Etymologie des Stadtnamens Nordhausen

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Frühe urkundliche Namensformen sind Nordhusa (876), Nordhuse (929), Northusun (965, 1075, 1105), Northuson (993, 1042[1], 1105), Nordhusen (ab dem 12. Jahrhundert) und Northusia (1200, latinisiert).[2][3] Zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert überwiegt in Chroniken und Statuten die Schreibweise Northusen, ab 1480 ist die Lautung Northausen beziehungsweise später Nordhausen mit frühneuhochdeutscher Diphthongierung bezeugt.[3]

Laut germanistischer Namenforschung liegt eine Bildung aus „Nord“ und „-hausen“ (ursprünglich ein Dativ Plural, also „bei den Häusern“) vor; die Bedeutung des Ortsnamens ist demnach „bei der nordwärts gelegenen Ansiedlung“.[3] Das namenkundliche Gegenstück bildet die Ortschaft Sundhausen, die etwa zur gleichen Zeit in unmittelbarer Nachbarschaft zu Nordhausen gegründet wurde und deren Name „bei der südwärts gelegenen Ansiedlung“ bedeutet (sunt ist mittelhochdeutsch für Süden).

Die These, dass der Namenbestandteil Nord auf die germanische Gottheit Nerthus zurückzuführen sei,[4] steht außerhalb der wissenschaftlichen Diskussion. Hiernach beziehe sich der Ortsname auf eine Versammlungsstätte oberhalb der Zorge-Niederung im Bereich des heutigen Petersberges, wo sich die Germanen u. a. zum Thing versammelt und auch Gottesdienst und Brauchtum gepflegt hätten.

Die Einwohner der Stadt heißen korrekt „Nordhäuser“ (in der Mundart „Nordhisser“). Einwohnerbezeichnungen wie „Nordhausener“ sind standardsprachlich nicht korrekt.

Wegen seiner jahrhundertealten Tradition der Branntwein-Herstellung trägt Nordhausen auch den Ortsnecknamen „Branntwienpisser“ und „Schnapshausen“.[5] Ein weiterer Spottname ist „Priemköppe“ wegen der ehemaligen Kautabakproduktion.[5]

Einzelnachweise

  1. Harry Bresslau und Paul Kehr (Hrsg.): Diplomata 16: Die Urkunden Heinrichs III. (Heinrici III. Diplomata). Berlin 1931, S. 125–126
  2. Fütterer, Pierre: Wege und Herrschaft. Untersuchungen zu Raumerschließung und Raumerfassung in Ostsachsen und Thüringen im 10. und 11. Jahrhundert (= Palatium. Band 2). Schnell + Steiner, Regensburg 2016, ISBN 978-3-7954-3064-1, Bd. 1, S. 296–301.
  3. 3,0 3,1 3,2 Manfred Niemeyer (Hrsg.): Deutsches Ortsnamenbuch. De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-018908-7, S. 457.
  4. Hans-Joachim Graul: Nordhuse – Nordhausen. Nordhausen-Salza 2005, S. 46.
  5. 5,0 5,1 Frauenprojekt an der Umweltakademie Nordthüringen e.V. (Hrsg.): Erfrischendes aus der Region. Spitznamen aus dem Landkreis Nordhausen. Auleben 1999. S. 19.