Nordhäuser Revolution: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Die sogenannte '''Nordhäuser Revolution''' fand am 13. Februar 1375 statt. Die bürgerliche Opposition | Die sogenannte '''Nordhäuser Revolution''' fand am 13. Februar 1375 statt. Die bürgerliche Opposition setzte den alten Patrizischen Rat ab, der seine Macht nicht wieder erlangte. Daran erinnert der [[Nordhäuser Roland]] am Rathaus. | ||
== Geschichte == | == Geschichte == |
Aktuelle Version vom 14. Februar 2021, 11:50 Uhr
Die sogenannte Nordhäuser Revolution fand am 13. Februar 1375 statt. Die bürgerliche Opposition setzte den alten Patrizischen Rat ab, der seine Macht nicht wieder erlangte. Daran erinnert der Nordhäuser Roland am Rathaus.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kurz nach Beginn des 14. Jahrhunderts begannen Handwerker und Kleinbürger gegen die herrschende Obrigkeit und die städtische Verfassung zu rebellieren. Die Patrizier mussten über die Jahrzehnte ein Vorrecht nach dem anderen abgeben und den Innungen Anteil am Stadtregiment gewähren. Schließlich wurde die ganze Gewalt über die Stadt an die städtische Bevölkerung übergeben. Dieses Ringen der Einwohner gegen die zunächst allein die Stadt Nordhausen repräsentierenden Geschlechter zeigen die Wahlen zum Rat und dessen Zusammensetzung im 14. Jahrhundert. Durch diese Revolution und die gestiegene Anteilnahme der Kleinbürger an der Stadtführung waren die Einflußmöglichkeiten der herrschenden Patriziergeschlechter im Rat erheblich eingeschränkt.
Als sich Anfang 1375 die Verhältnisse zuspitzten, drohten die Geschlechter den aufbegehrenden Bürgern mit offener Gewalt, was zusätzlichen Unmut brachte. Am 14. Februar 1375 baten 58 Bürger in ihrer Not um eine gerechte Verteilung der Steuern. Da die Geschlechter nicht auf das Verlangen der Bürgerschaft eingehen wollten und Unruhen befürchteten, ließen sie die Tore schließen und suchten mit Gewalt ihre Herrschaft zu festigen. Im 14. Jahrhundert gehörte das Riesenhaus dem Patriziergeschlecht der Tettenborns. 1375 waren hier bei Thilo von Tettenborn die vornehmen Geschlechter versammelt, um die Maßnahmen gegen die aufständischen Handwerker zu beraten. Die Bürger rotteten sich vor dem Haus zusammen um es zu stürmen.
Als es nun die Gemeinde und die Zünfte bedünkte, sie darauf acht hatten und
meinten, daß die Gefreundten bei der Verwaltung der Stadt ungleich und unredlich umgingen, und als nun Gemeinde und Handwerke darüber verhandeln und die Gefreundten bitten wollten, daß sie auf ihre Ehre und ihren Eid Bedacht nehmen, arme Leute in der Stadt nicht also ins Verderben jagen und jeden Mann zu Geschoß und Geld nach seinem Vermögen heranziehen sollten, da kamen die Gefreundten zusammen mit ihren Freunden und Helfershelfern, ließen die Stadt schließen und wollten den gemeinen Bürgern und Handwerkern an Leib und Leben; denn etliche Gefreundte rannten auf die Straße und ließen sich vernehmen, sie wollten der gemeinen Bürger also viel auf Räder setzen, daß alle Räder in der Stadt nicht hinreichen sollten. Als nun Gemeinde und Handwerker dies vernommen, kamen sie zusammen vor dem Rathause, nahmen Gott zu Tröste und zu Hülfe, bedrängten die Gefreundten und belagerten sie im Hause zum Riesen auf dem Holzmarkte. Da trösteten der allmächtige Gott und die hochgelobte Jungfrau Maria und der Heilige Herr St. Valentin die Gemeinde und gaben ihr Stärke und Kraft. Und sie fingen die Gefreundten ohne Gegenwehr und steuerten auf diese Weise ihres Unfuges, Frevels und Mordes, den die Gefreundten an der Gemeinde und den Handwerkern hatten begehen wollen. Dann wählten die Bürger aus der Gemeinde und aus den Handwerkern andere Ratsleute, die nun die Geschäfte der Stadt übernahmen,... so daß ein jeder Bürger und arme Mann bleiben konnte bei Einigkeit und Recht und Freiheit. |
||
— Karl Meyer: Die große Revolution am 13. Februar 1375. In Festschrift des Harzvereins (1903), 34 ff. |
Die neu gewählten Bürger hielten Gericht über die gefangengenommenen Geschlechter. Diese mussten Nordhausen verlassen und Urfehde schwören; 41 Patrizier nahmen das Urteil an, wohingegen einige Familien sich gegen die Verfügung wehrten, u. a. Henze von Urbach, der – ohne Nordhausen Fehde anzusagen – mit Brand und Raub gegen die Stadt vorging. Auch die Familie Junge begehrte gegen die neuen Verhältnisse auf.
In den neuen Rat zogen die Handwerker ein und erließen ein Gesetz, damit kein Gefreundter je eine Ratstelle bekleiden dürfe. Die neun Handwerks-Innungen wählten weiterhin je zwei Mitglieder in Rat. Dazu kamen aus den vier Stadtvierteln je zwei und aus der Neustadt ein Vertreter. Ferner blieb auch insofern alles beim Alten, als man wieder drei Räte bestehen ließ, die sich während dreier Jahre in der Geschäftsführung abwechselten. Das Plenum, Magistrat und die übrigen Ratsmitglieder waren 81 Personen, was bei 3000 Einwohnern eine hohe Zahl darstellte.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Hans Silberborth: Der Kampf der Zünfte gegen die Geschlechter. In: Geschichte der freien Reichsstadt Nordhausen (= Das tausendjährige Nordhausen; Band 1). Magistrat der Stadt Nordhausen, 1927.