Georgen-Hospital

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Das St. Georgen-Hospital war ein mittelalterliches Hospital mit angeschlossener Kapelle in der Reichsstadt Nordhausen. Es befand sich an der Ecke Kornmarkt/Töpferstraße in der südlichen Häuserzeile.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hospital St. Georgen wurde vermutlich Anfang des 13. Jahrhunderts als Aussätzigenspital (curia leprosorum) außerhalb der damaligen Stadtmauern gegründet, die zu dieser Zeit noch entlang der heutigen Kranichstraße und über den Kornmarkt die Rautenstraße hinunter verliefen. Einige Historiker wie Karl Meyer datieren die Entstehung sogar vor 1140.

1289 stiftete der Nordhäuser Bürger Hartwiq von Ellrich dem Hospital eine neue, dem Heiligen Georg geweihte Kapelle. Zwischen 1290 und 1330 wuchs die Stadt stark an und das Töpferviertel wurde mitsamt St. Georgen durch eine Erweiterung der Stadtmauer in das Stadtgebiet einbezogen. Die Aussätzigen wurden aufgrund der Ansteckungsgefahr in den weiter außerhalb gelegenen Siechenhof verlegt, während St. Georgen fortan als Armenhaus für Alte und Bedürftige diente.

In den folgenden Jahrzehnten erhielt das Hospital mehrere Schenkungen und Stiftungen, darunter 1308 vier Morgen Wald bei Wachsbach von den Grafen von Hohnstein sowie zwischen 1401 und 1502 verschiedene Vikarien.

1428 wurde das Georgenhospital aus unbekannten Gründen, möglicherweise wegen seiner Lage im Stadtzentrum, mit dem Martini-Hospital vereinigt. Die Urkunde legte fest, dass der Gottesdienst in der Georgenkapelle bestehen bleiben und das Martinihospital um die gleiche Zahl Bedürftiger erweitert werden sollte, die bisher in St. Georgen versorgt wurden. Einige Bewohner wurden eventuell auch in ein Haus hinter dem Spendekirchhof verlegt.

Nach der Vereinigung der Hospitäler nutzte die Stadt die Gebäude von St. Georgen als Hauptzeughaus für ihre schweren Geschütze, darunter die berühmten Kanonen Lindwurm und „Schnell-und-balde-davon“. Die Kapelle blieb zunächst für Gottesdienste in Benutzung, die in der Reformationszeit eine besondere Bedeutung erlangten: Da sie nicht direkt dem katholischen Domstift unterstand, konnten hier leichter evangelische Prediger auftreten.

So hielt vermutlich 1522 Thomas Müntzer hier Predigten, sehr zum Missfallen des Domkapitels. 1525 versuchte Martin Luther während des Bauernkriegs in St. Georgen gegen die aufständischen Bauern zu predigen, stieß aber auf heftigen Widerstand der Zuhörer. Bald nach der Reformation endeten die Gottesdienste und spätestens ab 1569 diente die Kapelle nur noch als „Buchsenhauß“ (Zeughaus).

Beim verheerenden Stadtbrand von 1612 wurden große Teile der Oberstadt einschließlich der Georgenkapelle zerstört. Das Feuer war so heftig, dass sogar die dort aufbewahrten Geschütze schmolzen. Aufgrund seiner Bedeutung als Zeughaus ließ der Rat die Kapelle jedoch bald wieder aufbauen.

Anfang des 18. Jahrhunderts geriet Nordhausen in den Fokus Brandenburg-Preußens, das versuchte, die Reichsstadt in seinen Machtbereich einzugliedern. Im Zuge der preußischen Besetzung von 1703 bis 1715 drangen die Soldaten gewaltsam in das Zeughaus ein, öffneten es und stellten die Kanonen zur Machtdemonstration auf Markt- und Kornmarkt zur Schau.

Nur zwei Jahre nach einem ersten Großbrand wurde die Georgenkapelle 1712 bei einem erneuten Stadtbrand endgültig zerstört und diesmal nicht wieder aufgebaut. Auf dem Gelände entstanden Bürgerhäuser, die bis 1945 das Straßenbild prägten, dann aber im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs vernichtet wurden. Heute stehen an der Stelle moderne Wohn- und Geschäftsbauten.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über das genaue Aussehen des Hospitals und der Kapelle St. Georgen ist mangels Quellen und Abbildungen relativ wenig bekannt. Als Armenhaus waren die Hospitalgebäude vermutlich sehr einfach gehalten, die meiste Bausubstanz bestand wahrscheinlich aus Fachwerkkonstruktionen, deren Gefache mit Flechtwerk und Lehmbewurf ausgefüllt waren.

Die Kapelle dagegen dürfte aus massivem Mauerwerk errichtet worden sein. Über ihrem Eingang soll sich ein Relief befunden haben, das den Heiligen Georg als Drachentöter zeigte. Im Inneren gab es dem Nordhäuser Chronisten Erich Christoph Bohne zufolge zwei Altäre, andere Quellen sprechen sogar von vier Altären - in jedem Fall Stiftungen wohlhabender Bürger der Stadt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]