Das Zeitungswesen in Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen

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„'''Thüringer Bote'''“, eine Zeitschrift für Belehrung und Unterhaltung, deren Inhalt 1. Erzählungen und Gedichte, 2. Berichte aus der Länder- und Völkerkunde, 3. Die neuesten in der Ökonomie und Technologie gemachten Entdeckungen und 4. Thüringische Chronik (Berichte von den neuesten Ereignissen in Thüringen) umfassen sollte. Nur drei Hefte des „Thüringer Boten“ kamen im Jahre 1834 heraus, dann ließ Dr. Schoepfer, dem die Mühe des eigenen Debits zu groß war, das Blatt eingehen. Erst als der Buchdrucker Fritsch sich bereit erklärt hatte, die Verlagsgeschäfte zu übernehmen, kam es 1837 erneut zur Veröffentlichung. Am 21. März 1837 erließ der Staatsminister von Klewitz in Merseburg an den Landrat von Byla ein Schreiben des Inhalts: „E. Hochw. veranlasse ich, den Redacteur und Censoir (das war der Bürgermeister Kölling) des „Thüringer Boten“ wegen der Zulassung des in einem höchst unanständigen Tone abgefaßten Gesprächs zwischen einem Polizei-Sergeanten und (einem) Barbier über die Anwesenheit der französischen Prinzen in Potsdam in No. 11 dieses Blattes zu rectifizieren. Sollte der Dr. Schoepfer ähnliche Gemeinheiten in sein Blatt wieder auf nehmen, so würde die Fortsetzung desselben untersagt werden müssen“. Diese rigorose Handhabung der Zensur entmutigte Schoepfer, und der „Thüringer Bote“ ging im Mai 1837 endgültig ein. Sein Plan, sich auf dem „neutralen“ Gebiet einer landwirtschaftlichen Zeitung zu betätigen (sie sollte den Namen „Ökonomikon“ führen), wurde von der Regierung abgelehnt, da angeblich die fachliche Qualifikation des Antragstellers nicht bejaht werden konnte.
„'''Thüringer Bote'''“, eine Zeitschrift für Belehrung und Unterhaltung, deren Inhalt 1. Erzählungen und Gedichte, 2. Berichte aus der Länder- und Völkerkunde, 3. Die neuesten in der Ökonomie und Technologie gemachten Entdeckungen und 4. Thüringische Chronik (Berichte von den neuesten Ereignissen in Thüringen) umfassen sollte. Nur drei Hefte des „Thüringer Boten“ kamen im Jahre 1834 heraus, dann ließ Dr. Schoepfer, dem die Mühe des eigenen Debits zu groß war, das Blatt eingehen. Erst als der Buchdrucker Fritsch sich bereit erklärt hatte, die Verlagsgeschäfte zu übernehmen, kam es 1837 erneut zur Veröffentlichung. Am 21. März 1837 erließ der Staatsminister von Klewitz in Merseburg an den Landrat von Byla ein Schreiben des Inhalts: „E. Hochw. veranlasse ich, den Redacteur und Censoir (das war der Bürgermeister Kölling) des „Thüringer Boten“ wegen der Zulassung des in einem höchst unanständigen Tone abgefaßten Gesprächs zwischen einem Polizei-Sergeanten und (einem) Barbier über die Anwesenheit der französischen Prinzen in Potsdam in No. 11 dieses Blattes zu rectifizieren. Sollte der Dr. Schoepfer ähnliche Gemeinheiten in sein Blatt wieder auf nehmen, so würde die Fortsetzung desselben untersagt werden müssen“. Diese rigorose Handhabung der Zensur entmutigte Schoepfer, und der „Thüringer Bote“ ging im Mai 1837 endgültig ein. Sein Plan, sich auf dem „neutralen“ Gebiet einer landwirtschaftlichen Zeitung zu betätigen (sie sollte den Namen „Ökonomikon“ führen), wurde von der Regierung abgelehnt, da angeblich die fachliche Qualifikation des Antragstellers nicht bejaht werden konnte.
[[Kategorie:Zeitung]]

Version vom 11. Februar 2019, 15:44 Uhr

Die ersten periodischen Blätter, die zu dem Zwecke gedruckt wurden, der Öffentlichkeit Nachrichten zu übermitteln, erschienen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, in Frankreich und England während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Sie entsprangen einmal dem Bedürfnis der Allgemeinheit, regelmäßig über die Welthändel unterrichtet zu werden, zum andern dem Bedürfnis städtischer und anderer Obrigkeiten, ihre amtlichen Anordnungen zu verkünden. Je nach dem Vorherrschen des einen oder anderen dieser Beweggründe hießen diese Publikationen dann „Zeitung“ (vom mittelhochdeutschen „zitunge“ = Nachricht, Botschaft, Neuigkeit), auch „Relation“ (= Berichterstattung) oder aber „Intelligenzblatt“, worunter geradezu die bloße Veröffentlichung amtlicher Bekanntmachungen und privater Inserate verstanden wurde.

In Nordhausen wurde erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts unter dem Titel „Northäusischen Adlers Relation“ eine solche Zeitung gedruckt, wie sich aus einem einzigen erhaltenen Exemplar vom Jahre 1690 (Nr. 14) ergeben hat. Als Herausgeber und Drucker des vierseitigen Blattes in Quartformat ist der damalige Nordhäuser Buchdrucker August Martin Hynitzsch anzunehmen[1] Die Lebensdauer dieser ersten Nordhäuser Zeitung ist unbekannt. Ebenso ist für die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Nachrichtenblatt hier nicht nachweisbar. Erst 1766 erschien[2]

Wöchentliches Nordhäusisches Intelligenz-Blatt“ mit Bewilligung E. Hoch-Edlen und Hochweisen Raths[3]. Es war und blieb ein typisches Bekanntmachungs- und Anzeigenorgan, in dem höchstens, um den Platz zu füllen, ein Poem abgedruckt oder eine moralische Betrachtung, ein Ratschlag zur Land- und Hauswirtschaft zur Unterhaltung und Belehrung des Lesers beigegeben wurde. Irgendwelche politischen Meldungen oder Stellungnahmen waren bis 1847/48 streng verpönt.

Das „Intelligenz-Comtoir“ befand sich bis Ende 1797 „in der Behausung des Herrn Notarii publici Pick am Bornberge“, woselbst das Blatt alle Dienstage zur Ausgabe gelangte. Mit dem 1. Januar 1798 übernahm der damalige Advocat, spätere Tribunalrichter Ludwig Kettembeil die Redaktion, die nunmehr in seiner Wohnung „in der Giekersgasse oder neuen Straße“ sich befand. Zugleich erhielt die Zeitung den neuen Namen „Nordhäusisches wöchentliches Nachrichts-Blatt“, gedruckt mit obrigkeitlicher Bewilligung, und erschien alle Montage.

Kettembeil gab, wie vermutlich, schon sein Vorgänger Pick, das Blatt auf eigene Rechnung heraus. Gegen das Privileg der alleinigen Anzeigen Veröffentlichung gewährte er dem Rate der Stadt für dessen amtliche Bekanntmachungen Kostenfreiheit. Das Privileg umfaßte insbesondere auch die Publikation der Nordhäuser Markt- und Getreidepreise, derentwegen das Blatt selbst in entfernteren Orten gehalten wurde. Der Nachdruck dieser Preistabellen in anderen Blättern hat mehrfach Kettembeil veranlaßt, den Privilegienschutz des Rates anzurufen.

Nach der Einverleibung des Eichsfeldes und der Städte Nordhausen und Mühlhausen in den preußischen Staat im Jahre 1802 wurde durch die preußische Interimsverwaltung in Heiligenstadt das „Heiligenstädter Intelligenzblatt“ als verbindliches Provinzial-Publikations-Organ eingeführt. Das Abonnement wurde für alle Innungen, Gastwirte, Ärzte und Behörden obligatorisch.[4] Unter Hinweis auf die Förderung von Handel und Verkehr durch das eigene Nordhäuser Nachriehtsblatt vermochte der Magistrat jedoch, die Genehmigung zu seiner Fortführung zu erhalten. Kettembeil hatte lediglich eine jährliche Gebühr von 20 Talern in die Invalidenkasse zu Berlin abzuführen, der die gesamten Einnahmen aus dem „Intelligenzwesen“ zugunsten der Militärwaisenhäuser untdi Invaliden des preußischen Staates zuflossen.[5] Außerdem waren monatsweise Belegexemplare an verschiedene Zentralbehörden der Polizei und Finanz einzureichen, die sich so eine Nachzensur sicherten. Die eigentliche Vorzensur lag in der Hand des Landrats, der mit der Ausübung den Bürgermeister beauftragte.

Während das „Intelligenz-Comtoir“ von Anfang an sowohl die Redaktion, als auch den „Debit“, d. h. den Vertrieb des Nachrichtsblattes besorgt hatte, ergab sich, seit 1835 eine Trennung der beiden Funktionen, indem der Buchhändler Wilhelm Köhne den Debit übernahm. Als Kettembeil 1840 starb, bewarb Köhne sich auch um die Redaktion, die er nach eigener Angabe schon seit 1833 für den erkrankten Tribunalrichter geführt hatte. Ein weiteres Gesuch um Verleihung des recht einträglichen Nebenamtes reichte der Stadtsekretär Lemecke unter Hinweis auf sein bescheidenes Gehalt ein.[6]

Der Magistrat selbst trug sich mit der Absicht, den Stadtsekretär Bosse mit der Leitung des Blattes zu betrauen. Da schaltete sich der Landrat von Byla ein und ernannte mit der Motivierung, das Nordhäusische Nachrichtsblatt erscheine mit kgl. preußischer Genehmigung und entrichte den für preußische Kreis-Intelligenziblätter vorgesehenen Canon,, sei also faktisch ein Kreisanzeiger, seinen Kreissekretär R. Kosack zum Redakteur des Blattes. Dabei blieb es auch trotz heftigen und historisch wie juristisch begründeten Einspruchs von seiten des Magistrats und der Stadtverordneten.

Seit dem 27. Februar 1840 zeichnete also Kosack als verantwortlicher Redakteur. Bereits im folgenden Jahre kam es zwischen ihm und dem Verleger Köhne zu Unstimmigkeiten. Kosack erhielt für seine nebenamtliche Tätigkeit eine jährliche Entschädigung von 500 Talern, und das bei einer Auflage von 750 Exemplaren! Da er sich dank seiner Beziehung zum Landrat fest im Sattel fühlte, verlangte er nun 800 Taler, worauf Köhne den Debit kurzerhand aufgab.

An seine Stelle trat der Buchdrucker Gottfried Müller, der das Blatt seit 1840 druckte.[7] der Buchdrucker Gottfried Müller, der das Blatt seit 1840 druckte7). Nach fünfjähriger Zusammenarbeit kündigte Kosack dem Gottfried Müller Debit und Druck im November 1847 und übertrug ersteren dem Buchhändler Ferdinand Förstemann, letzteren dem Buchdrucker Fr. Thiele.

Nunmehr unterbreitete Müller seinerseits dem Magistrat sein Vorhaben, ein „wirkliches Nachrichtsblatt, was vorzugsweise zur Besprechung aller städtischen Angelegenheiten dient“, ins Leben zu rufen und versprach, der Stadt jährlich 200 Taler als einen Canon zum Schuldentilgungsfonds zu zahlen, wenn der Magistrat ihm gestatte, alle öffentlichen Bekanntmachungen kostenlos abzudrucken. Der Magistrat ging auf dieses Angebot nicht ein, da er sich des Arguments gegenüber dem Landrat nicht begeben mochte, daß eben das bestehende Nordhäusüsche Nachrichts-Blatt'von ihjm privilegiert sei. Er gab indes Kosack von Müllers Offerte Kenntnis, und dieser erklärte sich sofort bereit, für das Bekanntmachungsprivileg jährlich 200 Taler an den Magistrat zu zahlen.

Vom Januar 1848 an erschien das Blatt zweimal wöchentlich und änderte demzufolge seinen Namen in

Nordhäusisches Nachrichts-Blatt“. Im Juli des Jahres trennte sich auch Ferdinand Förstemann von Kosack, um ein eigenes Zeitungsuntemehmen zu begründen. An seiner Stelle übernahm der Buchhändler Adolph Büchting den Debit des Nachrichtsblättes. Die Ereignisse des Jahres 1848 und die neue Pressefreiheit hatten zur Folge, daß auch das Nordhäuser Nachrichts-Blatt nun wenigstens lokalpolitische Betrachtungen veröffentlichte und, zunächst sporadisch, ab 1849 regelmäßig zu dreimaligem Erscheinen (Dienstag, Donnerstag, Sonntag) überging. Dennoch stellte sich bald heraus, daß das Publikum in Anbetracht der moderneren Publizistik wohl auf das bescheidene Intelligenzblatt zu verzichten bereit war.

Hatten die Einnahmen aus Abonnements und Insertionsgebühren für die Jahre 1845—1847 im Durchschnitt noch] 1409 Taler, der Reinertrag des Blattes 875 Taler betragen, so mußte Kosack im April 1849 den Magistrat flehentlich, bitten, / ihm die Zahlung des jährlichen Canons von 200 Talern zu erlassen, wenn anders seine Familie mit 8 unmündigen Kindern nicht in bittere Noti geraten sollte. Der Magistrat stellte ihm anheim, dann doch den Vertrag zu kündigen. Es half auch nichts mehr; daß Kosack — ganz! im Sinne seines Chefs, des Landrats — noch 1850 das Blatt in

Nordhäusisches Kreis- und Nachrichts-Blatt“ umtaufte. Sang- und klanglos stellte es mit Ende des Jahres sein Erscheinen ein. In der letzten Nummer kündigte Adolph Büchting einen „Anzeiger für Nordhausen und Umgegend“ an, der ab 1. Januar 1851 publiziert werden sollte. Kosacks Restschuld von 50 Talern wurde auf Beschluß der Stadtverordnetenversammlung niedergeschlagen.

Nachdem die Geschichte des Intelligenz- bzw. Nachrichts-Blattes von 1766 bis 1850 im Zusammenhänge dargestellt ist, sind nun die übrigen Zeitungen, die während dieses Zeitabschnittes in Nordhausen erschienen, zu betrachten.[8] Es hat nach den Befreiungskriegen nicht an Bestrebungen gefehlt, hier eine Zeitung zu begründen, die sowohl,1 der politischen Information als auch, dem allgemeinen Lese- und Bildungsbedürfnis entsprach. Nordhausen war immerhin eine Stadt von 9000 Einwohnern. Der Antrag des Buchdruckers Weicheit (1818), neben dem offiziellen Nachrichts-Blatt ein zweites Wochenblattt zu veröffentlichen, fand nicht die Zustimmung der preußischen Regierung. Ebenso verlief (1819) die Absicht eines gewissen Ernst Leuthold, eiln „Wochenblatt scherzhaften Inhalts, welches sich aller politischen Aufsätze und Avertissements enthält“, ins Leben zu rufen, im Sande. Dahingegen gelang es, dlie seit 1813 in Sondershausen erscheinende politische Zeitung

Teutonia“ seit 1822 in Nordhausen herauszugeben. Der Buchhändler Rosi-nus Landgraf, der sie bisher hier vertrieben hatte:, wurde durch Kauf Eigentümer, Verleger und Redakteur. Allerdings scheiterten seine Bemühungen, die Bekanntmachungen des Nordhäuiser Magistrats und andere lokale Inserate für sein Blatt zu bekommen, an dem Privileg des Nordhauser Nachöchts-Blattes. Er versuchte mehrmals, wenigstens die Nordhäuser Marktpreise abzudrucken; aber selbst wenn das nur in dem Teil seiner Auflage, die nach außerhalb versandt wurde, geschah, zum Teil in Form von Zettelbeilalgen, entging diese Kontravention nicht der Aufmerksamkeit des Redakteurs Kettembeil. Ernste Verwarnungen seitens des Magistrats an Landgraf wie an seine Drucker, Wwe. Cruse unld Gottlieb Müller, waren die Folge. Dieser leidige Mangel an Freizügigkeit, der der „Teutonia“ gerade die wichtigsten Lokalinsertionen vorenthielt, führte 1833 dazu, daß Landgraf sein Blatt eingehen lassen mußte. Die Absicht des bereits erwähnten Buchhändlers Wilhelm Kühne, diese einzige am Platze existierende politische Zeitung weiterzuführen, wurde durch Bescheid des Geh. Staatsministers von Klewitz vom 30. Juni 1834 N zunichte gemacht. Nach Meinung der Regierung bot die Zahl der schon vorhandenen politischen Zeitungen keinen Grund, die „Teutonia“ wieder aufleben zu lassen.[9]

Die gleiche Tendenz staatlicher Drosselung zeigte sich, als 1837 der Nordhäuser Magistrat von sich aus die Notwendigkeit einer politischen Zeitung bei der Regierung betonte und zugleich eine politisch einwandfreie Persönlichkeit, nämlich den Kandidaten des höheren Schulamts Wilhelm Sturm, als Redakteur vorschlug. Daß Gesuch wurde von der Regierung in Erfurt abgelehnt, „da neuerdings Konzessionen nur erteilt werden, wenn besondere Gründe vorliegen“! Zugleich aber wurde dem Magistrat aufgetragen, „Richtung und Geist der Redaktion der in Sondershausen erscheinenden Zeitschrift „Der Teutsche“ stets genau zu beachten und gegebenenfalls zu berichten“!

So unnachgiebig die preußische Regierung in der Frage der Herausgabe politischer Zeitungen war, so gleichmütig ließ sie literarischen Monatsblättern ihren Lauf. Der Staatsräson war Genüge getan, wenn der Herausgeber eines solchen Blattes sich verpflichtete, „Gegenstände der Religion, der Politik, der Staatsverwaltung und der Geschichte der gegenwärtigen Zeit“ gänzlich davon auszuschließen und auch keine Privatanzeigen darin aufzunehmen. Die in der Provinzialinstanz erfolgende Nach-zersur kontrollierte mühelos den staatsbürgerlichen Gesinnungszustand an Hand der eingereichten Belegexemplare.

Die Initiative zur Herausgabe derartiger unterhaltender, „lustiger“ und belehrender Zeitungen (wir würden sie heute als Zeitschriften bezeichnen) ging sowohl von Buchhändlern und Buchdruckern, als auch von Literaten aus, die ihr höchst individuelles Gedankengut meist in Jahresfrist verausgabt hatten. Von den meisten dieser Blätter ist nicht ein Stück erhalten geblieben, nur in den Akten geistern sie noch herum.[10]

Da waren die

Thüringer Mannigfaltigkeiten“, die Friedrich Rosenthal vom Okto^ ber 1826 bis März 1828 herausgab, und

Der Freischütz“, den Rosinus Landgraf etwa in der gleichen Zeit auf die Öffentlichkeit zielen ließ und d!er im September 1828 zu Ende ging.

W. Köhne trug sich mit der Absicht, dem Kettembeiisehen Nachrichts-Blatt ein Unterhaltungsblatt anzufügen, das „belletristische, geschichtliche, naturhistorische und moralische Aufsätze, sowie eine fortlaufende Chronik unserer Stadt und Umgegend“ enthalten sollte. Da der Magistrat mit einer solchen Kombination, von der er eine Verteuerung seines Puiblika-tionsorgans befürchtete, nicht einverstanden war, schritt Köhne zur selbständigen Herausgabe eines

Nordhäuser Unterhaltungsblattes“, für das er den Gymnasiallehrer Dr. Röder als Redakteur gewonnen, hatte. Auch dieses Unternehmen erlebte nur 26 Nummern vom Dezember 1833 bis Juni 1834, da es beim Publikum nicht das erwartete Echo fand.

Ein ähnliches Schicksal erlitt der von dem Dr. phil. Carl Schoepfer begründete

Thüringer Bote“, eine Zeitschrift für Belehrung und Unterhaltung, deren Inhalt 1. Erzählungen und Gedichte, 2. Berichte aus der Länder- und Völkerkunde, 3. Die neuesten in der Ökonomie und Technologie gemachten Entdeckungen und 4. Thüringische Chronik (Berichte von den neuesten Ereignissen in Thüringen) umfassen sollte. Nur drei Hefte des „Thüringer Boten“ kamen im Jahre 1834 heraus, dann ließ Dr. Schoepfer, dem die Mühe des eigenen Debits zu groß war, das Blatt eingehen. Erst als der Buchdrucker Fritsch sich bereit erklärt hatte, die Verlagsgeschäfte zu übernehmen, kam es 1837 erneut zur Veröffentlichung. Am 21. März 1837 erließ der Staatsminister von Klewitz in Merseburg an den Landrat von Byla ein Schreiben des Inhalts: „E. Hochw. veranlasse ich, den Redacteur und Censoir (das war der Bürgermeister Kölling) des „Thüringer Boten“ wegen der Zulassung des in einem höchst unanständigen Tone abgefaßten Gesprächs zwischen einem Polizei-Sergeanten und (einem) Barbier über die Anwesenheit der französischen Prinzen in Potsdam in No. 11 dieses Blattes zu rectifizieren. Sollte der Dr. Schoepfer ähnliche Gemeinheiten in sein Blatt wieder auf nehmen, so würde die Fortsetzung desselben untersagt werden müssen“. Diese rigorose Handhabung der Zensur entmutigte Schoepfer, und der „Thüringer Bote“ ging im Mai 1837 endgültig ein. Sein Plan, sich auf dem „neutralen“ Gebiet einer landwirtschaftlichen Zeitung zu betätigen (sie sollte den Namen „Ökonomikon“ führen), wurde von der Regierung abgelehnt, da angeblich die fachliche Qualifikation des Antragstellers nicht bejaht werden konnte.

  1. s. Heinrich Heine, Gesch. des Buchdrucks und des Buchhandels in Nordhausen, in: Zs. d. Harzvereins, Jg. 63 (1929), 9. 37
  2. vgl. Hermann Heineck, Gesch. d. Stadt Nordhausen 1802—1914, in: Das tausendjährige Nordhausen Bd. II (1927), S. 252. — Das Stadtarchiv besitzt derzeit ein Einzelblatt vom 2. Nov. 1774, dann die gesamten Jahrgänge von Okt. 1776 bis Ende 1850
  3. seit 1776 heißt es „E. HochEdelgebomen und Hochweisen Raths“
  4. Nordh. St.A. DA I 88, 89, 90, 93
  5. Nordh. StA. DA I 94, 99
  6. Nordh. St.A. DA I 148. — Friedrich Lemecke, ein sehr strebsamer und intelligenter Mann, war nebenberuflich Rendant der Stiftungskasse und Herausgeber der Nordhäuser Adreßbücher von 1834, 1846, 1852 und 1856. Ein Sohn von ihm wurde Arzt, ein Enkel Bürgermeister in Nordhausen
  7. Von früheren Druckern des Blattes wurden ermittelt: seit 1613 I. C. F. Weichelt, Nordhausen; 1818—1821 Gebr. Schulze bzw. August Schulze in Stolberg; 1821—1835 J. J. Cruse bzw. dessen Witwe; ab 6. Juli 1835 Friedrich Thiele, Nordhausen
  8. Es ist nicht erweisbar, ob der seit 1799 vom Pastor Plieth zu Salza und Herreden herausgegebene „Hohnsteinsche Erzähler“ in Nordhausen gedruckt worden ist. Dieses mit dem preußischen Wappen gekennzeichnete „vaterländische Wochenblatt historischen und gemeinnützigen Inhaltes“, zu welchem übrigens der Nordhäuser „Bergkommissar“ G. E. Rosenthal naturwissenschaftliche und technische Aufsätze beisteuerte, erlosch 1806 aus begreiflichen Gründen. Bei seinem Wiederaufleben 1813 wurde es in Stolberg gedruckt. — Einzelheiten über Pastor Plieth und seine Zeitung bei Paul Schröder, Heimatchronik der Jahre 1805—15 (1938)
  9. Nordh. StA. DA I 100/101
  10. Nordh. StA. DA I 103