Liste der Ortsnecknamen im Landkreis Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. September 2016, 12:02 Uhr
Im Landkreis Nordhausen hat fast jeder Ort einen Spitz- Spottnamen bzw. Ortsnecknamen. Er ist meistens auf eine ortstypische Tätigkeit zurückzuführen, für den es auch einen speziellen Ausdruck in der Mundart gibt.
Ortsnecknamen sind keine eigenen Erfindungen, sondern wurden von Nachbarn vergeben. Sie wurden früher verwendet, um die Bewohner zu charakterisieren, die jungen Männer zu verspotten, heute benennen sich Vereine und besonders Faschingsgesellschaften danach. Es ist auch eine Art Brauchtumspflege, dass manche, wenn auch kräftige und deftige Ausdrücke, in der Zukunft erhalten bleiben und nicht verloren gehen.[1]
Ort | Spitzname | Erläuterung |
---|---|---|
Appenrode | Gackerte | Appenrode wurde „Gackerland“ genannt, da hier Gän-se in großer Zahl gehalten und gezüchtet wurden. Die Bewohner wurden „Gackerte“ oder „Guckelhähner“ genannt. |
Auleben | Glatzköppe, Bucklige, Kat-zenköppe | Die Kirche von Auleben stand im Tal und wurde von dort auf den Berg geschoben. Jene, die mit dem Rücken schoben, bekamen einen Buckel und die, die mit dem Kopf drückten, bekamen eine Glatze. |
Bielen | Spackschnitzer | Bielen war wegen der Sumpflandschaft nur durch Fußstege zu erreichen. Die erbauten Wege wurden Bohl, Spack- oder Speckwege genannt. |
Bleicherode | Schneckenhengste | Während des Dreißigjährigen Krieges verkauften Blei-cheröder in Leipzig im Winter Weinbergschnecken. Im Frühjahr machte sich ein Bewohner erneut auf den Weg nach Leipzig, allerdings krochen die Schnecken aufgrund der Wärme aus ihren Häusern und damit war die Ware verdorben. Unverrichteter Dinge kehrte er nach Bleicherode zurück. |
Branderode | Brandfüchse, Brandmeister | Nicht gesichert. |
Buchholz | Striechhälzer | In den 1930er Jahren kam es fast wöchentlich zu Bränden im Dorf. Der Bürgermeister Friedrich Wedekind soll schon Briefe erhalten haben, mit der An-kündigung, wo es demnächst brennen würde. Seitdem werden die Buchholzer „Striechhälzer“ genannt. |
Cleysingen | Wällichen, Musikanten | Die Bewohner sollen während Forstarbeiten Lieder gesungen haben. |
Elende | Spittelkatzen | Die Insassen des ehemaligen Spital bzw. Hospital wurden „Spittelkatzen“ (von Spital) genannt. Bald wurden alle Einwohner so genannt. |
Ellrich | Bettelfahnier | Ellrich wurde immer wieder durch Brände, Hungersnö-te und Unwetter heimgesucht. Die Einwohner bekamen nach einem Gesuch an den König das Recht zuge-sprochen, unter Mitnahme der Stadtfahne zu betteln. |
Etzelsrode | Bastknaben | Nicht gesichert. |
Friedrichslohra | Tatern, Taternlohrschen | Der Graf von Lohra soll versucht haben, Zigeuner zur Seßhaftigkeit zu bewegen. Diese sollen dem dörflichen Leben ein eigentümliches Gepräge gegeben haben. |
Görsbach | Mätzchen | Die Einwohner sollen allerlei Mätchen (Unsinn) ange-stellt habem. |
Gratzungen | Jucken | Aufgrund des Ortsnamens. |
Großwechsungen | Gakrachen, Glasschösse | Nicht gesichert, „großen Mund haben“? |
Großwenden | Kuhköpfe | Halten einer großen Zahl von Kühen. |
Werther | Tragkörbe, Stangenreiter (Großwerther) / Hochseicher (Kleinwerther) | Zum Transport nutzen den Bewohner von Großwerther geflochtene Tragekörbe. / Die Bauern von Kleinwerther verdienten besser als die in Großwerther und galten daher auch als hochnäsig. |
Gudersleben | Muskempen | In Gudersleben gab es viele Zwetschenbäume. Eines Tages sprang ein großer Eber (auch „Kempe“ genannt) in einen Mustrog. |
Günzerode | Fickelschwänze, Wickel-schwänze | Die Bewohner von Günzerorde hielten Ferkel und verkauften sie an die umliegenden Dörfer. Die kleinen Schweine sollen besonders schöne Ringelschwänze gehabt haben. |
Hain | Kuppsäcke, Birnbrater | Die Bewohner siedelten auf der Kuppe des Bergers. Auch sollen sie reich an Birnenbäumen gewesen sein. |
Hainrode | Holzböcke | Hainrode liegt nah am Wald und da die meisten Ein-wohner im Forst arbeiteten, wurden sie oft von Holz-böcken befallen. |
Hamma | Füchse | Viele Einwohner sollen rotes, fuchsiges Haar gehabt haben. |
Harzungen | Wällichenbinger | Um ihre Kessel zu beheizen, holten die Harzunger Reisig (in Wellen) aus dem Wald. Die Reisigbündel (Wällichen) wurden auch zum Verkauf nach Nordhau-sen gebracht. |
Heringen | Murnschießer, Gehstöcke | Die Bewohner sollen ihre Notdurft an der Stadtmauer verrichtet haben. „Gehstöcke“ ist nicht gesichert. |
Herreden | Zainböcke (Ziegenböcke) | Es wurden viele Ziegen gehalten. Dabei soll ein Zie-genbock „untierische Fähigkeiten“ besessen haben und wurde in anderen Dörfern zur Schau gestellt. |
Hermannsacker | Luseknacker, Kruppenköppe (Graupenköpfe) | Der Grund für die Bezeichnung „Luseknacker“ (Läuse) ist nicht gesichert. Die Bewohner sollen in größeren Mengen Graupen gegessen haben. |
Hesserode | Helmeseicher | Die Bewohner sollen ihre Notdurft in der Helme verrichtet haben. |
Hochstedt | Topfgucker | Die Bewohner sollen neugierig gewesen sein und schauten mitunter in die Töpfe anderer Leute. |
Holbach | Holbacher Käuze | Nicht gesichert. Vermutlich wegen Eulen in der Umgebung. |
Hörningen | Hummelkönige, Hummeln, Gewittermacher | |
Ilfeld | Suppentälder, Suppenteller | Die Ilfelder sollen gern Unmengen von Suppe gegessen haben. |
Ilfeld-Wiegersdorf | Rangen, Polacken | „Polacken“ stammt wahrscheinlich von den Ilfeldern, die sich als ehemalige Kreisstadt über Wiegersdorf erhaben fühlten. Die Wiegersdorfer werden sich wahrscheinlich mit Streichen gerächt haben, daher der Name „Rangen“. |
Immenrode / Haferungen | Immenröder Stangen, Schlapphüte / Haferunger Rangen | Die Jugendlichen der beiden Orte neckten sich häufig. |
Kehmstedt | Lederkanonen | |
Kleinbodungen | Klötze | Wegen der Sturheit der Einwohner |
Kleinwechsungen | Wiesenstörche | Um das Dorf sollen viele Störche gelebt haben, es wurde nur nie einer gesehen. |
Kleinwenden | Kuckucke, Kuhhörner | Kuckuck wegen des nahen Waldes, Kuhhörner aufgrund der Rinderzucht. |
Klettenberg | Klettenköpfe | Die Einwohner sind anhänglich wie Kletten bzw. gab es große Mengen dieser Gewächse in der Umgebung. |
Kraja | Wolfsdämper | Ein Bewohner hat einen Wolf, der ihn verfolgt hat, in der Tür eingeklemmt. |
Krimderode | Wisselbeerkönige, Wisselbeerhengste, Twisselbeerkönige | Wisselbeeren“ sind wilde Kirschen, die es im 18. Jahrhundert in und um Krimderode in großen Mengen gab und häufig als Kuchenbelag genutzt wurden, vor allem zur Kirmes. |
Leimische Musdiemen | Mus war das Leibgericht der Leimbacher und überall standen Zwetschenbäume. Nach der Ernste wurde das gekochte Mus in Diemen (Stapel) gefüllt und ein Vorrrat für das ganze Jahr geschaffen. | |
Liebenrode | die „lieben“ Röder, Krummetköppe, Krummböcke | Wortspiel |
Limlingerode | Hungersberger Spitzbuben | Die Bewohenr haben viel geschmuggelt. |
Lipprechterode | Besenbinder, Besenköpfe | Die Einwohner haben über Bedarf Körbe geflochten und Besen gebunden. |
Mauderode | Kuckucke | |
Mörbach | Hundestecher, Hundeschlächter | Sollen angeblich Hunde gegessen haben. |
Neustadt | Wellichentreter | Die Einwohner haben Holz und Reisig gesammelt und anschließend westgetreten. Die Osteröder sind die Korbbönige, die daraus Körbe flochten. |
Niedergebra | Gebersche Hotzelsäcke |
- ↑ Werner Trost: Stampes, Worzelköpp und Staffelbrunzer. Lkr. Miltenberg 2003.