Ernst Buchtler
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Ernst Gottlieb Hyronimus Buchtler (geb. 15. Dezember 1837; gest. 16. Mai 1894 in Nordhausen) war der letzter Turmwächter der Petrikirche.
Leben
Sein Vater war der Schneidermeister Johann August Siegmund Buchtler und Augustine Eleonore, geb. Schmidt.
Im Februar 1868 wurde er Turmwächter der Blasiikirche und bezog kurz darauf die Turmstube im Südturm. In seiner Rolle als Turmwächter hatte er bei Tag und Nacht die Feuerwache zu übernehmen und meldete Brände mit einem großen Feuersignalhorn. Mit einem kleinen Signalhorn gab er die Stunden der Nacht bekannt und wenn er ein Feuer entdeckte, musste er eine rote Fahne in dessen Richtung schwenken.
Ernst Buchtler wurde durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung am 17. Juli 1869 in eine feste Anstellung übernommen. Für seine Dienste erhielt er ein jährliches Gehalt von 120 Mark und eine freie Wohnung. Diese hatte einige besondere Ausstattungsmerkmale, darunter ein Seil an der Decke zum Ziehen der Turmglocke, eine kleine Glocke an der nördlichen Wand, auf der von der Turmuhr die Viertelstunden angeschlagen wurden, sowie ein Klingelzug mit Glocke unter dem westlichen Fenster. Da die Wachstube nur nach Süden und Westen freie Sicht hatte und die östliche und nördliche Seite der Stadt sowie die Umgebung nicht einsehen konnte, wurden Brände oft nicht rechtzeitig gemeldet und konnten sich schnell ausbreiten.
Im Dezember 1871 schrieb Buchtler an den Magistrat und machte auf diese Missstände aufmerksam und bat um Abhilfe. Er schlug vor, die Wachstube in einen höher gelegenen Raum zu verlegen, etwa dahin, wo das Schieferwerk beginnt. Es wurde jedoch beschlossen, den Turmwächterposten auf dem St. Blasii-Turm einzuziehen und dafür einen Wachdienst auf dem St. Petri-Turm mit zwei Wächtern einzurichten.
Ab 1731 befand sich im unteren Teil des Turmhelms eine Wohnung für den Turmwächter, die über 11 Treppen mit 154 Stufen zu erreichen war. Die Wohnzimmer, Kammer und Küche befanden sich in der unteren Ebene, während der kleine Schlafraum für die Kinder darüber lag. Von der Turmstube gelangte man über eine schmale Wendeltreppe in den obersten Innenraum des Turmhelms, in den nur durch kleine Lichtfenster etwas Tageslicht brachte.
Im Winter hatte der Turmwächter von 10 Uhr abends bis 4 Uhr morgens jede viertel Stunde nach Süden und Norden mit einem Horn ein Zeichen zu geben, im Sommer von 11 Uhr abends bis 3 Uhr morgens. Im April 1874 wurde Buchtler, an Stelle des verstorbenen Läuters Taubert, auch das Glocken-Läuten und das Aufziehen der Uhr übertragen.
Wenn irgendwo am Horizont ein Feuerschein gesichtet wurde, konnte Buchtier mittels einer Karte und seinem Fernrohr die Unglücksstelle genau feststellen. Er schlug dann in kurzen Abständen die 8-Uhr-Glocke an. Wenn der Brand in der Stadt war, schlug er drei Mal an die große Glocke, bei Großfeuer neun Mal. Eine Wiederholung erfolgte nach kurzer Pause.
Mit seinem Kollegen Gerlach in St. Blasii, verständigte er sich mit besonderen Zeichen. Später wurde die Feuerwehr direkt mit einem Sprachrohr und dann per Telefon unterrichtet, wenn Buchtler einen Brand entdeckt hatte.
Die Familie erwarb im Sommer 1894 ein kleines Haus am Petersberg. Am 16. Mai 1894, vormittags 11 Uhr 30 Minuten, verstarb Ernst Buchtler an einer Lungenentzündung.
Die Wachstelle wurde nicht wieder besetzt, da nun elektrische Feuermelder in der Stadt zur Verfügung standen. Auch die Turmwache im Blasiiturm wurde geschlossen.
Literatur
- Manuela Schmidt: Hoch über der Stadt tat er seinen Dienst. Der letzte Turmwächter von St. Petri (15.12.1837-16.05.1894). In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (1/2004).