Die Goldene Aue in Geschichte und Gegenwart
Neuigkeiten zur Nordhäuser Geschichte |
Dienstag, 12. November 2019 — Bei der letzten Veranstaltung des Nordhäuser Geschichts- und Altertumsvereins für dieses Jahr referierte Dr. Hans-Jürgen Reinhardt über „Die Goldene Aue in Geschichte und Gegenwart“. Die Präsentation fand großes Interesse bei den insgesamt 70 Geschichtsinteressierten. Zu Beginn zitierte er den Heimatforscher Karl Meyer: „Goldene Aue – schön klingt der Name, dies ist nicht zu bestreiten. Reich ist die Gegend, reich in ihren Erzeugnissen, reich an geschichtlichen Erinnerungen, reich an Naturschönheiten und reich an wunderbaren Sagen.“ Reinhardt spannte einen detaillierten Bogen über die geologische Geschichte der Goldenen Aue bis in unserer Zeit. Alles begann am Ende des Tertiärs mit der Entstehung des Harzes vor zwei Millionen Jahren.
Vor 400.000 Jahren (im Pleistozän) wurden der Sand und Kies ins Tal der Zorge geschwemmt. Heute befinden sich hier in 80 m Tiefe Sand, Kies und loses Gestein. Aufgrund der vorherigen globalen Erwärmung, vor über 10.000 Jahren, transportierten die Flüsse sandige und lehmige Substrate in das Gebiet der Aue. Mehrere Meter dicke Untergründe führten zu einem ertragreichen Ackerboden. Damit gehört die Goldene Aue zu den fruchtbarsten Gebieten Thüringens. Braunerde und die Untergründe von Schwemmland überwiegen. Das Gebiet der Goldenen Aue erstreckt sich vom Südharz im Norden, von Windleite und Kyffhäusergebirge im Süden, bis nach Sangerhausen im Osten und umfasst damit die Landkreise Nordhausen und Mansfeld-Südharz. Die Flüsse Helme und Zorge durchqueren das Gebiet. Umfangreiche Ausgrabungen in der DDR-Zeit und später im Rahmen des Baus der A38 und der Errichtung des Gewerbegebiets bei Urbach und Bielen belegen die Besiedlung von Ackerbauern um 5.600 v. Chr. Unter anderem wurden ein kreisförmiges Grab (4.800 v. Chr.), Grabhügel und andere Gräber von Männern und Frauen entdeckt, die zahlreiche Grabbeigaben enthielten. Aus vorrömischen Zeit (um 700 bis 400 v. Chr.) wurde eine Ansiedlung aufgegeben. Über die Ausgrabungsaktivitäten bei Bielen und Urbach, dem Stolberg, Auleben, dem Kesselberg und Uthleben ging Reinhardt ausführlich ein. Vom 3. bis zum 5. Jahrhundert siedelten sich im Helmegau Angeln, Schweben und Warnen an. Bis ins 6. Jahrhundert wanderten germanische Stämme ein. Im 8. Jahrhundert geriet das Gebiet unter fränkische Gewalt. Gefolgsleute von Bonifatius begannen um 740 mit der Christianisierung. Mit dem Ende des Helmegaus im 11. Jahrhundert entstanden Grafschaften. Die Zisterzienser-Mönche des Kloster Walkenried brachten technologisches, handwerkliches und landwirtschaftliches Wissen für die Region. Sie haben Sümpfe trocken gelegt, Wälder gerodet und Ackerland geschaffen. Sehr erfolgreich führten sie große landwirtschaftliche Betriebe. Unter ihrer Aufsicht entstanden Wohngebäude, Kapellen, Ställe und Scheunen. Im 12. Jahrhundert waren Stadthäuser für den Vertrieb der Produkte verantwortlich. In Nordhausen steht noch heute der Walkenrieder Hof (erbaut 1294). Hans-Jürgen Reinhardt sprach auch über den Wandel der Burgen, Schlösser und Herrenhäuser, das Leben der Bauern im Mittelalter und die kriegerischen Konflikte. 1803 kamen das Eichsfeld und die Reichsstadt Nordhausen unter preußische Herrschaft, von 1806 bis 1814 unter französische. 1826 begann der Bau der Landstraße von Nordhausen nach Halle (heute ehemalige B 80). 1866 folgte die Bahnstrecke Nordhausen - Halle. Themenverwandte ArtikelQuellen |