David Kellner: Unterschied zwischen den Versionen
K →Leben |
|||
Zeile 23: | Zeile 23: | ||
David Kellner immatrikulierte sich 1664 an der Julius-Universität Helmstedt für ein Medizinstudium und entwickelte schon früh ein Interesse für die Chirurgie. Er arbeitete mit dem renommierten Chirurgen Melchior Keller zusammen und konnte dessen „operationibus & curationibus chirurgicis“ über mehrere Jahre beiwohnen. | David Kellner immatrikulierte sich 1664 an der Julius-Universität Helmstedt für ein Medizinstudium und entwickelte schon früh ein Interesse für die Chirurgie. Er arbeitete mit dem renommierten Chirurgen Melchior Keller zusammen und konnte dessen „operationibus & curationibus chirurgicis“ über mehrere Jahre beiwohnen. | ||
Nach seinem Studienabschluss und der Promotion 1670 unter Hermann Conring mit einer Arbeit über | Nach seinem Studienabschluss und der Promotion 1670 unter Hermann Conring mit einer Arbeit über Lungenemphyseme war Kellner zunächst in Eisenach und später in Tonna als Landphysicus tätig. 1687 ließ er sich dauerhaft als praktischer Arzt in Nordhausen nieder. Neben seiner ärztlichen Praxis begann er medizinische Schriften zu veröffentlichen. Sein 1688 erschienenes Buch „Unterricht von geschwungen offenen Schenckeln und alten verdrießlichen Bein-Schäden“ richtete sich als Lehrbuch speziell an angehende Chirurgen. Es enthielt eine systematische Klassifikation und Übersicht über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Beingeschwüren. Kellners Werk erfreute sich großer Beliebtheit und erlebte 1690 unter dem Titel „Curieuser Schenckel-Diener“ bereits eine zweite Auflage. | ||
Neben seiner chirurgischen Expertise trat Kellner auch als Verfechter der Volksgesundheit hervor. Ab 1702 gab er mehrere volksmedizinische Schriften speziell für die Landbevölkerung heraus, in denen er über verbreitete Krankheiten aufklärte und einfache vorbeugende Maßnahmen und Behandlungsmethoden erläuterte. Kellner warnte eindringlich vor Scharlatanen und Kurpfuschern sowie vor einem unkritischen Gebrauch des Aderlasses. In drastischen Worten mahnte er seine Leser, stattdessen qualifizierte Ärzte aufzusuchen. | Neben seiner chirurgischen Expertise trat Kellner auch als Verfechter der Volksgesundheit hervor. Ab 1702 gab er mehrere volksmedizinische Schriften speziell für die Landbevölkerung heraus, in denen er über verbreitete Krankheiten aufklärte und einfache vorbeugende Maßnahmen und Behandlungsmethoden erläuterte. Kellner warnte eindringlich vor Scharlatanen und Kurpfuschern sowie vor einem unkritischen Gebrauch des Aderlasses. In drastischen Worten mahnte er seine Leser, stattdessen qualifizierte Ärzte aufzusuchen. |
Version vom 2. Juli 2024, 21:02 Uhr
|
David Kellner (geb. 1643 in Gotha; gest. 3. Juli 1725 in Nordhausen) war Arzt und Autor medizinischer Schriften.
Leben
David Kellner immatrikulierte sich 1664 an der Julius-Universität Helmstedt für ein Medizinstudium und entwickelte schon früh ein Interesse für die Chirurgie. Er arbeitete mit dem renommierten Chirurgen Melchior Keller zusammen und konnte dessen „operationibus & curationibus chirurgicis“ über mehrere Jahre beiwohnen.
Nach seinem Studienabschluss und der Promotion 1670 unter Hermann Conring mit einer Arbeit über Lungenemphyseme war Kellner zunächst in Eisenach und später in Tonna als Landphysicus tätig. 1687 ließ er sich dauerhaft als praktischer Arzt in Nordhausen nieder. Neben seiner ärztlichen Praxis begann er medizinische Schriften zu veröffentlichen. Sein 1688 erschienenes Buch „Unterricht von geschwungen offenen Schenckeln und alten verdrießlichen Bein-Schäden“ richtete sich als Lehrbuch speziell an angehende Chirurgen. Es enthielt eine systematische Klassifikation und Übersicht über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Beingeschwüren. Kellners Werk erfreute sich großer Beliebtheit und erlebte 1690 unter dem Titel „Curieuser Schenckel-Diener“ bereits eine zweite Auflage.
Neben seiner chirurgischen Expertise trat Kellner auch als Verfechter der Volksgesundheit hervor. Ab 1702 gab er mehrere volksmedizinische Schriften speziell für die Landbevölkerung heraus, in denen er über verbreitete Krankheiten aufklärte und einfache vorbeugende Maßnahmen und Behandlungsmethoden erläuterte. Kellner warnte eindringlich vor Scharlatanen und Kurpfuschern sowie vor einem unkritischen Gebrauch des Aderlasses. In drastischen Worten mahnte er seine Leser, stattdessen qualifizierte Ärzte aufzusuchen.
Kellner zeigte sich besonders um die Gesundheitsfürsorge für die ärmeren Bevölkerungsschichten bemüht. Er behandelte mittellose Patienten unentgeltlich, auch noch in hohem Alter bei Hausbesuchen auf dem Land. Trotz seines lebenslangen Einsatzes für die Volksgesundheit und der Publikation zahlreicher Fachbücher erhielt Kellner nie eine Anstellung als Stadtphysicus in Nordhausen. Er verstarb im 82. Lebensjahr.
Familie
David Kellner war zwei Mal verheiratet. Seine erste Ehefrau Anna Martha verstarb 1692. Aus dieser Ehe stammte unter anderem eine Tochter, die 1716 starb.
Kellners zweite Frau verstarb sechs Wochen nach der Geburt des Sohnes im Alter von 27 Jahren. Der verwitwete Kellner zog den Sohn allein groß. Doch auch Johann Conrad Kellner starb bereits mit zwölf Jahren am 18. Juli 1708.
Ein weiterer Sohn aus einer der Ehen, Johann Levin Kellner (ca. 1680-1736), überlebte den Vater. Er wurde ebenfalls Arzt und begleitete David Kellner bei Patientenbesuchen. Im Gegensatz zum Vater, der in wohlhabenderen Kreisen verkehrte, wohnte Johann Levin zeitlebens in ärmsten Verhältnissen in der Hütergasse.
Literatur
- Antonia Jäger: Pocken, Pest und Pillen. Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2022. S. 83 f.