NPEA Ilfeld

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Schulpforta (1935) und Ilfeld waren die einzigen Humanistischen Gymnasien unter den NPEA.

Geschichte

Gründung und Anfänge =

1934 brachte das Ende der alten Klosterschule durch ihre Umwandlung zur Nationalpolitischen Erziehungsanstalt. Ilfeld war eine der frühen NAPOLA-Gründungen, nachdem bereits drei Staatliche Bildungsanstalten in NPEAs umgewandelt worden waren. Schulpforta und Ilfeld blieben die einzigen humanistischen Gymnasien unter den NPEAs. Die Ilfelder NAPOLA versuchte anfangs, an Traditionen der Klosterschule anzuknüpfen. Sie setzte den Schüleraustausch mit Großbritannien und den USA fort, behielt die morgendlichen Andachten bei und gestattete auch den Kirchgang. 1937 wurde diesen Gepflogenheiten aber ein Ende gesetzt.

Mit der Implementierung einer NPEA ab 1934 beabsichtigte man, die bis dahin durchaus in Standeshochmut organisierten „Fraktionen“ der Klosterschüler zu überwinden. Rautenberg konstatierte schon nach wenigen Jahren ein herzliches und kameradschaftliches Verhältnis an der NPEA ebenso wie ein demonstratives Bemühen um Schlichtheit im Umgang, zu dem auch die Pädagogen Erich von Drygalski und Kleinschmidt maßgeblich beitrugen.

Mit der Umwandlung in eine NPEA ab 1934 wurde das Leben in der Klosterschule Ilfeld neu ausgerichtet. Zunächst versuchte man, gewisse Traditionen der humanistischen Bildung aus der Zeit als Klosterschule zu integrieren. Doch zunehmend setzte eine Anpassung an die Weltanschauung und Strukturen des NS-Staates ein. Schon vor 1933 hatte es in Ilfeld Anzeichen einer Politisierung gegeben, als der Nationalsozialistische Schülerbund (NSS) großen Zulauf erfuhr. Nach der Machtübernahme erfolgte die Eingliederung in die Hitlerjugend. Die Umwandlung zur NPEA stieß bei vielen Schülern auf Zustimmung.

Äußerlich manifestierte sich die Neuausrichtung im militärischen Habitus mit Uniformen und Führergrundsatz. Der Tagesablauf war durch Wehrsport, Geländeübungen und Rituale geprägt. Christliche Traditionen entfielen ab 1937.

Trotz dieser Anpassung blieben in Ilfeld im Vergleich zu anderen NPEAs noch gewisse Anteile humanistischer Bildungstradition erhalten.

Ab 1943 beeinträchtigten die Kriegsentwicklung und die Unterbringung der Schule an wechselnden Ausweichstandorten den Betrieb stark. Unterricht war kaum noch möglich, dafür bestimmten Arbeitsdienst, Wehrsport und Indoktrination den Alltag. Fanatismus und Opferbereitschaft nahmen bei vielen Schülern bis zuletzt zu.

Als amerikanische Truppen im April 1945 den letzten Standort der Schule erreichten, leisteten Teile der Schülerschaft erbitterten Widerstand. Erst nach längeren Kämpfen kapitulierten die Verteidiger. Damit endete die Geschichte der NPEA Ilfeld, die 1934 mit dem Anspruch gegründet worden war, im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie eine Elite auszubilden. Die ursprünglichen humanistischen Traditionen der Schule waren im Laufe der Zeit dem militärischen und politischen Kurs des NS-Regimes angepasst worden.

NPEA Ilfeld im Zweiten Weltkrieg

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 änderte sich das Leben an der NPEA Ilfeld grundlegend. Zwar konnte der Schulbetrieb zunächst noch weitgehend aufrechterhalten werden, doch die kriegsbedingten Einschränkungen mehrten sich zunehmend.

Bereits 1940 mussten viele ältere Schüler zum Reichsarbeitsdienst und als Flakhelfer dienen. Viele Lehrer wurden zur Wehrmacht eingezogen, so dass ein erheblicher Lehrermangel entstand. Der Unterricht konnte teilweise kaum noch regulär stattfinden, viele Fächer fielen ganz aus. Ab 1942 führte man ein Notabitur ein, da eine geordnete Ausbildung bis zur Reifeprüfung nicht mehr möglich war.

Trotz dieser Einschnitte konnte der Alltag in der gut ausgestatteten NPEA Ilfeld zunächst noch relativ normal weiterlaufen. Durch die Abgeschiedenheit der Schule in einem Seitental des Harzes schien sie wie eine „Insel der Seligen“, abgetrennt von den Kriegswirren. Die ideologische Indoktrination wurde aber verstärkt. In der Schulzeitung mehrten sich die Heldenberichte von der Front und die Nachrufe auf gefallene Kameraden.

Ab 1943 kam es dann zur Zersplitterung und teilweisen Auflösung der NPEA Ilfeld. Wegen der Errichtung des unterirdischen Rüstungskomplexes Mittelwerk im Kohnstein bei Niedersachswerfen musste die Schule geräumt werden.

Unterricht und Struktur

Die NPEAs erhielten vom Staat eine großzügige Ausstattung, um die angestrebte Gesamterziehung der Schüler attraktiv zu gestalten. Laut dem Ilfelder Erzieher Erwin Ocker sollten so junge Menschen zu Persönlichkeiten geformt werden, die sich der Gemeinschaft verpflichtet fühlen. Zu den Annehmlichkeiten gehörten umfangreiche Reiseprogramme im In- und Ausland.

Es gab regelmäßige Fahrten nach Weimar, Jena und in volksdeutsche Gebiete Osteuropas. Besonders prestigeträchtig waren die jährlichen Schüleraustausche mit englischen und amerikanischen Elite-Internaten. Die Oberprimaner verbrachten mehrere Wochen im Ausland, nahmen am Unterricht teil und unternahmen Ausflüge. Im Gegenzug kamen englische und amerikanische Schüler nach Ilfeld. Die Jungmannen sollten so andere Lebensweisen kennenlernen, werbend für das NS-System eintreten und ihre Heimat mehr schätzen lernen.

Weitere Höhepunkte waren Klassenfahrten nach Rom und Athen sowie die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1936. Um soziale Verantwortung zu lernen, absolvierten die Schüler auch Arbeitseinsätze in Bergwerken und in der Landwirtschaft. Insgesamt zielten die vielfältigen Aktivitäten darauf ab, die körperliche Fitness, den Gemeinschaftssinn und die nationalsozialistische Gesinnung der Jungmannen zu fördern.

Schülerschaft

Laut den Erhebungen von 1941 kamen die meisten Schüler aus Beamtenhaushalten, gefolgt von Familien von Wehrmachtsangehörigen, Angestellten sowie Selbständigen aus Handel und freien Berufen. Arbeiter und Landwirte waren an der NPEA Ilfeld nur zu einem geringen Anteil vertreten.

Bis 1943 verringerte sich der Anteil der Schüler aus Familien von Wehrmachtsangehörigen deutlich, während der von Arbeiterkindern anstieg. An der Zweigstelle in Haselünne war der Arbeiteranteil sogar doppelt so hoch wie in Ilfeld. Dennoch blieb auch dort die Mehrzahl der Schüler bürgerlich-akademischer Herkunft.

Insgesamt deuten die Zahlen darauf hin, dass trotz gegenteiliger Rhetorik die soziale Selektivität beim Zugang zu den NPEAs fortbestand. Kinder aus höheren Bildungsschichten und Beamtenfamilien waren klar im Vorteil, während Arbeiter und Bauern weiterhin benachteiligt blieben.