Judenboykott (Nordhausen): Unterschied zwischen den Versionen
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Einem Aktionskomitee wurde Durchführung und Kontrolle des Boykotts, der bis zum 5. April andauerte, übertragen.<ref>{{Literatur|autor= [[Stadtarchiv Nordhausen]] (Hrsg.) |titel=[[Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989]] |ort=Horb am Neckar |verlag=Geiger |jahr=2003 |seiten=342 |url= |format= }}</ref> Vorsitzender des örtlichen Ausschusses war der Stadtverordnete und stellvertretende [[NSDAP Nordhausen-Südharz|NSDAP]]-Ortsgruppenleiter [[Georg Piesold]], weitere Mitglieder neben [[Reinhold Hirt]] (SA) und | Einem Aktionskomitee wurde Durchführung und Kontrolle des Boykotts, der bis zum 5. April andauerte, übertragen.<ref>{{Literatur|autor= [[Stadtarchiv Nordhausen]] (Hrsg.) |titel=[[Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989]] |ort=Horb am Neckar |verlag=Geiger |jahr=2003 |seiten=342 |url= |format= }}</ref> Vorsitzender des örtlichen Ausschusses war der Stadtverordnete und stellvertretende [[NSDAP Nordhausen-Südharz|NSDAP]]-Ortsgruppenleiter [[Georg Piesold]], weitere Mitglieder neben [[Reinhold Hirt]] (SA) und Georg (?) Schneider (SS) waren die Stadtverordneten [[Ernst Tropus]] und [[Otto Witzel]] sowie Annemarie Löffler von der NS-Frauenschaft.<ref>{{Literatur|autor= [[Heinz Sting]] |titel= Historische Nachrichten von der ehemals Kayserl. und des Heil. Röm. Reiches Freyen Stadt Nordhausen, neue Folge 1967 |ort=Hannover |verlag=Verlag der Nordhäuser Nachrichten |jahr=1967|seiten=160 |url=https://books.google.de/books?id=hq8VAQAAMAAJ&q=Hirt+SA+Nordhausen&dq=Hirt+SA+Nordhausen&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwjCl8z4z5yKAxVr7wIHHXW3Ji4Q6AF6BAgHEAI |format=Digitalisat }}</ref> | ||
Der Judenboykott war Teil einer breiteren antisemitischen Kampagne, die bereits in den ersten Monaten des Jahres 1933 durch zahlreiche Gesetze und Verordnungen sichtbar wurde. Jüdische Beamte wurden aus dem öffentlichen Dienst entlassen, und es kam in verschiedenen Städten zu antijüdischen Demonstrationen. | Der Judenboykott war Teil einer breiteren antisemitischen Kampagne, die bereits in den ersten Monaten des Jahres 1933 durch zahlreiche Gesetze und Verordnungen sichtbar wurde. Jüdische Beamte wurden aus dem öffentlichen Dienst entlassen, und es kam in verschiedenen Städten zu antijüdischen Demonstrationen. |
Aktuelle Version vom 17. Dezember 2024, 11:40 Uhr
Als Judenboykott wird der am 1. April 1933 im nationalsozialistischen Deutschland organisierte Boykott jüdischer Geschäfte, Warenhäuser, Ärzte, Rechtsanwälte und Notare bezeichnet.
Nordhausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
SA- und SS-Männer postierten sich vor jüdischen Geschäften in Nordhausen und versuchten, Kunden am Betreten zu hindern.
Einem Aktionskomitee wurde Durchführung und Kontrolle des Boykotts, der bis zum 5. April andauerte, übertragen.[1] Vorsitzender des örtlichen Ausschusses war der Stadtverordnete und stellvertretende NSDAP-Ortsgruppenleiter Georg Piesold, weitere Mitglieder neben Reinhold Hirt (SA) und Georg (?) Schneider (SS) waren die Stadtverordneten Ernst Tropus und Otto Witzel sowie Annemarie Löffler von der NS-Frauenschaft.[2]
Der Judenboykott war Teil einer breiteren antisemitischen Kampagne, die bereits in den ersten Monaten des Jahres 1933 durch zahlreiche Gesetze und Verordnungen sichtbar wurde. Jüdische Beamte wurden aus dem öffentlichen Dienst entlassen, und es kam in verschiedenen Städten zu antijüdischen Demonstrationen.
Die internationale Presse reagierte im März 1933 mit scharfer Kritik, und in Ländern wie den USA und dem britischen Commonwealth wurden Boykotte deutscher Waren organisiert. Die nationalsozialistische Propaganda behauptete, deutsche Juden hätten diese Boykotte angestiftet, was zu einer Verstärkung der antisemitischen Agitation im Inland führte.
Die Führung der NSDAP in Nordhausen betonte laut zeitgenössischen Berichten, den Boykott „geordnet“ durchzuführen und auf Gewalt zu verzichten. Dies wurde unter anderem durch eine Anzeige in der „Nordhäuser Allgemeinen Zeitung“ unterstützt, in der jüdische Organisationen der Stadt, darunter die Synagogengemeinschaft Nordhausen und der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, die internationale Boykottbewegung gegen Deutschland verurteilten.
Mit Entrüstung verurteilen wir die im Auslande von unverantwortlichen Hetzern betriebene Gräuel-Propaganda gegen Deutschland und den Boykott deutscher Erzeugnisse. Wir werden jederzeit mit allen Kräften den gegen Deutschland gerichteten Lügen entgegentreten.
Synagogengemeinschaft Nordhausen. |
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— zit. in Das Schicksal der Nordhäuser Juden 1933 bis 1945 |
Am Boykott-Tag wurden jüdische Geschäfte in Nordhausen geschlossen, und rote Plakate mit der Aufschrift „Geschlossen, solange, bis die Weltjuden den Kampf gegen das erwachte Deutschland eingestellt haben“ angebracht. SA- und SS-Mitglieder standen als Wachen vor den Geschäften. Die jüdischen Geschäftsinhaber hielten ihre Geschäfte vorsorglich geschlossen.
Der Ortsgruppenleiter der NSDAP, Heinz Sting, veröffentlichte einen Aufruf in der lokalen Presse, in dem er zur Teilnahme am Boykott aufrief und gleichzeitig betonte, dass Gewalt gegen Personen und Sachen zu unterlassen sei. Der Boykott sollte sich auf das Vermeiden von Geschäften mit jüdischen Unternehmen und die Nichtinanspruchnahme jüdischer Anwälte und Ärzte beschränken.
„Aufruf“ Mitbürger Nordhausens! Nationalsozialisten! Die Boykottbewegung zur Abwehr der internationalen jüdischen Hetze gegen unser Volk wird mit aller Rücksichtslosigkeit auch in Nordhausen durchgeführt werden. Die Maßnahmen der Ortgruppenleitung Nordhausen werden sich genau an die Bestimmungen der Parteileitung der NSDAP und des Zentralkomitees der Boykottbewegung halten. Besonderen Wert lege ich darauf, noch mal zu betonen, dass alle Gewalttätigkeiten gegen Personen und Sachen zu unterlassen sind. Der Boykott hat sich lediglich dahin auszuwirken, dass kein Deutscher mehr in jüdischen Geschäften kauft oder jüdische Rechtsanwälte und Ärzte aufsucht. |
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— zit. in Das Schicksal der Nordhäuser Juden 1933 bis 1945 |
In Nordhausen verlief der Boykott weitgehend ohne größere Zwischenfälle, jedoch kam es zu Schaufensterschmierereien und Einschüchterungen Andersdenkender.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Manfred Schröter: Das Schicksal der Nordhäuser Juden 1933 bis 1945. Nordhausen: Verlag Iffland, 2003.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 342.
- ↑ Heinz Sting: Historische Nachrichten von der ehemals Kayserl. und des Heil. Röm. Reiches Freyen Stadt Nordhausen, neue Folge 1967. Hannover: Verlag der Nordhäuser Nachrichten, 1967. S. 160. (Digitalisat)