POS Werner Seelenbinder (Ilfeld)

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Die Polytechnische Oberschule (POS) „Schule der Einheit“ in Ilfeld wurde 1959 eröffnet und 1976 in „Werner Seelenbinder“ umbenannt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte der Polytechnischen Oberschule (POS) in Ilfeld begann offiziell am 1. September 1959. Aus der ehemaligen Mittelschule wurde eine zehnklassige allgemeinbildende Polytechnische Oberschule, die den Namen „Schule der Einheit“ trug. Ab 1976 erhielt die Schule den Namen „Werner Seelenbinder“, zu Ehren des kommunistischen Widerstandskämpfers und Sportlers Werner Seelenbinder.

Die POS „Werner Seelenbinder“ in Ilfeld begann mit etwa 472 Schülern, von denen ein großer Teil aus den umliegenden Dörfern stammte. Darunter waren auch 50 Schüler aus einem Kinderheim sowie 66 Schüler aus benachbarten Orten wie Rothesütte, Sophienhof, Niedersachswerfen und Neustadt. Die Unterbringung und der Unterricht der Schüler waren anfangs über verschiedene Standorte verteilt: Unterricht fand in Gebäuden am Neanderplatz, in Wiegersdorf, in der Turnhalle und in weiteren Räumlichkeiten statt.

Das Unterrichtskonzept der Schule war stark von der DDR-typischen Verbindung von Lernen und praktischer Arbeit geprägt. Ab der 7. Klasse nahmen die Schüler regelmäßig an Unterrichtseinheiten in Betrieben wie dem Leunawerk und dem NOBAS-Werk teil.

Mit der wachsenden Schülerzahl stieß die Schule bald an ihre Kapazitätsgrenzen. Ab 1964 begannen erste Baumaßnahmen zur Erweiterung der bestehenden Gebäude, darunter der Anbau von Lehrerzimmern und Verwaltungsräumen. Die Infrastruktur der Schule war weiterhin begrenzt, was die Rufe nach einem Schulneubau laut werden ließ. Mitte der 1960er Jahre gab es Planungen für ein neues, modernes Schulgebäude.

Der Neubau wurde schließlich 1983 begonnen und 1984 abgeschlossen. Dieses neue Schulgebäude, das anstelle der bisherigen dezentralen Standorte errichtet wurde, beherbergte 26 Klassenräume, eine Turnhalle und ein Heizhaus. Der Neubau, gelegen am Steinfeld, brachte nicht nur Platz für die Schüler, sondern ermöglichte auch erstmals Pausenhöfe und einen Schulgarten.

Im Jahr 1969 eröffnete die Schule in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Stift Ilfeld den „Jean Frédéric Joliot-Curie Park“ (heute Ahornpark). Die Schüler halfen oft bei der Pflege des Parks, der jedoch nach wenigen Jahren wieder verwilderte.

Im Winter 1962/63, dem härtesten Winter seit 100 Jahren, musste die Schule für einige Wochen geschlossen werden. Der Unterricht wurde in dieser Zeit in die Räumlichkeiten der Patenbetriebe verlegt. Auch die Infrastrukturausfälle, wie die mangelhafte Toilettensituation, die erst Ende der 1960er Jahre verbessert wurde, belasteten den Schulalltag.

Die Wendezeit 1989/1990 brachte grundlegende Veränderungen in das Schulleben der POS „Werner Seelenbinder“. Auf einer Schulkonferenz im Juni 1990 wählte die Schule erstmals eine neue Leitung, bestehend aus Lehrern, Eltern und Schülern. Die POS „Werner Seelenbinder“ wurde 1991 in eine staatliche Regelschule umgewandelt, die sich im alten Schulgebäude befand und die Klassenstufen 5 bis 10 umfasste. Der Direktor Günther Woldt leitete die Regelschule bis zur Gründung eines neuen Gymnasiums in Ilfeld.

1993 wurde die Regelschule aufgelöst und die Schüler in die Regelschule Niedersachswerfen integriert. Das Schulgebäude diente nun als Standort für das neu gegründete Staatliche Gymnasium „Michael Neander“, das sich als humanistisches Bildungszentrum etablieren sollte. Die Idee eines Gymnasiums mit privater Trägerschaft wurde zunächst diskutiert, doch schließlich entschied man sich für eine staatliche Einrichtung. Der neue Name des Gymnasiums ehrte Michael Neander, einen Humanisten und Pädagogen aus dem 16. Jahrhundert.

Mit der Schließung der Schule im Jahr 1998 endete die Geschichte der POS „Werner Seelenbinder“ in Ilfeld. Das Gebäude, das einst als Bildungsstätte für mehrere Generationen diente, wurde nach der Fusionierung mit dem Herder-Gymnasium Nordhausen geschlossen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Liebenrodt: 2023-1993: 30 Jahre "Ilfelder Heimatmuseum". Mit einem Streifzug durch die fast 500-jährige Schulgeschichte aus Ilfeld-Wiegersdorf. Ilfeld: Eigenverlag, 2022.