Nordhausen und Preußen 1802-1852
|
Nordhausen und Preußen 1802-1852. Eine ehemalige Reichsstadt auf dem steinigen Weg in die Moderne von Peter Kuhlbrodt ist der 39. Band in der Schriftenreihe der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung und erschien im Dezember 2019.
Klappentext[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Autor lässt fünf Jahrzehnte Nordhäuser Geschichte lebendig werden. Er wertete einen umfangreichen Bestand des Nordhäuser Stadtarchivs aus, bezog Akten mehrerer Staatsarchive ein und erschloss so für die Stadtgeschichte bisher unbekannte Quellen. Das stoffreiche Werk spiegelt das Leben der Einwohner mit all seinen Widersprüchen und Verkettungen realistisch wider. So wird der Leser gleichsam auf eine Zeitreise in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts mitgenommen, lebensnah und unverfälscht.
Vorwort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- „Ich höbe aber immer die Meinung geheget, es sey unanständig, in der Erkäntniß derGeschichte auswärtiger Dinge daheim, und einheimischer ein Fremdling zu seyn.“
Friedrich Christian Lesser, Das Leben des allerersten Lutherischen Pastors in Nordhausen, besonders an der Kirche Sanct Petri, Laurentii Süßens, Nordhausen 1749, S. 3
- „Ich höbe aber immer die Meinung geheget, es sey unanständig, in der Erkäntniß derGeschichte auswärtiger Dinge daheim, und einheimischer ein Fremdling zu seyn.“
Als ich Ende der 1960er-Jahre begann, mich neben meinem Lehrerberuf mit der Geschichte der Stadt und des Kreises Nordhausen zu beschäftigen, wurde mein Interesse schon bald auf die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts gelenkt. Im Nordhäuser Stadtarchiv, zunächst noch im Alten Rathaus und danach im Walkenrieder Hof, hat mir Gusta Eggers, die damalige Archivleiterin, die ersten Akten vorgelegt. Das Ergebnis dieser Studien war ein Manuskript „Die Volksbewegung im Gebiet des Südharzes in der bürgerlich-demokratischen Revolution 1848/49“ (1977). Inzwischen hatte ich mit Marga Aurin, der letzten Sprecherin der Freireligiösen Gemeinde, einer damals schon betagten, aber geistig sehr regen Frau, Bekanntschaft geschlossen und durch sie Zugang zu den Resten des Archivs der 1847 gegründeten Nordhäuser Gemeinde bekommen. Das Studium dieser Akten und Briefe eröffnete Einblicke in ein mir bis dahin unbekanntes Kapitel nicht nur der Geschichte der Stadt, sondern der preußischen Monarchie. Das Ergebnis war die Schrift „Eduard Baltzer und die Freie Gemeinde Nordhausen 1847 bis 1853. Ein Beitrag zur Geschichte der kleinbürgerlichen Demokratie in der Revolution 1848/49“ (1978). Es soll nicht verschwiegen werden, dass beide Arbeiten natürlich ihre Mängel aufwiesen.
In Vorbereitung auf eine Ausstellung aus Anlass des 200. Geburtstages Baltzers 2014 begann ich mich erneut mit dieser Thematik zu befassen. Ich beschloss, die Entwicklung der Stadt und ihrer Protagonisten über einen längeren Zeitraum zu verfolgen und mit dem Ende der Reichsfreiheit und dem Übergang der Stadt an Preußen im Jahr 1802 einzusetzen, der wohl wichtigsten Zäsur in der Stadtgeschichte vor 1945.In den Jahren des Vormärz fehlten der Stadt Persönlichkeiten, Kommunalpolitiker vom Format des Mühlhäuser Bürgermeisters Theodor Gier. Erst durch das Auftreten Baltzers Mitte der 1840er-Jahre, dem Schünemann 1848 zur Seite trat, und des Leipzigers Eduard Burckhardt, also alles Nicht-Nordhäuser, und die Rolle Nordhausens als Vorort im Verein Freier Gemeinden vor allem in der nachrevolutionären Phase trat die Nordhäuser Geschichte aus dem engen lokalen Rahmen heraus. Über dieses halbe Jahrhundert liegen mehrere Überblicksdarstellungen vor: Hermann Heinecks materialreiche Festschrift „Brandenburg-Preußen und Nordhausen in urkundlicher Darstellung“ (1902), vom selben Autor die „Geschichte der Stadt Nordhausen 1802–1914“ im zweiten Band des aus Anlass der Jahrtausendfeier 1927 vom Magistrat der Stadt herausgegebenen Geschichtswerkes, eine weitere Festschrift aus dem Jahr 1902 von Karl Heine und die von einer Gruppe Nordhäuser Autoren erarbeitete „Chronik der Stadt Nordhausen 1802 bis 1989“ (2003). Aus Anlass der 200. Wiederkehr der Angliederung der Stadt an Preußen wurde diesem Ereignis das Märzheft 2002 der vom Stadtarchiv herausgegebenen „Nordhäuser Nachrichten“ gewidmet. Außerden existiert, zum Teil schon vor 1927 erschienen, eine Vielzahl von Monografien und Aufsätzen zu speziellen Themen dieses Zeitraumes, auf die hier nicht verwiesen werden kann.In jahrelangem Studium vermochte ich in den Akten auch manch Überraschendes, Kurioses oder Tragisches zu entdecken, das ich gern aufgegriffen habe, sodass, wie ich hoffe, eine gut lesbare Gesamtdarstellung entstanden ist. Für ihre Unterstützung danke ich insbesondere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Nordhäuser Stadtarchivs unter der Leitung von Dr. Theilemann sowie den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren der Hochschule Nordhausen. Für die Bearbeitung der Abbildungen sage ich Jürgen Rennebach herzlichen Dank. Die Umschlaggestaltung erfolgte in Teamarbeit: Dank geht an Jürgen Rennebach und an Yvonne Götz. Für die Möglichkeit der Drucklegung bin ich der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung ganz besonders verpflichtet.
- Nordhausen, im Oktober 2019 - Peter Kuhlbrodt