Seite:Hindenburg Nordhausen 1921.jpg

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Der verantwortungsscheue Oberbürgermeister.

Berlin, 21. Juni. Der „Deutschen Tageszeitung“ schreibt man aus Nordhausen: Generalfeldmarschall von Hindenburg wollte am vergangenen Sonnabend von Nordhausen aus im Auto die Fahrt zur 25jährigen Kyffhäuser-Feier antreten. Einige Stunden vor dem Eintreffen erschienen bei dem demokratischen Oberbürgermeister Dr. Contag in Nordhausen einige radikale Führer und erklärten, daß sie die Verantwortung nicht übernehmen könnten, wenn bei der Durchfahrt durch Nordhausen dem Generalfeldmarschall durch ihre Anhänger etwas zustieße. Der Oberbürgermeister ließ sich durch diese Drohung einschüchtern und ließ im letzten Augenblick dem bereits auf der Zureise nach Nordhausen befindlichen Generalfeldmarschall, dem Ehrenbürger von Nordhausen, nahelegen, von dem Besuch in Nordhausen Abstand zu nehmen. Die Empörung der Bürgerschaft und eines großen Teils der Arbeiterschaft von Nordhausen über das Verhalten ihres Oberbürgermeisters ist außerordentlich groß, man hat dies Exzellenz Hindenburg wissen lassen. Man verlangt, daß der verantwortungsscheue Oberbürgermeister, der nicht imstande ist, Leben und Gesundheit eines Ehrenbürgers zu schützen, sein Amt niederlegt. Die Verehrer Hindenburgs, voran die zum Spalierbilden erschienene Schuljugend haben es sich nicht nehmen lassen, bei der nunmehr nicht im Auto, sondern mit der Bahn erfolgten Durchfahrt des Feldmarschalls den auf Geheiß des Oberbürgermeisters streng abgeschlossenen Bahnhof von Nordhausen zu stürmen und dem greisen Helden begeisterte Huldigungen darzubringen, wobei sich dem Arbeiterstande angehörige junge Leute in besonders herzerfreuender Weise beteiligten.