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Nach dendrochronologischen Untersuchungen existiert die heutige Flohburg seit 1473/74. Ein Tiefkeller stammt aus dem 11./12. Jahrhundert und ist wahrscheinlich einmalig in Hessen, Neidersachsen und Thüringen. Den repräsentativsten Raum des Hauses bildete die Bohlenstube aus dem Jahr 1506, die kultur- und kunsthistorisch als bedeutsam gilt. Um 1570 war das Haus stark baufällig. | Nach dendrochronologischen Untersuchungen existiert die heutige Flohburg seit 1473/74. Ein Tiefkeller stammt aus dem 11./12. Jahrhundert und ist wahrscheinlich einmalig in Hessen, Neidersachsen und Thüringen. Den repräsentativsten Raum des Hauses bildete die Bohlenstube aus dem Jahr 1506, die kultur- und kunsthistorisch als bedeutsam gilt. Um 1570 war das Haus stark baufällig. | ||
Bis zum 19. Jahrhundert fanden umfangreiche Um- und | Bis zum 19. Jahrhundert fanden umfangreiche Um- und Anbauten am Gebäude statt; es beherberte zu dieser Zeit u. a. eine Fleischerei, Bäckerei, eine Gastwirtschaft (bis 1910) und eine Kupferschmiede. Von 1785 bis 1989 befand sich in dem Bau das erste [[Theater Nordhausen|Nordhäuser Theater]]. | ||
Die wechselnden Eigentümer vernachlässigten das Gebäude und mit Anfang des 20. Jahrhunderts verfiel die Flohburg zusehends. 1905 lebten hier 78 Menschen, darunter 43 Kinder, in ärmlichen | Die wechselnden Eigentümer vernachlässigten das Gebäude und mit Anfang des 20. Jahrhunderts verfiel die Flohburg zusehends. 1905 lebten hier 78 Menschen, darunter 43 Kinder, in ärmlichen Verhältnissen. 1934 übernahm die Stadt Nordhausen den Gebäudekomplex und plante den Abriß der Anbauten an der Blasiistraße. 1949 lebten noch etwa 43 Personen im Haus, die letzen zogen 1952 aus. Nach Abriß der Anbauten 1952/53 wurde die Flohburg notdürftig gesichert. Von 1968 bis 1998 wurde die Flohburg als [[Stadtbibliothek Nordhausen|Kinder- und Jugendbibliothek]] genutzt und es entstand ein östlicher Anbau. Ab dem Jahr 2002 wurde das Haus für kulturhistorische Sonderausstellungen genutzt. | ||
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Version vom 17. Dezember 2020, 11:52 Uhr
Die Flohburg (früher Haus der Barte, Bartscher Ritterhof) ist ein gotisches Fachwerkhaus in der Barfüßerstraße 6 und eines der ältesten sowie bauhistorisch wertvollsten Gebäude der Stadt Nordhausen. Es besitzt eine reich gegliederte Fassade mit steilem Satteldach. Ende Juni 2012 wurde hier die Flohburg - Das Nordhausen Museum eröffnet.
Geschichte
Der steinerne Unterbau der Flohburg weist darauf hin, daß das Haus von einem Patrizier oder von einem Adelsgeschlecht errichtet worden ist. Spätestens ab 1336 war das Grundstück in Besitz der angesehenen Adelsfamilie Bart und wurde ab dem 16. Jahrhundert durch sie als Absteigequartier genutzt. Das Haus trug den Namen „Haus der Barte“ vor den Barfußen.
Nach dendrochronologischen Untersuchungen existiert die heutige Flohburg seit 1473/74. Ein Tiefkeller stammt aus dem 11./12. Jahrhundert und ist wahrscheinlich einmalig in Hessen, Neidersachsen und Thüringen. Den repräsentativsten Raum des Hauses bildete die Bohlenstube aus dem Jahr 1506, die kultur- und kunsthistorisch als bedeutsam gilt. Um 1570 war das Haus stark baufällig.
Bis zum 19. Jahrhundert fanden umfangreiche Um- und Anbauten am Gebäude statt; es beherberte zu dieser Zeit u. a. eine Fleischerei, Bäckerei, eine Gastwirtschaft (bis 1910) und eine Kupferschmiede. Von 1785 bis 1989 befand sich in dem Bau das erste Nordhäuser Theater.
Die wechselnden Eigentümer vernachlässigten das Gebäude und mit Anfang des 20. Jahrhunderts verfiel die Flohburg zusehends. 1905 lebten hier 78 Menschen, darunter 43 Kinder, in ärmlichen Verhältnissen. 1934 übernahm die Stadt Nordhausen den Gebäudekomplex und plante den Abriß der Anbauten an der Blasiistraße. 1949 lebten noch etwa 43 Personen im Haus, die letzen zogen 1952 aus. Nach Abriß der Anbauten 1952/53 wurde die Flohburg notdürftig gesichert. Von 1968 bis 1998 wurde die Flohburg als Kinder- und Jugendbibliothek genutzt und es entstand ein östlicher Anbau. Ab dem Jahr 2002 wurde das Haus für kulturhistorische Sonderausstellungen genutzt.
Anfang 2011 begann eine umfangreiche Sanierung und Erweiterung der Flohburg; das historische Gebäude wurde entkernt, Anbauten aus DDR-Zeiten entfernt sowie das Dach erneuert. Die Kosten für das gesamte Projekt beliefen sich auf rund 5,2 Millionen Euro, wobei sich die Stadt Nordhausen mit 1,3 Millionen Eigenmitteln beteiligte. Am 30. Juni 2012 öffnete das stadtgeschichtliche Museum. Seit 2014 befindet sich die Himmelgarten-Bibliothek in der Flohburg.
Name
Für den Namen „Flohburg“ gibt es unterschiedliche Deutungen; zum einen könnte er von den kleinen Wohnungen mit ihren vielen Bewohnern herrühren, zum anderen von den schlechten hygienischen Bedingungen im Gebäude.
Literatur
- Peter Kuhlbrodt: Die Geschichte des Hauses "Flohburg", in: Nordhäuser Flohburgblätter. Nordhausen, Bd. 1.2012, S. 1-8.
- Cornelia Klose; Jürgen Rennebach: Die Flohburg. Das künftige Nordhausen-Museum, in: Thüringer Museumshefte. Gera, Bd. 19.2010, 1, S. 54-58.
- Markus Veit: Vom Bartschen Ritterhof – den man heute "Flohburg" nennt, in: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (4/2001). Nordhausen, Bd. 10.2001, 4, S. 8-10.