Das Volk
Das Volk war eine von 1946 bis 1990 erschienene Tageszeitung. Ihr Nachfolger ist die Thüringer Allgemeine.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach Luftangriffen auf Nordhausen brach das Zeitungswesen zusammen. Mit dem Befehl Nr. 2 des sowjetischen Marschalls Shukow vom Juni 1945 konnten Parteien gegründet und parteieigene Presseorgane aufgebaut werden. Bei der Lizenzierung und Papierzuteilung wurden kommunistische Zeitungen bevorzugt. So erhielt die Thüringer Volkszeitung als KPD-Organ am 3. Juli 1945 eine Lizenz. Ab September 1945 enthielt sie einen Nordhäuser Lokalteil, der beim Verlag Theodor Müller gedruckt wurde.
Chefredakteur Karl Schultes betonte in der ersten Ausgabe die Bedeutung von Pressefreiheit und öffentlicher Meinung. Die Zeitung richtete sich vor allem an Arbeiter und Bauern und übergang die bürgerlichen Schichten der Stadt. Dennoch waren Unternehmer gezwungen, zu inserieren, um ihre Kunden zu erreichen. Anfangs gab sich die Zeitung als offen, brachte Kritik und setzte sich mit der Vergangenheit auseinander. Ab 1946 wurde die politische Linie der KPD durchgesetzt. Dies bereitete die Fusion von KPD und SPD zur SED im April 1946 vor.
Nun erschien das „Thüringer Volk“ als SED-Organ, anfangs dreimal wöchentlich. Ab 1948 wurde sie im Thüringer Volksverlag gedruckt. Die letzte Konzentration war 1950 die Umbenennung in „Das Volk“. Damit einher ging ein Wechsel in der Lokalredaktion, die fortan von Rolf-Wolfgang Wilkens geleitet wurde. Anzeigen wurden von Eugen Grunert verantwortet.
Anfänglich konnten Leser noch Kritik äußern, doch die Zeitung passte sich zunehmend der Parteilinie an. Bis 1989 gab es nur eine Lokalseite von Dienstag bis Samstag. „Das Volk“ hatte eine enorme Auflage, da es faktisch ein Zwangsabo gab und nahezu alle Haushalte erreichte.
Redaktionell war „Das Volk“ streng zentralistisch organisiert. Die Berliner Zentralredaktion gab die politische Marschrichtung vor, die Lokalredaktionen hatten keinen Gestaltungsspielraum. Ende der 1980er Jahre öffnete sich „Das Volk“ im Zuge der Wende etwas für Oppositionsgruppen.
Unter dem Druck der Montagsdemonstrationen sagte sich „Das Volk“ am 15. Januar 1990 als erste SED-Zeitung von der Partei los. Aus „Das Volk“ wurde die „Thüringer Allgemeine“ mit Sergej Lochthofen als Chefredakteur. Erstmals in der DDR-Pressegeschichte wählte die Redaktion den Chefredakteur selbst.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Thomas Müller: Nordhäuser Pressegeschichte. Nordhausen: Atelier Veit, 2012.