Salzwerk (Auleben)

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Blick auf das Naturschutzgebiet „Schloßberg – Solwiesen“ vom Weg aus Auleben. Im Hintergrund sieht man den Kyffhäuser mit der Rothenburg und dem Fernsehturm. Das Salzwerk zwischen Auleben und der Numburg war ein im 16. Jahrhundert mehrfach geplantes, zeitweise errichtetes, jedoch dauerhaft erfolgloses Vorhaben. Der wiederholte Versuch, das Salzvorkommen in der Region wirtschaftlich zu nutzen, wurde zunächst von den Grafen von Stolberg initiiert. Trotz technischer Umsetzung und mehrfacher politischer und rechtlicher Klärungsversuche scheiterten die Bemühungen langfristig an politischen Widerständen, wirtschaftlichen Unsicherheiten und unzureichender Ergiebigkeit der Solequellen.

Geschichte

1535 fasste Graf Botho der Glückselige von Stolberg den Plan, ein Salzwerk im Tal der Goldenen Aue unterhalb der Numburg zu errichten. Dieses Gebiet lag im Grenzbereich zwischen den Herrschaftsgebieten der Grafen von Stolberg und Schwarzburg. Für die Realisierung des Vorhabens suchte Botho die Zustimmung seines Mitregenten im Amt Heringen, Graf Günther XI. von Schwarzburg. Dieser verweigerte jedoch aus politischen und wirtschaftlichen Gründen seine Einwilligung. Laut dem Chronisten Paul Jovius musste das Projekt daher zunächst aufgegeben werden.

Nach dem Tod Bothos im Jahr 1538 setzte sein Sohn, Graf Wolfgang zu Stolberg, die Pläne seines Vaters fort. Trotz intensiver schriftlicher Verhandlungen mit den Schwarzburger Grafen, insbesondere mit Günther XI., kam es zu keiner verbindlichen Einigung über den gemeinsamen Bau oder Betrieb eines Salzwerks. Die Schwarzburger zeigten sich insbesondere besorgt darüber, dass ein neues Salzwerk der bestehenden Saline in Frankenhausen Konkurrenz machen und wirtschaftliche Verluste verursachen könnte.

In einem Schreiben aus dem Jahr 1545 wandte sich Graf Wolfgang an den Juristen Heinrich Horn und bat um ein rechtliches Gutachten, das seine Ansprüche auf die Nutzung des Salzquells und den Bau eines Werkes auch ohne Zustimmung der Schwarzburger untermauern sollte. In dem juristischen „Bedenken“ wurde Wolfgang bestätigt, dass er aus rechtlicher Sicht zur Errichtung des Werkes berechtigt sei, auch wenn das Grundstück teils zur Herrschaft Schwarzburg gehörte.

Organisation und Gewerkschaft

Bereits unter Graf Botho war eine Gewerkschaft zur Finanzierung und Organisation des Salzwerks gegründet worden. Die Anteile, sogenannte Kuxe, waren unter mehreren Adligen, Bürgern und Vertretern städtischer Obrigkeiten verteilt. Ein Verzeichnis aus der Zeit dokumentiert 23 Anteilseigner mit Anteilen in unterschiedlicher Höhe. Die Struktur dieser frühen kapitalmäßigen Beteiligung ähnelte anderen bergbaulichen Projekten der Zeit.

Bei der technischen Umsetzung des Werkes orientierte man sich offenbar an dem bestehenden Salzwerk im nahegelegenen Staßfurt. Es wurden Angaben zu baulichen Anlagen, Pfannenmaßen und Produktionsprozessen überliefert.

Übernahme durch Kurfürst August von Sachsen

In den 1560er Jahren war das Salzwerk wirtschaftlich gescheitert, und die Grafen von Stolberg sahen sich infolge finanzieller Schwierigkeiten nicht in der Lage, den Betrieb weiterzuführen. Im Jahr 1564 übernahm Kurfürst August von Sachsen das Werk. 1568 wurde ein Vertrag zwischen dem Kurfürsten und dem gräflichen Haus Stolberg abgeschlossen, der die gemeinsame Nutzung des Werks regelte. Die Stolberger Grafen sollten ein Drittel der Nutzungserträge erhalten, mussten im Gegenzug jedoch ein Drittel der bereits entstandenen und zukünftigen Baukosten tragen.

Die Verwaltung, technische Leitung und rechtliche Kontrolle des Werkes wurden vollständig dem kurfürstlichen Haus Sachsen unterstellt. Die Stolberger erklärten sich in Briefwechseln bereit, ihre Ansprüche geltend zu machen, äußerten jedoch Bedenken bezüglich der hohen Kostenbeteiligung und der möglichen langfristigen Verbindlichkeiten.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten und Niedergang

Eine chemisch-technische Untersuchung der Sole durch den Aschersleber Fachmann Matthias Stiefel im Jahr 1571 ergab, dass die Sole eine zu geringe Konzentration an Salz aufwies, um einen wirtschaftlich erfolgreichen Betrieb zu ermöglichen. Angesichts dieser Ergebnisse rieten Sachverständige von weiteren Investitionen in das Werk ab. Der Salzgehalt war so niedrig, dass erhebliche Mengen an Brennmaterial notwendig gewesen wären, um ein lohnenswertes Produkt zu gewinnen.

Hinzu kamen steigende Holzpreise in der Region, die die Betriebskosten zusätzlich erhöhten. Diese Faktoren führten dazu, dass das Werk erneut stillgelegt wurde und in der Folgezeit verfiel.

Spätere Versuche der Wiederbelebung

Ein weiterer Versuch, das Salzwerk wieder in Betrieb zu nehmen, erfolgte 1726. Graf Christoph Friedrich zu Stolberg beantragte beim König von Polen und Kurfürsten von Sachsen, Friedrich August, die Erlaubnis zum Wiederaufbau. In dem Schreiben verwies er auf neu entdeckte Steinkohlevorkommen in der Nähe, die eine wirtschaftlichere Befeuerung ermöglichen könnten. Der König zeigte sich dem Anliegen grundsätzlich aufgeschlossen und bat um die Entsendung eines Bevollmächtigten zur weiteren Verhandlung. Ein konkreter Neubeginn erfolgte jedoch nicht. Die Gründe dafür sind nicht überliefert.

Im Jahr 1865 wurden die verbliebenen Reste des einstigen Salzwerks – hauptsächlich Fundamente – entfernt. Das Gelände wurde in Ackerland umgewandelt. Seitdem ist von den baulichen Anlagen des Werkes nichts mehr erhalten.

Technische Daten

  • Soleleitung: 1 Meile Länge nach Kelbra
  • Solekonzentration: ca. 40 Lot pro Quartier (Ertrag: ca. 3 Lot Salz)
  • Produktionsweise: nach Vorbild Frankenhausens, auf offenen Pfannen
  • Pfannengröße: ca. 3,5 × 3 Ellen
  • Produktionsleistung: bis zu 45 Salzstücke pro Woche je Kote
  • Antrieb: Wasserräder, Roßkünste mit bis zu 18 Pferden
  • Schachtiefe: ca. 20 Klafter (etwa 37 m)