Der Mann ohne Kopf

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Textdaten
Autor: Fr. König, Bremen
Titel: Der Mann ohne Kopf
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aus: Aus der Heimath : Sonntagsblatt des Nordhäuser Courier
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Erscheinungsdatum: 1893
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Zu Anfang dieses Jahrhunderts wohnte auf dem Blauen Hofe in Niedergebra der Amtmann Hauenschild, ein gar stolzer und gestrenger Herr. Auf dessen Veranlassung mußte der Nachtwächter des Dorfes die Stunden auch vor den Herrenhause abrufen. Als dies wieder einmal geschah und Mitternacht heran nahte es war in der Adventszeit, sah der Wächter von den Ställen her einen grauen Mann auf sich zukommen. In der Meinung, es sei der ihm befreundete Knecht Neithardt, ruft er: „Neithardt, bist du es?“ Als er aber auf mehrmaliges Anrufen keine Antwort erhält, beobachtet er die Gestalt schärfer und sieht mit Schrecken, daß derselben der Kopf fehlt. Doch verlor er den Muth nicht, sondern griff herzhaft nach seinem Spieße und stach darnach, traf aber nur eine leer Stelle. Am andern Morgen meldete er dem Herrn, was vorgefallen war. Dieser befahl, ihn auf der Stelle zu benachrichtigen, falls sich das Gespenst noch eibnak zeigen sollte. In der folgenden Nacht, als eben vor dem Kirchthurme die 12. Stunde ertönte, erschien der Graue wueder, Sobald der Wächter dem Amtmann davon in Kenntniß gesetzt hatte, erschien dieser mit einem geladenen Gewehre am Fenster. Auf seinen Zuruf mußte der Nachtwächter bei Seite treten. Kaum war das geschehen, als auch der Schuß krachte, ohne jedoch getroffen zu haben.

Am folgenden Tage und zwar am hellen Mittage erscheint der Graue zum drittenmale und nimmt seinen Weg gerade ins Herrenhaus. Nachdem er dreimal angeklopt hat, tritt er in das Zimmer, in dem sich Hauenschild befindet. Das Gespenst umfaßt ihn, kneift und drückt ihn derart, daß er vor Schmerz und Schreck augenblicklich seinen Geist aufgiebt. An seinem Körper fand die Todtenfran überall Spuren von Fingern und Nägeln, so da0 sie es für rathsam hielt, die Leiche nicht mit einem Todtenhemde zu bekleiden, sondern das alte am Körper zu lassen.

Thatsache ist, daß Hauenschild welcher uns Hagr 1820 starb, ganz plötzlich seinn Geist gegeben hat. Es ist ferner wahr, daß die Todtenfrau unzählige blaue Flecken an der Leiche fand, wie dies alte Leute aus dem Munde der Frau selbst vernommen haben.

Am Eingang zum Dransfelder Garten, da wo zwei alte Linden stehen, will man schon öfter eine weiße Frau mit einem Schlüsselbund gesehen haben.