Der Sagenkreis des Wilden Jägers

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Der Sagenkreis des wilden Jägers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Doch die Natursage klammert sich nicht nur an besonders ausgezeichnete Tage des Jahres. Unsere Vorfahren, Menschen mit starkem Erleben und reicher Phantasie, Menschen, die der Natur und ihren Einflüssen viel mehr ausgesetzt waren, viel inniger in und mit der Natur lebten als wir, — unsere Vorfahren dachten sich ganz und gar nur als ein Stück dieser Natur und ihrer Kräfte, die sie umgaben. Stein und Strauch, Wetter und Wind haben Leben, stellen sich feindlich und verderblich oder freundschaftlich und fördernd den Menschen gegenüber ein, nicht anders als der nächste Nachbar oder die nächste Dorfschaft auch. Nur dadurch sind diese Naturkräfte ihnen auch vertraut und verständlich. Und selbst dort, wo sie mit übermenschlicher Schicksalsgewalt hereinbrechen, tragen sie noch menschliche Züge, es sind Menschen, körperlich und seelich anders organisiert, deren Kräften und deren Wollen man machtlos gegenübersteht, denen man sich beugt, vor denen man fromm oder furchtsam erschauert, die man aber sich doch nicht anders als im Bilde des Menschen vorstellen kann.

Am wenigsten Natursagen heften sich noch an die gewaltigste Erscheinung entfesselter Natur, an das Gewitter. Unsere heidnischen Vorfahren wußten auch davon viel zu erzählen. Für sie fuhr Donar auf seinen mit zwei Ziegenböcken bespannten Wagen, in gepanzerter Faust seinen Hammer schwingend, durch die Lüfte. Doch ist dieser Wettergott in unserer Heimat vom Christentume fast ganz verdrängt, so daß auch die Gewittersagen dahingeschwunden sind. Nur die unerklärliche Erscheinung des Kugelblitzes gab zu treu bewahrten Erzählungen Anlaß. Aber auch in ihnen ist die Person, die hinter dem Naturvorgang stand, verschwunden. So weiß die Sage aus Gebra auch nur zu berichten, daß zwei Einwohner, Heinrich Volkmann und Christian Steinecke, einst morgens sehr früh auf die Bleiche am Westerriete gehen und dort Leinwand ausbreiten wollten. Da erblickten sie voll Entsetzen ein Feuerrad, das in rasender Eile durch die Holzgasse dahinlief und dann unter furchtbarem Krachen und Knattern zersprang.

Viel mehr Sagen hat die menschliche Phantasie seit alters um den Wind, treibendes Gewölk, Schneegestöber oder um unheimliche Nebelmassen gewoben, und diese Sagen leben auch in unserer Heimat bis auf den heutigen Tag.

Unter dem Einfluß der Gebrüder Grimm hat die Forschung jahrzehntelang versucht, alles auf den germanischen Mythus zurückzuführen. Das hat zu allen möglichen phantastischen Erörterungen geführt, und ohne die Möglichkeit wegen des Fehlens der Mittelglieder den genauen Nachweis führen zu können, hat man doch Sagen der Neuzeit unbekümmert und unbeschwert aus der germanischen Mythologie ableiten wollen. Gegen dieses zuweilen unwissenschaftliche Vorgehen hat sich in den letzten Jahrzehnten eine scharfe Reaktion erhoben. Man hat sich, nicht mit Unrecht, dagegen gewendet, daß um jeder einfachen Volkssage willen gleich der ganze germanische Götterhimmel bemüht werden müsse.

Meist wird die moderne Auffassung mit ihren gesunden Zweifeln im Rechte sein. Bei zwei in vielen Sagen immer wiederkehrenden Gestalten ist man aber doch berechtigt zu der Annahme, daß germanische Gottheiten zu Grunde liegen: bei dem wilden Jäger in seiner vielfachen Gestalt und seinen häufig wechselnden Namen und bei den Jungfrauen, die als weiße Jungfrauen, als Schlüsseljungfrauen und dergl. Vorkommen. Dort ist der ganze Sagenkomplex ausgegangen von Wotan, hier von der Frau Holde oder Holle. Nur muß man bedcnken, daß die germanische Vorzeit mit ihren Göttern nicht so scharfe, klare Vorstellung verbunden hat wie die Antike. Götter und Göttinnen tragen neben ihrer eigenen Wesensart nicht selten auch die verwandter Gottheiten. Daher sind die Frau Holle oder Berchta oder gar Freyja mit den verschiedensten, oft sich widersprechenden Charakterzügen ausgestattet. Auch kommt es ebenso häufig, wie auf eine Sagengestalt die Eigenschaften mehrerer Gottheiten übertragen sind, vor, daß mehrere Sagengestalten die Eigenschaften ein und derselben Gottheit angenommen haben. Als ferner unter dem Einfluß des Christentums die alten Göttergestalten zu verblassen begannen oder mit anderen Charaktereigenschaften ausgestattet wurden, hat man irgendwelche Menschen, deren Denken oder Treiben einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte, an die Stelle der einstigen Gottheit gesetzt.

So erscheint Wotan schon in der germanischen Mythologie zugleich als Sturmgott, als Lichtgott und als Totengott. Das Christentum legte ihm dann nur zerstörende Eigenschaften bei und hat sehr früh, da man sich unter dem bösen Jäger Wotan nichts Rechtes mehr denken konnte, Menschen mit ihm identifiziert. So ist der der Kirche verhaßte Arianer, der große Gotenkönig Dietrich von Bern, der Held der Völkerwanderungszeit, schon früh der Anführer der wilden Jagd geworden. Und wie es hier die Kirche machte, so ist es oft geschehen. Bald ist der wilde Reiter ein böser Graf oder ein ewig unruhiger Jäger, ganz offenbar ursprünglich Menschen von Fleisch und Blut, deren Wesensart aber der des Sturmgottes Wotan zu entsprechen schien und die man an seine Stelle setzte, da die Erinnerung an den Gott geschwunden war. Daß wir aber in der Volkssagenfigur des wilden Jägers ursprünglich Wotan annehmen müssen, geht zweifelsfrei aus den verschiedensten Zügen, mit denen die Sagen ausgestattet sind, hervor, nicht zuletzt aus dem Gefolge des wilden Jägers, mit dem er durch die Lüfte braust und das er als Fürst der Toten anführt, deren Seelen in die Luft eingegangen sind.

Die Sagen unserer Heimat, besonders die des Harzes, erzählen viel und Mannigfaltigstes vom wilden Jäger. Seine wilde Jagd mit ihm an der Spitze braust von der Hainleite durch die Aue zum Harz, und zwar ist sein Sitz in der Gegend von Lohra, von wo er dann herabgebraust kommt, um den Harz zu erreichen. Auch von Rottleberode und dem Alten Stolberg fährt er aus, über Rodishain auf den Eichenforst und nach dem Hunrot. Zuweilen geht die wilde Jagd aber auch umgekehrt vom Harz nach Süden gegeri die Hainleite zu.

Auch im Rabentale bei Immenrode kennt man den wilden Jäger; meist bezeichnet man ihn hier mit dem wilden Förster; ebenso in Obers achswerfen. Ferner sind der Kohnstein zwischen Salza und Niedersachswerfen, der Giebichenhngen zwischen Petersdorf und Neustadt, die Hart bei Klein-Bodungen Lieblingssitze des wilden Gejeits; am Bielstein bei Ilfeld laßt sich der Schimmelreiter sehen.

Im Herbst, wenn die Jagd aufgeht, beginnt auch der wilde Jäger sein Wesen zu treiben. Besonders arg wird es mit ihm von Allerseelen an, und in den 12 Nächten hält er seinen Umzug. Früher glaubte man fest daran, daß Haselzweige, kreuzweis über die Straße gelegt, vor dem wilden Heere bewahren. Vor allem muß man Vorder- und Hintertür schließen. Sonst zieht der wilde Jäger durchs Haus, nimmt noch nicht getaufte Kinder mit, und sein Jagdgeleit richtet im ganzen Hause unentwirrbare Unordnung an. Der ursprüngliche Gott hat nun aber gerade in unserer Gegend die verschiedenste menschliche Gestalt angenommen. Im Harz ist es ein Jäger im grünen Gewände, der Hackelberg, der durch die Lüfte fährt. Dieser Hackelberg scheint in letzter Zeit richtig gedeutet zu sein als Hackelberndt, d. h. Mantelträger, und dieser Mantelträger ist kein anderer als der in grauem Gewölke daherfahrende Wotan. Dann aber ist die Göttergestalt, die bisher hinter dem Hackelberndt stand, verblaßt, die Volksetymologie hat aus dem Namen Hackelberndt den Hackelberg gemacht und dann auch Menschen, die sich als wilde Jäger ihr Leben lang Herumtrieben, als Hackelberge unter die Sage verseht.

Ganz und gar in einer Person zusammengefallen sind der alte Gott und ein Mensch in Steigertaler Sagen. Hier ist es ein wilder Jägersmann, der Förster Nahn, der wegen seiner Schandtaten ewig im Wald und Gcbirg umherschweifen muß. Schon mancher hat ihn in der Nacht am Alten Stolberg oder im Giebichenhagen lautlos über das Land und zwischen den Bäumen dahinwandeln sehen. In Buchholz weiß man sogar zu erzählen, daß der Förster Nahn viele Bluttaten auf seinem Gewissen habe. Schon bei Lebzeiten habe er eine seidene Schnur um den Hals tragen milden, die ihm die Fehme geschickt habe, weil er für seine Schandtaten reif sei zum Hängen.

Aehnlich ist in Lipprechterode ein hartherziger Amtmann in die Gestalt des wilden Jägers eingegangen, der ruhelos auf einem Schimmel gen Trebra reiten muß; und bei Lohra ist ein böser Lohraer Graf der wilde Jäger.

Ebenso vermenschlicht ist der alte Gott am Holungsbügel bei Hesserode. Hier ist mit der wilden Jagd und dem Reiter ohne Kopf eine Bluttat vermengt worden, die wahrscheinlich wirklich geschehen ist.

Ein Nordhäuser Kriegsmann nämlich kehrte einst von weiten Zügen nach Hause zurück. Ehe er aber in die Vaterstadt eintrat, zechte er in der Schenke in Hesserode. Dabei ließ er viel Geld sehen, deshalb schlichen ihm einige Raubgesellen nach und erschlugen ihn am Holungsbügel. Seitdem läßt sich dort der Reiter ohne Kopf sehen.

Häufig ist der alte germanische Gott aber nicht so weit vermenschlicht, sondern hat durchaus die Züge eines überirdischen Wesens behalten. Zwischen Harz und Hainleite treffen wir besonders oft auf den wilden Fuhrmann. Er hat seinen Sitz im Lorenzberge bei Bleicherode. Ein Schäfer daselbst hat ihn einmal nicht nur gesehen, sondern auch recht unsanft zu fühlen bekommen. Er hatte seinen Schäferkarren am Lorenzberge stehen, und da erwachte er eines Nachts in seiner Bucht von lautem Rufen und Hundegebell. Als er aufstand und hinausging, gewahrte er 100 gespenstische Reiter mit riesigen schwarzen Hunden. So zog's durch die Lüfte mit Hussa, Peitschenknall und Hundegekläff dem Lorenzberge zu. Der Schäferhund war nicht zu halten und schloß sich der wilden Jagd an. Das Schlimmste kam aber noch hinterher. Kaum war der Geisterzug vorüber, ward eine Pferdekeule durch die Lust geworfen mit den Worten:

„Hast du mit helfen jagen,
Sollst auch mit helfen knagen."

Der Schäfer wollte sich von der fatalen Keule befreien, doch bald hatte er sie in der Hand, bald haftete sie aus seinem Rücken. Erst als er sie über die Flurgrenze trug, war sie mit einem Male verschwunden. Dieser Zug, daß der wilde Jäger mit einer Pferdekeule, manchmal auch mit einem Frauenschenkel wirft, gehört ursprünglich offenbar nicht Wotan, sondern dem mit Donnerkeilen werfenden Donar an. Daher kommt es auch, daß die Sage davon zu erzählen weiß, daß häufig die Keule zur Erde fliegt und ein tiefes Loch hinterläßt.

Auch bei Hochstedt ist es der wilde Fuhrmann, der mit dem Rufe: „Har, har" durch die Lüfte fährt. In Rottleberode wiederum ruft der wilde Jäger armen Beerensuchern gellend in die Ohren: „Mein sind die Beeren!" Oder er läßt sich vernehmen: „Brot für die Hunde! Hoho!"

Doch besonders lieb hat die wilde Jagd den Höhenzug, der bei Bleicherode Lorenzberg, weiter östlich bei Münchenlohra der Horst heißt. Hier in dem Horst zieht der wilde Fuhrmann als Reiter mit einer langen Peitsche und in Begleitung von Hunderten von klefsenden Hunden durch die Lust. Sein Kopf steht ihm wegen irgendeiner Schandtat im Nacken.

Manchmal hat der Reiter in dem Horst auch gar keinen Kopf. Das soll dann ein Graf von Lohra sein, der einst im Zorn einen Menschen erschlagen hat und deshalb ohne Ruhe kopflos umherirren muß.

Auch in Immenrode kennt man diesen kopflosen Reiter ganz genau und fürchtet ihn von klein auf. Wenn die Kinder dort abends zu lange auf der Straße bleiben, holt sie der Reiter ohne Kopf, der aus dem Silbcrtale angeritten kommt, oder die Raben aus dem Rabentale hacken ihnen die Augen aus.

Ebenso ist in Walkenried der Reiter ohne Kopf bekannt. Doch hat man ihn im Orte selbst nie gesehen, wohl aber das Schnauben und Wiehern seiner Rosse gehört. Auf der Schäfer- wiese bei Walkenried kann man ihn auch angebraust kommen sehen. Dort stehen auch viele Geister um ein unheimliches Feuer herum, die dem Menschen Verderben bringen.

Desselben muß man sich von dem Waldgeiste des Kohnstein versehen. Dieser zeigt sich als Jäger ohne Kopf auf dem Komedienplatze als Fuhrmann ohne Kopf in der Saugrube. Alle 5 Jahre fordert er ein Opfer.

Im Eichholze bei Obersachswersen wiederum führt der Reiter ohne Kopf die Wanderer irre, so daß sie die Felsen herabstürzen. Hier kennt man Wotan auch als wilden Jäger und weiß von ihm, daß er im Sturm um eine riesige Eiche herumreitet.

Schließlich zeigt sich der Reiter ohne Kopf auch in Pöhlde und in Günzerode; beide Male hat er aber schon anderen Charakter angenommen. Während nämlich in dem Horst und an anderen Stellen unserer Heimat der alte Wotan zu einem Menschen geworden ist, hat ihn das Christentum hier in den Teufel umgedeutet. Bei Pöhlde ist der Mann ohne Kopf nämlich wie ein Feuerklumpen anzusehen und zieht einen langen feurigen Schweif hinter sich her.

Am Günzeröder Hagen wiederum hat der Reiter ohne Kopf einen Menschen- und einen Pferdefuß. Noch andere Züge trägt der wilde Jäger in einer weiteren Immenröder Sage. Während er nämlich sonst immer mit lautem Getöse und mindestens von zwei Hunden, wie es z. B. aus dem Krummschlachttale bei Rottleberode überliefert ist, begleitet wird, hat er im Silbertale bei Immenrode gewissermaßen die Züge eines Kunstreiters angenommen, der auf zwei durchsichtigen Pferden steht und mehr gleitend als unter Hussa und Hallo durch die Luft reitet und sich im wilden Forst verliert.

Auch sonst hat der Reiter ohne Kopf zuweilen scherzhafte Angewohnheiten. Er huckt nämlich einem Vorübergehenden plötzlich auf und läßt sich von ihm tragen, aber nie über eine bestimmte Grenze, meist einen Wassergraben, hinaus. So geht er bei Gudersleben am Seeten Holze um. Er heißt hier der Wüstemann und macht sich den Spaß des Aufhuckens bei Vorübergehenden nicht selten. Die müssen ihn dann bis an einen Wassergraben tragen; dort springt er ab, denn weiter geht sein Reich nicht.

Ebenso macht er es am Bohnsackloch bei Lipprechterode. Als Erbsbündel huckt er sich aus. Doch noch öfter heißt es hier, der wilde Jäger sei ein hartherziger Amtmann.

In Obersachswerfen ist der alte, große Gott Wotan sogar zu einem Poltergeist herabgesunken. Von der Wahrtkirche nämlich, einem Hügel bei Obersachswerfen, reitet der Reiter ohne Kopf auf einem Esel herab nach einem bestimmten Haus in Obersachswerfen und beunruhigt dort das Gesinde.

Gänzlich degradiert ist er bei Osterode. In der Nähe dieses Städtchens liegt das Teufelsloch und dabei eine Wiese. Auf dieser Wiese ist der wilde Jäger zum Heudieb geworden. Der Besitzer der Wiese bemerkte nämlich fünf Jahre lang bei allen drei Schnitten des Jahres, daß immer schon Mist gefahren war, wenn sein Knecht die Wiese düngen wollte. Doch auch geschnitten war die Wiese schon, wenn es soweit war, und das Heu in Haufen gebracht. Nun, das wäre noch angegangen. Doch wenn man das Heu dann einfahren wollte, war es auch schon verschwunden, so daß der Ackerbürger das Nachsehen hatte. Da stellte er endlich einmal Fallen, und siehe da, alsbald hatte er den wilden Jäger gefangen. Den hat er dann tüchtig durchgepeitscht, ehe er ihn wieder laufen ließ.

Ueberhaupt hat der wilde Jäger um Osterode und Herzberg herum recht bürgerliche Angewohnheiten angenommen, wie er sogar einmal in Herzberg Semmeln gekauft und mit diesen über das Teufelsloch hin nach Osterode gezogen ist.

Gottlob ist der germanische Gott Wotan nicht überall so tief gesunken, daß er sich für ein paar schäbige Heller bei einem Bäcker Semmeln kaufen muß. Da gefällt es uns doch bester, daß ihm das Christentum seine überragende Stellung gelassen hat, wenn es auch aus dem einstmals gütigen Gott einen bösen Menschen gemacht hat, der wegen seiner Frevel in alle Ewigkeit rastlos in wilden Nächten am Himmel daherfahren muß. Nicht bloß der große gute Gotenkönig Dietrich von Bern muß als Arianer und Ketzer, als Anführer der wilden Jagd ewig durch die Lüfte ziehen, sondern das Christentum hat den wilden Jäger in unserer Gegend auch mit der Sage vom ewigen Juden zusammengebracht und den wilden Jäger in einen ewigen Jäger und einen ewigen Fuhrmann differenziert. In Petersdorf bei Nordhausen erzählte man einst folgende schöne Sage: Christus trug sein schweres Kreuz. Da kam er einst müde an vor eines Juden Tür und wollte daselbst rasten. Der Jude aber trieb ihn mit bösen Worten fort, so daß Christus weiter wandern mußte, Golgatha entgegen. Ehe er aber weiter schritt, kehrte er sich ernsten Blickes um und sagte: „Ich werde eingehen in die ewige Ruhe, du aber sollst fortan ewig wandern." Seit der Zeit müssen zusammen unstet wandern der ewige Jude, der ewige Jäger und der ewige Fuhrmann. — So hat denn die Vorstellung der Sage von dem zu ewiger Unrast Verdammten sogar einen braven Juden mit dem germanischen Gatte zusammen auf die Wanderschaft geschickt.