Jahresbericht über den Kreis Grafschaft Hohenstein 1925

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Titel: Jahresbericht über den Kreis Grafschaft Hohenstein 1925
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aus: zit. in Jahrbuch des Landkreises Nordhausen 1997
Herausgeber: Landkreis Grafschaft Hohenstein
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Erscheinungsdatum: 1925
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Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreis Grafschaft Hohenstein umfaßt ein Gebiet von 47.619 ha mit einer Einwohnerzahl von 51.679 Einwohnern (am 16. Juni 1925). Er ist damit an Fläche der größte, an Einwohnerzahl der drittgrößte Kreis des Regierungsbezirkes Erfurt.

Zum Kreis gehören 4 Stadtgemeinden, 61 Landgemeinden, 14 Gutsbezirke. Die Bevölkerung verteilt sich auf die Städte mit 15.686 Köpfen, auf die Landgemeinden mit 35.311 Köpfen und auf die Gutsbezirke mit 682 Köpfen. Von den Bürgermeistern ist Herr Bürgermeister Quehl in Benneckenstein (seit 22. April 1920) am längsten im Amte. Herr Dr. Griepentrog hat das Amt als Bürgermeister in Bad-Sachsa seit 29. März 1922, Herr Dr. Knauf als Bürgermeister in Bleicherode seit 13. Januar 1925 und Herr Dr. Reuter als Bürgermeister in Ellrich seit 1. Juni 1926 inne. Nach dem früheren häufigen Wechsel der Bürgermeister ist zu hoffen, daß die genannten Herren nunmehr längere Zeit ihre Kraft dem Wohlwollen der ihnen anvertrauten Stadtgemeinden werden widmen können.

Seit der letzten Jahresübersicht sind nicht nur Reich und Stadt, sondern auch die Gemeinden durch Neuordnung der politischen Verhältnisse wesentlich umgestaltet. Die 1918 bestehende Vertretung des Kreises wurde im Laufe des Jahres 1919 auf neue Grundlagen gestellt. Anstelle einer Wahl nach Wahlverbänden der größeren ländlichen Grundbesitzer, der Städte und der Landgemeinden trat nunmehr die allgemeine gleiche Wahl. Im Provinziallandtag ist der Kreis vertreten durch die Herren Werkmeister Weithäuser aus Salza und Rittergutsbesitzer Römer aus Bliedungen. Beide sind zugleich Kreistagsabgeordnete und Kreisausschußmitglieder, Herr Rittergutsbesitzer Römer außerdem Mitglied des Provinzialausschusses.

Das Stimmenverhältnis bei den Reichs- und Landtagswahlen erläutert die Übersicht; aus ihr ist zu sehen, daß die Wahlbeteiligung zwar absolut gestiegen ist, prozentual gemessen an der Zahl der Stimmberechtigten aber gefallen ist und daß die Splitterparteien im Abnehmen begriffen sind.

Bei der Staatsumwälzung 1918 war der Landrat Rudolf von Pommer-Esche im Amte. Dieser wurde am 7. Mai 1920 abberufen und zum Oberregierungsrat bei dem Landesfinanzamt in Kassel ernannt. Zu seinem Nachfolger wurde am 28. Juni 1920 der Bezirksleiter des deutschen Metallarbeiterverbandes, Otto Voß, berufen, zunächst kommissarisch und am 24. Januar 1921 endgültig. In der Zwischenzeit hatte der Kreisdeputierte Bürgermeister Henke aus Bleicherode das Amt vertretungsweise inne. Landrat Voß wurde am 31. Oktober 1922 als Landrat nach Kalbe a. S. versetzt.

Zu seinem Nachfolger wurde am 1. November 1922 der Mittelschullehrer und Waisenhausverwalter Albert Knodt aus Nordhausen zunächst kommissarisch und am 2. Mai 1923 endgültig ernannt. Landrat Knodt wurde im Juli 1924 beurlaubt und am 17. März 1925 einstweilig in den Ruhestand versetzt.

Wahlergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

National-versammlg. 19.01.1919 Preußische Landesversammlung 26.01.1919 Reichstag 06.06.1920 Landtag 20.02.1924 Reichstag 04.05.1924 Reichstag 07.12.1924 Landtag 07.12.1924
Sozialdemokr. Partei Mehrheit 4.353 4.301 2.087 2.909 8.517
Unabhängige 11.466 10.366 12.498 9.674 511 10.158 10.123
Deutschnat.-Volkpartei 5.042 4.900 2.766 2.242 7.708 7.734 7.747
Deutsche Volkspartei 27 1.990 2.213 1.781 2.649 2.650
Deutsch-Demokratische Volkspartei 3.906 3.873 2.386 1.917 2.569 2.636 2.614
Kommunistische Partei 12 1.508 3.258 1.565 1.575
Wirtschaftspartei 824 895 907
Nationalsozialisten 756 759 747
Zenrum 266 239 212 199 401 386 365
Landbund usw. 3.619 4.287 243 46
Splitterparteien (9) 365 120 53
Gesamt abgegebene gültige Stimmen 25.033 23.706 25.570 24.949 27.064 26.930 26.781
Wahlbeteiligung in % der Wahlberechtigten 89,4% 84,6% 85,4% 83,3% 84,6% 84,6% 82,1%

Von der Beurlaubung des Landrates Knodt ab bis Anfang Oktober 1924 führte der Kreisdeputierte Kaufmann Henze aus Hesserode vertretungsweise die Geschäfte des Landrates.

Vom Oktober 1924 bis zum 21. Mai 1925 führte der Regierungsrat Röhrig von der Regierung Erfurt vertretungsweise die Geschäfte des Landrates. Am 21. Mai 1925 bereits wurde ihm die kommissarische Verwaltung des Landratsamtes in Lieben-weida übertragen. Am 22. Mai 1925 wurde mit der kommissarischen Verwaltung des Kreises der Landrat Wilhelm Köhne aus Spremberg betraut. Dieser wurde am 9. Oktober 1925 endgültig zum Landrat ernannt. Er schied am 26. März 1927 infolge seiner Ernennung zum Polizeipräsidenten in Hagen i. W. aus. Als sein Nachfolger wurde der Regierungsassessor Dr. Horst Baerensprung vom Polizeipräsidium in Berlin zunächst vertretungsweise ernannt. Zum ersten Male seit 1914 wurde dem Landratsamt mit dem Regierungsassessor Dr. Hoffmann wieder ein Hilfsarbeiter zugewiesen, der sein Amt am 28. September 1925 antrat.

Es muß an dieser Stelle noch des Todes eines um die Entwicklung des Kreises hochverdienten Mannes gedacht werden, des Landrates Philipp Schaeper, der am 2. Juli 1926 in Dresden verstarb und dessen Beisetzung in Nordhausen auf seinen Wunsch in aller Stille erfolgte. 24 Jahre lang war Herr Schaeper Landrat des Kreises Grafschaft Hohenstein. Schon bei Lebzeiten ist er durch Setzen eines Erinnerungssteines auf dem Schern geehrt worden. Der Kreis wird ihm stets ein dankbares Andenken bewahren. Sein von Künstlerhand gemaltes Oelbild im Kreisausschußsaale erinnert an ihn.

Nicht unerwähnt darf bleiben, daß der verdienstvolle Syndikus des Kreises, der Landgerichtsrat Geheimer Justizrat Hoffmann im Jahre 1926 auf eine 20jährige Tätigkeit bei der Kreisverwaltung zurückblicken konnte.

An Veränderungen ist noch bemerkenswert, daß seit dem 1. Juli 1920 das Amt des Kreisdirektors der Landfeuersozietät dem Rittergutsbesitzer Römer übertragen worden ist.

Zum Schluß sei noch eine Übersicht über den Bevölkerungsstand nach den Volkszählungen vom 8. Oktober 1919 und 16. Juni 1925 gegeben. Danach ist in den letzten 6 Jahren ein Bevölkerungszuwachs von rund 100 Köpfen zu verzeichnen.

Nachweis über die Ergebnisse der Volkszählung am 8. Oktober 1919 und am 16. Juni 1925 in den einzelnen Gemeinden des Kreises Grafschaft Hohenstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lfd. Gemeinde- (Guts-) Ortsanwesende Bevölkerung am
8. Okt. 16. Jun
Nr. Bezirk 1919 1925
a.) Städte
1. Benneckenstein 2.733 2.790
2. Bleicherode 5.070 5.307
3. Ellrich 4.398 4.492
4. Bad Sachsa 3.004 3.097
Im Ganzen
a.) Städte 15.205 15.686
b.) Landgemeinden
5. Ascherode 188 174
6. Bliedungen 216 231
7. Branderode 327 373
8. Buhla 682 611
9. Klettenberg 545 590
10. Elende 267 220
11. Etzelsrode 150 134
12. Friedrichsroda 737 706
13. Friedrichsrode 256 237
14. Gratzungen 223 248
15. Großberndten 720 680
16. Großwechsungen 1.114 1.162
17. Großwenden 266 249
18. Großwerther 1.139 1.263
19. Gudersleben 413 390
20. Günzerode 213 235
21. Haferungen 241 242
22. Hainrode 503 512
23. Herreden 461 482
24. Hesserode 481 598
25. Hochstedt 134 128
26. Holbach 123 122
27. Hörningen 218 224
28. Immenrode 125 142
29. Kehmstedt 777 781
30. Kleinberndten 640 621
31. Kleinbodungen 618 675
32. Kleinfurra 749 695
33. Kleinwechsungen 416 453
34. Kleinwenden 253 267
35. Kleinwerther 839 943
36. Liebenrode 345 346
37. Limlingerode 429 443
38. Lipprechterode 974 952
39. Mackenrode 679 742
40. Mauderode 184 211
41. Mitteldorf 554 536
42. Mörbach 146 160
43. Niedergebra 1.288 1.287
44. Nohra 598 601
45. Oberdorf 682 698
46. Obergebra 1.225 1.180
47. Obersachswerfen 198 199
48. Pützlingen 244 249
49. Pustleben 827 813
50. Rehungen 799 778
51. Rüxleben 607 599
52. Salza 3.883 4.020
53. Schiedungen 273 299
54. Sollstedt 1.181 1.165
55. Sorge 211 216
56. Steinsee 59 44
57. Stöckey 558 575
58. Tettenborn 653 691
59. Trebra 496 495
60. Wernigerode 565 581
61. Wernrode 313 345
62. Woffleben 495 576
63. Wolkramshausen 1.095 1.110
64. Wollersleben 332 394
65. Wülfingerode 688 618
Im Ganzen:
b.) Landgemeinden: 34.624 35.311
c.) Gutsbezirke
66. Ascherode 49 58
67. Benneckenstein 113 117
68. Dietenborn 105 87
69. Hainrode 64 50
70. Kinderode 41 58
71. Königsthal 17 13
72. Lipprechterode 41 35
73. Niedergebra 66 63
74. Rüxleben 34 41
75. Sollstedt 36 35
76. Stöckey 34 21
77. Lohra (Utterrode) 12 10
78. Wernrode 33 49
79. Wülfingerode 48 45
Im Ganzen:
c.) Gutsbezirke: 693 682
Zusammenstellung:
a.) Städte 15.205 15.686
b.) Landgemeinden 34.624 35.311
c.) Gutsbezirke 693 682
Im Ganzen: 50.522 51.679
Davon waren 25.161 männlichen Geschlechts,
26.518 weiblichen Geschlechts.