Tiefenbachmühle
Die Tiefenbachmühle, auch als Wildletternmühle bekannt, war eine historische Wasser- und Sägemühle im Harz. Sie befand sich am Wildletternbach, einem Zufluss des Tiefenbachs, auf dem Gebiet des ehemaligen Herzoglich-Braunschweigischen Forstamtes Hasselfelde, ca. 500 Meter oberhalb des Haltepunkts Tiefenbachmühle an der Harzer Schmalspurbahnen.
Geschichte
Die Mühle wurde im Jahr 1826 errichtet und lag damit im Braunschweiger Territorium gegenüber dem benachbarten Hohnsteinischen Forst Hufthal des Fürstentums Stolberg-Wernigerode. In Forstunterlagen vom 1. Juli 1911 wird das Wernigeröder Revier als „altes Forstrevier Hufthal“ bezeichnet. 1836 taucht erstmals der Mühlenbetreiber Querfurth mit der Berufsbezeichnung Sägemüllermeister auf.
Neben dem eigentlichen Mahl- und Sägemühlenbetrieb zur Holzverarbeitung aus den umliegenden Waldgebieten wurde auf den Ländereien der Mühle auch Landwirtschaft betrieben. Ahorn, Esche und Rosskastanien auf dem Mühlengelände deuten auf Viehwirtschaft und Futtermittelgewinnung hin. Die Tiefenbachmühle diente als gewollte Konkurrenz zur älteren Eisfelder Mühle flussabwärts für den lukrativen Holzeinschlag.
Zur Energiegewinnung wurde ein rund 460 Meter langer Mühlkanal als Kunstgraben angelegt, der bei einem Wehr das Wasser des Wildletternbachs aufstaute. Das Gefälle betrug etwa die Hälfte des natürlichen Bachgefälles. Das Wasser floss über ein 85 Meter langes Staubecken auf das unterschlächtige Mühlenrad und wurde anschließend wieder in den Tiefenbach geleitet.
Um das unsichere Mühlengeschäft aufzubessern, etablierte sich früh eine Schank- und Gastwirtschaft für Durchreisende wie Fuhrknechte, Handelsreisende, Jäger und Förster. Die Lage an der 1848 erbauten Landstraße von Netzkater nach Hasselfelde und der Bahnbauarbeiten für die Harzquer- und Brockenbahn ab 1897 mit Arbeitersiedlungen in der Nähe förderten das Gastgewerbe.
Die isolierte Lage der Mühle erschwerte die Forstaufsicht der umliegenden Verwaltungen. Weite Wege mussten die Forstbeamten für Beratungen und Kontrollen zurücklegen, der Forstmeister zu Pferd, der Revierförster zu Fuß. Vermerkt sind Dienstberatungen mit anschließendem „Preisschießen“ in der Mühle.
Nach einem Brand im Jahr 1905 wurde die Tiefenbachmühle 1906 endgültig abgerissen. Bis heute sind im Gelände noch Reste der Fundamente, des Mühlengrabens und des Staudamms erkennbar. Der namensgebende Tiefenbach markiert auf einem Abschnitt oberhalb der Eisfelder Mühle die Grenze zwischen den Ländern Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Einwohner (1930)
Kratzin | Louis | Invalide |
Kratzin | Otto | Arbeiter |
Literatur
- Horst Gaevert: Die ehemalige Tiefenbachmühle. In: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen (Heft 7/1982).
Externe Verweise
- Die falsche Tiefenbachmühle, nnz-online, 8. Mai 2023.