Rudolf Hagelstange

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Rudolf Hagelstange
Rudolf HagelstangeHagelstange auf einer Lesung im Juni 1974
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geb. 14. Januar 1912 in Nordhausen
gest. 5. August 1984 in Hanau
Schriftsteller
Hagelstange Bilder und Medien bei Commons
GND-Nummer 118544675
DNB: Datensatz

Rudolf Hagelstange (geb. 14. Januar 1912 in Nordhausen; gest. 5. August 1984 in Hanau, Südhessen) war ein bedeutender Nordhäuser Schriftsteller. Sein Werk ist breit gefächert; er war als Herausgeber, Lyriker, Redakteur, Romancier, Übersetzer und Essayist tätig. Heute trägt die Stadtbibliothek in Nordhausen seinen Namen.

Leben

Jugend und Ausbildung

Rudolf Hagelstange wurde am 14. Januar 1912 in der Moltkestraße 4 (heute Oscar-Cohn-Straße) geboren und entstammte einem bürgerlich-katholischen Elternhaus. Sein Vater war Kaufmann und Abgeordneter der Zentrumspartei in Nordhausen. Seine Großeltern väterlicherseits stammten aus dem Eichsfeld, der Großvater mütterlicherseits war Oberbahnvorsteher in der Nähe von Halberstadt.[1]

Rudolf besuchte das humanistische Gymnasium in Nordhausen und wurde als mittelmäßiger Schüler beschrieben. Sportliches Ansehen besaß er vor allem im Stabhochsprung, worin er 1938 Mitteldeutscher Meister wurde. Seine Großeltern aus dem Eichsfeld hätten es gern gesehen, wenn er katholischer Priester geworden wäre.[1]

Hagelstange studierte von 1931 bis 1933 Philologie in Berlin. Von 1933 bis 1935 hielt er sich auf dem Balkan, auf Kreta und am Schwarzen Meer auf. Er gewann einen Aufsatzwettbewerb der „Nordhäuser Zeitung“ für einen Artikel über seine Auslandsaufenthalte. Ab 1937 war er Volontär, später Feuilletonredakteur an der Nordhäuser Zeitung. Im Jahr 1939 besuchte er die Reichspresseschule und bestand den Abschluß als Schriftleiter.

Weltkrieg

1940 wurde er Kriegsberichterstatter bei der Nachrichtentruppe in Frankreich und später in Italien. Während des Fronturlaubs traf er sich mit Käthe Kollwitz in Nordhausen.[2]

Sein Elternhaus galt als „nazifeindlich“[3], und sein Vater kam 1944 in "Schutzhaft" im Konzentrationslager Buchenwald.

Hagelstange verfasst 35 Sonette in Venedig, Breganza und Verona. Durch eine Bekannte stand er in Kontakt mit dem Drucker, Buchgestalter und Typographen Johannes (Giovanni) Madersteig in Verona. Im April 1945 erschien erstmals „Venezianisches Credo“, das 1946 im Insel-Verlag verlegt wurde. In Oberitalien geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde Ende 1945 entlassen.

„Hagelstange hatte Glück: Er wurde weder an der Ostfront noch in der Ardennen-Offensive verheizt, sondern aus dem von der Wehrmacht geräumten Paris nach Oberitalien versetzt, wo er, relativ unbehelligt, zunächst in Venedig und später in Verona, einen Sonettkranz dichtete, der es in sich hatte“, resümiert der Schriftsteller Hans Christoph Buch in der „Frankfurter Anthologie“ (FAZ-Ausgabe Nr. 39, Feb. 2020, S. 16) über Rudolf Hagelstanges „Venezianisches Credo“. „Protest gegen den Krieg und den Nationalsozialismus zugleich. Es genügt, das Wort Tod im Text durch den Namen Hitler zu ersetzen … Hagelstanges Glückssträhne riss nicht ab: Beim Verhör legte er dem Vernehmer der US-Army Gedichte vor, die dieser, ins Englische übersetzt, an Eisenhower telegrafierte, er wurde fortan bevorzugt behandelt … „In Nordhausen schloss er seinen Vater in die Arme, der nach vorübergehender Haft in Buchenwald zum Opfer des Faschismus und Vorsitzenden der Blockpartei CDU geworden war. Doch Hagelstange widerstand den Lockrufen aus der Ostzone und setzte sich nach Westen ab … obwohl Heinrich Böll eine Grabrede auf ihn hielt, geriet er in Vergessenheit – zu Unrecht.“

Nachkriegszeit und Heimkehr

29. Frankfurter Buchmesse, 1977

Ende 1945 zog Hagelstange mit seiner Frau Karola, geb. Dittel, und den beiden kleinen Töchtern in das Schulte-Haus Vor dem Hagentor 2, dem heutigen Käthe-Kollwitz-Haus. Die Zerstörung Nordhausens erschütterte ihn tief.

Hagelstange engagierte sich für ein demokratisches Deutschland. Am 17. Dezember 1945 gründete sich in Nordhausen der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, dessen Vorsitzende er wurde, diese Funktion jedoch im Frühjahr 1946 wieder abgab.

Freier Schriftsteller im Westen

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Blei-Bildnis von Rudolf Hagelstange (1949), geschaffen von Joachim Lutz (1906–1954).

Im Herbst 1946 verließ Hagelstange Nordhausen und lebte fortan in Westfalen, am Bodensee, im Elsaß und im Odenwald. Er reiste 1954 in die Vereinigten Staaten und 1962 in die Sowjetunion. Zusammen mit Hans Erich Nossack war Hagelstange 1961 als Repräsentant der bundesdeutschen Schriftsteller auf der Feier zum 100. Geburtstag von Rabindranath Tagore in Neu-Delhi. Als Chronist der Olympischen Spiele fuhr er 1960 nach Rom und 1964 nach Tokio.

Im Jahr 1978 besuchte er ein letztes Mal Nordhausen, Lesungen waren ihm in der DDR untersagt.

In den 1980er Jahren stand er dem „Bundesverband Deutscher Autoren“ vor.

Von 1971 bis zu seinem Tod im Jahre 1984 lebte er in Erbach (Odenwald) und ist dort beerdigt. Er hinterließ vier Kinder, seine letzte Adresse war Am Schlehdorn, 6122 Erbach/Odenwald. An seinem Grab sprachen der Literatur-Nobelpreisträger Heinrich Böll, der Schriftsteller Karl Krolow und andere namhafte Vertreter der deutschen Literatur.

Andenken

Datei:Bürgerhaus und Stadtbibliothek Nordhausen.jpg
Seit 1992 trägt die Nordhäuser Stadtbibliothek Hagelstanges Namen.

In Nordhausen gab es nach 1990 Ausstellungen über Hagelstange und sein Werk, z. B. im Meyenburgmuserum und in der Galerie im Waisenhaus.[4] Im Januar 1992, anlässlich seines 80. Geburtstages, wurde eine Portraitbüste durch die Stadt Hanau an Nordhausen übergeben. Diese steht in der Stadtbibliothek Nordhausen, die seit dem 25. April 1992 Hagelstanges Namen trägt.

Hagelstanges Werk wird in Nordhausen lebendig gehalten. Zu seinem 100. Geburtstag fanden in Nordhausen zahlreiche Veranstaltungen und Ehrungen statt. Im Januar 2012 wurde an seinem Geburtshaus in der Oskar-Cohn- Straße 4 eine Gedenktafel im Beisein der Familie Hagelstange enthüllt.[5] Zudem fand eine Sonderausstellung im Kunsthaus Meyenburg statt.[5]

Auszeichnungen

  • 1952 Deutscher Kritikerpreis
  • 1956 Julius-Campe-Preis für Spielball der Götter
  • 1957 Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo
  • 1959 Großer Verdienstorden mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
  • 1982 Ludwig-Wolker-Plakette

In Hanau, wo er bei einem Aufenthalt im Gartenhaus einer Freundin starb, wurde ein Weg nach ihm benannt.[6]

Werke

  • Ich bin die Mutter Cornelias: Erzählung. Zeichnungen Friedrich Graf, Verlag Haacke, Nordhausen 1939
  • Es spannt sich der Bogen: Gedichte. Erste Auflage Rupert-Verlag, Leipzig 1943. Weitere Auflagen nach 1945
  • Allegro - Ein italienischer Bilderbogen mit Versen. Helmut Bibow mit Versen von Rudolf Hagelstange. Hrsg.: Einheit 43402. Im Rahmen der Truppenbetreuung bei Mona, erschienen bei Mondadori, Verona 1944. Im seit 8. September 1943 von den Deutschen besetzten Italien erschienen.
  • Venezianisches Credo - Sonette. Officina Bodoni, Verona 1945. Diese Auflage war offensichtlich noch vor Ende des Krieges im besetzten Italien erschienen.
  • Venezianisches Credo - Sonette. Erstausgabe in Deutschland, Insel Verlag, Leipzig 1946
  • Ballade vom verschütteten Leben. Wiesbaden, Insel Verlag 1952 (1959: Insel-Bücherei 687/1)
  • Altherrensommer (1969), als Taschenbuch: dtv, München 1972, ISBN 3-423-00812-1
  • Spielball der Götter (ausgezeichnet mit dem Julius-Campe-Preis)
  • Bei den schwarzen Baptisten
  • Venus im Mars
  • Der große Filou (1976)
  • Der General und das Kind
  • Der schielende Löwe oder How do you like America?
  • Tränen gelacht
  • Reisewetter
  • Das Haus oder Balsers Aufstieg
  • Der Niedergang oder von Balsers Haus zum Käthe-Kollwitz-Heim
  • Zeit für ein Lächeln
  • Es war im Wal zu Askalon
  • Die Puppen in der Puppe (1963)
  • Die letzten Nächte
  • Alleingang
  • Menschen und Gesichter (1982)

Literatur

Externe Verweise

 Commons: Rudolf Hagelstange – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise