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Aktuelle Version vom 10. Oktober 2024, 14:21 Uhr

Wilhelm Gesenius
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geb. 11. Februar 1761 in Schöningen
gest. 1. April 1801 in Nordhausen
Arzt
Bilder und Medien bei Commons
Datenbank.Nordhausen
DbNDH: Q43411
Wikidata: Datensatz
GND-Nummer 136642950
DNB: Datensatz

Wilhelm Gesenius (geb. 11. Februar 1761 in Schöningen; gest. 1. April 1801 in Nordhausen) war Arzt.

Durch sein Engagement während einer Typhus-Epidemie und seine schriftstellerische Tätigkeit erlangte er regionale Bekanntheit. Sein Sohn Heinrich Friedrich Wilhelm Gesenius wurde ein bedeutender Orientalist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilhelm Gesenius studierte Medizin an der Universität Halle. Im Januar 1784 promovierte Gesenius in Halle mit einer Arbeit über den Einfluss der Leidenschaften auf den Körper (De animi Passionum In Corpus Efficacia) bei Professor Johann Friedrich Gottlieb Goldhagen.

Danach ließ er sich als praktischer Arzt in Nordhausen nieder. Gesenius' Berufung nach Nordhausen könnte auf Verbindungen nach Halle zurückzuführen sein, da der dortige Professor Goldhagen aus einer Nordhäuser Gelehrtenfamilie stammte.

In Nordhausen wirkte Gesenius unter dem Physikus Johann Wilhelm Marcellin. Marcellin war seit 1773 im Amt, publizierte jedoch nichts und trat medizinisch kaum in Erscheinung. So lag die praktische ärztliche Versorgung der Stadt weitgehend in den Händen der jüngeren Ärzte wie Gesenius.

Bekämpfung der Typhus-Epidemie 1785/86[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine erste Bewährungsprobe erlebte Gesenius gleich zu Beginn seiner Nordhäuser Zeit. In den Jahren 1785 und 1786 trat in der Region eine Epidemie des sogenannten faulichten Gallenfiebers auf, bei der hunderte Menschen erkrankten. Heute kann diese Krankheit aufgrund der geschilderten Symptome recht sicher als Typhus identifiziert werden. Neben Gesenius, der mit 24 Jahren der jüngste Praktiker war, kümmerte sich vor allem der 62-jährige Anton Friedrich Lerche um die Behandlung der Kranken. Mehrere andere Ärzte erlagen selbst der Seuche.

Trotz der begrenzten medizinischen Möglichkeiten gelang es Gesenius und Lerche, viele Patienten zu retten. Gesenius veröffentlichte 1788 eine über 120 Seiten umfassende Beschreibung der Epidemie und seiner damit verbundenen Erfahrungen. Das Buch gilt heute aufgrund der detaillierten Schilderung des Krankheitsverlaufs als wertvolle zeitgenössische Quelle. Gesenius zeigte sich als kritisch abwägender Arzt, der die individuelle Situation der Patienten berücksichtigte und vor übereilten Aderlässen warnte. Zur Vorbeugung empfahl er hygienische Maßnahmen wie Händewaschen.

Gesenius' umsichtiges Verhalten trug dazu bei, dass auch sein 1786 geborener Sohn die Epidemie unbeschadet überstand. Dieser Sohn, Heinrich Friedrich Wilhelm Gesenius, sollte später als Professor in Halle zu einem der bedeutendsten Orientalisten des 19. Jahrhunderts werden.

Spätere Jahre in Nordhausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den folgenden Jahren setzte Gesenius seine ärztliche Tätigkeit in Nordhausen fort und publizierte weitere medizinische Schriften. Dazu zählten 1790 ein Verzeichnis einfacher Arzneimittel und 1791 ein Handbuch der Heilmittellehre für angehende Ärzte. Trotz fehlender Anbindung an eine Universität gelang es ihm somit, erfolgreich Lehrbücher für den medizinischen Nachwuchs zu verfassen. 1791 äußerte er sich selbstkritisch zur Unvollkommenheit der zeitgenössischen Medizin und betonte, dass künftige Generationen noch wichtige Heilmittel entdecken würden.

Neben der Medizin galt Gesenius' Interesse der Beobachtung und Sammlung von Insekten, insbesondere Schmetterlingen. In mühevoller Kleinarbeit präparierte er hunderte Exemplare und baute Vitrinen, um sie in seinem Haus auszustellen. 1786 veröffentlichte er eine Enzyklopädie mit 390 Schmetterlingsarten aus der Region Nordhausen. Sie stellt eine wichtige naturkundliche Quelle dar.

1795 übernahm Gesenius zusätzlich die Stelle des Landphysikus am Herzoglich-Braunschweigischen Stiftsamt Walkenried, blieb aber weiterhin in Nordhausen ansässig. Hier genoss er große Wertschätzung als Arzt. Dennoch gelang es ihm nicht, in seiner Heimatstadt zum Physikus aufzusteigen.

Tod mit 40 Jahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilhelm Gesenius starb am 1. April 1801 im Alter von 40 Jahren in Nordhausen. Laut Zeitungsannonce erlag er einem „Nervenfieber“, das auf Typhus hindeutet. Noch am ersten Krankheitstag habe er seinen baldigen Tod vorausgesehen und mit großer Seelenruhe erwartet. Seine Witwe veröffentlichte einen ausführlichen und emotionalen Nachruf. Auch sein Sohn würdigte später Gesenius' Bedeutung für Nordhausen als geschätzter und beliebter Arzt.

Wilhelm Gesenius hinterließ trotz seines frühen Todes ein beachtliches Wirken als praktischer Arzt, Epidemiebekämpfer, Schriftsteller und Naturforscher. Sein Einsatz während der Typhus-Epidemie 1785/86 trug entscheidend dazu bei, deren Ausmaß einzudämmen. Die darauf basierende Publikation stellt eine wichtige medizinhistorische Quelle dar. Mit diversen Lehrbüchern und Abhandlungen prägte Gesenius als "Landarzt" die medizinische Diskussion seiner Zeit. Zudem leistete er mit seiner Insektenkunde Pionierarbeit. In Nordhausen galt er als engagierter und menschlich geschätzter Arzt.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verheiratet war Wilhelm Gesenius mit Johanne Jacobine Magdalene, geb. Gangloff (12. August 1757; gest. 22. August 1809). Sein Sohn Heinrich Friedrich Wilhelm Gesenius (geb. 1786) wurde ein bedeutender Orientalist. Tochter Friedericke Louise Antoinette Gesenius starb am 7. März 1797 im Alter von 18 Monaten.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]