Nordhausen und Umgegend im Jahre 1848: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 20. März 2021, 22:10 Uhr

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Vorwort

Nach einem von mir über die deutsche Bewegung von 1848/49 gehaltenen Vortrage wurde ich aufgefordert, die Ereignisse des unruhigen Jahres in Nordhausen selbst zusammenzustellen. Die Ausführung dieses Wunsches war nicht leicht, da die amtlichen Quellen spärlich fließen, die Zeitungen sehr wenig bringen, eine Einzelschrift nicht vorhanden, bzw. vergriffen ist und von Zeitgenossen nur eine kleine Zahl noch am Leben ist. Trotzdem machte ich mich ans Werk. Die Herstellung von Bildern von der damaligen Stadt war zeitraubend. Doch „Es wächst der Mensch mit seinen größeren Zwecken“. Als ich die Geschichte der Stadt Nordhausen behandelt hatte, wollte ich die Begebenheiten in der Umgegend im Jahre 1848 kennen lernen und nahm sie dazu. So verzögerte sich die Herausgabe des Werkchens. Nunmehr liegt es fertig vor.

Zwar sind die Namen der Männer, die 1848 ein einiges Deutschland auf friedlichem Wege herzustellen versuchten, verblaßt durch die glorreicheren derer, welche das Ziel 1866-1871 nach großen Kriegen erreicht haben; um so mehr lohnt es sich, uns die leitenden Männer jener Zeit aus unserer Stadt vorzuführen, denen die von 70 kaum an die Seite zu stellen sind. Denn Nordhausen weist 1848 eine ganze Reihe hervorragender Männer aus, und mancher der jetzt Lebenden wird mit den an den damaligen Ereignissen Beteiligten Beziehungen finden, in manchem wird bei den Ansichten von Alt-Nordhausen eine liebe Erinnerung aufsteigen.

Glaube ich daher, für den Gegenstand meiner Geschichte eine günstige Aufnahme zu finden, so bitte ich für die Art der Darstellung um gütige Nachsicht. Jedenfalls tröste ich mich mit dem Gedanken: Ich selbst habe an dem Schaffen meiner Schrift die größte Freude gehabt.

In diesem Gefühl sage ich noch denen, die mich durch Rat und Tat unterstützt haben, meinen verbindlichsten Dank.

Der Verfasser.

Umfang und Größe der Stadt Nordhausen im Jahre 1848

Der Umfang von Nordhausen im Jahre 1848, also vor 60 Jahren, war durch die alten Stadtmauern, die wir zum großen Teil noch heute sehen, bestimmt. Durch diese Mauern führten damals folgende Tore:

  1. Das Hagentor, ein Durchgang, 1876 abgerissen.
  2. Das Töpfertor, der Zwinger 1837 abgerissen, der Rest 1872.
  3. Das Bielentor, 1852 abgebrochen.
  4. Das Sundhäusertor, 1851 abgebrochen.
  5. Das Grimmeltor, 1892 abgebrochen.
  6. Das Siechentor, 1858 beseitigt.
  7. Das ansehnlichste, das Barfüßertor, 1873 abgerissen.
  8. Das Altentor, als Hinterfront des Hauses Salzaer-Straße (noch heute zu sehen, abgebrochen 1858. (6 Bilder der Tore).

Das Altendorf, vor 1230 gegründet und ehemals durch Pfahlwerk, nicht durch Mauern geschützt, lag außerhalb der Stadtmauer wie auch sein Tor (Gesamt-Ansicht). Außerdem lagen außerhalb der Stadtmauer 1848 folgende Häuser:

  1. Vor dem Hagentor: Spangenbergs Brauerei und Hagens Bierstube, „der Sarg“ genannt. „Die Hoffnung", damals Lux (siehe Bild). Trusts Berggarten.
  2. Vor dem Töpfertor: Mehrere kleinere Häuser. Das Schencksche Haus (Bild), von Danowskys Haus, jetzt „Hotel Gründler". Das Botenschildchen, schon damals Haus mit Wohnungen für kleinere Leute. Die Gärtnerei von Döring.
  3. Vor dem Bielentor: Das Schützenhaus. Weinberg (Schankwirtschaft, später Dr. Seiffart). Das Militärlazarett.
  4. Vor dem Sundhäuser Tor: Engelhardt, jetzt „Dresdener Hof" (alte Post). Förstemanns Grundstück.
  5. Vor dem Grimmeltor: 3 Linden. Mehrere kleinere Häuser.
  6. Vor dem Siechentor: Der Siechhof mit der Kirche St. Tyriaci. Die Landwehrschenke.
  7. Vor dem Barfüßertor: Das Altendorf.
  8. Vor dem Altentor: Der Lorbeerbaum (Bohnhardt) (Bild). Kahlenbergs Ziegelei, damals Diedelt. Die Rotleimmühle, uralt. Kaisers Kuchengarten (später Schmidt, dann Neuer Garten). Das Thausseehaus. Reichenbachs Gartenhaus, später Wilhelmshöhe. Riekehrs Gartenhaus.

Ferner lagen außerhalb der Stadtmauer: in der Gumpe die Abdeckerei, auf dem Gehegeplatz die Gehegebuden, auf der Stolberger Straße die schöne Aussicht, früher Ansageposten für Steuerbares, die Zichorienmühle, früher eine Windmühle. Wiederholds Holzhof. Auf der Leipziger (jetzt Halleschen) Chaussee der Hammer, damals eine Broihanbrauerei von Kindervater. Beltz Ölmühle und einige kleine Häuser, Bösels Gärtnerei.

An der Salza lagen 1848 schon: Hüpedens Garten, verderbt genannt Hüpchens Garten, die Furthmühle, die Gehöfte von Krause und Herbst, die Kuttelmühle, Häuser von Schreiber & Sohn, die Wertherbrückenmühle und einige kleine Häuser (s. Gesamtbild).

Das Territorium der Stadt Nordhausen wurde und wird noch heute bezeichnet durch 4 Grenzsteine, 1. am Kuhberg, 2. am Zorgesteg, 3. bei Leimbach, 4 auf der Höhe vor Petersdorf. Im ganzen sind noch 12 solcher Grenzsteine vorhanden, einige sind umgestürzt, einer dient als Bachübergang. Wer, wie es der Verfasser getan, das Landgebiet umgehen will, wird 4½ Stunde brauchen, es beträgt 41 Hektar.

Die Stadt zählte 1848 etwas über 13 000 Einwohner, heute hat sie über 31 000.

Folgende Straßenviertel fehlten also 1848: Sedanstraße bis Ammerberg und Neumarktviertel. Spiegelviertel. Viertel zwischen Stolberger Straße und Geiersberg. Häuser vor dem Altentor. Grimmelallee und Siechentorviertel. Bahnhofsviertel. Stadtteil jenseits der Sundhäuser Brücke. Quartier vor der Halleschen Straße.

Nordhausens Lage

Die Lage Nordhausens, im Kreuzungspunkte mehrerer Landstraßen und Eisenbahnen, am Eingangstor zur „goldenen Aue", ist nicht nur günstig, sondern auch schön und gewährt, besonders wenn man sich der Stadt von Südwesten, vom Schern herab, nähert, einen herrlichen Anblick. Im weiten Umkreise, doch mit dem bloßen Auge genau zu erkennen, umgeben die Stadt bewaldete Gebirge, deren Kuppen mit Denkmälern, Schlössern und Türmen gekrönt sind. Flüßchen, die Mühlen treiben, durchziehen wie Silberfäden die dazwischen liegenden lachenden Fluren. Die alte Stadt selbst hat stolz Besitz genommen von einem die Ebene beherrschenden Höhenrücken, an dem die jüngern Stadtteile vertrauensvoll sich anlehnen. Die mittelalterliche Stadtmauer, dem Auge noch deutlich sichtbar, ruft mit ihren starken Türmen und festen Bastionen die geschichtliche Vergangenheit der Stadt in uns zurück, erinnert an ihre Selbständigkeit, die Kriege und Belagerungen lange nicht gebrochen haben. Die zahlreichen alten Kirchtürme rufen uns ihr geistiges Leben im Mittelalter ins Gedächtnis, zugleich zeigen sie die historische Entwickelung der Stadt. Kein Geringerer als Goethe hat auf der „Harzreise im Winter" seiner Bewunderung über die hoch und auf dem Berge liegende Stadt Ausdruck gegeben. „Ihn interessierten die wunderlichen Türme und Mauerbefestigungen, bei hereinbrechender Abenddämmerung gesehen". „Ihn erfreute auch die schöne Aussicht aus die goldene Aue". Er ist am 30. November 1777 auf der Reise zum Brocken an Nordhausen vorübergeritten „bey Nordhausen weg", und hat in Ilfeld in Hebestreits Gasthof übernachtet. Zum Andenken daran ist s. Zt. vom Nordhäuser Geschichtsverein eine Tafel angebracht worden. Als Wahrzeichen Nordhausens tritt der etwas nach Westen sich neigende behelmte Petrikirchturm hervor, mit 60 Metern der höchste Turm der Stadt. Er ladet uns gleichsam zum Näherkommen ein.

Das innere der Stadt 1848