Ansichtskarten (Nordhausen): Unterschied zwischen den Versionen
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* Klaus Dieter Bender: ''Ein kurzer Abriss der Entwicklung der Nordhäuser Ansichtskarten.'' In: ''[[Der Heimatbote (2/1999)|Der Heimatbote (2/1999).]]'' | |||
* Klaus Dieter Bender: ''Die Anfänge der Nordhäuser Ansichtskartengeschichte''. In: ''[[Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen (Heft 20/1995)]]''. | * Klaus Dieter Bender: ''Die Anfänge der Nordhäuser Ansichtskartengeschichte''. In: ''[[Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen (Heft 20/1995)]]''. | ||
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Version vom 27. Januar 2024, 11:10 Uhr
Ansichtskarten von Nordhausen wurden ab etwa 1870 hergestellt.
Geschichte
Die Geschichte der Nordhäuser Ansichtskarten lässt sich bis in die Zeit kurz nach der Reichsgründung 1870 zurückverfolgen. Zu den Pionieren gehörten lokale Druckereien und Lithographische Anstalten wie die von Karl Koch, August Fuchs und die Druckerei von Theodor Müller. Typisch für die frühen Ansichtskarten waren schlichte Federlithographien in Grau-, Braun- oder Grüntönen sowie erste Chromolithographien, häufig mit einer Lackschicht überzogen.
Die Motive der frühen Nordhäuser Ansichtskarten zeigten überwiegend Restaurants, Ausflugsziele in der Umgebung wie das Forsthaus Birkenmoor oder den Kyffhäuser sowie Ansichten der Stadt. Beliebte Ausflugsziele waren das Restaurant "Zum Felsenkeller" in Steigerthal, die "Wolfsgrube", der "Neue Garten" oder Berggarten. Auch der Gehegeplatz mit seinem Bürgerpark wurde schon früh auf Ansichtskarten dargestellt.
Neben Koch, Fuchs und Müller gab es mit der Druckerei von Gottfried Müller einen weiteren bedeutenden lokalen Hersteller. Dessen Druckerei in der Rosenmühle am Mühlgraben war unter dem Namen "Bildpostkarten" bekannt. Später firmierte sie als Verlag und Druckerei Theodor Müller und brachte ebenfalls Ansichtskarten von Nordhausen heraus. Bis heute sind rund 45 verschiedene lokale Hersteller von Ansichtskarten aus Nordhausen bekannt.
Blütezeit der Lithographien
Zwischen 1895 und 1905 erlebten farbige Lithographien als Ansichtskarten ihre Blütezeit. Nordhäuser Künstler gestalteten aufwändige Kreationen, die heute zu den gesuchten Sammlerstücken zählen. Die Lithographische Anstalt von Karl Koch nahm dabei in Nordhausen eine führende Rolle ein. Daneben waren weiterhin die Anstalten von August Fuchs und Theodor Müller sowie Verlage aus anderen Teilen Deutschlands aktiv. Letztere wie Lederbogen aus Halberstadt oder Gebrüder Metz aus Tübingen trugen die Nordhausen-Motive so über die Stadtgrenzen hinaus.
Um 1900 machten zunehmend Lichtdrucke den Lithographien Konkurrenz. Die fotografische Drucktechnik ermöglichte eine deutlich höhere Produktionszahl bei niedrigeren Kosten. Fotografen wie Alfred Metzner, Oscar Ohm oder Carl Schiewek sowie nachfolgend Siebold, Strecker und Wimmer bestimmten nun das Bild. Bis 1910 verschwanden farbige Lithographien von Ansichtskarten so gut wie vollständig.
Bedeutung
Eine Schlüsselfigur für die überregionale Bedeutung Nordhausens in der Frühgeschichte der Ansichtskarten war Alfred Metzner. Er siedelte 1898 nach Nordhausen über und gab als Vorstandsmitglied des Central-Verbandes für Ansichtskartensammler ab April 1898 dessen Verbandszeitschrift „Centralblatt“ heraus.
Der Central-Verband richtete in Nordhausen eine Geschäftsstelle sowie einen der ersten Rundsendedienste für Sammler ein. 1897 und 1900 organisierte der Verein Verbandstage in Nordhausen, zu denen weitere Philokartisten aus Deutschland anreisten. Zu diesen Events entstanden mehrere spezielle Anlaßkarten, zum Teil im seinerzeit modernen Jugendstil.
Insgesamt lassen sich in Sammlungen heute über 47 verschiedene auswärtige Verlage und Hersteller von Nordhausen-Motiven nachweisen. Zu den bekanntesten zählen Gebrüder Metz aus Tübingen, Lederbogen aus Halberstadt oder Zieher aus München. Dies unterstreicht die überregionale Bekanntheit Nordhausens zur Blütezeit der Ansichtskarte.
Motivgeschichte
Inhaltlich standen neben Gesamtansichten der Stadt vor allem Bauten, Straßenzüge, Ausflugsziele wie Parks oder Gaststätten sowie Ereignisse im Fokus der Nordhäuser Ansichtskarten. Beliebte Motive aus dem Stadtbild waren das Rathaus, die Blasiikirche, Nicolaikirche oder der Roland auf dem Marktplatz. Die Kornbrennereien sowie Tabakfabriken prägten als Industriebauten das Erscheinungsbild mit. Aus dem Umland fanden der Petersberg bei Ilfeld oder die Rothenburg auf dem Kyffhäuser den Weg auf Ansichtskarten.
Menschen kamen auf Darstellungen von Festen oder militärischen Anlässen vor. So zirkulierten etwa Grußkarten vom Nordhäuser Martinsfest oder Straßenszenen mit Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg. Politische Propaganda oder ideologische Inszenierungen spielten in Nordhausen jedoch eine untergeordnete Rolle. Über Fragen des Alltags, der Kultur oder Mentalität lässt sich aus den Motiven ebenfalls wenig herauslesen - Ansichtskarten blieben hier der Ereignisgeschichte oder reinen Stadtportraitierung verhaftet.
Drucktechnik und -entwicklung
In technischer Hinsicht dominierte zu Beginn die Lithographie, bei der ein Künstler mit fetthaltiger Tusche direkt auf einen Kalkstein zeichnete. Daneben kamen etwa Sepia-Karten auf getöntem Karton zum Einsatz. Ab 1875 wurden erste mehrfarbige Lithographien möglich. Allerdings gestattete die aufwendige Technik nur kleine Auflagen.
Einen Innovationssprung stellte die Einführung des Lichtdrucks um 1880 dar. Belichtete Gelatineschichten ermöglichten eine effektive Umwandlung fotografischer Vorlagen. Lichtdrucke erzielten Auflagen im vierstelligen Bereich und höher, was die Produktionskosten drastisch senkte. Die handwerklichen Lithographien wurden so ab 1905 nahezu vollständig verdrängt. Farbig kolorierte Lichtdrucke dominierten bis 1920 den Ansichtskartenmarkt aus Nordhausen. Danach wurden sie durch den Offsetdruck abgelöst.
Siehe auch
Literatur
- Klaus Dieter Bender: Ein kurzer Abriss der Entwicklung der Nordhäuser Ansichtskarten. In: Der Heimatbote (2/1999).
- Klaus Dieter Bender: Die Anfänge der Nordhäuser Ansichtskartengeschichte. In: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen (Heft 20/1995).