgebung Neustadts kennen lernen. Frühmorgens brechen wir auf, wandern durch Pctcrsdorf und biegen von der Stolbergerstraße dicht hinter den letzten Häusern des Dorfes ab (s. Wanderung 8). Die hier in den Giebichenhagen führende Straße benutzen wir und schreiten auf ihr durch den Wald; sie führt auf die Landstraße von Buchholz nach Neustadt. Diese zieht sich in Windungen die letzte Harzvorwelle hinauf und gewährt prächtigste Ausblicke. Man wandert durch die Porphyritkuppen, die hier nicht mit emporgehoben sind, sondern die Höhe der alten voroligozänen Rumpffläche anzeigen (s. Wanderung 58). Der Harz ist eben bei Neustadt in der Tertiärzeit emporgehoben worden, indem Teile des Porphyrits, wie der Poppenberg, sich erhoben, andere wiederum die alte Höhe beibehalten haben. Besonders schön ist von der Landstraße der Blick nach Osten auf die Ebersburg. Am Sanatorium biegen wir von der Landstraße rechts ab, wandern hinter dem Sanatorium im Walde entlang, gehen durch das Tal und steigen alsbald wieder den Spielberg aufwärts. Wunderschöne Blicke auf Berge, Wälder und Wiesen einerseits, auf die roten Dächer Neustadts andererseits bieten sich dem entzückten Äuge dar. Schließlich geht es nach Neustadt hinab. — Nach ausgiebiger Mittagsrast wandern wir auf die Ruine Hohnstein (s. Wanderung 51), nehmen von dieser aus den Weg, der ostwärts führt und die Bezeichnung „Talsperre“ trägt. Nachdem dieser uns an einer Wiese vorübergeführt hat, wandert man am Ostrande dieser Wiese entlang zunächst an der Flanke des Vatersteins etwas aufwärts, dann abwärts in das herrliche Taubental, das tief in die Porphyritfelsen eingeschnitten ist. Wir verfolgen das Tal abwärts durch das „kleine Felsentor“ und gelangen nach Neustadt zurück. Von dort über Petersdorf oder Rüdigsdorf nach Nordhausen.

51.

Nordhausen, Neustadt, Ruine Hohnstein, Ilfeld. (3½ Stunden.)

Wir schlagen am besten den Weg über Petersdorf ein, weil er weniger Steigungen zu überwinden hat, als der über Rüdigsdorf und weil er uns durch den schattenreichen Giebichenhagen führt. Von Neustadt steigt man auf die Ruine Hohnstein. Der Name ist der Burg nach dem „Hohen Steine“, auf dem sie liegt, gegeben worden. Mehrfache Mauern schon am Fuße und auf halber Bergeshöhe zeigen die starke Befestigung dieses einstigen Grafensitzes. Schließlich tritt man von der Ostseite her in den Burghof ein. Da hier die schwächste Stelle der Burg war und das harte Gestein einen Graben unmöglich machte, sind hier doppelte Befestigungen angelegt worden. Schon unten vom Burghofe hat man eine einzigartige Aussicht. Noch umfassender aber ist der Blick von dem Turme der Burgruine selbst. Hainleite und Kyffhäuser sieht man im Süden, das Eichsfeld, dann vom Harze den Ravensberg, Stöberhai im Westen, die Josephshöhe im Osten. Nur nach Norden verhindert der Poppenberg einen Ausblick. Dafür entschädigter durch den Blick in das Meer seines Buchengrüns. Die Burg selbst ist um 1120 von einem Konrad von Sangerhausen erbaut worden; die Grafen von Hohnstein haben dann von hier aus weite Gebiete unseres Südharzes beherrscht. Im Flegler- kriege 1412 wurde die Burg durch Handstreich erobert. Später ging sie an den Grafen Heinrich von Stolberg über. Diesem Geschlechte gehören Berg und Ruine noch heute. Mancherlei Geschicke sind auch fernerhin über die Burg gegangen. 1525 trieben die aufständischen Bauern hier ihr Spiel, und 1627 im Dreißigjährigen Kriege wurde sie von einem sächsischen Obersten niedergebrannt. Auf alles das haben die nun schon morsch gewordenen Quader aus Porphyrit herniedergeschaut. — Von der Burg abwärts geht man am besten auf dem Anmarschwege, biegt dann auf halber Bergeshöhe nach Westen um und überschreitet den Bach im Grunde, den Kappelbach. Der schönste Fußpfad nach Ilfeld ist folgender: Man geht im Kappeltale aufwärts bis etwa 50 m vor dem Punkte, wo ein Gatter die Fahrstraße sperrt. Hier sieht man einen engen Pfad im Walde westlich verschwinden. Diesen Waldstieg verfolgt man und gelangt sicher nach Ilfeld. Unser Waldweg gehört zu den herrlichsten und bequemsten im Bereiche östlich des Behretals. Hochwald und junges Holz, Ausblicke und heimliche Waldeinsamkeit wechseln ab. Von Ilfeld fährt man mit der Harzquerbahn nach Nordhausen zurück.

52.

Nordhausen, Neustadt, Hohnstein, Talsperre, Hufhaus, Netzkater. (5½ Stunden, Tagestur).

Bis zur Ruine Hohnstein verfolgen wir bekannte Pfade. Hier wandern wir nun ostwärts auf schönen bequemen Waldwegen, die dem Flecken Neustadt alle Ehre machen. Unfern des Hohnsteins gelangen wir an eine Waldwiese, Gretchens Ruh, vorbei, die ihren Namen von der Sage hat, daß bis hierher die treue Gemahlin Grete des Hohnsteiner Grafen, der 1412 aus seiner eroberten Burg bei Nachtzeit flüchten mußte, ihren Gemahl trug und sich hier ausruhte. Dann steigt rechts von uns der Vaterstein auf, unter dessen Buchenstämmen der Waldmeister so üppig wuchert, daß zur Maienzeit der ganze Wald duftet, und schließlich gelangen wir an die Talsperre. Hier wird das Wasser des Krebsbach.es durch eine über 27 m hohe Mauer abgefangen, in einem 1200 m langen Staubecken aufgespeichert und zur Versorgung Nordhausens mit Wasser weitergeleitet. Um die Pfingstzeit herum muß man im Talsperrengebiet wandern, wenn die Buchen junges Laub und die Fichten ihre Kerzen aufgesteckt haben. Denn dieser gemischte Waldbestand verleiht unserem Tale mit seinem klaren Wasserspiegel einen ganz besonderen Reiz. Am Nordende der Talsperre wendet man sich dann westwärts. Auf bezeichnetem Wege gelangt man zu dem einsamen, hinter dem Poppenberge gelegenen Hufhause. Man befindet Sich hier auf der weiten Denudationshochfläche des Harzes. Vom Hufhause schreitet man durch das Gehöft dem Försterhause gegenüber und findet ein Tal, in welchem man abwärts schreitet. Die Konturen des links vom Wanderer befindlichen kleinen Habichtsberges entzücken das Auge. Nach 20 Minuten ist schon die Fahrstraße Hufhaus-Netzkater erreicht, und durch die Wiesen und Wälder des murmelnden Brandesbachs geht es bequem nach dem alten, wohlbekannten Netzkater.

53.

Nordhausen, Ilfeld, Poppenberg, Neustadt, Nordhausen. (4 Stunden).

Man tut gut, diese Wanderung in der angegebenen Richtung, nicht umgekehrt, zu machen, da der Aufstieg von Neustadt auf den Poppenberg (vergl. pope-papa. papst, pfaffe.) sehr steil ist. Außerdem ist man bei der Rückkehr nicht an die Bahn gebunden. — Vom Bahnhof Ilfeld geht man zunächst längs der Bahn auf einem Feldrain entlang, überschreitet alsbald eine Brücke, die über die Behre führt und tritt jenseits des Baches in den Buchenwald ein. Wir verfolgen den Weg am Waldessaume und lassen uns nicht verleiten, links aufwärts zu gehen, sondern wir folgen den Wegbezeichnungen Poppenberg-Neustadt. Nach 20 Minuten führt der Waldpfad über einige Balken, die ein Wässerchen überbrücken, und nun ist der Augenblick gekommen eine Waldfahrstraße aufwärts zu verfolgen. Wir befinden uns im sogenannten Gottestale, eigentlich Gottschalkstale, das die Grenze bildet zwischen dem westlich gelegenen H erz- berge oder Hirschberge, der zum Klostergute Ilfeld gehört, und dem östlich gelegenen Poppenberg, der Stolbergisch ist. Am murmelnden Bach geht es aufwärts, hin und wieder beobachten wir steiles Felsgeklipp, das schon stark der Verwitterung erlegen ist, wie die gewaltigen Trümmerhaufen am Fuße der Klippen erkennen lassen. Das Gestein ist fast überall porphyrisch. Wenn man unter den zweiten Felsklippen linker Hand vorbei ist, den Bielsteinen, achte man auf einen Pfad, der an der rechten östlichen Bergeslehne emporführt; unser Weg wird nämlich alsbald ausgetrocknetes Flußbett mit Steingeröll, so daß es nicht ratsam ist, ihn weiter zu verfolgen, obgleich er auch auf die Höhe führt. Ist man auf dem angegebenen Pfade aus dem Hochwalde heraus, so versäume man nicht, einmal den Blick rückwärts zu richten. Bis zur Hainleite und den Bleicheröder Bergen liegt die Südharzgegend vor dem entzückten Auge. Nunmehr befindet sich der Wanderer auf einem der höchsten Bergrücken des Südharzrandes in 612 m Höhe. Den Gipfel krönt ein eiserner Aussichtsturm, der Anfang der 90er Jahre aus der Fabrik von Schmidt, Kranz u. Co. in Nordhausen hervorgegangen ist. Der Turm ist 33,5 m hoch. Im Mai 1894 wurde sein Grundstein gelegt. Von seiner obersten Galerie bietet sich eine einzigartige Rundsicht dar. Im Norden erscheint die ganze Pracht des Oberharzes, die Hohneklippen, der Brocken, der Wurmberg, der Achtermann; nach Westen hin erscheinen andere Kuppen, der Rehberg, und am Rande des Harzes, der Stöberhai und der Ravensberg. Unvergleichlich schön ist auch der Blick nach Süden, der alles umfaßt, was zwischen Eichsfeld und Kyffhäuser liegt. Im Osten aber erscheint am Harzrande die Schwester des Poppenberges, die Josephshöhe mit ihrem Kreuze. Doch nicht weniger fesselnd ist der Blick in die Nähe. Zu Füßen liegen die weiten Waldeswipfel des Südharzes, da liegen die Vorberge unseres Gebirges mit ihren anmutigen Ortschaften, ihren bewaldeten Höhenrücken, ihren bebauten Talsohlen, da erscheint endlich Nordhausen selbst, das mit seinen Häusern und Türmen sich von den letzten Hügeln herab in die Aue zieht.

Von dem Gipfel des Berges wendet man sich zunächst auf dem Anmarschwege zurück bis zur Wegegabclung. Hier verfolgt man den Weg, der die Bezeichnung „Hufhaus“ trägt. Auf diesem gelangt man in 20 Minuten abermals zu einer Wegkreuzung, dem Tisch, dem Anfangspunkte des Arsbachtales. Von hier aus geleiten Wegweiser den Wanderer weiter gen Neustadt. Ein kürzerer, aber unbequemer, sehr steiler Waldpfad führt direkt vom Turme südwärts nach Neustadt hinab. Von hier tritt man den Heimweg nach Nordhausen hin an.

54.

Nordhausen, Ilfeld, Poppenberg, Netzkater. (3 Stunden).

Die angegebene Wanderung gehört zu den schönsten in der Umgebung Ilfelds. — Man gelangt auf den Poppenberggipfel durch das Gottestal (s. Wanderung 53). Vom Turm aus geht man dann zunächst den Gipfel hinab auf dem Anmarschwege. Hier sucht man am Rande von jungen Fichten nach einem Schilde, das nach dem Netzkater weist. Wenige Schritte durch den Fichtenwald westwärts führen wieder an ein Schild, das die Richtung angibt. Nunmehr kann man zunächst kaum fehlgehen. Man halte sich nur stets auf dem Kamme, ohne rechts oder links abwärts zu gehen. Nach einer halbstündigen Wanderung hört an einer waldfreien Stelle plötzlich der Weg auf. Hier wendet man sich rechtwinklig zum Anmarsche nach links, also nach Süden und geht etwa 30 Schritte den Weg abwärts. Dort trifft man auf einen guten Saumpfad, der hie und da hübsche Blicke in den Talkessel der Talbrauerei und über diesen hinaus bis nach Niedersachswerfen hin gewährt. Nur 7—8 Minuten bleibt man auf diesem Wege, man achte immer auf die rechte Seite, die Bergseite. Sobald hier ein Weg abbiegt, schlägt man ihn ein. Der Weg ist auch mit einem Wegweiser bezeichnet, doch ist das Schild für den vom Poppenberge Kommenden schwer sichtbar. Auf dem neuen Wege überschreitet man einen kurzen Bergriegel. Zur linken bleibt der Sandlünz liegen, eine steile Porphyr- u. Melaphyrkuppe, die oben ein Bänklein trägt. Nach etwa 100 Schritten biegt man wieder, den Sandlünz umgehend, in die westliche Richtung ein und gelangt au! schmalem Pfade durch prächtigen, hochstämmigen Buchenwald zu dem Dreitälerblick über dem Netzkater. Der Blick in die Täler hinein ist jederzeit wunderherrlich, vor allem aber im Herbste empfehlenswert, wenn gegenüber vom Standorte des Beschauers der in das Talbecken vorspringende Nonnenforst sich mit buntem Kleide angetan hat. Unten im Grunde liegt der Netzkater und der Bahnhof, und das schwellende Grün der Wiesen winkt und leuchtet herauf. In einer Schurre geht es an den Melaphyrfelsen zum Netzkater hinab.

55.

Nordhausen, Ilfeld, Poppenberg, Hufhaus, Netzkater. (4 Stunden).

Der Weg ist aus Wanderung 53 bis zum „Tische“ bekannt. Hier wendet man sich nordwärts und gelangt nach 10 Minuten zu den freundlichen Forsthäusern des Hufhauses. Vom Hufhause durch das Wolltal am Habichtsberge vorbei ins Brandesbachtal und dann nach dem Netzkater ist der Weg auch schon geschildert (s. Wanderung 52).

56.

Nordhausen, Netzkater, Christianenhaus, Talmühle (2 Stunden).

Vom Netzkater nimmt man zunächst den Weg das Brandesbachtal aufwärts gegen Huf haus hin. Man achte aber auf die linke Bergseite und biege rechtzeitig von der Fahrstraße ab. Etwa nach einer Viertelstunde vom Bahnhofe geht ein Waldpfad nach Norden den Berg hinan, und bald blinkt die Försterei des Christianenhauses durch das Buchengrün. Eine Allee ehrwürdiger Kastanien führt bis vor das Anwesen. Vom Christianen- hause führen bezeichnete, gute Waldpfade nordwärts der Eisfelder Talmühle zu. — Diese Wanderung kann auch älteren Leuten, die nur kurze Wanderungen lieben, empfohlen werden.

57.

Nordhausen, Eisfelder Talmühle, Birkenmoor, Totemannstal, Netzkater. (2½ Stunden).

Vom Bahnhofe Eisfelder Talmühle geht geradeswegs ein Pfad auf die Försterei Birkenmoor hin. Doch ist dieser gewöhnlich benutzte Weg bei weitem nicht so zu empfehlen, wie ein anderer. Man wandert zunächst zur Rechten der Bahn talaufwärts an der Strecke nach Stiege hin. Das Tal, das die Bahn benutzt, ist ebenso wie das der Strecke nach Benneckenstein voller Naturschönheiten. Nach 15 Minuten öffnet sich dann, von rechts her kommend, das wunderhübsche Teichtal. Hier wandert man nun am schäumenden Wasser, nachher an Stauteichen entlang aufwärts und erreicht so die einsame Försterei Birkenmoor, bei der sich eine ganze Reihe von Harzstraßen kreuzt. Eine einsame Kapelle des Klosters Ilfeld hat einstmals hier gestanden. Jetzt ist es besonders im warmen Sommer schön, auf den Wiesen von Birkenmoor auszuruhen und zu träumen. Am Försterhause findet man dann die weiteren Wegbezeichnungen, die in das sogenannte Totemannstal und nach dem Netzkater weisen. Von den beiden Wegen nimmt man am besten den östlichen schmalen. Dieser führt nach 15 Minuten hinab ins Tal und auf die Breitensteiner Landstraße. Will man sich erquicken und Rast halten, so braucht man nur auf der anderen Seite bergan zu gehen und befindet sich alsbald auf dem Hufhause. Erstrebt man sogleich den Netzkater, so geht man ständig am Flusse bergab, gelangt ins Brandesbachtal und dann nach dem Netzkater. — Wer in diese Gegend des Totemannstals einmal im Herbste verschlagen wird, versäume nicht an klaren Herbstabenden hinauszuziehen und dem Röhren der brünstigen Hirsche zu lauschen. Vielleicht aber werden die Wunder der Waldeinsamkeit und das weite Himmelsgewölbe dem Wanderer noch tiefer im Gedächtnisse bleiben als die tierischen Naturlaute.

58.

Nordhausen, Petersdorf, Buchholz, Hermannsacker, Sägemühle, Neustadt, Nordhausen. (5½ Stunden.)

Auf dem Ausfluge nach der Sägemühle beziehen wir abermals weiter ostwärts gelegenes Gelände in unsere Wanderungen ein, und auch hier sind wir überrascht über die Mannigfaltigkeit der Umgebung unseres Nordhausens. Bis Hermannsacker verbleibt man auf der Heerstraße Nordhausen-Stolberg. Will man aber den 1½ stündigen Marsch auf der gutgepflegten, aber etwas einförmigen Fahrstraße meiden, so kann man auch den Weg durch die schöne Windlücke (s. Wanderung 9) mit ihrer Taleinsamkeit nehmen, trifft dann, indem man ständig den Fußweg verfolgt, zwischen Petersdorf und Buchholz auf die Stolberger Chaussee und nimmt nunmehr erst den weiteren Weg auf dieser. Buchholz bleibt zur Rechten liegen, und nunmehr befindet man sich schon in 350-400 m Höhe auf der tertiären Denudationsfläche des Harzes. Während wir im Angesichte des nahen Harzrandes und des weiteren Kyffhäusers dahinwandern, lassen wir an unserem geistigen Auge die Jahrmillionen der Erdgeschichte vorbeiziehen. Erst seit der älteren Tertiärzeit hat sich unser Harz wieder aus der Höhe, in der wir gerade wandern, emporgehoben und dadurch den von ihm herabeilenden Flüssen neuen Anreiz gegeben, in seine Gesteine einzuschneiden. Während nun gewöhnlich die jungpaläozoischen Gesteine des Porphyrs und Melaphyrs in die Hebung einbezogen sind, haben wir gerade in der Gegend von Neustadt und der Sägemühle viele Kuppen und Flächen, die alle etwa 350 m auf ragen, also nicht mit von der Hebung betroffen sind, nicht eigentlich zu dem gehören, was wir heute „Harz“ nennen. Hier zwischen Buchholz und Hermannsacker wandert man also auf der alten Rumpffl äche dahin und hat diese Höhe bis zur älteren Tertiärzeit sowohl für den seither emporgewachsenen Harz wie die seitdem eingesunkene Goldene Aue anzunehmen. Die Aecker zu beiden Seiten der Heerstraße haben die dunkelrote Färbung des Porphyrits und Melaphyrs, und in derselben Farbe winkt uns schon ganz in der Nähe der Bergfried der Ebersburg herüber. Die Kuppe der Ebersburg ist infolge besonders harten Gesteins etwas über die Umgebung erhöht, aber auch noch nicht einbezogen in das allgemeine Aufwärtsstreben des Harzes. — In Hermannsacker macht die Landstraße einen scharfen Knick nach Norden, und nun ist in wenigen Minuten das Tal des aus der Talsperre herausfließenden Krebsbaches mit der Sägemühle erreicht. Ein Fleckchen Zauberland von Ruhe und Lieblichkeit liegt hier ausgebreitet. Zur Rast kann man sich jedenfalls kein angenehmeres Plätzchen denken. Im Frühling, wenn der Buchenwald hellgrün steht, im Herbst, wenn der Wald in bunter Pracht schillert, ist die Sägemühle ein köstliches Kleinod. — Nördlich der Sägemühle erhebt sich die alte Ebersburg, von der abgesehen von einigen Ringmauerresten nur der gewaltige Bergfried erhalten ist. Die Burg wurde von dem berühmten Landgrafen Hermann von Thüringen erbaut, als dieser am Anfang des 13. Jahrhunderts Nordhausen befehdete. 1207 war sie fertiggestellt. Später kam sie an die Stolberger, ist aber schon seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr bewohnt und daher seitdem verfallen. Staunenerregend sind die mächtigen, drei Meter dicken Mauern aus rotem Gestein. Von der Höhe des Bergfrieds, zu dem man in der Sägemühle den Schlüssel erhält, hat man einen ähnlichen Blick wie von der Ruine Hohnstein. — Von der Sägemühle aus überschreiten wir den Krebsbach auf der Anmarschstraße und wandern zu seiner Linken, also südlich vom Flusse, neben ihm her. Ein Irren ist auf diesem Wege nach Neustadt nicht möglich. Dort wo der Krebsbäch dem eigentlichen Gebirge entströmt, verlassen wir das Wässerchen und wenden uns westwärs. Wenige Minuten später schlagen wir rechter Hand einen Waldweg ein, den sogenannten Bürgermeisterstieg, einen prachtvollen, bequemen Pfad. Dieser geleitet uns dicht vor Neustadt auf die alte Poststraße Neustadt-Breitenstein. Von Neustadt geht's über Petersdorf oder Rüdigsdorf nach Nordhausen, wenn wir es nicht vorziehen, nach Ilfeld zu wandern, um von da mit der Bahn heimzukehren.

59.

Nordhausen, Sägemühle, Mittelberg, Jägerstieg, Talsperre, Neustadt, Nordhausen. (6½-7 Stunden. Tagestur.)

Waldeinsamkeit, wundersam, umgibt den Naturschwärmer auf dieser Wanderung. — Von der Sagemühle aus wendet man sich unter der Ebersburg durch — diese bleibt westlich liegen — gen Norden und folgt durch die tiefen Wälder den Wegweisern, die nach dem Birkenkopfe zeigen. Nach 45 Minuten trifft der Waldweg auf eine Fahrstraße, doch überschreitet man diese unbeirrt. Man wandert über ganz einsame Wiesen, durch schweigsame Wälder von jungem und altem Bestand, überschreitet den Himmelsstieg, der nach Stolberg führt, und trifft endlich wieder auf die schon einmal überschrittene Landstraße. Der Wald öffnet sich zu einer weiten Bergwiese. Hier ist man am Mittelberg, und hier kann man im weichen Rasen rasten und das Mittagschläfchen halten, wenn man am frühen Morgen von Nordhausen aufgebrochen ist. — Von unserer Wegkreuzung nehmen wir den Weg, der westwärts ins Tal führt, und in 10 Minuten stehen wir vor dem Wasserspiegel der Nordhäuser Talsperre. Von hier führen uns bekannte Pfade nach Neustadt und Nordhausen (s. Wanderung 52.)

60.

Nordhausen, Sägemühle, Birkenkopf, Netzkater. (6-7 Stunden. Tagestur.)

Wie die vorhergehende Wanderung, so ist diese nur für leidlich tüchtige Wanderschuhe bestimmt. — Bis an den Mittelberg nehmen wir genau den für den vorhergehenden Marsch angegebenen Weg. Nun aber geht es auf breiter Straße nordwärts, immer auf der Höhe entlang. Man hüte sich links abwärts ins Tal zu gehen. Nach etwa 20 Minuten vom Mittel- berg biegt die Fahrstraße in scharfem Knick nach Osten, und hier verlassen wir sie und nehmen abermals Waldpfade, die uns nach dem 600 m hohen Birkenkopf bringen. Weite Wälder überall, in denen der Wanderer mit sich und der fast unberührten Natur allein ist. Für Menschen, die das Alltägliche und die ausgetretenen Straßen lieben, sind diese Wege nichts; aber der, welcher ein wahrer Naturfreund ist, wird diese Wanderung nicht außer Acht lassen. Er wird auf seine Rechnung kommen. — Vom Birkenkopf führt ein bezeichneter Weg nach Norden auf die alte Breitensteiner Heerstraße. Auf dieser wandert man westwärts, versäume aber nicht, sich immer rechts zu halten, damit man nicht südwärts einbiegt und nach Neustadt gelangt. Sonst ist ein Irren unmöglich. Die Berge werden allmählich zu beiden Seiten höher und höher. Schon hat das Tal einen Namen, das Hufnageltal, dann öffnet sich von rechts herkommend das Totemannstal, und nun ist man auf alten vertrauten Pfaden (s. Wanderung 57) und gelangt sicher nach dem Netzkater. Von hier aus führt uns die Bahn nach Nordhausen.

61.

Nordhausen, Sägemühle, Eichenforst, Rodishain, Stempeda, Alte Stolberg, Steigertal, Nordhausen. (8 Stunden. Tagestur.)

Der Weg von der Sägemühle aus auf den Eichenforst ist nicht ganz leicht zu beschreiben und nicht ganz leicht zu finden. Man geht zunächst nördlich vom Wirtshause auf der Landstraße gegen Hainfeld zu, biegt aber alsbald, nach 5 Minuten, ostwärts in einen Fußpfad ein. Dieser überschreitet einen Bergriegel und geht dann in ein Tälchen hinab. In diesem schreitet man in idyllischer Waldeinsamkeit wenige Minuten entlang, überschreitet dann den Bach und wendet sich wieder aufwärts. Nach 20 Minuten ist man aber wieder in einem Tale, dem Wolfstale, angelangt, überschreitet auch diesen Bach und geht nun stracks den Eichenforst empor. Wenn man hier einmal vom Wege abirrt, so schadet das nicht. Man trifft sogleich wieder auf aufwärts führende Steige, die zum Forsthause führen. Man scheue diese Wanderung wegen einer Unbequemlichkeit, die in dem Auf und Ab liegt, nicht. Sie ist lohnend, und lohnend ist auch der Aufstieg auf den Eichenforst. Am Berghange wachsen Himbeeren und Erdbeeren zahllos; manchen schönen, wenn auch beschränkten Ausblick erhält der Emporklimmende, und oben ist bei Kaffee und Milch gut ausruhen. — Gerade südlich am Fuße des Eichenforst liegt das Dorf Rodishain. Der Weg dorthin ist nicht zu verfehlen. Eine breite Fahrsfraße führt von da südwärts nach Stempeda, und nun geht es auf bekannten Pfaden nach Steigertal und Nordhausen zurück (s. Wanderung 21.) Stehe früh auf, Wanderer, damit du nicht zu sehr zu eilen brauchst und auf der letzten Höhe hinter Steigertal in der Nähe der Schirmeiche noch die Sonne hinter den Bleicheröder Bergen untergehen sehen kannst. Ein guter Schlaf aber nach diesem Marsche ist dir gewiß.

62.

Nordhausen, Sägemühle, Eichenforst, Stolberg, Tyratal, Rottleberode. (6 Stunden. Tagestur.)

Bis auf den Eichenforst verfolgt man den Weg der vorhergehenden Wanderung. Von hier aus geht es nordwärts durch den grünen Laubwald auf einer fast schnurgeraden, ebenen Waldstraße. Diese führt uns nach 20 Minuten an den Rand des Gehölzes. Vor uns liegen die Wiesen, Felder und Oedländer des Ortes Hainfeld. Man versagt es sich, dieses Anwesen zu besuchen und verfolgt immer den Waldrand nach Osten hin. Nach 15 Minuten schlägt unser Weg einen ziemlich scharfen Haken nach Norden hin. An dieser Stelle verläßt man ihn, tritt vollends in den Wald ein und wendet sich weiterhin nach Osten. Es ist ratsam, diesen Weg einzuschlagen, weil er uns an die berühmte Lutherbuche führt und damit an einen der schönsten Ausblicke auf Stolberg durch das Waldesgrün hindurch. Tief aus dem Tale heraus blicken die roten Dächer der altertümlichen Ortschaft, die in vier Tälern hingestreckt anmutig genug vor uns liegt. Auf dem Hügel zwischen dem westlichen Ludetale und dem östlichen Kalten Tale liegt das Schloß der Stolberger Grafen, ein stattlicher Bau. Es liegt auf einer alten Talterrasse der Flüsse, und die Höhe des Schloßberges bezeichnet die ursprüngliche Höhe des Flußtales und also die des tertiären Harzes. (Vgl. Wanderung 58.) Seitdem hat sich das Gebirge durch vertikalen Druck weiter hinausgehoben, und die Flüsse wurden gezwungen, um ihre Erosionsbasis, die Helmeaue, zu erreichen, ihr Flußbett zu vertiefen. — Wenige Minuten durch Wald und Wiese führen uns in das Städtlein hinunter. Seit dem Jahre 1201 sind Schloß und Burg Stolberg entstanden; seit dem Jahre 1210 nennt sich ihr Erbauer, Freiherr Heinrich von Vockstedt, Graf von Stolberg. Dies Schloß beherbergt eine ansehnliche Bibliothek, aus der besonders die Sammlung der 20000 Leichenpredigten einigen Ruf erlangt hat. Bekannt ist, daß Martin Luther im Jahre 1525 in der Stadtkirche gepredigt und sich gegen das Unwesen der aufrührerischen Bauern gewandt hat. — Manche hübschen alten Häuser hat unser Städtchen aufzuweisen, unter ihnen besonders das Gebäude des Konsistoriums, das in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erbaut ist, das Rathaus und die Stadtkirche mit den Stolbergschen Erbbegräbnissen. An Otto Erich Hartleben und seinen Aufenthalt in Stolberg braucht wohl nicht erinnert zu werden. — Durch den Südzipfel Stolbergs wandert man dem Südrande des Harzes wieder zu. An heißen Sommertagen läßt es sich hier im schattigen Tyratale prachtvoll wandern. Die wohlgepflegte Landstraße und nebenherlaufend bequeme Promenadenwege empfehlen den Talmarsch weiterhin. Am Gasthause „Zoll“ vorbei gelangt man schließlich aus dem Gebirge und dem Walde heraus in die angebauten Fluren Rottleberodes (Rodung Radulfs). Kleinbahn und Staatsbahn bringen den Wanderer von hier nach Nordhausen zurück. — Will man nun aber die Fahrt mit dem Dampfrosse sparen, und weiß man sich gut zu Fuß, dann sei folgender Weitermarsch angezeigt: Vom Zoll im Tyratale verläßt man das Tal und wandert auf einem Fahrwege, der erst durch Wald, dann durch Feld führt, in südwestlicher Richtung nach Stempeda und von da nach Nordhausen. Die oben angegebene Marschdauer von 6 Stunden erhöht sich damit allerdings auf 8½ Stunden, eine Strecke Weges, die junge, marschfrohe Beine sehr wohl zu bewältigen imstande sein sollten.

63.

Nordhausen, Stiege, Karlshaus, Trautenstein, Benneckenstein. (4 Stunden.)

Auch die Hochfläche des Harzes östlich der Harzquerbahn hat ihre Reize, und so mögen die beiden nächsten Wanderungen hinauf auf die alte gehobene Rumpffläche des Harzes führen. — Mit den Harzbahnen gelangen wir über die Talmühle, wo wir umsteigen, nach dem Harzstädtchen Stiege. Vom Bahnhof aus sehen wir die Ortschaft auf der weiten, waldlosen, mit vielen Seen geschmückten Hochfläche liegen. Aus den roten Ziegeln der Häuser ragt das Schloß stolz hervor. Es ist von einem Blankenburger Grafen schon im 13. Jahrhundert erbaut und später Braunschweigischer Besitz geworden. Um die Burg herum siedelte sich dann der Flecken an. — Ohne uns der Ortschaft zuzuwenden, lenken wir vom Bahnhof aus sogleich unsere Schritte nach Südwesten, überschreiten die waldlose Fläche auf einer guten Fahrstraße, verlassen diese aber am Waldrande und wenden uns nach Westen auf einem Waldwege. Auf diesem haben wir zunächst noch 10 Minuten lang die Wiesen und Felder Stieges zur Rechten, dann aber nimmt uns dichter Buchenwald auf, und in diesem gelangen wir nach dem Chausseehause „am Radewege.“ Von hier aus führt uns ein wohlbezeichneter Weg auf den Karlshausturm, den wir von früheren Wanderungen schon kennen (s. Wanderung 37) und von dem wir den prachtvollen Rundblick abermals genießen. Von hier aus folgen wir nicht den Wegweisern, die uns die etwas sonnige Landstraße nach Trautenstein hin zeigen, sondern wandern in genau westlicher Richtung an den Dammbach hinunter, an dessen östlicher Seite wir auch einen alten Bekannten, den „Sophienhofer Stieg“, (s. Wanderung 36) wiederfinden und auf dem eilen wir Trautenstein zu. Nach kurzer Rast in diesem weltabgeschiedenen Dörfchen erreichen wir auf bekannten Pfaden darin Benneckenstein. Von hier aus wird die Rückfahrt angetreten.

64.

Nordhausen, Stiege, Breitenstein, Josephshöhe, Stolberg, Rottleberode. (5 Stunden. Tagestur.)

Nachdem man auf dem Bahnhofe Stiege ausgestiegen ist, wandert man an der linken, der westl. Seite des gleich am Bahnhofe gelegenen Sees entlang, umschreitet denselben auch an seinem Nordufer und wandert zunächst an der Bahn hin. Durch blumige Wiesen geht es, und auch an einigen dürftigen Feldern schreitet man vorüber. Dann tritt man in den Buchenwald ein und gelangt nach 1½ Stunden von Stiege aus nach dem Harzdorfe Breitenstein. Dieses durchwandert man von Norden nach Süden und gelangt nunmehr auf die Harzschützenstraße, einen breiten Waldweg, der in einer Stunde zur Josephshöhe führt, Am Fuße des Gipfels liegen die hübschen Wohnhäuser am Auerberg; überall erscheint die Sorgfalt, mit der die Grafen von Stolberg die Umgebung ihres Stammschlosses verwalten lassen. Durch schattigen Buchenwald in 10 Minuten zum Kreuze auf dem Auerberge. 577 m hoch, überragt dieser Berg, ein alter Stock aus Quarzporphyr, seine Umgebung. Das hellrötliche Gestein ist allenthalben zu sehen. Schon im 18. Jahrhundert krönte die überragende Höhe ein hölzerner Aussichtsturm. Dann wurde nach einem Entwürfe von Schinkel ein Turm aus Eichenbalken in Kreuzform errichtet, der 1834 eingeweiht wurde. Da dieser durch Blitzschlag, wie nicht anders zu erwarten war, stark zerstört wurde, hat man 1896 den jetzigen eisernen Turm von 39 m Höhe errichtet. 200 bequeme Stufen führen bis auf die oberste Plattform. Höchst anziehend ist der Blick auf das langsam nach der Aue sich abdachende Harzland. Anmutige Dörfer wie Schwenda, Rotha u. a. nehmen wir wahr. Im Süden erscheint das Kyffhäuserdenkmal. An hellen Tagen aber gestattet die Fernsicht eine Aussicht bis zum Petersberge bei Halle, auch einem alten Porphyrkegel, und bis zum Mansfelder See, dessen Wasserspiegel man erglänzen sieht. — Gut bezeichnete Wege führen westlich hinab nach dem lieblichen Stolberg, und von hier tritt man durchs Tyratal den Weg nach Rottleberode an.

65.

Uftrungen, Haseltal, Dietersdorf, Schwieder- schwende, Periodischer See, Roßla. (4 Stunden.)

Uftrungen erreicht man am besten mit der Kleinbahn von Berga her. Vom Bahnhofe aus verfolgt man dann die Dorfstraße nach Nordosten. In der Nähe des Dorfausganges trifft man auf den Haselbach. Gleich danach biegt man nicht nach Osten um, sondern behält die nördliche Richtung bei. Bald tritt man auf diesem Wege in das tiefeingeschnittene, wunderschöne Haseltal ein. Dieses Tal wird selten besucht, weil es abseits liegt von der großen Heerstraße; man gehe aber nicht an ihm vorüber. Nach halbstündiger Wanderung öffnet sich östlich ein Seitental, und dieses führt dann, auch reich an Naturschönheiten, nach Dietersdorf. Wenn wir dieses freundliche Harzdorf in östlicher Richtung durchwandern, gelangen wir auf die Landstraße nach Breitungen. Diese macht bald hinter dem Dorfe einen scharfen Südknick, wir aber halten uns weiter ostwärts und erreichen, bald nachdem wir wieder in den Wald eingetreten sind, das Jagdschloß Schwiederschwende. Einst hat hier ein Dorf gelegen, von dem aber keine Säule mehr zeugt von verschwundener Pracht; an seine Stelle hat ein Stolberger Graf 1720 ein Jagdschloß bauen lassen. Wenig südlich von diesem Gebäude erhebt sich an der Landstraße das Denkmal eines sitzenden Wolfes, zum Andenken daran, daß man 1724 hier den letzten Wolf im Harze erlegt hat. Von diesem Denkmale gehen wir ein paar Schritte wieder zurück und biegen westwärts in eine Waldstraße ein, welche uns in den Glasegrund führt. Halten wir uns immer am Glasebache, so erreichen wir den Bauerngraben mit dem Periodischen See. Dieser See bedeckt den Boden eines alten Einsturztrichters; sein Wasser hat er offenbar unterirdischen Wasseradern zu verdanken. Diese versiegen zu Zeiten ganz, und dann ist auch der See ohne Wasser. In unterirdischen Höhlungen des Zechsteins sucht das Wasser nach Süden seinen Ausweg. Die starken, sich immer wiederholenden Bergstürze beweisen, daß das Gestein einer unaufhörlichen, kräftigen chemischen Zersetzung unterliegt. — Wer starkes Schuhwerk hat und leidlich klettern kann, versäume nicht, die steile Wand im Süden hinaufzuklimmen. Der Blick von der Felswand oben ist lohnend, und am Steilrande entlang führen allerdings stark vernachlässigte Waldwege am schnellsten ostwärts auf die Landstraße nach Roßla. Wer nicht klettern will, muß sich am Waldrande haltend, nach Westen wenden und wird hier in kurzer Zeit auf die Landstraße treffen, die das Taubental zur Durchquerung des Höhenzuges benutzt und am Bahnhofe das Städchen Roßla erreicht. In diesem Orte befindet man sich mitten in der „Goldenen Aue“. Flamen haben im Mittelalter aus einem großen Sumpfgebiete fruchtbarstes Ackerland gewonnen. Roßla bedeutet ja auch den Ort an oder in einer tiefliegenden Wiese. (Ros verdumpft aus raseo (nd. wrase); La verstümmelt aus lacha (lat. lacus = Lache). Eine falsche Deutung des Ortsnamens hat das schwarze Roß ins Stadtwappen gebracht. — Wenn Zeit bis zur Abfahrt des Zuges übrig ist, versäume man nicht, dem Städtchen einen Besuch abzustatten. Es kann mit einer ganz netten gotischen Kirche aufwarten und auch das Schloß der Stolberger Grafen ist recht sehenswert.

66.

Uftrungen, Breitungen, Periodischer See, Questenberg, Wickerode, Bennungen. (4½ Stunden.)

Am Nordostrande Uftrungens, dort, wo wir bei der vorigen Wanderung nordwärts weitergegapgen sind; biegen wir ostwärts mit der Landstraße ab. Doch empfiehlt es sich nicht, auf dieser zu bleiben, sondern dort, wo die ersten bewaldeten Anhöhen südlich des Weges anstoßen, also nach vielleicht 10 Minuten Marsch vom Dorfe aus, einen Holzabfuhrweg einzuschlagen. Wenn man hier weiter ostwärts wandert, gelangt man an vielen Halden vorüber, wo einst nach Kupferschiefer gebohrt worden ist. Kurz vor Breitungen gelangt man dann auf die Landstraße zurück, der man ständig parallel gegangen ist. Geht man dann aus der Südflanke des Dorfes Breitungen hinaus, so wandert man auf dem Richtewege nach Roßla durch das Taubental dahin. Wenige Schritte nach Verlassen des Dorfes schlägt man ostwärts wandernd einen Feldweg ein, der an den Periodischen See führt. Von hier aus kann man auf bequemer Landstraße über Agnesdorf nach Questenberg gelangen, man kann aber auch die steilen Hänge am Bauerngraben hinaufklettern, oben, wie bei voriger Wanderung, ostwärts gehen, die Landstraße überschreiten und gerade auf den Questenberg gelangen. Die Sage weiß von einem Burgfräulein, das sich im Walde verirrt hatte, zu erzählen, es sei von einem Köhler aufgefunden und am folgenden Morgen im Triumphe zurückgebracht worden, dabei einen Blumenstrauß mit Quasten geschmückt, tragend. Am 3. Pfingstfeiertage wird alljährlich auf der Queste ein Eichbaum mit einem Blumenkränze geschmückt. — Nördlich das Ortes erhebt sich im Winkel zwischen zwei Tälern der Burgberg, der einst seit dem Jahre 1270 eine Burg getragen hat. Heute ist die Anhöhe ganz mit dem gelbblühenden Steinkraute überzogen, einer ausgeprägten Steppenpflanze. Den Wanderer aber erfreuen im Frühling die wunderlieblichen Täler mit ihren Obstbäumen, die tiefen Schluchten im Gipsgestein und das schöngelegene Dörfchen am Nassebache. Die eigentümliche Gestaltung des Tales, das sich bald verengt, bald zirkusartig erweitert, ist wahrscheinlich so entstanden, daß hier im höhlenreichen Gipsgestein ein Einsturztrichter neben dem anderen lag, bis ein Bach diese tiefen Erdfallen miteinander verband und zu einem Tale umschuf. — Wir wandern das Nassetal abwärts, befinden uns bei Wickerode schon im Buntsandstein und gelangen endlich nach der alten Pfalz Bennungen. (Ort am Venn, am Sumpfe.)

Bleicherode und das Eichsfeld

67.

Bleicherode-Bleicheröder Berge. (4 Stunden.)

„Das Bessere ist der Feind des Guten“, diesen Gemeinplatz kann man anwenden, wenn man von Ausflügen nach Bleicherode und dem Eichsfelde spricht gegenüber den Ausflügen nach dem Harze. Eine Unzahl von Naturschönheiten bietet die Umgebung von Bleicherode, eine Unzahl die Flächen des Eichst feldes. Doch der Harz mit seinen großartigeren Reizen lockt zu sehr, daß das Eichsfeld leider oft genug zu kurz kommt. Das ist sehr zu bedauern, und hoffentlich regen die hier zusammengestellten Partieen an, auch jener Gegend Besuche, und wir wünschen wohl, recht häufige Besuche abzustatten.

Bleicherodes Lage (Bleicherode = Rodung des Blicho) am Südostfuße der nach ihm benannten Berge ist wunderschön. Das Städtchen selbst zeigt sich dem Wanderer in jeder Beziehung von der vorteilhaftesten Seite: Die Straßen sind wohl gepflegt und sauber, die Anlagen machen einen vortrefflichen Eindruck, die Verpflegung ist gut und preiswert, und die Bewohner sind hier wie auf dem ganzen westlich davon gelegenen Eichsfelde freundlich und entgegenkommend. Mag man nun nach Bleicherode oder Worbis oder Dingelstedt oder Heiligenstadt kommen, jedesmal ist man einer liebenswürdigen Aufnahme sicher.

Doch zu Bleicherode selbst! Man wird guttun von Nordhausen einen solchen Zug zu wählen, daß man von Bleicherode- Ost aus Anschluß nach Bleicherode-Stadt hat. (Bahn Bleicherode-Herzberg.) In Bleicherode selbst wandert man die „Hauptstraße“ des Städtchens entlang, an der Kirche und dem alten, schon 1570 gebauten Rathause vorbei gegen die Berge hin. Am Westende der Hauptstraße biegt man in die Angerhergstraße ein und findet einen Wegweiser, der nach dem „Waldschlößchen“ weist. Diesem Wege vertraut man sich an. Das „Kurhaus“ läßt man rechter Hand liegen und steigt in dem Flußeinschnitt, der den Block der Bleicheröder Berge hier eingekerbt hat (Arskirn), langsam bergan, immer dem Wegweiser „Ascherode“ folgend. Rechts neben dem Wege befindet sich eine tiefeingeschnittene, jetzt trocken liegende Klamm, (vergl. oben Wanderung 7,) die ihr Dasein der Tätigkeit eines einstmals hier steil zu Tal gehenden Bächleins verdankt. Auf der Höhe geht es dann durch lustigen Buchenwald bis zum „Tannenkamp“. Unfern dieses unseres Rastortes hört man eine Schwebebahn vorüberrauschen, die von den im Norden und Süden unseres Bergplateaus liegenden Kalischächten in Betrieb gesetzt ist.

Nach kurzer Rast wenden wir dem Nordabfall der Bleicheröder Berge unsere Schritte zu. Dem Hollundertale, das hier hinabgeht, folgen wir nicht, sondern bleiben ständig am Rande der Höhe, den Wegweisern, die mit Krajaer Kopf bezeichnet sind, folgend. Von der Schutzhütte auf dieser Höhe genießt man eine prächtige Aussicht auf die weite Talebene zu seinen Füßen und auf den Harzrand mit dem Ravensberg und dem Knollen. Auf dem Krajaer Kopfe muß man in einem der Sommermonate im duftenden Grase liegen und träumen. — Nach kurzer Wanderung von hier aus haben wir die Löwenburg, eine alte Wallburg, erreicht, an der jetzt zum Andenken an einen Pfarrer ein einfaches Eisenkreuz auf einem kleinen Muschelkalk-Sockel steht, mit einigen Worten aus dem Propheten Jeremias (22. 29) geziert. Von der Löwenburg führen dann mehrere Wege abwärts über das Gasthaus „Japan“ nach Bleicherode zurück.

68.

Bleicherode, Umwanderung der Bleicheröder Berge, Hasenburg, Bodungen. (5 Stunden, Tagestur.)

Man verfolgt in Bleicherode die Hauptstraße bis zu ihrem westlichen Ende, biegt ein wenig nach Süden um und trifft dann sogleich auf Wegweiser, die nach dem Schützenhause führen. Ein prächtiger, mit alten Linden bestandener Platz lädt den Wanderer zur Rast ein. Diese darf aber nicht gar zu lange ausgedehnt werden, denn er hat ja noch mancherlei zu erledigen. Vom Schützenhause führen wohlgepflegte Wege weiter auf den Vogelsberg mit seinem Aussichtsturm. Stürmische Jugend wird es sich nicht nehmen lassen, hin und wieder einen aufwärts führenden Richtweg zu wählen, bequeme Leute werden die langsam ansteigenden Pfade vorziehen. Vom Aussichtsturme hat man eine umfassende Aussicht auf Bleicherode, auf alle Ortschaften zwischen Hainleite und Harz; fern im Osten zieht sich Nordhausen an den Harzvorbergen hinauf, die Goldene Aue erglänzt, und der Kyffhäuser zeigt sich am östlichen Horizonte. Auch der Harz mitsamt dem Brocken ist von dieser Stelle aus zu übersehen. An windstillen, sonnigen Tagen kann man gar- nicht besser tun, als hier oben ein Viertelstündchen auszuruhen und das Panorama auf sich einwirken zu lassen.

Ganz vortreffliche Wegebezeichnungen, wie man sie weder auf der Hainleite noch im Eichsfelde findet, leiten dann nach Süden zum Gebraer Kopf. Die Auffindung des Weges verursacht nicht im geringsten Schwierigkeiten. Man achte nur darauf, daß man etwa 20 Minuten vom Aussichtsturm aus, dicht hinter einem kleinen, jetzt verlassen liegenden Steinbruch in einen Seitenweg südlich einschwenkt, der den Wanderer an den südlichen Rand des Plateaus führt. Vom Gebraer Kopf überblickt man die Eichsfelder Pforte und den sogenannten Eichsfelder Kessel westlich davon. Den Abschluß im Süden bildet der Wall des Dün. — Der Weg vom Gebraer Kopf führt dann weiter gen Westen. Schöne und seltene Blumen kann man zu jeder Jahreszeit hier beobachten. Besonders im Frühjahr prunkt der Wald mit der Fülle und der Seltenheit seiner Flora. Eine Unmenge Orchideen bevölkert unser Gebirge; und der, dem es weniger auf Eigenartigkeiten ankommt als darauf, einen schönen Blumenstrauß mit heimwärts zu führen, findet die schöne große Blume der Waldanemone überall blühen.

An der Wegegabelung wähle man nicht den Weg nach Äscherode, sondern lasse sich von dem Wegweiser nach dem Hollundertale und dem Krajaer Kopfe leiten. Bald nachdem dieser Weg nach Norden umgebogen ist, weist ein Schild nach dem Orte Buhla hinab. Diesen Abstieg schlage man ein, durchwandere Buhla und ersteige dann die sich im Norden Buhlas auftürmende Hasenburg (= Asenburg). Diese ist ebenso wie der Bleicheröder Berg eine Muschelkalkhöhe; die harten Muschelkalkbänke haben hier der Abtragung widerstanden und I auch den darunter lagernden Buntsandstein geschützt. Wegen ihrer Isoliertheit und wegen ihrer für Feinde völlig unzugänglichen Lage hat sie in vorgeschichtlicher Zeit eine bedeutsame Rolle gespielt. Eine alte Wallburg hat sie gekrönt, und Opfer haben hier den heidnischen Äsen gedampft. Später hat die Hasenburg in der Zeit der Salier eine Burg getragen, einige Mauerreste einer Zwingburg gegen die Sachsen sind noch vorhanden.

Den Abstieg nimmt man nach Wallrode und Klein-Bodungen, und der Wanderer, der auf diesem Ausflug soviele Schönheiten genossen hat, wird mit einem kleinen Marsch durch die Ebene und die Felder einverstanden sein. In Klein-Bodungen besteigt man die Bahn.

69.

Worbis und Umgebung. Hardtkapelle, Iberg, Kanstein

Einer der schönstgelegenen Orte im ganzen Eichsfelde ist unleugbar Worbis. Man erreicht das Städchen mit der Bahn Nordhausen-Leinefelde und steigt in Leinefelde in die Bahn Leinefelde-Wulften. — Worbis selbst bietet wenig Sehenswürdigkeiten, immerhin ist die Klosterkirche, die es aufzuweisen hat, nicht uninteressant. Um so herrlicher ist seine Umgebung. Man kann durchaus einen Tag darauf verwenden, in der nächsten Nachbarschaft des Ortes herumzuwandern. Um dazu Anleitung zu geben, mag empfohlen sein, zunächst die Hardtkapelle zu ersteigen. Man verfolgt auf der Ostseite des Gasthauses zur Krone vorbei die Straße; diese führt bald aufwärts einen mit Stationen besetzten Weg entlang. Oben steht eine Kapelle, und den Wanderer umfängt heimlicher, stiller Wald. Durch den Wald pilgere man nach Norden. Nach 10 Minuten wird man den Waldrand erreicht haben, und nun schlage man sich auf Feldwegen nach links gewendet nach der Landstraße Worbis-Kirchohmfeld herüber, die man vor sich sieht. Diese überschreite man und verfolge einen Pfad am Waldsaume entlang. Schon wieder in der Nähe der Stadt, jetzt an ihrem Nordwestrande angelangt, wende man sich nach Westen aufwärts am Kurhause vorbei auf den Iberg (= Eibenberg). Wohlgepfegte Waldwege führen auf die Höhe. Dieser Weg vom Kurhause aus führt am schnellsten zum Ziele. Auf der Höhe erreicht man bald den Kanstein. (Kanstein, Konstein = Hanstein, Honstein). Er besteht aus stark abgetragenen Klippen, die die westliche, der Witterung besonders ausgesetzte Steilwand des Iberges bilden. Einige Pfeiler des Kansteins, die noch vor wenigen Jahren vorhanden waren, sind heute der Abtragung erlegen und in die Tiefe gewandert. Das tut aber der Romantik der Gegend und der Schönheit des Blicks nicht den geringsten Abbruch. — Den Abstieg nimmt man dann an der Westseite des Iberges hinab, der nach einer halben Stunde auf die Landstraße Worbis-Wintzingerode führt.

70.

Worbis, Kirchohmfeld, Adelsborn, Bodenstein, Sonder, Hauröder Klippen, Hauröden, Groß-Bodungen. (5 Stunden Tagestur.)

Von Nordosten der Stadt Worbis führt ein hübscher, idyllischer Talweg nach Kirchohmfeld, dem Geburtsorte des Komponisten Heinrich Werner (Heideröslein). Von hier aus wird man sich einen zwar nicht durch Wald führenden, aber mit Bäumen wohlbepflanzten Weg nach dem Anwesen Adelsborn gefallen lassen. Von Adelsborn aus verlassen wir die Landstraße und wenden uns westlich in den Buchenwald, durch den ein Waldweg nach Schloß Bodenstein führt. Auf einem Bergvorsprunge gelegen, gewährt es einen schönen Blick über das ganze Eichsfeld, vor allem aber in das Hahletal mit seinen Dorf- schaften hinein, das am Westrande das Ohmgebirge abschließt. Im Innern des Burghofes bemerkt man zur Linken eine gotische Kapelle, zur Rechten einen altertümlichen hohen Bau, der auf einem weitvorragenden Vorsprunge liegt. Wönn man sich von hier aus am Rundblick erfreut hat, kommt auch noch der auf seine Kosten, der Liebhaber von kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten ist.

Von Bodenstein geht ein Fußweg auf der Hochfläche des Ohmgebirges nach Norden. Dort wo dieser die Waldkante erreicht, gehe man nicht weiter nach Norden, sondern verfolge den Wiesenpfad am Rande des Holzes nach Osten entlang. Nach 10 Minuten überschreitet man dann die Landstraße Kirchohmfeld-Holungen, geht in einem lieblichen Tale abwärts, bis eine Brücke über das Bächlein von der Westseite auf die Ostseite führt. Nun steige man steil bergan auf den sogenannten Sonder. Hat man die Hochfläche wiederum erreicht, nehme man immer die Waldwege, die genau nach Osten führen, vermeide jedenfalls abwärts zu gehen. Wegweiser fehlen vollständig, und eine Beschreibung des Weges würde hier zu nichts führen, weil alle Augenblicke Waldwege einander kreuzen. Überhaupt tut man gut bei Ausflügen auf das Eichsfeld einen Kompaß einzustecken. Wegbezeichnungen fehlen fast ganz, selbst Generalstabskarte und Meßtischblatt versagen oft, weil Jahr für Jahr neue Waldwege angelegt werden und aufgeforstet oder abgeholzt wird. Doch der Weg von dem Sonder nach den Hauröder Klippen ist nicht schwer zu finden, wenn man sich nur auf der Hochfläche hält und nicht von der Ostrichtung abweicht. Nach 40 Minuten wird man es hell im Buchenwalde werden sehen, und man tritt auf die Klippen heraus. Hier soll der Wanderer rasten, und je länger er Zeit hat, desto besser. Die ganze Grafschaft Hohenstein samt Nordhausen und der Harz vom Ravensberg bis über den Poppenberg hinaus liegt vor ihm ausgebreitet. In wilder Schlucht südlich der Hauröder Klippen geht’s dann hinab nach Hauröden, von da nach Groß-Bodungen. Von hier aus führt die Bahn nach Bleicherode-Ost und von dort nach Nordhausen.

71.

Worbis, Ferna, Brehme, Sonnenstein, Holungen, Bischofferode. (5 Stunden Tagestur.)

Die hier empfohlene Tur macht man am besten, an einem zweiten Ausflugstage von Nordhausen aus, nachdem man am ersten Worbis und Umgebung (69) in Augenschein genommen hat. — Die Bahn führt uns in wenigen Minuten über Wintzingerode nach Ferna. Diesen Ort durchwandert man. Am letzten Hause biegt ein Pfad rechts von der Landstraße ab nach Tastungen zu. Ein paarmal über Wassergräben muß man allerdings springen können, sonst bleibe man lieber auf der Chaussee. Von Tastungen aus führt am Wehnder Warttürmchen vorbei der Weg nach Wehnde und aus dessen Ostecke heraus nach Brehme, das wunderschön eingebettet liegt zwischen den Muschelkalkbergen des Ohmgebirges und dem Buntsandsteinrücken des Sommerberges. Der bequeme Weg von Brehme zum Sonnenstein führt aus der Mitte des Ortes heraus nordwärts, ein steiler, aber schönerer aus der Ostecke des Ortes. Der Sonnenstein, wie viele einsam herausragende Kegel der Gegend eine alte Zufluchtstätte der Bevölkerung, ist geologisch aufzufassen als ein stehengebliebener Rest des einstmals weit nach Norden übergreifenden Ohmgebirges. Er bildet die gerade Fortsetzung des Sonder. Steil steigt er von Westen, der Wetterseite auf, flacher fällt er nach Osten ab. Von seinem Gipfel aus überschaut man nicht nur das gesamte sogenannte „Gericht“, sondern sieht in großartigem Rundblick von Nordhausen im Osten bis an die Leineberge im Westen. Im Untereichsfelde erscheinen uns Duderstadt und der Seeburger See. Weiter westlich bemerken wir die Gleichen, und ganz im Südwesten ragt die Höhe des Meißner auf; auch der Herkules von Wilhelmshöhe bei Cassel ist zu sehen. Vom Sonnenstein herab führt der Weg auf Holungen zu und von da nach Bischofferode. Die Bahn Wulften-Bleicherode führt uns nach Bleicherode und von da nach Nordhausen.

72.

Niederorschel, Reifenstein, Kallmerode, Scharfenstein, Beuren. (6 Stunden, Tagestur.)

Unsere Wanderung führt uns in den Eichsfelder Kessel. Im Frühjahr oder Herbst unternehme man sie, nicht im heißen Sommer, da der Weg streckenweise durch Felder und Auen führt. — Vom Bahnhof Niederorschel durch den Flecken Niederorschel über Oberorschel, Kleinbartloff nach Reifenstein ist der Weg nicht zu verfehlen. Reifenstein ist ein altes Cisterzienser Kloster; von der einstigen Tätigkeit der Mönche ist aber nichts mehr übrig geblieben als die in der Klosterumgebung üppig wuchernde Nießwurz, die im April ihre grünen Blüten entfaltet. (Sie kommt auch in der Nähe des Klosters Walkenried vor). Die Kirche dient heute mit als Wirtschaftsgebäude.

Von Reifenstein aus beginnt gen Süden hin in schönem Waldtal der Aufstieg auf den Sonder, eine Bergkuppe des D ü n. Am Kilometerstein 3,1, — man achte genau daraut, denn Wegbezeichnungen fehlen, wie beinahe überall im Eichsfelde — biegt man von der Chaussee rechts, also westlich ab. Ein breiter Waldweg führt auf den Rücken des Sonder, und wenn man ihn immer weiterverfolgt, gelangt man an den Waldrand nach Dingelstedt zu. Unfern der Straße sieht man nordwärts die Försterei Geney liegen. An dieser geht man vorbei, überschreitet nach 15 Minuten die Bahn Leinefelde-Dingelstedt und geht an der Kante des Dingelstedter Waldes nach Kallmerode. Von hier aus bietet sich verschiedene Gelegenheit Schloß Scharfenstein zu erreichen. Der schönste Weg ist folgender: Von der Kirche mitten im Dorfe geht man westwärts. Gleich hinter den letzten Häusern steigt man einen Stationsweg aufwärts bis zur Kapelle. Von hier aus geht ein Wiesenpfad immer am Waldrande entlang. Nach einer Viertelstunde von der Kapelle aus biegt man nordwärts ein und gelangt in 10 Minuten auf die Landstraße Kallmerode-Kreuzeber. Will man die Schulmeisterbuche, eine uralte Buche an dieser Landstraße, unter der einst der große Erzieher Dr. Kellner die Eichsfelder Lehrerschaft versammelte, nicht besuchen, so überschreitet man sie gleich und kommt nach 5 Minuten an das Schloß Scharfenstein. Einstmals haben hier Kurmainzer Burggrafen ihres Amtes gewaltet, jetzt herbergt die Burg einen Förster. Vom Turme hat man eine wunderherrliche Aussicht über das ganze Eichsfeld, so daß man, wenn man sie genossen hat, sich den Blick vom Rondel bei Vollenborn wohl sparen kann. Nicht vorübergehen darf man auch an den vielhundertjährigen Linden, deren in der Nähe des Schlosses eine ganze Reihe steht. Vom Schloß aus führt ein Fußpfad steil, eine Landstraße bequem hinab nach Beuren. Von hier tritt man die Rückkehr nach Nordhausen an.

Die Hainleite

Niedergebra, Lohra, Steinerne Jungfrau, Helbetal, Friedrichsrode, Westhang der Hainleite, Sollstedt. 5 Stunden.

Wendet man von Nordhausen den Blick gen Süden, so erblickt man über die Aue hinweg, sich lang von West nach Ost dehnend, den Zug der Hainleite. Wir bezeichnen mit diesem Namen einen Gebirgszug, der sich von der Eichsfelder Pforte im Westen bis zum Unstrutdurchbruch an der Sachsenburg im Osten hinzieht. Nordhausen gegenüber im Süden liegt nur die westliche Hälfte dieser langen Gebirgsmauer, gegen Osten verschwindet sie mehr und mehr hinter den Änhöhen der Windleite und dem Zuge des Kyffhäusergebirges.

Diese Hainleite besteht durchweg aus Muschelkalk. Ihren Steilabfall hat sie nach Norden hin. Hier decken Muschelkalkbänke von 150—200 m Höhe den unter ihnen liegenden Buntsandstein (Röt). Gegen Süden dagegen geht der Höhenzug langsam in das Thüringer Becken über, und ohne daß man es an einer Terrainstufe merkt, legen sich ganz allmählich weiche Keuper-Mergel oder jugendliche Ablagerungen über die harten Muschelkalke Die schönsten, zerklüfteten Teile der Hainleite findet man also an dem nördlichen Steilabfall. Denn hier haben die Tauschend zu Tal gehenden Bäche das Gebirge in viele einzelne Kuppen mit steilen Flanken zerlegt.

Die Vegetation ist durch das ziemlich wasserarme, schwerverwitternde Kalkgestein bedingt. Den Nordabfall bedecken zumeist Buchenwaldungen; auf der Höhe und nach Süden hin ist dieser Waldbestand häufig durch Rodungen mit dürftigem Ackerbau und geringer Schafweide unterbrochen. Den Botaniker aber reizt die östliche Hainleite, besonders die Gegend um Seega. Bei einer geringeren Niederschlagsmenge als im Westen hat sich nämlich hier eine ausgezeichnete Steppenflora erhalten, und die Abgeschiedenheit der Gegend hat manche im übervölkerten Deutschland selten gewordene Pflanze vor der Ausrottung bewahrt. — Diesem Höhenzuge der Hainleite sind die nächsten Wanderungen gewidmet; unsere Ausflüge sollen uns von West nach Ost mit ihm bekannt machen.

An einem schönen Mai- oder Septembertage — die Hainleite sucht man am besten im Frühling oder Herbst auf — fährt man mit der Bahn bis Niedergebra. Nachdem man den Ort durchwandert und in seiner Mitte einer uralten Linde einige Aufmerksamkeit geschenkt hat, verläßt man ihn an seiner Südostecke und wandert ein Stückchen auf der Heerstraße Halle- Kassel dahin. Zur Rechten, am Fuße der Hainleite, sieht man schon Friedrichslohra liegen, das man über einen kleinen Höhenrücken hinweg alsbald erreicht hat. Das Dörfchen trägt seinen Namen nach keinem geringeren als nach Friedrich dem Großen, der hier Wollweber aus dem Eichsfelde angesiedelt hat und Zigeuner an dieser Stelle seßhaft machen wollte. Wir lassen den Ort ostwärts liegen und verfolgen die Landstraße aufwärts ins Gebirge hinein. Hoch oben zu unserer Linken erscheint schon „Amt“ Lohra, das wir auf einem Fahrwege, der etwa 200 m hinter den letzten Häusern abbiegt, erreichen. Lohra (lar = Wohnung, Niederlassung. Vgl. Goslar, Frizlar, lateinisch : Lar- Hausgottheit, dann übertragen „Herd“) ist eine uralte Burg aus dem 12. Jahrhundert, die den alten Paßweg über die Hainleite sperrte. Bemerkenswert in ihr ist eine alte Doppelkapelle romanischen Grundcharakters, und daneben der Rest eines alten Bergfrieds, dessen Mauern die Eigenart des Aehrenverbandes auf weisen. — Von dem Gutsgehöft aus halten wir uns westwärts am Waldrande und gelangen alsbald auf unsere Landstraße zurück. Diese hält sich immer am Westrande der Rodung, zu unserer Rechten begleitet uns schon Wald. Dort wo diese Fahrstraße in eine kleine Senkung hinabführt, mündet von rechts, also von Westen, ein Fußweg in sie ein. Diesen Fußweg, den man nach 20 Minuten vom Amte Lohra aus erreicht hat, benutzen wir nun weiterhin. Der Weg führt bald sanft bergab, bald ein wenig bergan. Wenn Waldpfade von ihm abzweigen, halten wir uns stets an den breitesten, befahrensten Weg; im Zweifelsfalle aber hält man sich stets südwärts. Kurz nach einer abermaligen starken Biegung nach rechts, nachdem er, diesmal ziemlich steil, abwärts gegangen ist, verfolgen wir unseren Weg nur noch einige hundert Meter. Dort wo eine kleine Gruppe hoher Tannen in den schmalen Talgrund vorspringt, zweigt ein Wiesenpfad bergan steigend ab. Er ist breit und mit kurzer Grasnarbe bestanden. Sind wir auf der Höhe angelangt, öffnen sich vor uns schon Ausblicke auf Täler und Höhen. Am Stein 52 machen wir Halt und gehen dann links hinab. Nach 100 Schritten stehen wir vor einem einsamen Kreuze aus Muschelkalk, einem Mordkreuze, das der Volksmund die „steinerne Jungfrau“ getauft hat. Und nun geht es flugs in das Helbetal hinunter. Wenn wir sonst auf unserer Wanderfahrt noch keine Rast inmitten der Abgeschiedenheit der Hainleite gemacht haben, so halten wir sie hier im weltenfernen Wiesengrunde. Einige hundert Schritt südlich von unserem Standpunkte liegt eine Bergkuppe, von einer alten Wallburg, der Helbeburg, gekrönt. Flinke Wanderschuhe werden sie aufsuchen. Doch wertvoller als die Wallüberreste auf der Höhe, ist die Flora am warmen Südhange. (Cardus defloratus). — Dort aber, von wo wir von der „steinernen Jungfrau“ herabgekommen sind, geht auch, nur durch einen schmalen Wiesengrund von diesem getrennt, eine Fahrstraße im Feuergrunde gen Norden und nach Friedrichsrode empor. Man beachte den kleinen Muschelkalkbruch am Eingang der Straße vom Helbetal aus. In einstündiger Wanderung gelangen wir nach dieser kleinen Ortschaft auf der Hainleite. Das Dörfchen besitzt zwei Gasthäuser, die uns deshalb interessieren, weil hinter dem zweiten nach Norden hin der Feldweg abzweigt, den wir einzuschlagen haben. Dieser führt dann nach einer starken Linksbiegung an den westlichen Rand der Hainleite. Von diesem Punkte aus heißt nach Süden und Westen hin der Muschelkalkzug „Der Dün“, nach Norden und Osten hin «„Hainleite“. Vom Wege aus gehen wir ein wenig rechts aufwärts und blicken von hoher Warte in den Eichsfelder Kessel hinein und sehen die Sonne hinter dem Eichsfelde goldig verschwinden. Im Norden aber türmen sich vor uns die Bleicheröder Berge und das Ohmgebirge auf. — Und nun geht's zu Tal. Nach einer kleinen halben Stunde ist Sollstedt erreicht, von wo aus die Rückfahrt angetreten wird.

74.

Klein-Furra, Waldhaus, Feuerkuppe, Frauenberg, Sondershausen. 4 Stunden.

Vom Bahnhof Klein-Furra wandert man zunächst durch die Felder südwärts an den Rand der Hainleite. Schon aus der Ferne erblickt man die Schachttürme des Kalischachts Immenrode. Darauf geht es zu. Die Landstraße, übrigens die einstige alte Heerstraße, benutzt einen Einschnitt in die Mauer der Hainleite, um auf die Höhe nach Straußberg zu gelangen. Ihr folgen wir zunächst an dem schön gelegenen Gasthause „Waldhaus“ vorbei. Bequeme Leute müssen dann, um die Feuerkuppe zu erreichen, den Weg über Straußberg nehmen. Doch wer klettern kann, scheut den geraden Aufstieg auf die Kuppe nicht, die sich zur Linken des Weges erhebt. Etwas außer Atem, aber froh über den geglückten Anmarsch stehen wir oben auf der Kuppe. Leider sind da jetzt Steinbrüche angelegt, die die Ursprünglichkeit zerstören, und auch die Aussicht nach Norden hin beginnt zuzuwachsen. Aber einige schöne Tal- und Fernblicke lohnen doch noch den Besuch der Feuerkuppe. Von der Anhöhe schlägt man nun einen genau südwärts gerichteten Pfad ein, gelangt an eine Rodung, läßt Straußberg rechts liegen und steigt hinan, bis man einen breiteren Fahrweg trifft. 10 Minuten führt dieser Fahrweg in scharfer Ostrichtung am Waldrand entlang und biegt schließlich nordwärts in den Wald ein. Innerhalb des Waldes geht es sogleich wieder nach Osten. Man vertraue sich diesem Wege, dem Rittwege, an, hüte sich aber davor, abwärts zu wandern. Durch schönen Buchenwald geht es dahin. Kurz vor dem Austritt auf das Wiesengelände des Frauenberges nehme man den Weg links und bleibe auf der Höhe. Unser Weg führt uns durch mehrere deutlich sichtbare Walllinien, die Befestigungen einer alten, großen Wallburg, die einstmals den Urbewohnern dieser Gegend als Zufluchtsstätte gedient hat* Die alte heidnische Siedlung wurde später zu einer christlichen, und das Kloster Jechaburg wurde am Fuße des Frauenberges angelegt. Doch wir, wenn wir auf dem 411 m hohen Frauenberge stehen, wenden unsern Blick nicht zurück in die graue Vergangenheit, sondern in die helle Gegenwart, in die lachende Landschaft, die zu unseren Füßen ausgebreitet liegt. Eine köstliche Äussicht bietet sich dem entzückten Äuge von dem kahlen, steilen Bergvorsprunge, der vom Staffelstein in die Frankenlande hinein vergleichlich. Nach Norden hin überblicken wir die ganze Aue und den Harz, nach Osten hin sehen wir das Wippertal mit seinen lieblichen Dörfern vor uns ausgebreitet, und über waldige Hügel hinweg grüßt aus der Ferne die Spitze des Kyffhäuser Denkmals. Aus dem Buchengrün der Hainleite selbst winkt der nahe Possenturm herüber. — Abwärts geht es am Ostabhange auf steilem Pfade. Durch Jechaburg hindurch ist dann bald Sondershausen und damit das Ziel unserer Reise erreicht.

75.

Sondershausen, Bismarckturm, Rondel, Sondershausen. 2 Stunden.

An der Bahnstrecke Nordhausen-Erfurt liegt an der Wipper zwischen Hainleite und Windleite die Hauptstadt des früheren Fürstentums Sondershausen. Das schön gelegene, stille Städtchen mit seinen rund 8000 Einwohnern macht einen äußerst angenehmen Eindruck auf den Besucher. Auf dem Ausläufer des niedrigen in die Stadt hineinragenden Franzberges liegt das Schloß, das, wie es heute steht, größtenteils aus dem 16. Jahrhundert stammt; sein Westflügel ist erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts so aufgebaut, wie wir ihn heute vorfinden.

Unsere kleine Wanderung läßt es durchaus zu, der Stadt zur Genüge unsere Aufmerksamkeit zu schenken, und wir werden vor allem nicht versäumen, den herrlichen, nördlich des Schlosses gelegenen, durch wunderschöne alte Bäume ausgezeichneten Park zu besuchen. Hier liegt auch der Lohplatz, auf dem im Sommer jeden Sonntag gute Konzerte gegeben werden.

Will man sich durch Sondershausen nach der Hainleite hinfinden und die es umgebenden Berge aufsuchen, so verfolgt man zunächst vom Bahnhof aus die Marienstraße und biegt von ihr durch eine der sie senkrecht schneidenden Straßen südwärts ab; am besten nimmt man die Friedrichstraße. Man überschreitet die Güntherstraße und wendet sich weiter den Bergen zu. Das Gasthaus „Waldschlößchen“ läßt man rechts liegen und wandert nunmehr auf der „Possenstraße“ im grünen Buchenwalde die Flanken der Hainleite hinauf. Dort wo die Landstraße etwa 100 m vom Waldrande entfernt im weiten Bogen nach links die Höhe zu erreichen strebt, gehen von ihr zwei Waldwege ab. Der eine führt in einem Hohlweg hinan, der andere, der der Landstraße nähere, führt gerade zum Bismarckturm hinauf. Diesen erreichen bequeme Fußgänger am besten auf der Chaussee ; Leute, die das Steigen nicht scheuen, werden den Waldpfad vorziehen. In 15 Minuten ist die Höhe erklommen, und man steht vor dem 1895 erbauten Bismarckturme, der eine ähnliche Aussicht bietet, wie der Frauenberg. Den Berg krönte einst die Spatenburg, die der rastlose Burgenbauer Heinrich IV. als Zwingburg angelegt hatte. Wenige Mauerreste sind erhalten. — Im Verfolg der Possenstraße gelangt man dann leicht zum Rondel, in dessen Mitte eine bronzene. Orientierungstafel errichtet ist. Der Blick von hier durch das Grün der Bäume auf Sondershausen und in die Ferne hinein, ist äußerst lohnend. — Den Rückweg nach Sondershausen nimmt man auf der Possenstraße.

76.

Sondershausen, Bismarckturm, Possen, altgermanische Schanzen, am Waldessaume zurück nach Sondershausen. 4 Stunden.

Auf der Possenstraße wie bei der vorigen Wanderung erreicht man das Rondel. Von hier aus sieht man die schnurgerade Possenstraße dem Jagdhause zustreben. Die Wanderung auf der schönen breiten Fahrstraße durch den hohen Buchenwald ist sehr genußreich. Will man aber die Sondershäusischen Wälder noch eingehender kennen lernen, so geht man beim Rondel westwärts durch ein Gatter und streift nun durch die sogenannten Dornen. Die Wege sind hier nur teilweise bezeichnet; ist man aber im unklaren, welcher Pfad einzuschlagen ist, so wende man sich stets nach links; dann gelangt man immer wieder auf die Possenstraße zurück. Wenn man vermeidet, sich allzuweit nach rechts zu halten oder gar abwärts zu gehen, kann man nicht fehlen. Der schönste Weg durch die „Dornen“ kommt in der Nähe des letzten Steilaufstieges auf den Possen nach der Possenstraße zurück. Bald sind das Jagdschloß und der westlich davon stehende Possenturm erreicht. Das Jagdschloß ist im 18. Jahrhundert angelegt und soll seinen Namen davon tragen, daß ein Prinzeßchen, das zur Einweihungsfeier nicht eingeladen war, doch erschien und in einigen launigen Versehen zum Ausdruck brachte, sie sei, um den Anwesenden „einen Possen“ zu spielen doch gekommen. — Ist man am Possenturme vorbeigewandert, so weist ein Schild nach „Goldleite, Schanzen, Bahnhof Hohenebra.“ Zunächst geht der Weg noch ein wenig in der Nähe der Possenlichtung entlang, dann wendet man sich scharf nach rechts und ziemlich steil abwärts. Von diesem Wege aus kann man mehrere unbezeichnete Waldwege nach den altgermanischen Schanzen einschlagen. Der an Naturschönheiten reichste ist folgender : Man wandert auf dem angegebenen Wege weiter, bis man bemerkt, daß der Weg zu Tal führt und über die Baumgipfel hinweg schon der jenseitige Talhang zu bemerken ist. Hier steht rechts am Wege eine uralte Eiche. Än dieser biegt man rechts, also nach Norden hin ab. Dieser Weg lenkt nach 7—10 Minuten nach Westen um. Dabei hat man nunmehr zur Rechten ein tiefes Tal, in das sich auch einige Ausblicke tun lassen, das sogenannte „Kalte Loch.“ Unser Weg biegt immer weiter um, und nun erscheinen im Wald rechts von uns schon alte Wälle. Bald trifft man wieder auf einen begangenen Weg, dem man folgt und der durch alte Wallringe führt, welche unsere Vorfahren hier zu ihrem Schutze in grauer Vorzeit angelegt haben. Nachdem wir sie durchschritten haben, rasten wir auf einer Bank am Wege, kurz ehe es steil ins Tal hinabgeht. Auf Jechaburg und den Frauenberg sind uns von hier aus Blicke gestattet. Dann geht es hinab ins Bebraer Tal. Unten aber vermeiden wir, auf der Talsohle dahin zu marschieren, wir biegen vielmehr ein wenig in das „Kalte Loch“, das sich gerade da öffnet, wo unser Pfad aus dem Walde tritt, aufwärts ein und gehen dann nordwärts auf gutem Wege immer an der Waldkante entlang nach Sondershausen zurück. Dieser Weg, etwa 50 m über dem Tale am Waldrande ist besonders reizvoll. Nachdem wir endlich die Kleinbahn Sondershausen-Frankenhausen überschritten haben, kommen wir in das Städtchen zurück.

77.

Sondershausen, Jechaburg, Immenrode, Groß-Berndten, Dietenborn, Klein-Berndten, Helbe-Tal, Friedrichsrode, Sollstedt. 6½—7 Stunden. Tagestur.

Die vorstehende Wanderung sowie die nächst beschriebene sind Ausflüge, die sehr selten von Nordhausen aus gemacht werden, die aber den, der tüchtige Wanderschuhe hat und der die Natur der westlichen Hainleite wirklich kennen lernen will, besonders reizen werden.

Die Wanderung Sondershausen-Sollstedt ist mit einem paar Worten dargelegt. — Über Jechaburg hinaus wandert man in den Buchenwald der Hainleite hinein. Bald hinter dem Dörfchen gabelt sich der Weg; man wählt den linken, in die Talschlucht hineinführenden; der rechte führt auf den Frauenberg und den Rittweg. Nach 40 Minuten tritt man dann auf die weite Rodung von „Immenrode“. Am Wege wachsen Vogelkirschen, die Äcker tragen nur Roggen, Hafer, Futterrüben, Kartoffeln. Wir befinden uns auf der Höhe der Hainleite mit ihrem kalkigen, schwer verwitternden Boden. Von Immenrode aus nimmt man dann immerfort die Landstraße bis über Klein-Berndten hinaus. 1 km nördlich dieses Dorfes aber biegt man von der Straße, die nach Lohra führt, links, also westwärts ab in einen breiten Wiesenpfad ein. Das ziemlich tief eingeschnittene Trockental an der Seite des Weges zeigt, daß ein Bächlein voreinst hier herniedergegangen ist und dadurch zur Anlage des Weges gereizt hat. Dieser Waldweg führt ins Helbetal und auf denselben Punkt, den wir schon in Tur 73 berührt haben. Durch den Feuergrund steigen wir dann nach Friedrichsrode empor und gelangen fernerhin auf dem schon beschriebenen Pfade nach Sollstedt. Von dort aus wird mit der Bahn der Rückweg angetreten.

78.

Sondershausen, Rondel, Possen, Mutter-Blutbuche, Possen, Sondershausen. 6 Stunden. Tagestur.

Wer die echte Waldeinsamkeit der Hainleite kennen lernen will, muß diese Wanderung unternehmen; sie wird ganz selten gemacht, viel zu selten. — Bis zum Possen ist der Weg bekannt. Von hier aus führen mehrere Wege zum Ziele. Wir wählen folgenden: Vom Possen aus wenden wir uns auf der Fortsetzung der Possenstraße genau südwärts auf dem Wege nach Oberspier bis an den Rand des Holzes. Dadurch machen wir einen kleinen Umweg, aber wir gehen nicht in die Irre, wie es leicht Vorkommen kann, wenn wir vorher ostwärts in den Wald biegen. Am Südrande des Waldes gehen wir nun außerhalb des Gatters ostwärts, bis ein Feldweg von Oberspier in einer kleinen Geländesenkung emporkommt. Hier wenden wir uns nun dem Walde zu durch das Gatter, lassen uns durch einige Wege, die ; alsbald unsere Straße kreuzen, nicht irremachen und erreichen nach 10 Minuten sanfter Steigung innerhalb des Waldes eine größere Wegkreuzung. Hier wählen wir von den beiden ostwärts : führenden Wegen den nördlichen; wir haben linker Hand Hochwald, rechter Hand Schonung. Nach abermals 10 Minuten stoßen wir dann auf eine Fahrstraße und treffen zum ersten Male auf ein Schild „Mutterblutbuche.“ Bald müssen wir . abermals ostwärts einbiegen, ohne daß wir irren können, da der 1 Weg bezeichnet ist, und kommen links an einem kleinen Jagdhause, rechts am Rohrteiche vorüber. Bald danach heißt es aufmerken. Wir dürfen nämlich nun nicht nach Süden, also rechts herausgehen, sondern müssen in kleiner Biegung von 50 Schritten nach Norden gehen; dann geht der Weg schnurgerade ostwärts weiter. Bald haben wir das Ried des Schwuckensees zur Linken, dann schneiden mehrere Wege senkrecht den unseren; wir aber gelangen endlich zu einem Wegweiser und ; biegen nordwärts ein. Kurz darauf bemerken wir zu beiden Seiten des Weges eine Reihe herrlichster Buchen, unter ihnen die sogenannte Mutterblutbuche. Die glatten hölzernen Säulen streben himmelan und breiten sich oben in schönster, gleich- 1 mäßigster Krone aus. Am Fuße der Baumriesen lagern wir uns zu guter Rast, je länger, je besser, und lassen die Gottesruhe des Waldes auf uns wirken. — Danach streben wir auf anderem Wege dem Possen wieder zu. Wir halten uns zunächst auf dem Anmarschwege auch weiterhin nördlich; schlagen aber alsbald den ersten Querweg nach Westen ein. Dieser führt nach 5 Minuten auf einen breiten Waldfahrweg. Nach abermals 10 Minuten verlassen wir auch diese Straße und wenden uns auf einer andern Fahrstraße wieder westwärts. Ein Verirren bis zum Possen hin ist nun nicht mehr möglich.

79.

Klein-Furra, Feuerkuppe, Frauenberg, Sondershausen, Stockhausen, Hammaer Teich, Heringen. 5 Stunden-

Von Klein-Furra bis Sondershausen verfolgen wir bekannte Pfade, (s. Wanderung 74.) Haben wir unsern Marsch auf einen ganzen Tag berechnet, so können wir in Ruhe die Sehenswürdigkeiten Sondershausens genießen und uns alsdann vom Schloßgarten aus oder auf der Nordhäuser Chaussee dem Orte Stockhausen, westlich Sondershausen, zuwenden. Über die Wipperbrücke gelangen wir auf die Hammaer Landstraße, eine breite, schattige Kunststraße. Diese führt an einem Teiche und einem Gasthause, der „stillen Liebe“, vorbei langsam bergan, erreicht bald den Wald und in diesem die Höhe der Windleite. Prächtiger Waldbestand geleitet die Landstraße. Am Nordrande des Waldes überschreiten wir die Grenze nach Preußen hin. Von hier aus ist die gute Landstraße nicht weiter fortgesetzt, sondern ein einfacher Feldweg führt, zunächst noch ein wenig ansteigend, dann abwärts, nach Heringen. Auch dieser Teil des Marsches ist immer wieder von nicht geringem Reize, indem er bald an sanften Wiesengründen vorbei, bald durch Schluchten, schließlich durch fruchtbare Äuefelder führt. — Von Heringen bringt uns die Staatsbahn in 10 Minuten nach Nordhausen zurück.

80.

Sondershausen, Wilder Mann, Auleben, Aumühle. 3½ Stunden.

Die vorstehende Wanderung unternimmt man am besten wie die vorhergehende als Tagestur. — Am frühen Nachmittage macht man sich dann von Sondershausen auf und durchschreitet die Stadt in ihrer ganzen Länge von West nach Ost auf der Hauptstraße und ihrer Fortsetzung, der Neustadtstraße. Am Planplatze bemerken wir zur Rechten die Kruziskirche mit dem ihr angebauten Lehrerseminar; von dort aus geht der Weg über die Wipperbrücken und am Kriegerdenkmal vorbei. Von hier aus suchen wir das Brauerei-Restaurant „Luthershöh“ auf und biegen dicht vor diesem Gasthause links, also nordwärts, in den Triftweg ein. Der weitere Weg bietet dem Naturfreunde mancherlei Anregungen. Da er zunächst über sandige, unbewaldete Höhenrücken führt, läßt er schöne Aussichten auf Sondershausen und die bewaldeten Höhen der Hainleite zu. Dann verliert er sich im Walde; er ist bezeichnet, und das Ziel, der „wilde Mann“, nicht zu verfehlen. Das ist ein ganz einfaches Waldgasthaus mitten im schönsten, tiefsten Waldfrieden. Von dort wendet man sich einige Schritte, vielleicht 200 m, pfadlos nach Nordwesten durch den Wald und trifft dann auf einen Waldpfad, den man westnord-westwärts verfolgt. Wenn man sich ständig westlich hält, kann man die Landstraße nach Auleben gar nicht verfehlen. Bald lassen wir den Wald hinter uns und gehen mit Heidekraut bestandene Halden abwärts. Schöne Blicke in die Aue öffnen sich uns. Ein lustiger, breiter, mit Kirschbäumen bestandener Feldweg ähnlicher Natur wie der nach Heringen, führt dann, ohne daß man irren kann, nach Auleben hinab. Von dort erreicht man auf der wohlgepflegten Landstraße Aumühle und damit das Endziel der Wanderung.

81.

Aumühle, Seega. || Seega, Arnsburg, Konstein, Mutzenbrunnen, Sachsenburg, Heldrungen. Zweitägige Wanderung. Aumühle, Seega 5 Stunden; Seega, Heldrungen. 5 Stunden.

Mit Unrecht wird viel zu selten von Nordhausen aus die östliche Hainleite aufgesucht, die besonders in pflanzlicher Hinsicht viel größere Eigenheiten aufzuweisen hat als die westliche. Am leichtesten erreicht man das am Wipperdurchbruch gelegene Seega über Sondershausen mit der Kleinbahn Sondershausen- Frankenhausen, und wer in einem Tage bis nach der Sachsenburg kommen will, muß schon mit dieser Bahn bis Göllingen bei Seega fahren.

Wir aber wollen uns einen Auespaziergang und eine Wanderung über die Gipsberge zwischen Windleite und Kyffhäuser mit ihrer eigenartigen Schönheit nicht entgehen lassen und wollen Wir aber wollen uns einen Auespaziergang und eine Wanderung über die Gipsberge zwischen Windleite und Kyffhäuser mit ihrer eigenartigen Schönheit nicht entgehen lassen und wollen

Die Aumühle (Bahn Nordhausen-Halle) ist der letzte Rest des einst an dieser Stelle gelegenen Dorfes Langenried, einer alten Flamenkolonie im Gebiete der „goldenen Aue.“ Von der Haltestelle aus schlagen wir zunächst die Landstraße gegen Auleben hin ein, biegen aber nach viertelstündiger Wanderung ostwärts in Feldwege ein, halten uns jedoch bald wieder südwärts gegen die Berge hin. Durch fruchtbare Felder und blühende Wiesen erreichen wir den Rand des Gebirges und suchen eine Lücke zwischen dem „Mittelberg“ und dem „Heidenmaul“ auf, den einzigen größeren und nicht zu verfehlenden Taleinschnitt, in dem ein Pfad aufwärts führt. Besonders zur Maienzeit wird der Botaniker auf Schritt und Tritt einer ausgezeichneten Salz- nnd Steppenflora nachspüren können. Dem Naturfreund überhaupt wird der Weg gefallen wegen der seltsamen Verlassenheit und Oede der Bergwände, ein Anblick, wie man ihn in Deutschlands kultiviertesten Gegenden immer seltener findet. Das Gut Numburg, ein altes Vorwerk der Walkenrieder Cister- zienser Mönche und das „Numdorf“, eine wahrscheinlich prähistorische Ansiedlung, lassen wir auf dem Wege zur Linken liegen. Auf der Höhe geht es dann noch eine Strecke zwischen dürftigen Feldern dahin, an deren Raine uns das Adonisröschen entgegenleuchtet. Nach zweistündigem Marsche von der Mühle aus ist der Ort Badra erreicht. Auf der Landstraße nach Steintalleben verlassen wir den Ort, halten uns aber, auf dem höchsten Punkte unsers Weges angekommen, südlich und gelangen nach Bendeleben. Feldwege, die zunächst aufwärts führen, einen Blick nach dem Kyffhäuser hinüber gewähren, dann sich abwärts und über die Kleinbahn hinweg wenden, geleiten, ohne daß man fehlgehen kann, nach Göllingen. Von hier aus nach Seega hält man sich am besten westlich der Wipper und wandert unfern des Flusses nach Seega. Bescheidene Gasthäuser herbergen hier den Wanderer. In der Nacht aber mag er von der Entstehung des unerklärlich scheinenden Wipperdurchbruchs durch die Muschelkalkwände der Hainleite träumen. Vor Jahrmillionen, als die goldene Aue noch nicht eingesunken und daher der Steilabfall der Hainleite nach Norden noch nicht ausgebildet war, strömten von Süden her die Flüsse über die Hochfläche und schufen sich ihre Täler. Als dann später nördlich der heutigen Hainleite große Senkungsfelder entstanden, zogen diese die Flüsse, die Wipper und Helme, an. Die alten süd-nordwärts gerichteten Taleinschnitte in der Hainleite aber, die „Dören“, wie solche Klausen und Pforten in der Gebirgsmauer des Teutoburger Waldes heißen, bewogen kleinere Flüsse, durch sie das Einbruchsgebiet der Aue zu entwässern und dem Thüringer Becken zuzueilen. So fließt denn heute durch die Seegaer Klause ein Fluß, die Wipper, nicht mehr von Süden nach Norden, sondern gewissermaßen rückläufig von Norden nach Süden. Der Urfluß hat bei der allgemeinen Abdachung nach Norden hin das Tal geschaffen, der heutige Fluß benutzt bei ganz anderen Niveauverhältnissen dasselbe Tal und fließt gegen Süden. —

Durch den taufrischen Morgen wendet man sich anderen Tags zunächst der auf dem westlichen Steilabfall der Hainleite nach der Wipper hin gelegenen Arnsburg zu (293 m). Bald ist die Burg, von der recht gut erhaltenes Gemäuer noch steht, erreicht. Ihre Besitzer haben oft gewechselt, das Wappen der Burgherren, drei Halbmonde und einen Aar darunter, hat ein Rottleberoder Adelsgeschlecht, das im Dienste des Erzstifts Mainz stand, im 13. Jahrhundert eingeführt. — Durch das Grün der Buchen lugen wir hindurch auf andere bewaldete Höhen und auf den Wipperdurchbruch zu unseren Füßen, ein herrliches Fleckchen zum Träumen und zum Naturgenuß. Doch den Naturliebhaber reizen noch andere, reizen die floristischen Geheimnisse der Arnsburg, Schon beim Aufstiege findet er den blaublühenden Lattich (lactuca perennis) an den kahlen Muschelkalkbänken wuchernd, und die Graslilie (liliacea anthericum). Von der Arnsburg weiter bergauf schreitend, leuchtet ihm aus dem lichten Walde eine der schönsten deutschen Orchideen entgegen, die Orchis militaris, die wirklich steht, wie ein alter preußischer Grenadier, und andere Orchideen, die Fliegenorchis z. B. u. a. kann er in Menge hier beieinander finden. Die Waldanemone (Anemone silvestris), unsre alte Freundin von den Bleicheröder Bergen her, findet er wieder, und er braucht nicht mit feinem Geruchsinn begabt zu sein, um schon von weitem den Standort des balsamischen Diptam (Dictamnus albus) zu erschließen.

Doch die Zeit rinnt. Durch den Ort zurück und über die Wipper hinweg erstreben wir die östlich der Wipper laufende Heerstraße, verfolgen diese bis dahin, wo wir auf dem jenseitigen Ufer eine Papiermühle liegen sehen und wenden uns dann das andere Steilufer aufwärts auf den Seegaer Konstein. Diesen hat eine alte große Wallburg gekrönt* deren Wälle noch allenthalben gut sichtbar sind. Topf Scherben und Bronzeringe sind hier gefunden worden; doch nach ihnen suchen wir vergebens, nicht vergebens aber ist unsere Entdeckungsreise nach neuen botanischen Seltenheiten. Neben der Graslilie, die auf dem südlichen Steilabhang des Konsteins in ganz besonders schönen Exemplaren gedeiht, beobachten wir hier die Orobanche, die Sommerwurz, u. a. seltene Pflanzen.

Nunmehr beginnen wir eine Kammwanderung von etwa 80 Minuten. Hier den Weg zu beschreiben, ist ein Ding der Unmöglichkeit, und Wegzeichen fehlen. Doch findet man sich auf dem schmalen Höhenzuge garnicht so schwer zurecht, wenn man sich stets davor hütet, nordwärts oder südwärts talwärts zu schreiten. Gelangt man einmal auf einen Pfad, der so eng ist, daß man die hereinhängenden Zweige auseinanderbiegen muß, — was schadet es! Für Stöckelschuhe und Glacehandschuhe ist ohnehin die Hainleite nicht geschaffen, der knorrige WandeFstab aber wird seine Freude an der Unberührtheit der Natur haben. Jedenfalls meide man vom Konstein aus den öden Weg durch das Feld südlich des Hainleitezuges. — Nach knapp 1 x/2 Stunden trifft man auf einen fahrbaren Weg, der quer über die Hainleite von Nord nach Süd geht. Diesen schlägt man ein und wendet sich nordwärts talab und steht bald am einsamen Mutzenbrunnen auf einer Rodung im Walde. Hier wird eine Rast angebracht sein. Vom Mutzenbrunnen führt ein Feldweg ostwärts quer durch die Rodung. Von dem Punkte aus, wo er auf den Waldrand stößt, wendet man sich aufwärts, also ein wenig rechts und südlich. Gleich darauf erscheint eine schöne Waldstraße und an ihr zum ersten Mal ein Wegweiser zur „Sachsenburg“. Der weitere Weg durch den Wald ist nun nicht mehr zu verfehlen. — Der Ausläufer der Hainleite nach der Unstrut hin ist seit Jahrtausenden befestigt. In vorgeschichtlicher Zeit lag hier eine Wallburg. In diese hinein wurde im 13. Jahrhundert (1247) die Sachsenburg gebaut und bald danach legte man unterhalb derselben, noch näher der Unstrut, eine zweite, kleinere Burg an. Beide sind Jahrhunderte hindurch im Besitze der Thüringer Landgrafen gewesen. Weithin nach Nord und Süd kann man von ihnen aus in die Thüringer Lande sehen. Besonders schön erscheint die Lage der Ortschaft Sachsenburg diesseits und Heldrungen jenseits der Unstrut. Über Heldrungen hinweg aber winken die Bergzüge der Finne und Schrecke, das Tummelgebiet der Geologen. — Über Sangerhausen oder mit der Kyffhäuser Bahn erreichen wir dann Nordhausen wieder.

Der Kyffhäuser

82.

Berga-Kelbra, Rotenburg, Kyffhäuser, Sittendorf, Roßla. 4½ Stunden.

Die Wanderungen nach dem kleinen, selbständigen Kyffhäusergebirge macht man sämtlich am besten als Tagestouren. Das Gebirge und seine Sehenswürdigkeiten lohnen ein beschauliches Wandern und ein längeres Verweilen in einzelnen Gegenden. —

Kelbra durchschreiten wir an seiner Ostseite und wählen am Südausgange des Dorfes nicht die Fahrstraße, sondern den östlich derselben laufenden Fußweg, den Hainweg. Auf dem nunmehr nur noch kurzen Anmarsche haben wir das Gebirge in nächster Nähe vor uns. Wie der Harz und der Thüringer Wald ist auch das Kyffhäuser Gebirge in der älteren Tertiärzeit zwischen zwei Bruchspalten heraufgepreßt, die durch gewaltige Druckkräfte, von Südwesten her wirkend, entstanden sind, so daß dadurch alte karbonische Schichten zu Tage getreten sind und nun über die nördliche Umgebung 200—250 m als steiler Horst emporagen. Am Fuße des eigentlichen Gebirges sehen wir an der Ostwand des aus dem Gebirge kommenden Tales eine hohe gelbe Wand aus Löß, der hier dadurch entstanden ist, daß in Interglazialzeiten Sande, vom Westwinde an die Gebirgsmauer geweht, hier liegen geblieben sind und sich mit Pflanzenteilen vermischt haben. Nach ziemlich steilem, über gneisartiges Gestein hinwegführendem Anstiege haben wir die Rotenburg erreicht, eine Ruine aus dem 12. Jahrhundert. In ihrer Nähe haben die Vereine Deutscher Studenten, die alljährlich Anfang August in Kelbra tagen, einen Bismarckturm errichtet. Von der Rotenburg aus können wir nun den Fahrweg oder den am Rande des Gebirges entlangführenden Fußweg nach dem Kyffhäuser nehmen. Der bei weitem lohnendere ist der Fußweg, der immer am nördlichen Steilabfall des Gebirges hinführt. Wir wandern hier teils auf Erstarrungsgesteinen, auf Graniten oder auf aus Graniten durch Pressung in Gneise und Diorite umgewandelten Gesteinen, teils und ganz besonders berühren wir die in einer Festlandperiode entstandenen rötlich schimmernden Schichten des Oberkarbons, grobkörnige Sandsteine, die in gewaltigen Bänken aufgeschüttet sind und wundervoll erhaltene Kieselhölzer einschließen. Farren und Araukarien der Steinkohlenzeit sind verkieselt und in die Ablagerungen eingebettet. Sie kommen hier im nördlichen Kyffhäuser sehr häufig vor und finden deshalb hie und da als Bordsteine oder als Wegweiser Verwendung, wie z. B. der seltsame Wegweiser, der an der Straße Kelbra-Frankenhausen steht, der sogenannte Obelisk, aus mächtigen Kieselholzstämmen zusammengesetzt ist. Auch in den Anlagen der Kyffhäuser Wirtschaft sieht man die Baumstämme vor den Eingängen stehen. — Die Flora dieses nördlichen Kyffhäusers ist nicht so eigenartig, wie die des südlichen, aber immerhin beachtenswert genug. Gleich an der Südseite der Rotenburg, gerade unterhalb des Gasthauses, beobachten wir eine Unmenge pflanzlicher Seltenheiten; besonders im Mai und bis in den Juni hinein erscheinen hier zahlreiche Orchisarten, die uns vom Wipperdurchbruch her bekannt sind. Auch den blaublühenden Lattich, den Diptam, die Orbanche und wunderschöne Glockenblumen treffen wir an. Der Frauenschuh aber, der einstmals an der Rotenburg vorgekommen ist, ist gänzlich ausgerottet worden. — Das Schönste ist aber doch wieder auf dem Wege von der Rotenburg zum Kyffhäuser der Blick vom Gebirge in die Ferne. Da schauen wir gen Norden in die Goldene Aue hinein tief zu unsern Füßen. Die Ortschaften Roßla, Bennungen, Sittendorf, Tilleda dehnen sich in dem fruchtbaren, rötlichen Gefilde, das die Fußwege und Landstraßen in Streifen zerlegen. — Und dann bewundern wir das Denkmal, das die deutschen Kriegervereine ihrem Kaiser Wilhelm an der Stelle der alten Burg Kyffhausen gesetzt haben, nachdem die Raben endlich aufgehört hatten, den Berg zu umfliegen und Kaiser Rotbart aus jahrhundertlangem Schlaf erwacht war. Das Denkmal ist in den Jahren 1890 bis 1896 entstanden nach einem Entwurf von Bruno Schmitz und am 18. VI. 1896 im Beisein Wilhelms II. eingeweiht worden, ohne bis zu diesem Zeitpunkte völlig vollendet gewesen zu sein. Zwei Terrassen, eine untere größere, von einer wuchtigen Stützmauer getragen, und eine obere kleinere, zu der eine Freitreppe hinaufführt, bilden das Fundament für das Denkmal. Von der zweiten Terrasse blicken wir hinab in den Berg, und hier erscheint uns, in einem Sessel müde sitzend, die Gestalt des alten Rotbarts. Darüber empor strebt nun das eigentliche Denkmal, an dessen Vorderseite, gerade über Friedrich Barbarossa, die Reiterstatue Kaiser Wilhelms steht. Die Säule des Denkmals endet in einer Kaiserkrone, die sich 68 m über der unteren Terrasse befindet. Von den Terrassen aber und noch mehr von der Höhe des Denkmals hat man einen überwältigenden Blick in die Lande der Sachsen und Thüringer.

Das Denkmal steht in der alten Burg Kyffhausen. Diese ist einst eine gewaltige Burg gewesen; drei Burgteile von großer Ausdehnung lassen sich noch heute feststellen. Erhalten ist nur noch der Bergfried der Oberburg, die 457 m über dem Meeresspiegel liegt, einige Mauerreste, die sich von hier aus nach dem Denkmale hinziehen und wieder den alten Aehrenverband zeigen wie der Bergfried von Lohra, und schließlich Teile der Unterburg, östlich des Kyffhäuserdenkmals. Sowohl die alte Kaiserpfalz Tilleda wie auch die Burg haben mehr in der früheren Kaiserzeit der Sachsen und Salier als später in der Staufenzeit eine Rolle gespielt. Schon unter Heinrich V. wurde die Burg von den Sachsen zerstört, später aber wieder aufgebaut. 1407 kam sie an die Schwarzburger, und hundert Jahre später verfiel sie langsam, aber unaufhörlich. —

Zum Abstieg verfolgen wir die Landstraße, die an der Nordseite des Denkmals herumführt. Wir halten uns stets möglichst weit nach Norden und bergab. In einer weit ausladenden Schleife erreicht der Weg die Aue, und dann führt die Straße über Sittendorf nach Roßla. Vor Roßla übrigens kann man rechts durch Wiesengelände und Obsthaine abbiegen und gelangt am Schlosse vorbei nach dem Bahnhof.

83.

Berga-Kelbra, Rotenburg, Rathsfeld, Barbarossahöhe, Denkstein, Rathsfeld, Kyffhäuser, Tilleda. 7½ Stunden. Tagestur.

Bis zur Rotenburg geleitet die vorhergehende Wanderung. Von hier aus gehen wir zunächst wieder ostwärts bis gegen das Gatter hin. Hier wandern wir nun aufwärts und erreichen bald die schöne Waldfahrstraße Kelbra-Frankenhausen. Am Obelisk vorbei geht es nun auf das Jagdschloß Rathsfeld zu. Hier hat auf einer, alten fränkischen Wüstung Albert Anton von Schwarzburg 1697 ein Jagdschloß erbaut. Kaum 100 m südlich des Schlosses führt westwärts der Fahrweg nach Steintaleben. Diesen schlagen wir ein. Eine ganze Reihe Waldwege kreuzt den unseren; irren kann man aber nicht, wenn man sich ständig südlich hält. Nach etwa 25 Minuten vom Verlassen der großen Kelbra-Frankenhäuser Straße biegen wir links in einen Seitenpfad ein und gelangen durch das Habichtstal hinaus ins Freie. Eine stille, erfrischende Waldeinsamkeit haben wir damit durchschritten. Rechts, also nördlich von uns, erhebt sich der kahle Kegel der Ochsenburg, auf dem sich eine alte Wallburg befindet und auf dem Helianthemum fumana üppig wuchert. — Wir aber umwandern auf der Landstraße südwärts den Kyffhäuser und gelangen nach 20 Minuten an die Barbarossahöhle. Schon längst sind wir nämlich auf unserer Wanderung gen Süden aus dem Gebiete des Karbons und Rotliegenden in das des Zechsteins und damit in den Gipsgürtel hineingelangt, der sich im Süden und Westen breit um den Kieselkern herumlegt. Und in diesem breiten Gipsbande finden wir alles das wieder, was wir schon im Kohnstein bei Nordhausen, bei Ellrich, im Älten Stolberg gefunden haben; eine trockene Oberfläche voll von Erdfällen und Einbruchsgebieten, und innerhalb des Gesteins Höhlen und Gänge. Eine solche Höhlung in Gipsgestein ist auch die 370 m lange Barbarossahöhle. Bergleute, die auf Kupferschiefer einfuhren, haben sie am 23. September 1865 entdeckt, und ein halbes Jahr später wurde sie dem Verkehr übergeben. Heute ist sie durch einen neuen, langen Stollen bequem zugänglich gemacht und mit guten Beleuchtungsanlagen ausgestattet. Man findet in ihr schöne Gänge und am Gestein hübsche Muster, die durch die Volumenvergrößerung bei in den Änhydrit eindringendem Wasser hervorgerufen sind. Äuch einige 3-5 m tiefe Seen finden sich in ihr. Dagegen fehlen die hohen Dome der Heimkehle mit ihren gewaltigen Ausmaßen. Ueber der Barbarossahöhle steht die alte Falkenburg.

Von der Höhle benutzen wir die Landstraße nach Frankenhausen noch 15—20 Minuten, bis sich ihr von Süden her die Straße von Rottleben zugesellt. Hier wenden wir uns nordwärts wieder dem Gebirge zu, erreichen auf gutem Wege wieder die breite Heerstraße und auf dieser das Schloß Rathsfeld. Wir bleiben noch etwa 2 km auf dieser Chaussee bis zum Ententeich. Hier gehtrechts ein Fußweg über den Vogelherd nach dem Kyffhäuser- Denkmal. Nicht nur um Zeit zu sparen, sondern um von ihm aus die einzigschöne Aussicht auf das Kyffhäuser-Denkmal zu genießen, schlagen wir ihn ein. Von der Gastwirtschaft am Kyffhäuser nach Tilleda hinab hält man sich zunächst genau östlich. Dann ist ein Irren nicht möglich. Junge Wanderfüße werden übrigens hoffentlich nicht den Weg nach Tilleda, sondern nach Roßla nehmen. — Tilleda ist ein uralter Königshof, der mehr von den alten Königsgeschlechtern der Ottonen und Salier, als von denen der Staufen besucht worden ist. 1194 Jand hier auf der Scheide von Sachsen und Thüringen die denkwürdige Zusammenkunft zwischen Heinrich VI. und dem alten Braunschweiger Löwen statt.

84.

Frankenhausen und Umgebung, Kyffhäuser, Roßla. 6 Stunden. Tagestur.

Ueber Sondershausen erreichen wir Frankenhausen am Südfuße des Kyffhäusergebirges, eine zu Schwarzburg-Rudolstadt gehörige Stadt von 7000—8000 Seelen. Vom Bahnhofe gelangen wir durch die Bahnhofstraße und die Klosterstraße in das Innere der Stadt, zunächst der Unterstadt. Von der Klosterstraße biegen wir ostwärts in die Ritterstraße ein und erreichen den Markt mit dem Rathause. Von hier aus streben wir durch die „Kräme“ dem „Anger“ mit seinen Baumgruppen und der schönen, alten Henkelschen ftpotheke zu. ftus der Nordostecke des ftngers führt die Kurstraße dann in die ftnlagen des „oberen“ und des „unteren“ Bades. Sein wichtigstes und erstes Gewerbe erhielt nämlich Frankenhausen durch die Salzsiederei, die hier, wo an der südlichen Kyffhäuser-Bruch- spalte unterhalb des Schlachtberges zahlreiche Salzquellen zu Tage traten, emporblühte. Heute verwendet man die Sole zu Heilzwecken, und zahlreiche Fremde suchen alljährlich deshalb die Stadt auf. Erdfälle, entstanden durch Unterhöhlung des Kalkgesteins und Einsturz des Gewölbes, finden sich in und bei Frankenhausen allenthalben. Die wertvollsten Quellen, die Elisabethquelle und die Schüttschachtquelle, entsteigen auch einer solchen Doline, deren Flanken mit Büschen und Bäumen dicht bestanden sind. ÜUeber die Elisabethquelle hat man einen kleinen Tempel erbaut. Gerade über dem „unteren Bade“ liegt der Hausmannsturm oder die Frankenburg, die schon in fränkischer Zeit zum Schutze der Quellen hier erbaut worden ist.

Wollen wir die Anhöhen nördlich von Frankenhausen recht kennen lernen, und sie lohnen die Bewanderung, so gehen wir westwärts durch die Wippermannsstraße bis nach Bellevue und von hier aus in das Wüste K alktal hinein, ein enges Tal in den Gipsen des Kyffhäusers. Es führt zum Schlachtberge empor, wo 1525 im Bauernkriege die bekannte Schlacht gegen Münzer geschlagen wurde. Wir aber biegen nach etwa 10 Minuten in einer Schlucht empor nach links, westlich, ab und wandern über die öde, mit kärglicher Grasnarbe bestandene Hochfläche gen Westen. Hoffentlich haben wir bei unserer Wanderung nicht gerade einen gar zu heißen Tag gefaßt, denn die Sonne meint es hier vom ersten Frühling bis zum späten Herbst ständig recht gut und prallt wunderhübsch auf die weißen, nach Süden abfallenden Felsen. Im Wind- und Regenschatten gelegen, besitzt Frankenhausen ein Jahresklima, wie man es erst in der Oberrheinischen Tiefebene wieder trifft, und die Regenmenge beträgt kaum 550 mm alljährlich. Für die geringe Mühe und das kleine Schwitzbad wird man aber reich entschädigt durch die eigenartigen Formen der Gipsberge und durch die einzigartige Salz- und Steppenflora auf diesen Hügeln. — Hält man sich immer westwärts, so gelangt man an den Westabfall des Schlachtberges nach dem eigentlichen „Kalktal“ hin, in dem die Heerstraße nach Kelbra über den Kyffhäuser führt. Nachdem man die schönen Blicke von der Höhe genossen hat, wandert man auf irgend einem Pfade in das Kalktal hinab und in ihm entlang bis zum Wilhelmssteig. Dieser führt vom Kalktal links ab und wieder aufwärts durch schönen Wald. Doch uns liegt hier nichts am Walde, und so wenden wir uns, auf der Höhe angekommen, wieder nach Süden an den Rand des Gebirges. Hier befinden wir uns auf dem Kosakenberge, von dem die Sage erzählt, ein Kosak sei hoch zu Roß heruntergeritten. Hier an den Hängen des Kosakenberges finden wir die ganze Salz- und Steppenflora aufs schönste beisammen : den Strandwegerich (plantago maritima), das Hasenohr (Bupleurum tenuissimum), die Bärenschote (astragalus), das Milchkraut (glaux maritima), und die verschiedenen Beifußgewächse (artemisia maritima, artemisia laciniata). Nicht selten ist das wunderhübsche Federgras, und im Frühling leuchten überall die Adonisröschen und die Kuhschellen (pulsatilla) aus dem Steppengrase hervor.

Doch es ist Zeit, daß wir auf irgendeinem Saumpfade den Abstieg südwärts zu Tal wagen und nach Frankenhausen zurückwandern, wo sich unterdes diejenigen unserer Freunde, die zu schwächlich oder zu bequem sind, um eine urwüchsige, in Deutschland seltene Natur mit ihren Strapazen, aber auch mit ihren herrlichen Genüssen aufzusuchen, in den Parkanlagen ergangen haben.

Wir nehmen Abschied von Frankenhausen. Durch die Nordhäuser Straße gelängen wir in das Kalktal. Etwa 20 Minuten, nachdem wir die letzten Häuser hinter uns gelassen, können wir rechts von der Chaussee in einen Waldweg einbiegen, der immer neben der Heerstraße hinführt, östlich vom Rathsfeld vorbeiführt und am Ententeiche auf die Straße mündet. Fürchten wir, uns zu verlaufen, so bleiben wir bis zum Ententeiche auf der Straße. Von hier aus geht es auf bekannten Pfaden über den Vogelherd nach dem Kyffhäuser Denkmale und von da nach Roßla hinab.