Galgenberg (Bleicherode)
Der Galgenberg bei Bleicherode ist eine historische Richtstätte, die in der Frühen Neuzeit für die Vollstreckung von Todesurteilen diente. Der Name bezieht sich heute auf eine Anhöhe nahe dem Ort Elende, die ursprünglich Königsliete genannt wurde und seit der letzten öffentlichen Hinrichtung im Jahr 1800 als Galgenberg bekannt ist. Eine frühere Richtstätte befand sich zuvor auf dem Georgenberg bei Bleicherode.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Georgenberg, eine Anhöhe südlich von Bleicherode, wurde bereits in frühgeschichtlicher Zeit als Thingstätte im germanischen Wippergau genutzt. Ab dem späten 16. Jahrhundert diente er als offizieller Hinrichtungsplatz für die Stadt Bleicherode. Hier stand ein Galgen mit Rad, auf dem zahlreiche Todesurteile vollstreckt wurden. Urkundlich belegt sind auch Massenhinrichtungen im 16. Jahrhundert. Die letzte Hinrichtung auf dem Georgenberg fand im Jahr 1630 statt.
Mit dem Übergang der Grafschaft Hohnstein an Brandenburg nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Richtstätte auf die Königsliete, eine Anhöhe zwischen Elende und Bleicherode, verlegt. Der Ort wurde aufgrund seiner weiten Sichtbarkeit und zentralen Lage innerhalb der Amtsdörfer gewählt.
Die letzte und bekannteste Hinrichtung an diesem Ort fand am 14. November 1800 statt. Der zum Tode verurteilte Jakob Wernecke, ein junger Mann aus Mitteldorf (heute Wipperdorf), war wegen Mordes an seiner Geliebten verurteilt worden. Das Urteil lautete auf Rädern mit anschließendem Ausstellen der Leiche auf dem Galgen. Die Vollstreckung erfolgte unter großer öffentlicher Beteiligung, was dem Ereignis überregionale Aufmerksamkeit verschaffte. Der Galgen wurde eigens für die Exekution aus Materialien der umliegenden Orte errichtet.
Mit der Eingliederung der Region in das Königreich Westphalen unter französischer Herrschaft wurden Anfang des 19. Jahrhunderts tiefgreifende Reformen im Strafrecht eingeführt. Öffentliche und besonders grausame Hinrichtungen wurden abgeschafft. Der Galgen auf der Königsliete wurde demontiert und in einer öffentlichen Auktion verkauft. Der Berg, auf dem sich die Richtstätte befand, wird seither Galgenberg genannt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Horst Rasemann: Galgenberge - eine Stätte des Grauens und der Furcht. In: Jahrbuch des Landkreises Nordhausen 1995.