Der Bettelkönig von Ellrich (Fuldner)
Der Bettelkönig von Ellrich. (Vergl. Nr. 13). Kämen die für ihn ausgeworfenen Ausgaben nicht in den Kirchenrechnungen Ellrichs, kämen sie in den Stadtrechnungen vor, so könnte man an den früheren Bettelvogt denken, einen zur Unterdrückung der Bettelei angestellten niederen Polizeibeamten. Es wäre auch nicht gerade ausgeschlossen, daß die Kirche diesen Beamten mitbezahlt hätte. Daneben drängt sich mir eine andere möglicherweise zutreffende Vermutung auf. Der bekannte Dichter und Bürgermeister von Berlin Georg Reicke hat ein sehr hübsches Gedicht verfaßt: „Die heiligen drei Könige.“ Ich citiere daraus drei Strophen: „Der Erste schreitet gebückt einher, Den diesem Gedichte zu Grunde liegenden Stoff hat Reicke dann weiter dichterisch verwertet in einem seiner drei Dramen, die unter dem Titel „Martyren" veröffentlicht und in Berlin aufgeführt sind. Daserwähnte Drama spielt im Harz, und der Dichter hat, wie er mir selbst erzählte, den Stoff in Ellrich aufgespürt und ist ihm dann weiter bis Elend und Schierke nachgegangen. Sollte nicht der Mann im „Königsbettlergewand“ mit dem Bettelkönig von Ellrich identisch sein? Jedenfalls liegt hier eine Spur vor, die sich weiter verfolgen ließe. Der Bettelkönig kann der Führer jener kleinen armen Gesellschaft gewesen sein, die zum 6. Januar, vielleicht in anderer Verkleidung auch an anderen kirchlichen Festtagen, in Ellrich ihre Aufführungen und Umzüge veranstaltete und die in ihrer Armut zwecks Aufrechterhaltung der schönen alten Volkssitte kirchlicherseits unterstützt wurde. — Spachkenner möchte ich außerdem auf die Aehnlichkeit der Wortenden in Bettelfanien und Epiphaniu (Fest der hl. drei Könige) aufmerksam machen.
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