Nordhäuser Anzeiger

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Der Nordhäuser Anzeiger war eine Zeitung, die von 1888 bis 1893 in Nordhausen erschien. Sie wurde von Carl Schmülling gegründet, nachdem dieser die 1852 von Karl Kirchner gegründete Druckerei erworben hatte. Der Anzeiger entwickelte sich von einer Wochenzeitung zu einer Tageszeitung und war eines von mehreren konservativen Blättern in Nordhausen Ende des 19. Jahrhunderts.

Im Laufe ihrer Geschichte durchlief die Publikation mehrere Namens- und Formatänderungen:

  • Nordhäuser Anzeiger (1888-1893): Begann als Wochenzeitung und entwickelte sich zur Tageszeitung.
  • Deutsches Tageblatt (1893-1896): Entstand durch die Fusion des Nordhäuser Anzeigers mit dem Organ des deutsch-sozialen Landesverbandes.
  • Deutsches Wochenblatt (1896): Die letzte Iteration, in die das Deutsche Tageblatt umgewandelt wurde.

Anfänge

Die erste nachweisbare Ausgabe des Nordhäuser Anzeigers erschien am 31. Dezember 1891. Zu Beginn handelte es sich um eine Wochenzeitung, die samstags erschien. Der Bezugspreis betrug 50 Pfennig pro Quartal, bei Postzustellung 75 Pfennig. Die Zeitung trug das Nordhäuser Wappen im Titel und Schmülling zeichnete als verantwortlicher Redakteur und Verleger.

Ab 1892 erweiterte Schmülling das Format auf einen Doppelbogen, um mehr Inhalte zu Politik und Unterhaltung bieten zu können. In dieser Phase erklärte der Redakteur, keine bestimmte politische Richtung zu vertreten und sich von Sensationsjournalismus zu distanzieren. Stattdessen sollte über lokale Themen, Stadtratssitzungen sowie Kunst und Literatur berichtet werden. Neue Rubriken wie "Feuilleton", "Koloniales", "Arbeiterbewegungen", "Aus der Reichshauptstadt", "Aus dem Reiche", "Vom Ausland", "Gerichtliches" und "Vermischtes" wurden eingeführt.

Im März 1892 kündigte Schmülling an, die Zeitung ab April zweimal wöchentlich (mittwochs und samstags) erscheinen zu lassen. Zusätzlich wurde eine illustrierte Unterhaltungsbeilage mit dem Titel "Deutsches Familienblatt" eingeführt, die 8 bis 16 Seiten umfasste. Trotz des erweiterten Angebots blieb der Bezugspreis zunächst unverändert.

Tageszeitung und politische Neuausrichtung

Am 1. Oktober 1892 wurde der Nordhäuser Anzeiger schließlich zu einer Tageszeitung, die jeden Morgen erschien. Mit dieser Umstellung ging auch eine Änderung der politischen Ausrichtung einher. Die Zeitung erhielt den Untertitel "Für Deutschthum, Thron und Altar!" und positionierte sich deutlich konservativ. Der Bezugspreis stieg auf 1,20 Mark pro Quartal (1,50 Mark bei Postzustellung, 1,90 Mark für den Landbriefträger).

Inhaltliche Struktur

In seiner täglichen Erscheinungsform gliederte sich der Nordhäuser Anzeiger wie folgt:

  • Seite 1: Meldungen aus Politik und Ausland, Fortsetzungsroman
  • Seite 2: Parteinachrichten, weitere Nachrichten, Lokalteil, zweiter Roman
  • Seite 3: Rubrik "Aus Nah und Fern"
  • Seite 4: Anzeigen

Ab November 1892 kam eine tägliche illustrierte Unterhaltungsbeilage hinzu. Die Anzeigenpreise wurden auf 8 Pfennig pro fünfspaltige Anzeige erhöht.

Redaktion und Mitarbeiter

Mit der Umstellung zur Tageszeitung wurden erstmals einzelne Funktionen getrennt. Die Schriftleitung übernahm zunächst Wilhelm Georg bis 1894, gefolgt von F. Goebel, W. Meyer und E. Voges. Schmülling selbst leitete nur noch das Anzeigengeschäft. Am 4. Mai 1894 wurde ein eigenes Feuilleton-Ressort eingerichtet, das Otto Rentsch übernahm, der zugleich Geschäftsführer der Kirchnerschen Druckerei und Verleger des Blattes war.

Auflage und Verbreitung

Trotz der Umstellung zur Tageszeitung und inhaltlichen Erweiterungen blieb die Auflage des Nordhäuser Anzeigers mit rund 3.500 Abonnenten relativ gering. Schmülling behauptete zwar, dass die Zeitung Verbreitung in den kaufkräftigsten Schichten fand und die Leserzahl in ständiger Zunahme begriffen war, doch die tatsächlichen Zahlen spiegelten dies nicht wider.

Ende und Nachfolgeblätter

Am 30. September 1893 ging der Nordhäuser Anzeiger im Deutschen Tageblatt auf, dem Organ des deutsch-sozialen Landesverbandes. Der überregionale Teil kam aus Berlin von Heinrich Sohnrey. Carl Schmülling blieb bis 1895 für den Lokalteil verantwortlich. Das Deutsche Tageblatt positionierte sich als "Blatt in streng christlich-deutschem Sinne" und übernahm den Wahlspruch "Für Deutschthum, Thron und Altar!". Es zeichnete sich durch eine zunehmend antisemitische Ausrichtung aus. Trotz der Hinzugabe weiterer Beilagen wie "Des Landsmanns Wochenblatt" und des "Illustrierten Sonntagsblattes" konnte die Auflage nicht wesentlich gesteigert werden.

Deutsches Wochenblatt

Im April 1896 wurde die Zeitung vom neuen Besitzer Otto Witt, der 1895 die Kirchnersche Druckerei übernommen hatte, in eine Wochenschrift unter dem Titel Deutsches Wochenblatt umgewandelt. Der Bezugspreis wurde auf 96 Pfennig pro Quartal gesenkt. Das Wochenblatt umfasste sechs Seiten und enthielt eine Beilage namens "Deutsch-Soziale Blätter". Es setzte die politische Linie seiner Vorgänger fort und unterstützte den Deutschen Verein und die Deutsch-Soziale Reformpartei. Das Deutsche Wochenblatt bestand nachweislich mindestens ein Quartal lang, bevor es vermutlich aufgrund geringer Leserzahlen eingestellt wurde.

Literatur