Kaiser-Wilhelm-Vereinshaus: Unterschied zwischen den Versionen
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Hinter dem Barockbau der Straße entstand 1913 im Heimatschutzstil ein Gebäudeensemble nach Entwürfen des Nordhäuser Architekten August Nerlich. Die Ostfassade bildete Abschluss zum Gartenbereich, der sich bis an die Stadtmauer zur Promenade erstreckte. Auf einen Teil des Garten befand sich bis 1912 das alte Tivolitheater. Die Erweiterungsflügel wurden um einen reizvoll gestalteten Innenhof herum entwickelt, die alte Rokokofassade nach der Straßenseite zu unverändert belassen. Neues und Ursprüngliches standen in gutem Zusammenklang nebeneinander. Das Gebäude enthielt eine Reihe von Zimmern für Jugendvereine und evangelische Vereine, einen Saal, die evangelische Schwesternstation und anschließend auf dem Grundstück einen Spielgarten. Am 7. September 1913 wurde das Gebäude in Anwesenheit des Oberpräsidenten der Provinz Sachsen von Hegel und des Generalsuperintendenten D. Jacobi eingeweiht und der offizielle Name „Kaiser-Wilhelm-Haus“ verliehen. | Hinter dem Barockbau der Straße entstand 1913 im Heimatschutzstil ein Gebäudeensemble nach Entwürfen des Nordhäuser Architekten August Nerlich. Die Ostfassade bildete Abschluss zum Gartenbereich, der sich bis an die Stadtmauer zur Promenade erstreckte. Auf einen Teil des Garten befand sich bis 1912 das alte Tivolitheater. Die Erweiterungsflügel wurden um einen reizvoll gestalteten Innenhof herum entwickelt, die alte Rokokofassade nach der Straßenseite zu unverändert belassen. Neues und Ursprüngliches standen in gutem Zusammenklang nebeneinander. Das Gebäude enthielt eine Reihe von Zimmern für Jugendvereine und evangelische Vereine, einen Saal, die evangelische Schwesternstation und anschließend auf dem Grundstück einen Spielgarten. Am 7. September 1913 wurde das Gebäude in Anwesenheit des Oberpräsidenten der Provinz Sachsen von Hegel und des Generalsuperintendenten D. Jacobi eingeweiht und der offizielle Name „Kaiser-Wilhelm-Haus“ verliehen. | ||
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde das Vereinshaus nach Adolf Hitler umbenannt und die Nordhäuser NSDAP nutzte das Gebäude fortan als Parteizentrale; neben der Kreisleitung hatte auch die Hitler-Jugend und der Deutsche Frauenbund hier ihre Geschäftsstelle. | Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde das Vereinshaus nach [[Adolf Hitler]] umbenannt und die Nordhäuser [[NSDAP]] nutzte das Gebäude fortan als Parteizentrale; neben der Kreisleitung hatte auch die Hitler-Jugend und der Deutsche Frauenbund hier ihre Geschäftsstelle. | ||
Beim britischen | Beim britischen [[Luftangriff]] im April 1945 wurde das Haus zerstört. Lediglich der opulente Portikus überdauerte die Zerstörung nach 1945 noch einige Jahre. | ||
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Version vom 10. Februar 2020, 16:13 Uhr
Das Kaiser-Wilhelm-Vereinshaus (von 1933 bis 1945 Adolf-Hitler-Haus) befand sich in der Baltzerstraße 5.
Geschichte
Ursprünglich wurde das Gebäude als „Uckermannsches Haus“ bezeichnet. Nach der Vermählung des „Hessen-Casselschen General-Postintendanten“ Jacob von Uckermann mit der Nordhäuserin Johanna Christina Meyer im Jahr 1761, ließen sie dieses Meyersche Elternhaus zum Wohnsitz herrschaftlich umbauen. Später beherbergte dieses Haus das Hotel „Schwarzer Adler“, das als erstklassig galt. Hochrangige Persönlichkeiten übernachteten dort.
In Nordhausen entfaltete sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein reges Vereinsleben. Bereits 1897 existierten 157 Vereine, die Zahl erhöhte sich ständig. 1914 gab es etwa 240 politische, mildtätige, gemeinnützige, gewerbliche sowie Militär- sowie Gesangsvereine.
In den Jahren 1911/1912 wurde das Gebäude zum stadteigenen Kaiser-Wilhelm-Vereinshaus umgebaut. Für die Neueinrichtung des Hauses waren im Jahr 1906 von der evangelischen Bevölkerung 30.000 Mark gesammelt worden. Beim Umbau entstanden die Gauben und der opulente Portikus.
Oskar Döring schrieb 1929 in seinem Buch über Nordhausen zum Vereinshaus: Das Vereinshaus gehört zu den Steinbauten Nordhausens „mit schönen, von gekuppelten Säulen flankierten flachbogigen Portale; darüber ein Balkon mit zierlichen schmiedeeisernem Gitter. Die Türleibung umgeben von reicher Rokokostuckatur.“ Hinter dem Barockbau der Straße entstand 1913 im Heimatschutzstil ein Gebäudeensemble nach Entwürfen des Nordhäuser Architekten August Nerlich. Die Ostfassade bildete Abschluss zum Gartenbereich, der sich bis an die Stadtmauer zur Promenade erstreckte. Auf einen Teil des Garten befand sich bis 1912 das alte Tivolitheater. Die Erweiterungsflügel wurden um einen reizvoll gestalteten Innenhof herum entwickelt, die alte Rokokofassade nach der Straßenseite zu unverändert belassen. Neues und Ursprüngliches standen in gutem Zusammenklang nebeneinander. Das Gebäude enthielt eine Reihe von Zimmern für Jugendvereine und evangelische Vereine, einen Saal, die evangelische Schwesternstation und anschließend auf dem Grundstück einen Spielgarten. Am 7. September 1913 wurde das Gebäude in Anwesenheit des Oberpräsidenten der Provinz Sachsen von Hegel und des Generalsuperintendenten D. Jacobi eingeweiht und der offizielle Name „Kaiser-Wilhelm-Haus“ verliehen.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde das Vereinshaus nach Adolf Hitler umbenannt und die Nordhäuser NSDAP nutzte das Gebäude fortan als Parteizentrale; neben der Kreisleitung hatte auch die Hitler-Jugend und der Deutsche Frauenbund hier ihre Geschäftsstelle.
Beim britischen Luftangriff im April 1945 wurde das Haus zerstört. Lediglich der opulente Portikus überdauerte die Zerstörung nach 1945 noch einige Jahre.
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