Richard Hans Ewald Hanewacker: Unterschied zwischen den Versionen
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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb enteignet und die Familie mußte die Stadt verlassen. In Duisburg baute er sich eine neue Existenz als Tabakfabrikant auf und verlagerte 1972 die Produktion nach Hannover-Münden. 1975 ließ er die Fabriken schließen, verkaufte die Maschinen und die Markenrechte an „Hanewacker“ und „Fischerstift“ an die in Witzenhausen produzierende Firma „Grimm & Triepel“. | Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb enteignet und die Familie mußte die Stadt verlassen. In Duisburg baute er sich eine neue Existenz als Tabakfabrikant auf und verlagerte 1972 die Produktion nach Hannover-Münden. 1975 ließ er die Fabriken schließen, verkaufte die Maschinen und die Markenrechte an „Hanewacker“ und „Fischerstift“ an die in Witzenhausen produzierende Firma [[Wikipedia:Grimm & Triepel Kruse-Kautabak|„Grimm & Triepel“]]. | ||
Ewald Hanewacker war seit 1924 mit Irmtraut Werther verheiratet, die eine Tochter des Brennereibesitzers Carl Werther sen. (1875–1958) war. Sie hatten drei Kinder (Rudolf, Renate und Waltraut). Mitte der 1970er Jahre zog er mit seiner Frau von Eschwege zur Tochter nach Bad Honnef. Hanewacker starb an einem Schlaganfall im Krankenhaus von Bad Honnef. | Ewald Hanewacker war seit 1924 mit Irmtraut Werther verheiratet, die eine Tochter des Brennereibesitzers Carl Werther sen. (1875–1958) war. Sie hatten drei Kinder (Rudolf, Renate und Waltraut). Mitte der 1970er Jahre zog er mit seiner Frau von Eschwege zur Tochter nach Bad Honnef. Hanewacker starb an einem Schlaganfall im Krankenhaus von Bad Honnef. |
Version vom 10. März 2024, 11:15 Uhr
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Richard Hans Ewald Hanewacker (geb. 14. Dezember 1898 in Nordhausen; gest. 6. Mai 1979 in Bad Honnef) war Fabrikant (G. A. Hanewacker) und Kaufmann.
Leben
Ewald Hanewacker wurde als Sohn des Kaufmanns und Fabrikanten Adolf Friedrich Rudolf Hanewacker und seiner Frau Mathilde Auguste Clara Hanewacker, geb. Tönnies, geboren. Nach der Schule nahm er als Infanterist am Ersten Weltkrieg teil. Zusammen mit anderen Kautabakbarikanten der Stadt gründete er 1919 die Nordhäuser Tabakfabriken AG (Notag). 1919 übernahm Hanewacker die Leitung des Zweigbetriebes in Köln und wurde 1930 zum Mitglied des Vorstandes der AG berufen. Am Hüpeden-Weg (heute Straße der Genossenschaften) entstand eine neue Fabrik und Nortag sollte sich zu einer der bedeutendsten Tabakfabriken in Deutschland entwickeln.
Hanewacker war Mitglied der Industrie- und Handelskammer, Ratsherr der Stadt Nordhausen, Arbeitsrichter in Berlin und Vorstandsmitglied der Fachgruppe „Rauch-, Kau- und Schnupftabak“. Ein weiteres Betätigungsfeld war der Tabakanbau. Hier setzte er sich besonders für den Tabakanbau im Eichsfeld und in Italien ein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb enteignet und die Familie mußte die Stadt verlassen. In Duisburg baute er sich eine neue Existenz als Tabakfabrikant auf und verlagerte 1972 die Produktion nach Hannover-Münden. 1975 ließ er die Fabriken schließen, verkaufte die Maschinen und die Markenrechte an „Hanewacker“ und „Fischerstift“ an die in Witzenhausen produzierende Firma „Grimm & Triepel“.
Ewald Hanewacker war seit 1924 mit Irmtraut Werther verheiratet, die eine Tochter des Brennereibesitzers Carl Werther sen. (1875–1958) war. Sie hatten drei Kinder (Rudolf, Renate und Waltraut). Mitte der 1970er Jahre zog er mit seiner Frau von Eschwege zur Tochter nach Bad Honnef. Hanewacker starb an einem Schlaganfall im Krankenhaus von Bad Honnef.
Nachruf
Ewald Hanewacker ist tot. Am frühen Morgen des 6. Mai 1979 erlag er in Bad Honnef einem Schlaganfall, nachdem er einige Tage zuvor in das dortige Krankenhaus eingeliefert worden war. Erst vor wenigen Monaten war er mit seiner Frau Irmtraut von Eschwege nach Bad Honnef umgezogen, um den Lebensabend in der Nähe des Wohnsitzes der ältesten Tochter Renate verleben zu können.
Vor mir liegt das Familienalbum, das die Lebensgeschichte dieses erfolgreichen Nordhäuser Kautabakfabrikanten anschaulich zeigt. Die frühen Fotos sind noch, wie in der Frühzeit der Fotografie üblich, auf dicker, dunkelbrauner Pappe aufgeklebt und mit dem nach Jugendstilmanier reich umflorten Firmenzeichen des Ateliers Carl Schiewek, Nordhausen, Töpfer Straße 1, versehen. „Aufnahmen bei Tages und Elektrischem Licht“ steht darunter vermerkt. Schon äußerlich bekunden also diese Bilder, welche gewaltige, an Umwälzungen reiche Zeit dieses Leben umspannte. Sie zeigen den kleinen am 14. Dezember 1898 in Nordhausen am Harz geborenen Ewald Hanewacker auf dem Schoß der Mutter Mathilde Hanewacker, geb. Tönnies; neben ihr, mit weit ausgezwirbeltem Schnurrbart, der stolze Vater, der Fabrikant Rudolf Hanewacker. Auf dem nächsten Blatt erkennt man schon den Jungen in Ulanenuniform neben seinem schmucken Schaukelpferd. Dann kommt der Schulanfänger mit einer großen Tüte und einem breitkrempigen Strohhut, der Konfirmand im Marineanzug und schließlich der Infanterist 1917 im Urlaub am Tor des Elternhauses in der Grimmel-Allee. Im Dezember 1924 wird Hochzeit gefeiert mit Fräulein Irmtraut Werther, der Tochter des Brennereibesitzers Carl Werther und seiner Frau Frieda, geb. Hügues. Das Bild zeigt eine große Hochzeitsgesellschaft in den Räumen der Gesellschaft „Erholung“ in der Prediger-Straße, die von dem Ansehen und der Bedeutung dieser beiden Familien im alten Nordhausen zeugt. Drei Kinder kommen zur Welt, Rudolf, Renate und Waltraut. Die jüngste Tochter, Gattin des Schreibers dieser Zeilen, ist ihrem Vater schon 1976 im Tod vorausgegangen. Sie wurde mitten aus einem glücklichen Familienleben als Mutter von 4 Kindern plötzlich aus diesem Leben abberufen. Rasch vollzieht sich der berufliche Aufstieg Ewald Hane- wackers. Nach Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg tritt er sofort in die väterliche Firma ein, die er 1919 in die Nordhäuser Tabakfabriken AG, Nordhausen, (Nortag) einbringt. Diese überträgt bald dem damals 24jährigen die Leitung des Zweigbetriebes in Köln, dessen Errichtung durch das damalige Besatzungsstatut erforderlich war. Schon 1930 wird er in den Vorstand der Nortag berufen, dem er bis zum Jahre 1975 angehörte. In dieser Eigenschaft hat er maßgeblichen Anteil an dem Aufstieg dieser Firma zu einer der größten Tabakfabriken Deutschlands. Persönlich hat er sich besonders eingesetzt für die Planung und den Bau des neuen, noch heute als modern und vorbildlich geltenden Fabrikgebäudes am Hüpeden-Weg, ferner für die Errichtung einer Abteilung Rauchtabak- und Zigarrenfabrikation, die in der alten Fabrik der Firma G. A. Hanewacker untergebracht war und die sich bis zum Ende des Krieges zu großer Bedeutung entwickelt hatte. In viele Ehrenämter wird er berufen: Er ist Mitglied der Industrie- und Handelskammer, Ratsherr der Stadt Nordhausen, Arbeitsrichter in Berlin und Vorstandsmitglied der Fachgruppe Rauch-, Kau- und Schnupftabak. Große Verdienste hat er sich daneben für die Förderung des Tabakanbaus im Eichsfeld und später in Italien erworben. Bei der italienischen Tabak-Monopol-Verwaltung war er bis ins hohe Alter ein angesehener und gern gesehener Gast. Nach dem Zweiten Weltkrieg mußte er wie viele andere seine Heimat Nordhausen verlassen. Doch hat er den Verlust dieser ihm vertrauten Umgebung, in der man, so glaube ich, wie in kaum einem anderen Boden Wurzeln schlagen konnte, im Grunde nie verwunden. Vor allem in den letzten Lebensjahren äußerte er immer wieder den einzigen Wunsch, nach Nordhausen zurückkehren zu können. Aber in jener schweren Zeit der Nachkriegsjahre war der Unternehmer in ihm stärker. Ewald Hanewacker gründete eine nach seinem Namen benannte, neue Kautabakfabrik in Duisburg und führte sie mit großem Erfolg. Auch als die Zeiten für diese Branche schlechter wurden, verstand er es, sich den gegebenen Verhältnissen durch Aufnahme neuer Produkte und durch andere geeignete Maßnahmen geschickt anzupassen. Er verlagerte seinen Betrieb 1972 nach Hann. Münden bei gleichzeitiger Übernahme der Firma Fischer & Herwig. 1975 verkaufte Ewald Hanewacker dann das Unternehmen an die Firma Grimm & Triepel, Witzenhausen, die die alte nordhäuser Kautabak-Tradition heute als einzige Firma fortführt. Ewald Hanewacker ist tot. Ein wahrhaft erfülltes Leben ist zu Ende — ich glaube, sagen zu dürfen, ein glückliches Leben. Ewald Hanewacker war ein freundlicher, allen Mitmenschen gegenüber aufgeschlossener, stets fröhlicher Mensch, der den Humor liebte und vertrug, selbst ein Meister der Kochkunst und überhaupt auch den schönen Seiten des Lebens durchaus zugewandt war. In seinem großen Freundes- und Bekanntenkreis war die Gastlichkeit seines Hauses, an das wir alle mit Wehmut zurückdenken, hoch geschätzt. Er war ein guter, unermüdlich sorgender Vater und ein großzügiger Schwiegervater. Seine Kinder schulden ihm Dank. Alle Mitarbeiter achteten und verehrten ihn als einen tüchtigen und gerecht denkenden Chef. In dem Auf und Ab dieses Jahrhunderts hat er das Schiff seines Lebens für sich und die Seinen sicher und mit ruhiger Gelassenheit zu führen gewußt. In tiefer Trauer hinterläßt er seine zwar schwer kranke, aber trotz ihres Alters geistig rege Frau, neben ihr zwei Kinder und sechs Enkel. Ewald Hanewacker war von einer natürlichen, problemlosen Frömmigkeit. Sein Leben ruhte in Gottes Hand. Jetzt hat er ihn zu sich genommen. Eschwege, den 7. Mai 1979 |
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— T. Klinkenberg. In: Nordhäuser Nachrichten (1976) |
Siehe auch
Literatur
- Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten. Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3-86595-336-9
- Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter, 49/1968.
- Nordhäuser Nachrichten-Südharzer Heimatblätter, 94/1979.